„Bibelkommentar“ – Versionsunterschied

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Als '''Bibelkommentar''' werden Erläuterungen und zeithistorische Erklärungen zu einzelnen Büchern der [[Bibel]] bzw. zu spezifischen [[Bibelübersetzung]]en bezeichnet. Neben dem Bibeltext enthalten sie oft auch Querverweise auf ähnliche Bibelstellen (siehe [[Konkordanz (Textwissenschaft)|Konkordanz]]) sowie inhaltliche Deutungen auf Basis einer wissenschaftlichen [[Exegese]].
Als '''Bibelkommentar''' werden Erläuterungen und zeithistorische Erklärungen zu einzelnen Büchern der [[Bibel]] bzw. zu spezifischen [[Bibelübersetzung]]en bezeichnet. Neben dem Bibeltext enthalten sie oft auch Querverweise auf ähnliche Bibelstellen (siehe [[Konkordanz (Textwissenschaft)|Konkordanz]]) sowie inhaltliche Deutungen auf Basis einer wissenschaftlichen [[Exegese]].


Bibelkommentare dienen neben theologischen Zwecken auch dem persönlichen [[Bibelstudium]] oder als Einleitung zu den verschiedenen Büchern der Heiligen Schrift. In ihrem Umfang reichen sie von Taschenbüchern bis zu mehrbändigen Werken. Sie befassen sich im Regelfall nur mit den [[Bibelkanon]] enthaltenen Schriften (46 bzw. 39 im Alten, 22 im Neuen Testament), verweisen aber bisweilen auch auf die [[Apokryphen]].
Bibelkommentare dienen neben theologischen Zwecken auch dem persönlichen [[Bibelstudium]] oder als Einleitung zu den verschiedenen Büchern der Heiligen Schrift. In ihrem Umfang reichen sie von Taschenbüchern bis zu mehrbändigen Werken. Sie befassen sich im Regelfall nur mit den im [[Bibelkanon]] enthaltenen Schriften (46 bzw. 39 im Alten, 27 im Neuen Testament), verweisen aber bisweilen auch auf die [[Apokryphen]].


== Zeitbedingte Deutungen ==
== Zeitbedingte Deutungen ==
Da sich die Entstehungszeit der Bibel über mehrere Jahrhunderte erstreckt ([[Altes Testament]] etwa 8. bis 2. Jahrhundert v. Chr., [[Neues Testament]] 1. und frühes 2. Jhdt), fließen in die meisten Kommentare auch Erkenntnisse der jeweils zeitbedingten [[Bibel-Exegese]] sowie der Sprach- und [[Geschichtswissenschaft]]en ein. Deshalb können sich Bibelkommentare von Wissenschaftern aus verschiedenen Zeitepochen deutlich unterscheiden und auch widersprechen.
Da sich die Entstehungszeit der Bibel über mehrere Jahrhunderte erstreckt ([[Altes Testament]] etwa 8. bis 2. Jahrhundert v. Chr., [[Neues Testament]] 1. und frühes 2. Jahrhundert n. Chr.), fließen in die meisten Kommentare auch Erkenntnisse der jeweils zeitbedingten [[Bibel-Exegese]] sowie der Sprach- und [[Geschichtswissenschaft]]en ein. Deshalb können sich Bibelkommentare von Wissenschaftern aus verschiedenen Zeitepochen deutlich unterscheiden und auch widersprechen.


Ein Teil solcher Deutungsdifferenzen hängt mit den vorherrschenden [[Lehrmeinung]]en in den verschiedenen [[Konfession]]en zusammen. Jene zwischen der [[Katholische Kirche|katholischen]] und der [[Evangelische Kirche|evangelischen Kirche]] konnten in den letzten Jahren großteils überwunden werden, was fortlaufend in den Bänden des ''[[Evangelisch-Katholischer Kommentar|Evangelisch-Katholischen Kommentars]]'' publiziert wird. Er liegt inzwischen zu fast allen Büchern des [[Neues Testament|Neuen Testaments]] vor.
Ein Teil solcher Deutungsdifferenzen hängt mit den vorherrschenden [[Lehrmeinung]]en in den verschiedenen [[Konfession]]en zusammen. Jene zwischen der [[Katholische Kirche|katholischen]] und der [[Evangelische Kirche|evangelischen Kirche]] konnten in den letzten Jahren großteils überwunden werden, was fortlaufend in den Bänden des ''[[Evangelisch-Katholischer Kommentar|Evangelisch-Katholischen Kommentars]]'' publiziert wird. Er liegt inzwischen zu fast allen Büchern des [[Neues Testament|Neuen Testaments]] vor.
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Die vier wesentlichen [[Bedeutung]]sebenen bei der [[Interpretation]] von Texten der [[Tora]] werden unter dem Akronym ''[[PaRDeS]]'' zusammengefasst. Sie reichen vom ''Paschat'' ([[wörtliche Bedeutung]]) über ''Remes'' (Anspielung, [[Allegorie]]) und ''Drasch'' (homiletisch) bis zu ''Sod'', der [[Mystik|mystischen]] Bedeutung.
Die vier wesentlichen [[Bedeutung]]sebenen bei der [[Interpretation]] von Texten der [[Tora]] werden unter dem Akronym ''[[PaRDeS]]'' zusammengefasst. Sie reichen vom ''Paschat'' ([[wörtliche Bedeutung]]) über ''Remes'' (Anspielung, [[Allegorie]]) und ''Drasch'' (homiletisch) bis zu ''Sod'', der [[Mystik|mystischen]] Bedeutung.


In einer Schulverfassung des [[13. Jahrhundert]]s für die jüdische Elementarschule heißt es: „Die Lehrer sollen die Kinder nicht [[auswendig]], sondern aus Büchern unterrichten, und sie sollen sie die Schrift in die Landessprache übersetzen lehren [...] In zwei Jahren lernen sie die Fünf Bücher Mose, in zwei Jahren die Propheten und die Schriften“, gefolgt von Teilen der traditionellen Auslegung ([[Talmud]]). Dieses Bibelstudium wurde von profanem Wissen nur ergänzt, wenn dies zum besseren Verständnis der Bibel führte.<ref> {{Webarchiv|text=Europas Juden im Mittelalter (p.24) |url=http://www.museum.speyer.de/dyndata/Handreichung_Europas_Juden.pdf |wayback=20160122155112 |archiv-bot=2018-04-01 13:20:50 InternetArchiveBot }}, Ausstellung im histor.Museum Speyer</ref>
In einer Schulverfassung des [[13. Jahrhundert]]s für die jüdische Elementarschule heißt es: „Die Lehrer sollen die Kinder nicht [[auswendig]], sondern aus Büchern unterrichten, und sie sollen sie die Schrift in die Landessprache übersetzen lehren [...] In zwei Jahren lernen sie die Fünf Bücher Mose, in zwei Jahren die Propheten und die Schriften“, gefolgt von Teilen der traditionellen Auslegung ([[Talmud]]). Dieses Bibelstudium wurde von profanem Wissen nur ergänzt, wenn dies zum besseren Verständnis der Bibel führte.<ref> {{Webarchiv|text=Europas Juden im Mittelalter (p.24) |url=http://www.museum.speyer.de/dyndata/Handreichung_Europas_Juden.pdf |wayback=20160122155112 }}, Ausstellung im histor. Museum Speyer.</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Bibelausgabe]]
* Schriften der [[Kirchenväter]]
* [[Bibellexikon]]
* [[Bibellexikon]]
* [[Biblische Exegese]]
* [[Deutsche Bibelgesellschaft]]
* [[Deutsche Bibelgesellschaft]]
* Schriften der [[Kirchenväter]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Joachim Gnilka]] u.&nbsp;a.: ''EKK – [[Evangelisch-Katholischer Kommentar]] zum NT''
* [[Joachim Gnilka]] u.&nbsp;a.: ''EKK – [[Evangelisch-Katholischer Kommentar]] zum NT''
* [[Wuppertaler Studienbibel]]
* [http://www.bibelwissenschaft.de/index.php?tx_kesearch_pi1%5Bsword%5D=Bibelkommentar&id=87&tx_kesearch_pi1%5Bpage%5D=1&tx_kesearch_pi1%5BresetFilters%5D=0 Bibelkommentare bei Bibelwissenschaft.de]
* Bibelkommentar von [[Edition C (Verlagskooperation)|Edition C]]
* [http://www.gutenachrichten.org/ARTIKEL/in201011_art1.htm Anleitung zum Bibelstudium] in der "Kirche Jesu Christi" (Mormonen)
* [[Historisch-Theologische Auslegung (Kommentarreihe)|Historisch-Theologische Auslegung]]
* [http://www.patmos.de/advanced_search_result.php?keywords=Kommentar Bibelkommentare des EKK im Patmos-Verlag]
* [[Biblischer Kommentar Altes Testament]]
* [[Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament]], älteste deutsche Kommentarreihe zum Neuen Testament


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [https://www.bibelwissenschaft.de/efr Bibelkommentare bei Bibelwissenschaft.de]
* [http://www.bibelkommentare.de Sammlung kostenloser Bibelkommentare]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Aktuelle Version vom 10. April 2024, 15:00 Uhr

Als Bibelkommentar werden Erläuterungen und zeithistorische Erklärungen zu einzelnen Büchern der Bibel bzw. zu spezifischen Bibelübersetzungen bezeichnet. Neben dem Bibeltext enthalten sie oft auch Querverweise auf ähnliche Bibelstellen (siehe Konkordanz) sowie inhaltliche Deutungen auf Basis einer wissenschaftlichen Exegese.

Bibelkommentare dienen neben theologischen Zwecken auch dem persönlichen Bibelstudium oder als Einleitung zu den verschiedenen Büchern der Heiligen Schrift. In ihrem Umfang reichen sie von Taschenbüchern bis zu mehrbändigen Werken. Sie befassen sich im Regelfall nur mit den im Bibelkanon enthaltenen Schriften (46 bzw. 39 im Alten, 27 im Neuen Testament), verweisen aber bisweilen auch auf die Apokryphen.

Zeitbedingte Deutungen

Da sich die Entstehungszeit der Bibel über mehrere Jahrhunderte erstreckt (Altes Testament etwa 8. bis 2. Jahrhundert v. Chr., Neues Testament 1. und frühes 2. Jahrhundert n. Chr.), fließen in die meisten Kommentare auch Erkenntnisse der jeweils zeitbedingten Bibel-Exegese sowie der Sprach- und Geschichtswissenschaften ein. Deshalb können sich Bibelkommentare von Wissenschaftern aus verschiedenen Zeitepochen deutlich unterscheiden und auch widersprechen.

Ein Teil solcher Deutungsdifferenzen hängt mit den vorherrschenden Lehrmeinungen in den verschiedenen Konfessionen zusammen. Jene zwischen der katholischen und der evangelischen Kirche konnten in den letzten Jahren großteils überwunden werden, was fortlaufend in den Bänden des Evangelisch-Katholischen Kommentars publiziert wird. Er liegt inzwischen zu fast allen Büchern des Neuen Testaments vor.

Bibelkommentare im Judentum

Im Judentum entstanden die ersten Kommentare zum Alten Testament (Tanach) bereits im 6. und 5. Jahrhundert vor Christus. Im 11. Jahrhundert wurden einige dieser Interpretationsmethoden von den bis heute anerkannten Autoritäten Raschi (1040–1105), Ibn Esra und Raschbam zusammengefasst.

Die vier wesentlichen Bedeutungsebenen bei der Interpretation von Texten der Tora werden unter dem Akronym PaRDeS zusammengefasst. Sie reichen vom Paschat (wörtliche Bedeutung) über Remes (Anspielung, Allegorie) und Drasch (homiletisch) bis zu Sod, der mystischen Bedeutung.

In einer Schulverfassung des 13. Jahrhunderts für die jüdische Elementarschule heißt es: „Die Lehrer sollen die Kinder nicht auswendig, sondern aus Büchern unterrichten, und sie sollen sie die Schrift in die Landessprache übersetzen lehren [...] In zwei Jahren lernen sie die Fünf Bücher Mose, in zwei Jahren die Propheten und die Schriften“, gefolgt von Teilen der traditionellen Auslegung (Talmud). Dieses Bibelstudium wurde von profanem Wissen nur ergänzt, wenn dies zum besseren Verständnis der Bibel führte.[1]

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Europas Juden im Mittelalter (p.24) (Memento vom 22. Januar 2016 im Internet Archive), Ausstellung im histor. Museum Speyer.