Bandelin

Wappen Deutschlandkarte
?
Bandelin
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Bandelin hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 53° 58′ N, 13° 23′ OKoordinaten: 53° 58′ N, 13° 23′ O
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Landkreis: Vorpommern-Greifswald
Amt: Züssow
Höhe: 22 m ü. NHN
Fläche: 17,19 km2
Einwohner: 539 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 31 Einwohner je km2
Postleitzahl: 17506
Vorwahl: 038353
Kfz-Kennzeichen: VG, ANK, GW, PW, SBG, UEM, WLG
Gemeindeschlüssel: 13 0 75 006
Gemeindegliederung: 4 Ortsteile
Adresse der Amtsverwaltung: Dorfstraße 6
17495 Züssow
Website: www.gemeinde-bandelin.de
Bürgermeisterin: Angela Suckert
Lage der Gemeinde Bandelin im Landkreis Vorpommern-Greifswald
KarteBrandenburgLandkreis Mecklenburgische SeenplatteLandkreis Vorpommern-RügenLandkreis Vorpommern-RügenLandkreis Vorpommern-RügenLandkreis Vorpommern-RügenBuggenhagenKrumminLassanWolgastWolgastZemitzAhlbeck (bei Ueckermünde)AltwarpEggesinGrambinHintersee (Vorpommern)LeopoldshagenLiepgartenLuckowLuckowLübs (Vorpommern)MeiersbergMönkebudeVogelsang-WarsinBargischowBargischowBlesewitzBoldekowBugewitzButzowDucherowIvenKrienKrusenfeldeNeetzow-LiepenMedowNeetzow-LiepenNeu KosenowNeuenkirchen (bei Anklam)PostlowRossinSarnowSpantekowStolpe an der PeeneAlt TellinBentzinDaberkowJarmenKruckowTutowVölschowBehrenhoffDargelinDersekowHinrichshagen (Vorpommern)LevenhagenMesekenhagenNeuenkirchen (bei Greifswald)WeitenhagenBergholzBlankensee (Vorpommern)Boock (Vorpommern)Glasow (Vorpommern)Grambow (Vorpommern)LöcknitzNadrenseeKrackowPenkunPlöwenRaminRossowRothenklempenowBrünzowHanshagenKatzowKemnitz (bei Greifswald)KröslinKröslinLoissinLubminNeu BoltenhagenRubenowWusterhusenGörminLoitzSassen-TrantowAltwigshagenFerdinandshofHammer a. d. UeckerHeinrichswaldeRothemühlTorgelowTorgelowTorgelowWilhelmsburg (Vorpommern)JatznickBrietzigDamerow (Rollwitz)FahrenwaldeGroß LuckowJatznickJatznickKoblentzKrugsdorfNiedenPapendorf (Vorpommern)PolzowRollwitzSchönwalde (Vorpommern)Viereck (Vorpommern)ZerrenthinZüsedomKarlshagenMölschowPeenemündeTrassenheideBenz (Usedom)DargenGarz (Usedom)KamminkeKorswandtKoserowLoddinMellenthinPudaglaRankwitzStolpe auf UsedomÜckeritzUsedom (Stadt)ZempinZirchowBandelinGribowGroß KiesowGroß PolzinGützkowGützkowKarlsburgKlein BünzowMurchinRubkowSchmatzinWrangelsburgZiethen (bei Anklam)ZüssowHeringsdorfPasewalkStrasburg (Uckermark)UeckermündeWackerowGreifswaldGreifswaldPolen
Karte

Bandelin ist eine Gemeinde im Landkreis Vorpommern-Greifswald. Sie wird vom Amt Züssow mit Sitz in Züssow verwaltet. Die Gemeinde liegt südlich der Stadt Greifswald. Bis zum 1. Januar 2005 gehörte Bandelin zum Amt Gützkow.

Geografie und Verkehr

Bandelin liegt etwa 15 Kilometer südlich von Greifswald und etwa vier Kilometer nordwestlich von Gützkow. Durch die Gemeinde verlaufen die Landesstraße 35 (ehemals Bundesstraße 96) und die Bundesautobahn 20. Letztere ist über die Anschlussstelle Gützkow (ca. 2 km) erreichbar.

Ortsteile

  • Bandelin
  • Kuntzow
  • Schmoldow
  • Vargatz

Geschichte

ehemaliger Springbrunnenteich in Bandelin in der Schlossachse

Bandelin

Der Name des Ortes ist offenbar slawischer Herkunft. Er dürfte sich auf das Wort „banju“ zurückführen lassen, was so viel wie „einen Fisch wässern“ bedeutet. Mit den deutschen Einwanderern kamen im 12. Jahrhundert auch die Ritter von Behr nach Pommern, die für die Entwicklung Bandelins bestimmend wirkten. 1250 waren die Behrs urkundlich im Besitz von Bandelin und weiteren Dörfern. Zeitweilig erstreckte sich ihr Landbesitz über 15 Güter in der Gützkower Grafschaft.

Im Jahre 1275 belehnte Herzog Barnim die Behrs zur Gesamthand mit vielen Hufen und der Bede. Darunter befanden sich unter anderen Hufen in Bandelin, Stresow und Schlagtow, Hufen in Busdorf, Negentin, Kammin, Kuntzow, Groß-Kiesow, Dargelin und Teile der heutigen Kreise Grimmen und Demmin, diese Orte wurden aber erst im Lehnbrief von 1491 namentlich genannt.

In den Kirchenmatrikeln wurde noch 1579 eine Kapelle in Bandelin genannt.[2]

Im 17. Jahrhundert hatte die Bandeliner Feldmark eine Größe von 2325 Morgen. Der Dreißigjährige Krieg brachte großes Elend über Bandelin. Die Familie von Behr war verarmt und verpfändete Bandelin an die Herren von Schwerin. Das Dorf war fast völlig vernichtet.

In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gelang es Philipp Ludwig von Behr und seinen Söhnen, den alten Familienbesitz wieder einzulösen. Im Jahre 1637 wurde in Bandelin das alte Schloss erbaut, südlich vom Dorf gelegen im Park. Dr. Berghaus beschreibt den Bau in seinem Landbuch als großes mächtiges Gebäude im damals für den Landbau herrschenden Stil ohne architektonischen Schmuck.

Felix Bernhard Wilhelm von Behr auf Bandelin erhielt vom König in Stralsund am 8. Juni 1865 die Freiherrenwürde.

1865 hatte Bandelin 161 Einwohner, an Gebäuden gab es: 1 Schule, 9 Wohnhäuser und 13 Wirtschaftsgebäude.[2]

1908/09 unternahm der Graf von Behr eine 9-monatige Reise durch den asiatischen Kontinent. Er brachte viele Reiseerinnerungen mit, wie alte Waffen, Rüstungen, Kunstgegenstände. Das alte Schloss brannte am 28. Januar 1928 ab. Zwei Versicherungsgesellschaften gingen wegen der zu zahlenden Versicherungen pleite. Die Ausstattung, die Kunstsammlungen und z.B. die originale Gutenbergbibel (Versicherungssumme 500.000 RM) waren dabei ausschlaggebend.

1930 wurde dann das mit den Versicherungsgeldern neuerbaute Gutshaus Bandelin bezogen, welches nach 1945 als Kinderheim genutzt wurde.

1945 wurden die Behrs, wie alle Gutsherren enteignet und die Gutsländereien in der Bodenreform aufgeteilt. 1948 wurde in Bandelin eine Maschinen-Ausleihstation (MAS) eingerichtet, um den in den umliegenden Dörfern gebildeten Neubauernhöfen, die z.T. ohne Geräte und Maschinen anfangen mussten, Unterstützung zu geben. Nach Gründung der LPG war es dann die MTS (Maschinen-Traktoren-Station), die in erster Linie die Aufgabe hatte, die Feldbestellung in den LPG zu übernehmen. Eine Berufsschule mit Internatsgebäuden, in der die Lehrlinge für die landwirtschaftliche Buchhaltung des Bezirkes zu ihrer Theoretischen Ausbildung zusammengefasst wurden, entstand in Bandelin. 1953 waren die Schule selbst und das dazugehörige Internat fertig gestellt, die Einweihung fand am 15. Oktober 1953 statt. Die Konzentration der Landtechnik und der Berufsausbildung war Grund für den Bau eines Großen Kulturhauses in Bandelin.

Gut und Dorf Kuntzow 1761

Kuntzow

Kuntzow wurde bereits 1406 mit seinem jetzigen Namen urkundlich erwähnt. Der Ortsname Kuntzow ist wahrscheinlich auf das slawische Wort kuniza – Marder zurückzuführen, es war eine slawische Siedlung. Ab 1582 sind Urkunden vorhanden, worin der Kammerherr Melcher Normann mit dem Gut „in Ansehen seiner geleisteten Dienste“ belehnt wird. Der Lehnsherr war Herzog Ernst Ludwig. 1670 erlosch die männliche Linie der Normanns, die Tochter Anna Sophia heiratete den Leutnant Bogislav Adam v. Heyden und erhielt das Gut bis 1690. In diesem Jahr erfolgte die Verpfändung an Christian Corswandt, die aber nicht anerkannt wurde. Später erfolgte dann aber doch die Belehnung an die Familie Corswandt, ab 1702 blieb es im Besitz derselben. Die Corswandt´s wurden 1694 durch Kaiser Leopold I. geadelt. Die Größe des Gutes wurde am 10. April 1866 wie folgt angegeben: Ackerland 1364 Mg., Wiesen 173 Mg., Weide 76 Mg., Gärten 17 Mg., Holzung 221 Mg., Hofraum, Wege und Kirchhof 73 Mg., Bleiche und Unland 1 Mg., ganze Feldmark 1925 Mg. Am 1. Januar 1865 waren in Kuntzow 149 Einwohner, darunter 20 Familien, 1 Eigentümer mit 6 Angehörigen, 6 Verwalter und Gehilfen, 1 Wirtschafterin, 11 Knechte und Jungen, 4 Mägde, Tagelöhner - 11 männlich und 12 weiblich, 1 Handwerker, Dienstboten - 3 männlich und 2 weiblich. An Gebäuden: 1 Kirche, 9 Wohnhäuser, 12 Wirtschaftsgebäude und 2 als Fabrikgebäude bezeichnet (eine Schmiede, eine Mühle). Besitzer des Gutes war zu der Zeit: Kreisdeputierter Carl v. Corswandt, seit 1823. 1905 ist auch eine Bock-Windmühle aufgeführt. Berüchtigt wurde Kuntzow in den 1920er und 1930er Jahren, weil mit Walter von Corswandt der Gauleiter Pommerns der NSDAP hier seinen Sitz hatte. Er gründete die Ortsgruppen der Partei in der ganzen Umgebung, sowie den auch berüchtigten SA-Sturm 77. Wegen seiner teilweise extremen und von der Linie abweichenden Ansichten wurde ihm dann aber die Gauleitung entzogen, er wurde Landrat. Er fiel 1943 im Krieg. Die Corswandt´s haben das Gut immer selbst bewirtschaftet. Der letzte Besitzer schied 1945 aus dem Leben, ein Sohn war im Krieg gefallen, der andere verließ mit seiner Mutter die SBZ.

Schloss Schmoldow um 1910

Schmoldow

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Schmoldow als "Smoldow" 1343. Smoldouw, wie der Name dieses Gutes in dem Lehnbrief der Behrs von 1491 geschrieben steht, spätere Dokumente, z.B.: die Schwedische Vermessung von 1694, schreiben Smoldow, - aber schon 1632 schrieb man den Namen mit dem Zischlaut „Schmoldow“ - es ist eine slawische Ansiedlung. Das beweist nicht allein der Name, der in dem Worte Smol – Harz oder Pech – wurzelt.

Aus frühdeutscher Zeit stammt eine Turmhügelburg, die außerordentlich gut erhalten, aber kaum beachtet, gepflegt und ohne Hinweise ist. Bei Ausgrabungen am 17. Juni 1956 fand man noch die Fundamente dieser frühdeutschen Anlage. Wertvoll an sich machte diese Grabung erst der Fund verschiedener Scherben aus wendischer Zeit in dem Boden, der unter der Lehmschicht lag. Somit konnte festgestellt werden, dass der frühdeutsche Turmhügel auf einer alten wendischen Siedlung angelegt war. Aus frühdeutscher Zeit wurden auch Scherben und 2 Pfeilspitzen gefunden.

Auf dem Turmhügel liegen 3 Spaltsteine ca. 80 bis 100 cm hoch mit Initialen der Familie von Behr, sie sind aus der Neuzeit. Bislang ist noch ungeklärt, welchen Zweck diese Steine hatten. Selbst die Chronistin der Familie, Marcel von Behr, konnte das Rätsel nicht lösen. Auch in Vargatz gibt es ähnliche Steine, dort sind es 4 im Park.

Im 17. Jh. bestand Schmoldow aus einer Holländerei, 2 Halbbauernhöfen und einer Schäferei. Besitzer war Wulffs Rudolf Behr. Der Landrat Gert Behr, wohnhaft in Bandelin, stellte Ansprüche. Sie wurden durch Herzog Bogislaw 1633 bestätigt. Zeitweilig war Schmoldow verpfändet, ca. 1694 an Corswandt, Bürger in Greifswald, auch Rittmeister von Schwerin hatte Pfandstücke in Besitz. Seit 1837 wurde als Besitzer genannt: Königlicher Kammerherr und Johanniter-Ordensritter Friedrich Karl Gustav Felix v. Behr Vargatz. Das Gut wurde vom Besitzer von seinem Wohnsitz Vargatz aus bewirtschaftet. Im Jahre 1865 wurde der Bau eines neuen Herrenhauses im Renaissancestil begonnen, worin der Besitzer dann wohnen sollte.

Hatte Schmoldow 1767 nur 36 Einwohner, waren es 1865 bereits 92. Gebäude waren 1865 vorhanden: 5 Wohn- und 11 Wirtschaftsgebäude.[2]

Im Mai 1864 erhielt Gutsherr von Behr in Paris auf der Weltausstellung den 1. Preis für das Modell des Arbeiterwohnhauses in Schmoldow. Insgesamt waren es 3 Häuser, von denen noch eines im Original erhalten ist. In jedem Haus - Fachwerk auf Feldsteinsockel - gab es 4 Wohnungen für die Tagelöhner bzw. Gutsarbeiter. Geplant war eine ähnliche Anlage wie in Bandelin mit Schule und Schulzenbüro, das kam aber nicht zur Ausführung, selbst das westliche Gebäude wurde bald abgerissen. Dafür entstanden westlich des Schlossneubaus modernere Gebäude, dort wohnten der Inspektor und der Jäger des Gutes, auch die Schäferei war dort eingerichtet.

Über die Bewirtschaftung des Gutes finden wir Angaben bei Vargatz, weil beide Güter gemeinsam bearbeitet wurden. Das Hauptgewicht wurde auf die Stammzucht in der Schäferei gelegt. Der Verkauf der Böcke, die überall zur Zucht begehrt waren, erbrachten guten Gewinn. Friedrich Felix von Behr starb am 13. Januar 1892. Wie schon erwähnt, hatte er das Gut von Vargatz aus bewirtschaftet. Nach seinem Tod wurde das Gut geteilt, Schmoldow erbte die Tochter Anna Julie Mathilde Helene Carola Charlotta (* 1865; † 1896), die seit dem 22. September 1885 mit Premier-Leutnant im 2. Brandenburger Dragoner Regiment Nr. 12 in Gnesen und nachmaligen General Friedrich Leopold Bonaventura von Rauch (* 1855; † 1913) verheiratet war.[3] Ihre Schwester, die mit General von Nolte verheiratet war, erhielt Vargatz. Anna und von Rauch bewohnten das neu erbaute Gutshaus in Schmoldow. Deren nächsten Erben waren deren Tochter Elisabeth von Rauch, die sich mit von Storch verheiratete. Er bewirtschaftete das Gut selbst bis 1945. Er war nach dem Krieg noch als landwirtschaftlicher Berater für die sowjetische Kreiskommandantur in Greifswald tätig. Als er 1946 das Schloss für Flüchtlinge und Vertriebene räumen sollte, verließ er mit seiner Familie die SBZ. Im Jahre 1945 wurde das Land unter Neubauern aufgeteilt, die sich 1959 zur LPG Typ I zusammenschlossen. 1965 erfolgte die Zusammenlegung mit Bandelin in Typ I. 1975/76 erfolgte dann die Umwandlung in Typ III, aufgeteilt in der LPG(T) Dargezin und der LPG(P) Gützkow.

Die Schafweide, ein sehr weiträumiger ebener Platz, wurde während des 2. Weltkrieges 1943 für militärische Zwecke beschlagnahmt und als Ausweichflugplatz für Tutow ausgebaut. Nach dem Krieg, als die Segelfliegerei wieder begann, wurde hier ein Ausbildungsflugplatz der GST eingerichtet. Er ist noch heute ein wichtiger Platz des Segelflugsportes der Region.

Bis 1978 war das Gutshaus bewohnt, dann wurde es leergezogen. 1980 wurde die Sprengung des im Verfall befindlichen Gebäudes vorbereitet, jedoch wegen Widerspruchs seitens der Denkmalpflegebehörde nicht durchgeführt. Seitdem ist das Gebäude ungenutzt und verfällt. Immer mehr Gebäudeteile stürzen ein. Es ist quasi ein Beispiel des natürlichen Verfalls eines aufgegebenen Gebäudes. Der umgebende Landschaftspark ist verwildert.

Fundkollektion der Slawensiedlung Vargatz
Gedenkstein des letzten Behr auf Vargatz

Vargatz

Die Schreibung des Namens Vargatz findet man urkundlich auch in der Form von Vergatz, Vargitz, Vargatcz. Im Slawischen scheint er aus zwei Wörtern zu bestehen: warju - verbrennen, und gatschu - einen Weg von Faschinen über einen Morast machen.

Südlich von Vargatz lagen ein größeres Siedlungsgebiet der Slawen, sowie Fundplätze aus dem Neolithikum. Die Ortschaft Vargatz wurde bei der deutschen Ostexpansion von den „Behren“ (Familie von Behr)in Besitz genommen. Die erste Beurkundung lag aus dem Jahre 1250 vor, der Besitzer wurde mit Theodoricus Behr benannt. 1275 wurde Vargatz in dem ersten bekannten Lehnbrief durch Herzog Barnim als einer der uralten Stammsitze der Behr´s genannt, Schlagtow und Müssow die anderen. 1342 wurde urkundlich erwähnt: Lippold Behr, Ritter zu Gützkow, sowie sein Bruder Heinrich und sein Vetter Heinrich zu Vargatz verkaufen dem Greifswalder Bürger Heinrich Lange, Provisor des St.-Jürgen-Hospitals in Greifswald 3 Katenstellen in Sanz. Vargatz war ununterbrochen im Besitz der Behr´s männlicher Abstammung bis 1892. Besitzer um 1865 war Friedrich Carl Gustav Felix von Behr, Königlich Preußischer Kammerherr und Rechtsritter des St. Johanniter-Ordens. Hans Ludwig Heinrich von Behr, geb. 1790, heiratete eine geb. Homeyer aus Wolgast, und sein Sohn, der letzte Behr, heiratet seine Cousine, gleichfalls eine geb. Homeyer aus Wolgast. Durch die Verbindung der Behr´s mit den damals sehr reichen Homeyer´s, die Familie betrieb ein Handelshaus in Wolgast, kamen die Behr´s zu großem Vermögen, mit dem die Güter Vargatz und Schmoldow ausgebaut und verbessert werden konnten. Mit Drains aus England wurden Drainagen (die ersten in Deutschland) angelegt, erstklassiges Zuchtvieh wurde importiert, die Merino-Stammherde aufgebaut. Damals wurden auch die schönen Alleen angelegt, das Gutshaus in Vargatz ausgebaut und durch Anbauten vergrößert. Das Gärtnerhaus entstand neu, die Arbeiterhäuser wurden mit Ziegeln eingedeckt und der Friedhof bekam seine dekorative Einfriedung. Friedrich Felix von Behr hatte mit seiner Frau 5 Kinder. Die beiden Söhne starben in jungen Jahren, eine Tochter blieb ledig. Die Tochter Anni von Behr (1865-1896) verheiratete sich mit General von Rauch und erhielt das zu Vargatz gehörende Gut Schmoldow, die andere Tochter Julie von Behr (1848-1918) heiratete General Oscar von Nolte (1835-1913) und blieb in Vargatz. Zu diesem Besitz der Vargatzer Behren gehörte auch das Gut Pinnow. Der letzte von Behr hatte beide Güter, Vargatz und Schmoldow selbst bewirtschaftet. Nach seinem Tode und der Erbteilung wurde Vargatz verpachtet. Die Pächter waren Ruge, Hohmann, Ulrich und ab 1927 bis 1945 Beese. 1945 wurde Vargatz im Zuge der Bodenreform aufgesiedelt und Neubauernstellen geschaffen. Dadurch entstand auch hier eine rege Bautätigkeit zur Erstellung bäuerlicher Höfe. Die ehemaligen Arbeiterhäuser verschwanden in den folgenden Jahren. 1959 schlossen sich dann die Bauern im Verlauf der LPG-Gründungen zur gemeinsamen Feldbewirtschaftung in einer LPG Typ I zusammen. Später erfolgte dann der weitere Zusammenschluss mit Bandelin.

Eine Episode zum Vargatzer Hünengrab

Auf der Vargatzer Feldmark befand sich an der Grenze nach Bandelin ein Hünengrab. Dieses Großsteingrab wurde durch die Besitzer von Behr auf Vargatz immer als Zeugnis aus alter Vergangenheit geschont. Nach dem Tode des letzten Behr auf Vargatz stellte der Schwiegersohn, General von Nolte, auf diesem Grab einen Stein auf, der folgende Inschrift trägt:

F. F. v. Behr - † XII JAN. MDCCCXCIX -

URSORUM HOC LOCO ULTIMUS HUIC TUMULO UT PEPERCERUND URSI PARCITE ET VOS

Übersetzung: F. F. v. Behr, 13. Jan. 1892, An dieser Stelle der Behren Letzter diesen Hügel, wie ihn geschont haben die Behren, so schonet auch Ihr ihn.

Friedrich Felix von Behr, der letzte, gestorben am 13. Januar 1892, ist nicht an dieser Stelle beigesetzt, sondern auf dem Vargatzer Friedhof. Die Schrift soll nur eine Mahnung sein, dass man diese alte germanische Grabstätte auch weiterhin der Nachwelt erhalten möge. Am 19. September 1954 veröffentlichte die Ostseezeitung, Kreisausgabe Greifswald, einen Artikel, in dem zur Zerstörung eines Hünengrabes mit der Überschrift „Bandeliner, packt an!“ aufgerufen wurde, weil auf dem einen Findling dieses Grabes der Name eines F. F. v. Behr zu finden war. Wie wir aus der Inschrift des Steines ersehen haben, handelt es sich nur um eine Aufforderung, diese Stätte zu schonen. „Leider wurde angepackt!" Es kamen einige Leute und zerstörten das alte Hünengrab. Sie waren durch den Zeitungsartikel der Ostsee-Zeitung zu dieser Untat verleitet worden. Nun schaltete sich aber die Ortsgruppe des Kulturbundes Bandelin ein. In vielen Vorträgen wurden die Menschen, die auch über den Artikel und die Zerstörung empört waren, auf den Schutz alter Fundstellen hingewiesen. Ferner stellten sich Kulturbundfreunde zur Verfügung und richteten mit Hilfe einer Winde die großen Steine wieder auf.

Sehenswürdigkeiten

→ Siehe: Liste der Baudenkmale in Bandelin

  • Neobarockes Gutshaus Bandelin aus dem Jahr 1930 der Familie von Behr
  • Gutspark (englischer Landschaftspark) in Bandelin
  • Mausoleum der Familie von Behr von 1922 auf dem Friedhof Bandelin
  • Marstall und Wirtschaftsgebäude aus dem 19. Jahrhundert des Gutes Bandelin
  • Landarbeiter-Gebäudekomplex - sogenanntes "Bandeliner Viereck" - 1900 auf der Weltausstellung in Paris ausgezeichnet
  • Zwei Meilenstein-Obelisken - 2,5 m hoch - an B 96 und Ortsstraße nach Vargatz
  • Turmhügelburg in Schmoldow, einer der besterhaltenen Turmhügel in Vorpommern, Besonderheit: 3 Gedenksteine der Fam. Behr
  • Flugplatz Schmoldow
  • Gutspark Vargatz mit Teich und Insel (Turmhügel?), sehenswerter Friedhof mit alten Grabmalen, darunter sog. Kopfsteine (Armeleutegrabstein)
  • Großsteingrab Vargatz, 1977 ausgegraben und danach an Straße neu aufgerichtet

Söhne und Töchter der Gemeinde

Literatur

  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstenthums Rügen. IV. Teils Band II, Anklam 1868, S. 36-61 (Google Books).
  • Werner Wöller: Dörfer des Gemeindeverbandes Gützkow. maschinenschriftlich, 1983
  • Manfred Niemeyer: Ostvorpommern. Quellen- und Literatursammlung zu den Ortsnamen. Bd. 2: Festland. (=Greifswalder Beiträge zur Ortsnamenkunde. Bd. 2), Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Slawistik, Greifswald 2001, ISBN 3-86006-149-6. Seiten 77, 120

Einzelnachweise

  1. Statistisches Amt M-V – Bevölkerungsstand der Kreise, Ämter und Gemeinden 2022 (XLS-Datei) (Amtliche Einwohnerzahlen in Fortschreibung des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. a b c Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fürstenthums Rügen. IV. Teils II. Band: Greifswalder Kreis. Anklam 1868, S. 51 (Google Books. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „HB“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  3. Marcelle und Fritz von Behr: Urkunden und Forschungen zur Geschichte des Geschlechts Behr, Gützkower Linie (Die Schwanenhälsigen). Band VII, Teil I und II, Bremen 1989. Urk.Nr.: 2485
Commons: Bandelin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien