Aptosid

Aptosid

Sidux 2010-01 („Ύπνος“)
EntwicklerStefan Lippers-Hollmann (slh); Sidux-Team; Sidux e. V.
Lizenz(en)verschiedene, entsprechend den DFSG
Erstveröff.11. September 2006
Akt. VersionSidux 2010-01 „Ύπνος(13. Juni 2010)
Abstammung\ GNU/Linux
  \ Debian GNU/Linux
    \ Sidux
Architektur(en)i686, AMD64
Sprache(n)Deutsch und Englisch
SonstigesArbeitsumgebung: KDE, Xfce
Paketsystem: APT
sidux.com

Sidux [ziːdʊks] (Eigenschreibweise: sidux) ist eine auf Debian aufbauende, nicht kommerzielle[1] Linux-Distribution für Desktop-Computer und Notebooks.

Sie ist als Live-CD für die Architekturen i686 und AMD64 verfügbar und lässt sich mit einem grafischen Installationswerkzeug als Betriebssystem installieren. Die Distribution wird in der Fachpresse vor allem aufgrund ihrer Aktualität hervorgehoben.[2] Neben der vollständigen Fassung, die alle Komponenten umfasst, gibt es eine „Light“-Variante mit verringertem Paketumfang. Der Standarddesktop von Sidux ist KDE.

Merkmale

Besonderer Wert wird bei der Entwicklung von Sidux auf Hardwareerkennung und Systemgeschwindigkeit gelegt.[3] Die Distribution ist vollständig kompatibel zu Debian/unstable „sid“, so dass sämtliche Pakete des Debian-Repositories nutzbar sind.[4] Aufgrund der Optimierung auf i686 und Ausrichtung auf aktuelle Hardware (AMD ab K7, VIA ab C7) ist eine Verwendung mit älteren Prozessoren (zum Beispiel bis AMD K6- oder VIA C3) nicht ohne weiteres möglich, da diese den Befehlssatz nicht voll unterstützen.

Sidux enthält ausschließlich DFSG-konforme Open-Source-Software [4]. Sidux stellt für verschiedene Anwendungsbereiche Skripte und Meta-Pakete zur gebündelten Installation der benötigten Software oder auch von unfreien Paketen bereit[5], das Sidux-interne Kontrollprogramm wird siduxcc genannt.[3] Die Sidux Live-CD beinhaltet die Sprachen Englisch und Deutsch; weitere Sprachpakete können nachinstalliert werden.[6], die DVD beinhaltet jedoch alle unterstützten Sprachen.

Durch die Kopplung an Debian/unstable ist die Distribution immer auf einem aktuellen Stand, man spricht dabei auch von einem Rolling Release; dies geht jedoch teilweise auf Kosten der Stabilität. Die Live-CD ist jeweils ein Snapshot des aktuellen Standes von Sidux zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der jeweils aktuellen Ausgabe (ausgenommen die LiveCD-spezifischen Elemente, wie den Installer). Für die Aktualisierung des Systems nutzt Sidux das apt-Werkzeug. Das ursprünglich von Kanotix stammende und bis zum Release 2008-01 über einen so genannten „Stub-Installer“ in Sidux integrierbare eigenständige Skript smxi, das mittels einer Sperrliste die in Debian/unstable vorhandenen fehlerhaften Pakete von der Installation ausschließt, ist nicht Teil der Distribution. [7]

Name

Der Name Sidux verweist einerseits auf den technischen Ursprung „Sid“, wie Debian/unstable intern genannt wird, zum anderen folgt Sidux mit seiner Auslautung auf ux der Tradition anderer Unix-Derivate. Die Bezeichnungen der einzelnen veröffentlichten Versionen sind der griechischen Mythologie entlehnt und werden durch das Jahr und eine jährliche Versionsnummer ergänzt.

Geschichte

Sidux führt die ehemalige Konzeption von Kanotix fort und ist aus dieser Distribution hervorgegangen, nachdem sich deren Entwickler Jörg Schirottke einer stärker kommerziell orientierten Linie zuliebe von Debian/unstable als Basis abgewandt hatte.[8] Damit übernimmt Sidux die bisherige Funktion von Kanotix innerhalb der Linux-Distributionen und ist zurzeit die einzige Distribution, welche unmittelbar und ausschließlich auf Debians Entwicklerzweig „Sid“ basiert. Gegründet wurde Sidux am 24. November 2006 durch frühere Kanotix-Entwickler.[9]

Seit dem 26. November 2006, lange bevor Sidux als brennfähiges ISO-Abbild für CD und DVD veröffentlicht wurde, konnte es als funktionsfähiges Betriebssystem auf dem PC installiert werden, indem eine vorhergehende Kanotix-Installation per Script mit Quellen aus dem Repository zu Sidux aktualisiert wurde. Die erste Sidux Live-CD mit dem Namen „Χάος“ (chaos) und der Bezeichnung 2007-01 wurde offiziell am 22. Februar 2007 veröffentlicht.

Im Februar 2007 wurde Sidux von Distrowatch ausgezeichnet[10] und erhielt im Rahmen dessen eine Spende über 350$.

In den folgenden Monaten war Sidux immer wieder Inhalt von Tests durch Linux-Sonderhefte von PC-Zeitschriften, so ein Text im Dezember 2007 durch die Chip, in dem der Kompromiss aus Aktualität und Stabilität erklärt wird.[2] Die PC Welt Linux 2/2008 beinhaltet Sidux neben diversen anderen Linux-Distributionen auf der DVD. [11] Linux Life, ein Ableger des PC Magazins, hat in Ausgabe 02/08 ebenfalls einen Bericht.[12]

Seit dem 9. Dezember 2009 ist Sidux ein der SPI angeschlossenes Projekt.[13]

Nachdem es zu Streit zwischen dem Sidux e.V. und den Entwicklern kam, wurde in einer Mitgliederversammlung am 14. August 2010 eine Trennung zwischen Entwicklung und Verein beschlossen.[14] Der Verein will zukünftig allgemeiner freie Software fördern. Das Entwicklungsteam entwickelt unabhängig davon die Distribution weiter. Um Markenrechtsstreitigkeiten zwischen Entwicklungsteam und Verein aus dem Weg zu gehen, wurde die Distribution in Aptosid umbenannt.[15] Nach einem knappen Monat Überarbeitungszeit wurde Aptosid am 11.09.2010 veröffentlicht.[16][17]

Sidux e. V.

Zur dauerhaften Unterstützung und Finanzierung der Distribution wurde am 1. April 2007 der gemeinnützige Verein „Sidux e. V.“ mit Sitz in Berlin gegründet, dessen Satzung die Vereinsziele, jedoch weit über die ausschließliche Förderung und Verbreitung von Sidux hinaus, definiert.[18]

Bisherige Veröffentlichungen

Geplant ist, jeweils etwa alle drei Monate eine neue Version zu veröffentlichen.[19] Es gab üblicherweises 4 verschiedene CDs pro Version, jedoch werden aus Platzgründen seit Version 2007-04.5 eine voll ausgestattete DVD und zwei CDs angeboten.

Angebotene Architekturen

Legende:Alte VersionÄltere Version; noch unterstütztAktuelle VersionAktuelle VorabversionZukünftige Version
Versionkde-light CDkde-full CDkde-full DVDxfce CD
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2007-01i686i686
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: → 2007-04AMD64 (?)AMD64 (?)
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2007-04-5i686 (?)kde-full CDi686, AMD64
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: → 2008-01i686, AMD64i686, AMD64
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: → 2008-02i686, AMD64i686, AMD64i686, AMD64
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: → 2008-03i686, AMD64i686, AMD64i686, AMD64
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: → 2008-04i686, AMD64i686, AMD64i686, AMD64
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: → 2009-01i686, AMD64i686, AMD64i686, AMD64
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: → 2009-02i686, AMD64i686, AMD64i686, AMD64
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: → 2009-03i686, AMD64i686, AMD64i686, AMD64
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: → 2009-04i686, AMD64i686, AMD64i686, AMD64
Aktuelle Version: → 2010-01i686, AMD64i686, AMD64i686, AMD64

Versions-Eckdaten

VersionNameDatum
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2007-01 [20]Chaos „Χάος“ [xaɔs]22. Februar 2007
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2007-02 [21]Tartaros „Τάρταρος“ [ˈtartaros]28. Mai 2007
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2007-03 [22]Gaia „Γαια“ [ɣaˈi̠a]14. August 2007
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2007-04 [23]Eros „Ερως“ [érɔːs]21. November 2007
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2007-04.5Eros „Ερως“ (Christmas-Special)12. Dezember 2007
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2007-04.5 DVDEros „Ερως“ (DVD)30. Dezember 2007
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2008-01Nyx „Νύξ“ [nʉ́kʰs]12. April 2008
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2008-02Erebos „Ἔρεβος“ [érebos]26. Juni 2008
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2008-03Ourea „Ουρέα“22. September 2008
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2008-04[24]Pontos „Ποντος“ [póntos]23. Dezember 2008
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2008-04 DVD[24]Pontos „Ποντος“ [póntos] (DVD)31. Dezember 2008
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2009-01[25]Uranos „Οὐρανός“14. Februar 2009
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2009-02[26]Aither „Αιθήρ“15. Juli 2009
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2009-03[27]Momos „Μώμος“11. November 2009
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2009-04[28]Moros „Μόρος“31. Dezember 2009
Aktuelle Version: 2010-01[29]Hypnos „Ύπνος“13. Juni 2010
Zukünftige Version: 2010-02Kires (Ker) „Κῆρες“2. Quartal 2010

Derivate

Wie bei vielen Linux-Distribution existieren auch von Sidux Abwandlungen. Hierbei handelt es sich in diesem Falle vor allem um Versionen mit einer anderen Lokalisation, zum einen celtux[30] mit einer irischen (gälischen) Lokalisation, zum anderen Deb-on-Air[31] mit einer französischen.

Seminarix

Ein weiteres Derivat ist Seminarix, welches in Version 1.0 noch auf Kubuntu basierte, seit sidux-2008.1-seminarix jetzt aber aus Geschwindigkeitsgründen auf Sidux basiert.[32] Diese Distribution wurde vom Studienseminar Neuss für die Lehrerausbildung Sekundarstufe I und II entwickelt und speziell an die Anforderungen im Bildungsbereich angepasst. Anders als bei Edubuntu wurde das Betriebssystem nicht „verniedlicht“. Im Vordergrund stand eine gute Mischung zwischen Lernsoftware für alle Fächer mit wichtiger Büro- und Graphiksoftware zu schaffen. Sidux-Seminarix unterstützt in einer speziellen Version auch ältere Hardware (zum Beispiel Prozessoren mit Befehlssatz vor i686).

Literatur

  • Ausführlicher Artikel im Linux-Sonderheft der Computerzeitschrift Chip vom Dezember 2007, S. 38 ff[2]

Einzelnachweise

  1. Sidux-Deklaration: Abschnitt 4.
  2. a b c Chip Linux-Sonderheft Dezember 2007, S. 38ff Auszüge
  3. a b Chip Online: Sidux-Linux: Rasant, aktuell, kaum unstable
  4. a b Sidux-Deklaration: Abschnitt 2.
  5. Sidux-Handbuch: Meta-Pakete(Deutschsprachig)
  6. Sidux Live-CD, Fassung 2/2007
  7. sidux Standpunkt zu Third Party Scripts
  8. Jörg Schirottke: Kanotix (zur künftigen kommerziellen Orientierung seiner Distribution)
  9. Pro-Linux: Neue Linux-Live-Distribution Sidux
  10. DistroWatch: sidux receives US$350
  11. PC Welt: PC-WELT Linux 2/2008: Der optimale Linux-Desktop
  12. Linux Life 02/08, S. 42 ff (4 Seiten), Knoppix' Enkel
  13. http://www.spi-inc.org/projects
  14. [1]
  15. [2]
  16. http://www.linux-community.de/Internal/Nachrichten/Aptosid-Sidux-Projekt-unter-neuem-Namen
  17. http://www.pro-linux.de/news/1/16149/neue-linux-distribution-aptosid-setzt-sidux-fort.html
  18. Sidux e. V., Satzung
  19. http://www.pro-linux.de/news/2007/11248.html
  20. http://www.win-tipps-tweaks.de/forum/news/14923-ausflug-linux-welt-sidux-fertig.html
  21. http://www.pinguin.at/cgi-bin/dynamic?id=20070530150210004
  22. http://www.linux-user.de/ausgabe/2007/10/012-news-distribits/index.html
  23. http://www.tecchannel.de/pc_mobile/news/1739622/index.html
  24. a b Stefan Lippers-Hollmann: sidux 2008-04. Sidux, 23. Dezember 2008, abgerufen am 23. Dezember 2008 (englisch). Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „pontos“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  25. Stefan Lippers-Hollmann: sidux 2009-01. Sidux, 14. Februar 2009, abgerufen am 15. Februar 2009 (englisch).
  26. Stefan Lippers-Hollmann: sidux 2009-02. Sidux, 15. Juli 2009, abgerufen am 15. Juli 2009 (englisch).
  27. Stefan Lippers-Hollmann: sidux 2009-03. Sidux, 15. Juli 2009, abgerufen am 16. Dezember 2009 (englisch).
  28. Stefan Lippers-Hollmann: sidux 2009-04. Sidux, 31. Dezember 2009, abgerufen am 31. Dezember 2009 (englisch).
  29. Stefan Lippers-Hollmann: sidux 2010-01. Sidux, 14. Juni 2010, abgerufen am 14. Juni 2010 (englisch).
  30. celtux
  31. Deb-on-Air
  32. Seminarix