Johannes Strebel

Orgelbau-Anstalt Strebel
RechtsformEinzelfirma
Gründung1884
SitzNürnberg, Deutschland
LeitungJohannes Strebel
BrancheOrgelbau
Johannes Strebel
Schriftliche Absage Wilhelm Strebels an Walcker zu dessen 100-Jahrfeier vom 20. August 1920
Erbauerschild in Custenlohr (1916)

Johannes Strebel (* 17. Januar 1832 in Forchtenberg; † 20. Juni 1909 in Nürnberg) war ein deutscher Orgelbauer.

Leben

Johannes Strebel war das erste Kind einer großen Pfarrersfamilie fränkischer Herkunft. Der Vater Johannes’, Johann Valentin, stammte aus dem unterfränkischen Schweinfurt, durfte dort jedoch wegen seiner Mitgliedschaft zu der Burschenschaft der Bubenreuther das Amt eines Pfarrers nicht ausüben.[1] Daraufhin nahm ihn die Evangelische Landeskirche in Württemberg auf und gab ihm 1858 eine Pfarrstelle in Roßwag. Er starb am 11. Mai 1883. Die Mutter, Johanna Emilia Magdalena Harleß (geb. 1809 in Nürnberg), entstammte der fränkischen Gelehrtenfamilie Harleß, sie war Enkelin von Gottlieb Christoph Harleß, ihre Brüder waren Adolf Harleß und Emil Harleß. Johannes’ Bruder war der Agrarökonom Ernst Valentin von Strebel[2].

Seine Laufbahn als Orgelbauer begann für Johannes Strebel 1848 mit der sechsjährigen Lehre in der Ludwigsburger Orgelbauwerkstatt von Eberhard Friedrich Walcker. Nach anschließenden zwei Jahren Gesellenzeit dort arbeitete er noch weitere zwei Jahre bei Georg Friedrich Steinmeyer in Oettingen, der ebenfalls bei Walcker ausgebildet worden war. Die Ausbildung als Harmoniumbauer erwarb er bei Schiedmayer in Stuttgart ab 1858. Sodann ging er „auf Walz“ nach Barmen zum Klavierbauer Ibach und nach Paris zu Aristide Cavaillé-Coll. Das Angebot, dessen Firmenvertretung in Spanien zu übernehmen, schlug er aus und kehrte zurück, um 1864 bei Steinmeyer als Teilhaber in leitender Stellung einzutreten. Die Firma erlebte in den folgenden zwanzig Jahren einen steilen Aufstieg. Strebel war u. a. Leiter des Harmoniumbaus.

Nachdem er bei Steinmeyer ausgeschieden war und einer jüngeren Generation Platz geschaffen hatte, gründete Strebel 1884, mit 52 Jahren, in Nürnberg seine eigene „Orgelbau-Anstalt“. Zunächst baute er Orgeln für verschiedene Dorfkirchen in Franken und der Oberpfalz. Etwa 25 Instrumente fallen in die Ära der mechanischen Kegellade, die bereits ab 1891 von der pneumatischen Traktur abgelöst wurde. 1890 ließ sich Strebel von Friedrich Weigle in Echterdingen die Rechte für die alleinige Nutzung des pneumatischen Systems in Bayern übertragen und auch einen seiner Mitarbeiter gründlich darin ausbilden. Später kamen stehende Taschenladen zur Verwendung, deren Erfinder Friedrich Witzig seit 1895 in Strebels Firma beschäftigt war.[3] Ein Jahr später baute er für die Regensburger Kirche „Heilige Dreifaltigkeit“ seine erste größere Orgel mit zwei Manualen und 32 Registern.

Über Jahre änderte sich das Firmenprofil nicht. Strebel lieferte mehrere Dorforgeln pro Jahr und vereinzelt auch größere Instrumente in Stadtkirchen. Auch bei der Orgel für die St.-Sebald-Kirche in Nürnberg, die er 1906 einbaute, ging Strebel nicht über die Zweimanualigkeit hinaus. Drei Manuale mit 44 Registern hatte das 1905 erbaute Instrument für den Konzertsaal des Nürnberger Kulturvereins.

Mit der Gründung des Bundes Deutscher Orgelbaumeister im Jahre 1895 sollte Strebel dessen Erster Vorsitzender werden, nahm das Amt jedoch als 63-Jähriger nicht an. 1908, ein Jahr vor seinem Tod, übergab er den Orgelbaubetrieb an seine Söhne Wilhelm (1873–1939) und Hermann (1874–1946). Sein Lebenswerk umfasste etwa 170 meist kleinere Orgeln mit einem oder zwei Manualen. Sein Grab war auf dem Johannisfriedhof in Nürnberg.

Söhne

Die Söhne Wilhelm und Herrmann führten die Firma bis zum Ersten Weltkrieg erfolgreich weiter und erweiterten das Verkaufsgebiet bis nach Südthüringen. Mit der 1913 in der Stadtkirche Bayreuth eingebauten Orgel mit drei Manualen und 60 Registern schufen sie ein Renommierinstrument. Weitere Strebel-Orgeln standen in Synagogen von Fürth und Nürnberg. Nach dem Ersten Weltkrieg gaben die Brüder ihre Selbständigkeit auf und arbeiteten ab 1919 bei Steinmeyer, wo schon ihr Vater gearbeitet hatte. Das letzte Werk aus der Strebelschen Werkstatt war die Orgel für das Goetheanum im schweizerischen Dornach 1920, die jedoch 1923 mit dem gesamten Gebäude einem Brand zum Opfer fiel. 1921 überführten die Gebrüder Strebel das gesamte Betriebsvermögen in die Oettinger Firma. Bis zum Tode von Wilhelm Strebel 1939 führte Steinmeyer in der Firmenbezeichnung den Zusatz „Steinmeyer & Strebel“.

Werke (Auswahl)

OpusBaujahrStandortGebäudeBildManualeRegisterErhaltungsgradBemerkungen
Quellen
11885AlfalterEv. Kirche St. Katharina
I/P8erhalten, guter Zustand am 3. November 2015Mechanische Kegellade[4]
1887Höchstädt im FichtelgebirgeEvangelische KircheI/P11erhalten1983 von Hey Orgelbau restauriert[5]
121889Rothenburg ob der TauberFranziskanerkirche
II/P14erhalten1992 Restaurierung Orgelbau Sandtner[6]
1889Sankt Helena, Gemeinde SimmelsdorfEvangelische Kirche
I/P9erhaltenIm Gehäuse von Elias Hößler 1726
1890BischofsgrünMatthäuskirche
II/P18erhalten1988 von Hey Orgelbau restauriert[5]
1891Langenzenn-LaubendorfSt.GeorgI/P7erhalten1989 von Hey Orgelbau restauriert[5]
1892RegensburgDreieinigkeitskirche
II/P32nicht erhaltenProspektpfeifen erhalten. 2020 Neubau Hendrik Ahrend[3][7]
1892SchneySt. Marienkirche
II/P16teilweise erhalten1957 Umbau Otto Hoffmann
1894NürnbergChristuskircheII/P28nicht erhalten1945 verbrannt
Orgel
491895OberhöchstadtEvangelische KircheI/P12erhalten1993 von Hey Orgelbau restauriert[5]
571896AltershausenDorfkircheI/P9erhaltenMechanische Kegellade[8]
1896BurkersdorfSt. Marien
II/P12erhalten1954 umdisponiert, 2002 restauriert/rückgeführt
Orgel
1898HenfenfeldEvangelische Kirche
II/P14erhalten
1900DührenEvangelische St.-Michael-Kirche
I/P5erhalten1987 von Hey Orgelbau restauriert[5]
1901BischwindEvangelische Kirche
I/P7erhalten1987 von Hey Orgelbau restauriert[5]
1901Gemünda in OberfrankenEvangelische Kirche
II/P12erhalten1999 von Hey Orgelbau restauriert[5]
1902WeidenSt. Michael
II/P24nicht erhaltenpneumatische Kegellade. Aktuell: Max-Reger-Gedächtnisorgel (Weimbs Orgelbau 2007, 53/III/P)
1071903Burghaslach-KirchrimbachChristuskircheII/P14nicht erhalten
1903SchernauPfarrkirche St. Andreas
II/P12erhaltenmit pneumatischen Taschenladen
1081903OttensoosEvangelische Pfarrkirche St. Veit
II/P13erhaltenNeubau der Orgel im Gehäuse von Elias Hößler (1694)
1904Königsberg in BayernMarienkirche
II/P13erhaltenNeubau im Gehäuse von Matthias Tretzscher (1660)
1121904HappurgEvangelische Kirche
II/P14erhaltenNeubau der Orgel im Gehäuse von Elias Hößler (1728)
1905Königstein (Oberpfalz)St. Georg
II/P13erhaltenIm atypischen Gehäuse von Funtsch, 1753
1905NürnbergKulturvereinIII/P44nicht erhalteneine der wenigen dreimanualigen Orgeln Strebels[3]
1905WirbenzEvangelische Kirche St. Johannis
II/P16erhalteneine Sanierung im Anschluss an die Kirchenrenovierung ist geplant
1906RugendorfEvang.-Luth. Pfarrkirche St. Jakob & St. Erhard
II/P12erhalten2006 von Orgelbau Zeilhuber restauriert[9]
Orgel
1906WeißenbrunnDreieinigkeitskirche
II/P16erhalten2000 von Hey Orgelbau restauriert[5]
1906WürzburgKrypta des Klosters MariannhillII/P12erhaltenDie Orgel wurde 1906 für Schauerheim gebaut und 2005/2006 nach Würzburg überführt. Prospekt neu (Foto), der alte verblieb in Schauerheim[10]
1904/1906NürnbergSt. SebaldII/P10nicht erhalten1904: Engelschor-Orgel, 1945 verbrannt. 1906 Hauptorgel[4]
1909LehrbergEvangelische St.-Margareten-KircheII/P11erhalten1972 Umbau und Umdisposition Koch / Feuchtwangen. 2021 Restaurierung und Erweiterung um ein Auxiliar durch Orgelbau Vleugels
1909WolfratshausenSt. Michael
II/P10verändert erhaltenTaschenlade; Umbau 1967 Steinmeyer[4]
1909FürthSynagogeII/P12mit der Synagoge zerstört
1910MünchenreuthPfarrkirche
II/P8erhaltenOrgel
1911NeuherbergSt. AndreasI/P6erhaltenOrgel
1911LauschaEvangelische Stadtkirche
II/P28erhalten2001 durch Rösel & Hercher restauriert
Orgel
1911StadtsteinachKatholische Stadtpfarrkirche St. Michael
II/P26erhalten1960 Klangumbau und Umstellung auf elektropneumatische Traktur durch Max Thierauf (Fa. Eusebius Dietmann). April 2020: Grundreinigung und Schimmelbeseitigung
Orgel
1912WernshausenEvangelische KircheII/P15erhalten2010 Restauration Hey Orgelbau[5]
1912EdelsfeldSt. Stephan (katholisch)
II/P9erhalten
?KirchrimbachChristuskirche
II/P14
1912KelheimSt. Matthäus
II/P12erhalten1988 von Eisenbarth erweitert auf 13 Register
1913BayreuthStadtkirche Heilig DreifaltigkeitIII/P60nicht erhalten1918 verbrannt[4]
1913Röthenbach an der PegnitzEvangelische Heilig-Kreuz-Kirche
II/P32erhalten, 2002 Generalüberholung[4]
Orgel
1913NürnbergSt.-Paul-Kirche
II/P22erhalten1319 Pfeifen. Pneumatische Spiel- und Registertrakturen[3]
1914HausenSt.-Peter-und-Paul-KircheI/P4erhaltenmit pneumatischen Taschenladen
1914Neunkirchen bei Weiden in der OberpfalzEvangelische Kirche
II/P11erhalten1964 Umbau von Dentler / Siegen
1915GattendorfPfarrkirche GattendorfII/P9verändert erhaltenneobarock umgebaut, 1999 von Hey Orgelbau auf den gewachsenen Zustand restauriert[5]
Orgel
2421916CustenlohrSt. Jakob
II/P9erhaltenOrgel
1916Redwitz an der RodachEvangelische Pfarrkirche St. Ägidius
II/P14erhaltenDie von Strebel aufgestellte Orgel wurde 1984 von Hey Orgelbau restauriert[5]
1916GräfenthalEvangelische St.-Marien-Kirche
II/P29erhaltenHinter barockem Prospekt, 1945 umgebaut
Orgel
1917HamburgKrypta im Hamburger Michel
II/P7erhaltenAusgebaute Superoktavkoppeln. 2009/2010 restauriert, elektrischer Spieltisch
Orgel
1920Dornach (Schweiz)Goetheanumnicht erhalten1923 verbrannt
Commons: Johannes Strebel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Website der Bubenreuther (Memento des Originals vom 5. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bubenreuther.de
  2. Grabrede der Johanna Strebel geb. Harleß, 1882 bei Dittmar/ Vaihingen
  3. a b c d Die historische Strebel-Orgel (1913) der Pfarrkirche St. Paul in Nürnberg
  4. a b c d e Orgeldatenbank Bayern
  5. a b c d e f g h i j k Website von Hey Orgelbau
  6. Sandtner Orgelbau - Informationen. In: sandtner-orgelbau.de. Abgerufen am 10. August 2017.
  7. Martina Topp: Die Orgel in der Dreieinigkeitskirche in Regensburg. In: Roma Quanta fuit. Wißner, Augsburg 2010, ISBN 978-3-89639-799-7. S. 655 ff.
  8. Website von Kleinweisach (Memento desOriginals vom 23. September 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/kleinweisach-evangelisch.de
  9. Angaben auf der Homepage der FirmaZeilhuber (Memento desOriginals vom 17. Juli 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.zeilhuber-orgelbau.de, abgerufen am 17. Juli 2016
  10. Website von Mariannhill (Memento desOriginals vom 27. September 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kirchenmusik-mariannhill.de, abgerufen am 31. Dezember 2016.