Carsten Jahnke

Carsten Jahnke, aufgenommen von Werner Maleczek auf einer Reichenau-Tagung des Konstanzer Arbeitskreises für mittelalterliche Geschichte

Carsten Jahnke (* 1968) ist ein deutscher Historiker.

Carsten Jahnke studierte von 1989 bis 1998 an der Universität Kiel die Fächer Geschichte, Germanistik, Philosophie und Erziehungswissenschaften. Das Studium schloss er im Wintersemester 1997/1998 mit einer von Thomas Riis betreuten Dissertation über Heringsfang und -handel im Ostseeraum des Mittelalters ab.[1] In den Jahren 1998 und 1999 war er am Landesarchiv in Greifswald und Stipendiat der Deutschen Forschungs-Gemeinschaft (DFG). Im Jahr 2000 wurde er wissenschaftlicher Assistent am Historischen Institut der Universität Kiel, Abteilung für die Geschichte Schleswigs und Holsteins. Ebenfalls 2000 trat er dem Verein für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde bei.[2]

Er habilitierte sich 2004 an der Universität Kiel mit der Arbeit Netzwerke in Handel und Kommunikation an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert am Beispiel zweier Revaler Kaufleute. Seinen Habilitationsvortrag hielt er am 24. Mai 2004 über die Borussifizierung des schleswig-holsteinischen Geschichtsbewußtseins, 1866–1889.[3] Er lehrt seit 2004 als Assistant Professor und seit 2008 als Associate Professor für mittelalterliche Geschichte am SAXO-Institute der Universität Kopenhagen. Zu seinen akademischen Schülern gehört unter anderem Angela Huang.

Jahnke erforscht vor allem die Kultur der Kaufleute Nordeuropas vom 9. bis zum 16. Jahrhundert, ihre Vergemeinschaftstungsformen von den Netzwerken des Handels bis zu den Städtebünden, ihre Handelswaren[4], ihre Buchführung und ihr Seerecht[5], wie es im sogenannten Flandrischen Copiar Nr. 9 überliefert ist und von Jahnke 2003 editorisch erschlossen wurde.[6] Er veröffentlichte 2014 eine Darstellung über die Hanse.[7] Er legte 2017 in 17 Kapiteln die Geschichte Dänemarks von der Wikingerzeit bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts vor.[8] Jahnke bewertete durch die Berücksichtigung archäologischer Ausgrabungsergebnisse die „Handelsstrukturen im Ostseeraum im 12. und beginnenden 13. Jahrhundert“ neu. Der Aufstieg Lübecks basiere vor allem auf den Nord-Süd-Routen Westfalen-Schleswig-Russland bzw. Niedersachsen-Slawenland-Ostseeraum und weniger auf dem Transithandel zwischen Nord- und Ostsee.[9]

Schriften

Monographien

  • Geschichte Dänemarks. Reclam, Ditzingen 2017, ISBN 978-3-15-019488-1.
  • Die Hanse. Reclam, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-15-019206-1.
  • Das Silber des Meeres. Fang und Vertrieb von Ostseehering zwischen Norwegen und Italien (12. – 16. Jahrhundert) (= Quellen und Darstellungen zur hansischen Geschichte. Neue Folge, Band 49). Böhlau, Köln u. a. 2000, ISBN 3-412-10599-6 (= Zugleich: Kiel, Universität, Dissertation, 1998 unter dem Titel: Jahnke, Carsten: Heringsfang und -handel im Ostseeraum des Mittelalters).

Quellenedition

  • mit Antjekathrin Graßmann: Seerecht im Hanseraum des 15. Jahrhunderts. Edition und Kommentar zum Flandrischen Copiar Nr. 9 (= Veröffentlichungen zur Geschichte der Hansestadt Lübeck. Reihe B. Band 36). Schmidt-Römhild, Lübeck 2003, ISBN 978-3-7950-0476-7.

Herausgeberschaften

  • A companion to medieval Lübeck (= Brill’s companions to European history. Band 18). Brill, Leiden u. a. 2019, ISBN 978-90-04-38068-4.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu die Besprechung von Bjørn Poulsen in: Historisk Tidsskrift 103, 2003, S. 524–525 (online); Ad van der Woude in: International Journal of Maritime History 13, 2001, S. 325–326; Roman Deutinger in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 57, 2001, S. 340 (online).
  2. Antjekathrin Graßmann: Verein für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde. Jahresbericht 2000. In: Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde 81, 2001, S. 461–464, hier: S. 463 (online).
  3. Eine erweiterte Fassung erschien in Carsten Jahnke: Die Borussifizierung des schleswig-holsteinischen Geschichtsbewußtseins, 1866–1889. In: Zeitschrift der Gesellschaft für schleswig-holsteinische Geschichte 130, 2005, S. 161–190 (online).
  4. Vgl. dazu Stephan Köhler, Carsten Jahnke: Vom Mittelmeer zum Hanseraum. Der Handel mit Rosinen, Korinthen und Zibeben. In: Hansische Geschichtsblätter 136, 2018, S. 13–62; Carsten Jahnke, Sabine Karg: Der Reishandel im Hanseraum. In: Hansische Geschichtsblätter 134, 2016, S. 97–131; Carsten Jahnke: Der Feigenhandel im Hanseraum. In: Hansische Geschichtsblätter 133, 2015, S. 41–75.
  5. Vgl. dazu Carsten Jahnke: Hansisches und anderes Seerecht. In: Albrecht Cordes (Hrsg.): Hansisches und hansestädtisches Recht. Trier 2008, S. 41–68.
  6. Vgl. dazu die Besprechung von Peter Oestmann in: Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde 83, 2003, S. 305–306 (online).
  7. Vgl. dazu die Besprechungen von Thomas Vogtherr in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte 88, 2016, S. 367–369 (online); Thomas Wozniak in: H-Soz-Kult, 11. Juni 2014, (online).
  8. Vgl. dazu die Besprechungen von Joachim Krüger in: Historische Zeitschrift 308, 2019, S. 751–752; Caroline E. Weber in: Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte 146, 2021, S. 296–297 (online).
  9. Carsten Jahnke: Handelsstrukturen im Ostseeraum im 12. und beginnenden 13. Jahrhundert. Ansätze einer Neubewertung. In: Hansische Geschichtsblätter 126, 2008, S. 145–185 (online). Vgl. dazu die Besprechung von Cornelia Meyer-Stoll in: Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde 89, 2009, S. 377–378 (online)