Carl Schmidt (Koptologe)

Carl Schmidt (* 26. August 1868 in Hagenow, Mecklenburg-Schwerin; † 17. April 1938 in Kairo) war ein deutscher Koptologe und Kirchenhistoriker. Er forschte insbesondere zum frühen Christentum, zur Gnosis und zum Manichäismus. Gelegentlich wurde er inoffiziell unter Kollegen als Kopten-Schmidt tituliert.

Leben

Nach Besuch des Gymnasiums Fridericianum Schwerin begann Carl Schmidt 1887 das Studium der Klassischen Philologie sowie der hebräischen und der vergleichenden Sprachwissenschaft in Leipzig. Schon nach einem Jahr wechselte er nach Berlin, wo er von Adolf Harnack zur Patristik und zur altchristlichen Literaturgeschichte geführt wurde. Die Ägyptologen Adolf Erman und Georg Steindorff waren ebenfalls prägend. Steindorff vermittelte ihm die koptische Sprache. Seine Promotion erfolgte 1892 über den Codex Brucianus, zu dem bald weitere Veröffentlichungen folgten. Harnack erkannte schnell die besonderen Fähigkeiten Schmidts und förderte seinen Schüler und Doktoranden, soweit es ging. Trotzdem blieb Schmidts berufliche Zukunft lange ungewiss. 1899 habilitierte er sich im Fach Kirchengeschichte mit „Plotins Stellung zum Gnostizismus und kirchlichen Christentum“.[1] Mit Harnacks Unterstützung wurde er 1900 wissenschaftlicher Beamter der Kirchenväterkommission.[2]

Um das Jahr 1900 hatte Schmidt eine heftige Auseinandersetzung mit Wilhelm Spiegelberg und Adolf Jacobi über den Straßburger koptischen Papyrus. Schmidt kritisierte den Rekonstruktionsversuch von Spiegelberg und Jacobi scharf und wurde dabei von Harnack unterstützt, der das Gutachten Schmidts in Auftrag gegeben hatte. Spiegelberg und Jacobi wiederum unterstellten Schmidt persönliche Motive. Der Streit eskalierte, konnte aber durch Theodor Mommsen wieder beruhigt werden.

Die Kirchenväterkommission der Preußischen Akademie der Wissenschaften beauftragte Schmidt mit der Veröffentlichung des Codex Brucianus und der Pistis Sophia im Rahmen der Publikationsreihe Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten drei Jahrhunderte. Für die Herausgabe des inzwischen stark zerstörten Codex Brucianus konnte Schmidt auf die Abschriften von Karl Gottfried Woide und Moritz Gotthilf Schwartze zurückgreifen, die entstanden, als der Codex noch in besserem Zustand war. Er gab die Petrusakten und die Paulusakten heraus.

1909 wurde er außerordentlicher Professor an der Universität Berlin, 1921 Honorarprofessor und 1928 persönlicher Ordinarius für Kirchengeschichte sowie koptische Sprache und Literatur. Schmidt war zusammen mit Harnack Herausgeber der Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur. Carl Schmidt bearbeitete auch manichäische Handschriften und spielte eine wichtige Rolle beim Erwerb von koptischen Manuskripten für die Berliner Papyrussammlung, darunter der Codex Berolinensis Gnosticus 8502. Schmidt war Mitglied der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft und der Gesellschaft für Kirchengeschichte.

1934 übergab er den Papyrus Erlangen 2 an die Erlanger Bibliothek. Im Jahr darauf wurde er emeritiert.

Veröffentlichungen (Auswahl)

Literatur

Einzelnachweise

  1. Stefan Rebenich: Theodor Mommsen und Adolf Harnack: Wissenschaft und Politik im Berlin des ausgehenden 19. Jahrhunderts. S. 211.
  2. Stefan Rebenich: Theodor Mommsen und Adolf Harnack: Wissenschaft und Politik im Berlin des ausgehenden 19. Jahrhunderts. S. 219.