Dritte Flandernschlacht

Die Dritte Flandernschlacht im Ersten Weltkrieg war ein Versuch der Alliierten, einen Durchbruch im Raum Ypern zu erzielen, daher auch der Name Dritte Ypernschlacht. Sie begann am 31. Juli 1917 (am 21. Mai desselben Jahres begann allerdings schon eine Art Voroffensive - die Schlacht von Messines) und endete am 6. November 1917 mit der Eroberung des Dorfes Passchendaele. Der Durchbruch gelang nicht und die Geländegewinne waren, wie an der Westfront üblich, sehr gering und mussten mit enormen menschlichen und materiellen Verlusten erkauft werden. Deswegen steht die Flandernoffensive heute besonders auf britischer Seite für die Brutalität und Sinnlosigkeit des Krieges.

Die Offensive bestand eigentlich aus mehreren Schlachten. Der erste Angriff wird als "Schlacht von Messines" bezeichnet, die späteren Offensiven im Oktober/November als "Schlacht von Passchendaele" oder einfach nur "Passchendaele". Vorlage:Schlacht

Ausgangssituation

Das Kriegsjahr 1917 war vom Zusammenbruch des russischen Zarenreiches gekennzeichnet. Die Deutschen griffen verstärkt an der Ostfront ein, um den Zusammenbruch zu beschleunigen. Dies sorgte für eine Schwächung der deutschen Truppen im Westen.

Die Alliierten starteten an der Westfront mehrere große Offensiven, die aber keine nennenswerten Veränderungen herbeiführten. Gründe dafür waren die schwach geplanten Offensiven, die Unterschätzung der deutschen Kampfkraft, der wenig geplante Einsatz neuer Waffen wie Panzer und Geschütze auf Seiten der Alliierten und letztendlich die Erschöpfung der Materialschlachten. Die Franzosen versuchten an der Aisne und in der Champagne einen Durchbruch. Dabei wurden mehr Truppen und Geschütze eingesetzt, als bei der Schlacht um Verdun. Die großen Verluste führten auf französischer Seite zu einer schlechten Truppenmoral. Es kam zu Meutereien, auf die die französische Militärführung mit harten Strafen reagierte. So wurden meuternde Soldaten mitten zwischen die deutsche und französische Frontlinie gebracht - ein sicheres Todesurteil und eine Tatsache, auf die das französische Militär auch heute noch verschwiegen reagiert.

Deutschland erklärte den uneingeschränkten U-Boot-Krieg und setzte damit die britische Marine unter Druck. Dies hatte aber auch zur Folge, dass die USA in den Krieg gegen Deutschland eintraten, was auf deutscher Seite komplett unterschätzt wurde und sich erst nach und nach im Kriegsjahr 1918 auswirkte, schließlich aber entscheidend für die Niederlage Deutschlands war.

Die Planung

Der britische Oberbefehlshaber Sir Douglas Haig plante bereits 1916 eine Operation im Raum Flandern. Diese Pläne wurden aber wegen der Schlacht an der Somme verschoben. Die Absicht Haigs war ein Durchbruch bis zur belgischen Küste, um die deutschen U-Boot-Stützpunkte bei Ostende und Zeebrugge (ausgesprochen Seebrügge) zu erobern und auf diese Weise die von den deutschen U-Booten ausgehende Gefahr abzuwenden. Außerdem sollte so die Frontlinie verkürzt und eine Einschließung deutscher Truppen ermöglicht werden.

Haig glaubte, wie bereits bei der Somme-Offensive, dass die deutsche Armee kurz vor dem Kollaps stand. Der Premierminister David Lloyd George stand der Offensive sehr kritisch gegenüber, segnete die Pläne aber ab, da er keinen Alternativplan aufbringen konnte.

Zuerst mussten allerdings die deutschen Stellungen auf dem Bergrücken vom Messines, bzw. der deutsche Frontbogen bei Wytschaete/Messines erobert werden, da sonst kein Angriff auf die U-Boot-Stützpunkte möglich wäre.

Die Offensive

Die Schlacht von Messines

Hauptartikel: Schlacht von Messines

Am Morgen des 21. Mai 1917 eröffneten die Briten unter General Herbert Plumer mit 2.000 Geschützen den Angriff gegen den Wytschaetebogen. Die deutschen Stellungen wurden 17 Tage lang ununterbrochen beschossen.

Die eigentliche Schlacht von Messines begann um 3:10 Uhr mit der Sprengung von 19 Minen. Durch die Explosionen starben circa 10.000 Soldaten und die 3. bayerische Division wurde fast komplett vernichtet. Dies sorgte dafür, dass die deutschen Vorbereitungen für eine Verteidigung zusammenbrachen.

Neun alliierte Divisionen gingen daraufhin zum Angriff über und wurden durch den Einsatz von Giftgas und 72 Panzern unterstützt. Innerhalb von drei Stunden war der Frontbogen eingenommen und die Deutschen mussten sich zurückziehen.

Die Schlacht bei Messines gilt als erfolgreichste Offensive im 1. Weltkrieg und bestärkte die Moral der alliierten Truppen. Plumer wollte die Offensive weiterführen, wurde jedoch zurückgehalten - da die Truppen erst aufgefrischt und Verteidigungsstellungen aufgebaut werden sollten.

Die Großoffensive

Wassergefüllter Schützengraben

Die nachfolgende Offensive wurde von der französischen ersten Armee mit sechs Divisionen und der britischen 5. Armee geführt. Um 3:50 Uhr am 31. Juli 1917 begann nach tagelangem Artilleriebeschuss die eigentliche Großoffensive in Flandern mit dem Angriff bei Pilckem. Die Alliierten wurden von ca. 22 Panzern unterstützt, von denen allerdings viele in den durch den Artilleriebeschuss entstandenen Kratern stecken blieben.

Doch wie üblich hatte die schwere Bombardierung mit 3.000 Geschützen die Verteidiger nur gewarnt, so dass das britische Ziel, die Straße von Menin zu erobern, abgewehrt werden konnte und nur kleine Geländegewinne erzielt wurden. 31.000 Alliierte Soldaten starben, wurden verwundet oder blieben vermisst.

Zur Verteidigung setzten die Deutschen das erste Mal Senfgas, das nicht nur die Atemwege, sondern auch die Haut angreift, ein.

Außerdem begann es heftig zu regnen, der stärkste Regen seit 30 Jahren, der das Schlachtfeld in ein riesiges Schlammfeld verwandelte. Dies wurde vor allem dadurch unterstützt, dass der britische Beschuss die Entwässerungskanäle zerstört hatte. Um den Truppen Bewegung zu ermöglichen, wurden Holzlatten als Fußwege verlegt. Die Soldaten, die etwa 45 kg Material trugen, liefen Gefahr, zu ertrinken, wenn sie von diesen Wegen abrutschten. Die Schützengräben wurden überflutet und der Einsatz von Panzern war nun gar nicht mehr möglich.

Am Morgen des 16. August 1917 begann die nächste britische Offensive zwischen Yser und Lys, die auch als Schlacht von Langemarck bezeichnet wird. Den Briten gelang es zwar einige kleinere Orte zu erobern, der erhoffte Durchbruch konnte aber auch diesmal nicht errungen werden. Er scheitert abermals an der äußerst verbissenen deutschen Verteidigung. Am 20. August wurde der Angriff eingestellt.

Sanitäter waten durch den Schlamm

Haig tauschte den Befehlshaber der Offensive Sir Hubert Gough, indem er dessen Truppen weiter nach Norden verlegte, durch Herbert Plumer aus. Plumer hatte bereits den Frontbogen bei Messines erfolgreich erobert.

Plumer plante einige kleinere Eroberungen und eröffnete im Laufe des Septembers und Oktobers mehrere Angriffe. Am 20. September führte er einen Angriff an der Straße von Menin durch, wobei 1,4 km Gebietsgewinn erzielt werden konnten. Bei dem Angriff betrugen die britischen Verluste 21.000 Soldaten. Bei dem Angriff wurden 1.295 Geschütze eingesetzt, was ein Geschütz für 5 m Front entsprach.

Nach mehreren Angriffen am 22. September gelang den Alliierten ein 800 m tiefer Geländegewinn an der Straße von Menin, den sie allerdings mit dem Verlust von 300 Mann bezahlten.

Am 26. September unternahm Plumer einen Angriff am Polygon-Wald und am 4. Oktober bei Broodseinde. Bei den Angriffen wurden 1,8 km Gelände erobert unter dem Verlust von 30.000 Soldaten. Ein weiterer Angriff am 9. Oktober bei Poelcapelle scheiterte, und die Deutschen schafften es sogar, im Gegenzug Geländegewinne zu erzielen.

Haig verlangte aber größere Geländegewinne und fühlte sich in seinem Glauben bestärkt, dass die deutsche Armee vor dem Zusammenbruch stünde.

Die erste Passchandaele-Schlacht

Passchedaele vor und nach der Schlacht

Am 12. Oktober wurde ein erneuter Versuch unternommen bei Poelcapelle offensiv zu werden. Eigentlich wird nur diese Schlacht und eine darauf folgende Operation als Passchendaele bezeichnet, nach dem Dorf, das während dieses Angriffes eingenommen werden sollte. Dennoch wird der Begriff im Volksmund auch für die gesamte Operation benutzt.

Die Offensive fand immer noch unter schlechten Wetterbedingungen statt, so dass man die Artillerie nicht an das Schlachtfeld heranführen konnte und das Vorankommen der angreifenden Soldaten sehr langsam war. Für die vorbereiteten deutschen Verteidiger war es leicht, den Angriff abzuwehren. Die Verluste der Angreifer betrugen etwa 10.000 Soldaten.

Die Moral auf alliierter Seite sank durch diese Niederlagen stark.

Die zweite Passchandele-Schlacht

Im Schlamm stecken gebliebener Panzer

Das mittlerweile erschöpfte ANZAC-Corps wurde nun durch kanadische Verbände ersetzt. Die Kanadier hatten einen besonders guten Ruf auf alliierter Seite. Bis Mitte Oktober hatten die kanadische 4. und 5. Division ihre Stellungen bezogen.

Der kanadische General Arthur Currie erklärte gegenüber Haig, dass die Eroberung etwa 16.000 Soldaten kosten würde. Haig bestand dennoch auf die Durchführung des Angriffes.

Am 26. Oktober wurde der Angriff gestartet und am 30. Oktober konnten die Kanadier mit Hilfe von zwei britischen Divisionen das Dorf Passchendaele sowie die umliegenden Anhöhen erobern und die Geländegewinne halten, bis weitere Verstärkung am 6. November eintraf. Dieser Angriff kostet die erwarteten 16.000 Soldaten.

Wegen der großen Verluste stellte die britische Führung die Offensive am 10. November ein.

Ergebnis

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Chateau Wood am 19. Oktober 1917

Die Offensive bei Ypern scheiterte und der geplante Durchbruch wurde nicht erreicht. Auf beiden Seiten gab es hohe Verluste. Die Alliierten hatten den Verlust von 325.000, die Deutschen von etwa 260.000 Soldaten zu beklagen. Wegen der Eroberung von Passchendaele wurde die Offensive von den Alliierten dennoch als Erfolg gefeiert.

Vor allem die Panzer versagten auf dem schlammigen Schlachtfeld in Flandern. So wurde vor Cambrai eine weitere große Offensive geplant, bei der die Panzer ihre Überlegenheit ausspielen sollten. Bei dieser Schlacht wurden zunächst größere Geländegewinne erzielt, doch sie gingen bei einem deutschen Gegenangriff wieder verloren.

Die britischen Geländegewinne in Flandern wurden während der deutschen Frühjahrsoffensive 1918 zurück erobert.

Aus dieser Schlacht stammt das Foto eines einst dichten Waldes, von dem nur noch kahle Stümpfe in einer Trichterlandschaft bleiben. Ein Sinnbild für die Schrecken des Krieges.

Das Zerstörte Ypern 1919

Weitere Informationen/Quellen

Literatur

  • Nigel Cave: Passchendaele. The fight for the village (in: Ypres. Battleground Europe), Cooper, London 1997. ISBN 0850525586
  • Martin Marix Evans: Passchendaele and the Battles of Ypres, Osprey Military, London 1997. ISBN 1855327341
  • Peter H. Liddle: Passchendaele in Perspective. The Third Battle of Ypres, Cooper, London 1997. ISBN 0850525527
  • Lyn Macdonald: They Called It Passchendaele. The story of the Battle of Ypres and of the men who fought in it, Penguin Books, London 1993. ISBN 0140165096
  • Keith Perry: With a Poppy and a Prayer. Officers Died at Passchendaele 31st July-10th November 1917, Naval and Military Press, Uckfield 2003. ISBN 1843424991
  • Christopher Staerck: Battlefront. 6th November 1917. The Fall of Passchendaele, Public Record Office, Richmond 1997. ISBN 1873162421
  • Hedley Paul Willmott: Der erste Weltkrieg, Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2004. ISBN 3806725497
  • Paul Wombell: Battle. Passchendaele, 1917. Evidence of war's reality, Travelling Light, London 1981. ISBN 0906333113
  • Christian Zentner: Illustrierte Geschichte des Ersten Weltkriegs, Bechtermünz, Eltville am Rhein 1990. ISBN 3927117587

Siehe auch

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