Weltjugendtag 2005

Der XX. Weltjugendtag Köln (XX. Giornata mondiale della gioventù Colonia) war ein katholisches Jugendfest, das vom 16. bis zum 21. August 2005 in Köln, Bonn und Düsseldorf stattfand.

Im Vorfeld fanden vom 11. bis zum 15. August die „Tage der Begegnung“ statt.

Der Papst lud die „Jugend der Welt“ zum zwanzigsten Weltjugendtag (WJT) nach Deutschland ein. Das Leitwort aus dem Matthäus-Evangelium hieß: „Wir sind gekommen, um IHN anzubeten“ (Mt 2,2). Dieser Satz wird den Heiligen Drei Königen zugesprochen, von denen Reliquien im Dreikönigsschrein des Kölner Doms aufbewahrt werden.

Logo des Weltjugendtags 2005.

Am Weltjugendtag nahmen neben rund 400.000 registrierten Pilgern aus 193 Ländern auch 759 Bischöfe, darunter 60 Kardinäle, sowie 10.000 Priester teil. Außerdem waren 7700 Journalisten akkreditiert. Die Teilnehmerzahl stieg bei der Abschlussmesse auf über eine Million Besucher.

Der Weltjugendtag wurde überschattet vom Attentat auf Frère Roger, das zur gleichen Zeit in Taizé in Frankreich stattfand.

Programm

Pilger vor dem Kölner Dom

Wege nach Köln

Für viele Pilger und feiernde Papstbegeisterte begann der Weltjugendtag schon viel früher. Sie nutzten die Gelegenheit zu einer mehrtägigen Wallfahrt.

Ein von Papst Johannes Paul II. 1984 gestiftetes, 3,80 Meter hohes Holzkreuz wurde seit April 2004 als Weltjugendtagskreuz unter dem Motto „Kreuz bewegt“ zur Vorbereitung des Weltjugendtages von einer deutschen Diözese zur nächsten weitergegeben.

Zwischen dem 8. Juli und dem 15. August wurde das Kreuz in einer 40-tägigen Pilgerwanderung von Dresden über den "Ökumenischen Pilgerweg" im Verlauf der historischen Via Regia nach Köln getragen. Etwa 40 Bischöfe gingen bei den einzelnen Etappen mit. Die Strecke wurde mit Bedacht gewählt:

  • Das Bistum Dresden-Meißen ist das Partnerbistum der Erzdiözese Köln
  • So wie die Sterndeuter aus dem Osten nach Bethlehem gekommen sind, gingen auch die Pilger von Osten nach Köln
  • Die Wahl fiel bewusst auf den von katholischen und evangelischen Christen gemeinsam ausgearbeiteten "Ökumenischen Pilgerweg", um ökumenisches Interesse zu bekunden und das Bemühen um die Einheit der Christen als ein vorrangiges Ziel des Weltjugendtages zu benennen.

Tage der Begegnung

Vor dem eigentlichen Weltjugendtag in Köln fanden in den deutschen Diözesen die „Tage der Begegnung“ statt. Die einheimischen Jugendlichen trafen sich in diesen Tagen mit ihren Gästen aus aller Welt, um sich gemeinsam mit Vertretern der Kirche und sozialer Einrichtungen auf das große Ereignis vorzubereiten und einzustimmen. Die Gruppen reisten anschließend gemeinsam nach Köln, Bonn und Düsseldorf.

Papstbesuch

Pilger vor dem Willkommens-Poster für Benedikt XVI am Dom
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Pilger bei der Schifffahrt von Papst Benedikt XVI.

Der Veranstaltungsort Köln wurde in der Amtszeit von Johannes Paul II. festgelegt. Der im April 2005 verstorbene Papst, der dieses Fest des Glaubens und der Begegnung 1984 initiiert hatte, wollte selbst in die Domstadt kommen. Die Organisatoren hatten angesichts seines schlechten Gesundheitszustandes bereits entsprechende Vorkehrungen getroffen. Sein Nachfolger, Benedikt XVI., bestätigte kurz nach seiner Wahl am 19. April 2005 seine Teilnahme am Weltjugendtag. Für den deutschen Papst ist der Besuch in seiner Heimat die erste offizielle Auslandsreise als Oberhaupt der katholischen Kirche.

Benedikt XVI. war vom 18. bis zum 21. August in Köln. Während der ersten Tage standen repräsentative Aufgaben auf dem Programm, bevor der Papst am Wochenende die zentralen Gottesdienste leitete.

  • 20. August
    • 10.00 Uhr: Audienz für Bundeskanzler Gerhard Schröder, Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, CDU-Vorsitzende Angela Merkel und NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers
    • 18.00 Uhr: Audienz für Vertreter einiger muslimischer Gemeinschaften im Erzbischöflichen Haus, Ansprache.
    • 19.00 Uhr: Fahrt zum Marienfeld.
    • 19.30 Uhr: Ankunft auf dem Marienfeld und Grußwort an die anwesenden Bischöfe.
    • 20.30 Uhr: Vigil mit den Jugendlichen auf dem Marienfeld
  • 21. August
    • 10.00 Uhr: Feierlicher Abschlussgottesdienst auf dem Marienfeld
    • 19.42 Uhr: Rückflug nach Rom

Veranstaltungen

„Musik-Picknick“: Ausgabe von Kuchen an die Pilger

Gottesdienste

Der Eröffnungsgottesdienst auf der Hofgartenwiese in Bonn

Für die Besucher fand sich auf dem Weltjugendtag ein breites Gottesdienstangebot. Gleich zu Beginn fanden für die Pilger in Bonn, Köln und Düsseldorf die Eröffnungsgottesdienste statt. In Bonn zelebrierte Jugendbischof Franz-Josef Bode (Bischof von Osnabrück) vor 100.000 Menschen auf der Hofgartenwiese vor dem kurfürstlichen Schloss, im Rhein-Energie-Stadion Köln Joachim Kardinal Meisner (Erzbischof von Köln) (50.000 Besucher) und in der LTU Arena Düsseldorf Karl Kardinal Lehmann (Bischof von Mainz und Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz) (60.000 Besucher).

Höhepunkt der gottesdienstlichen Veranstaltungen und des Weltjugendtages war die Vigil und die Heilige Messe mit dem Papst. Am Abend des 20. August feierte der Papst auf dem Marienfeld mit den Pilgern von 20.30 bis 22.30 Uhr die Vigil (800.000 Besucher). Am folgenden Tag zelebrierte er zwischen 10.00 und 12.45 Uhr die feierliche Papstmesse zum Abschluss des Weltjugendtages (1,1 Millionen Besucher). Das Marienfeld, das zwischen Kerpen-Türnich und Frechen-Habbelrath in der Nähe von Köln liegt, war früher ein Braunkohletagebau und wird heute landwirtschaftlich genutzt. Als Bühne für den Altar wurde eigens ein zehn Meter hoher Hügel errichtet, den Kardinal Meisner auf den Namen „Berg der 70 Nationen“ taufte. Pilger aus diesen Ländern hatten beim Bau des Hügels symbolisch kleine Säckchen mit mitgebrachter Erde ausgeschüttet. Für die mehr als eine Million Pilger, die am Sonntag auf dem Marienfeld waren, wurde die Messe auf Großleinwänden übertragen.

Der Papst lud zum Ende der Heiligen Messe zum nächsten Weltjugendtag 2008 nach Sydney ein.

Geistliche Veranstaltungen

Für die Teilnehmer bestand die Möglichkeit, an verschiedenen Katechesen teilzunehmen. Die Wallfahrt zum Dreikönigsschrein im Kölner Dom, für die jeder Pilger einen Terminvorschlag erhielt, galt als eine der Katechesen. Etwa 400 weitere wurden an verschiedenen Orten angeboten. Dabei sprach jeweils ein Bischof und antwortete auch auf Fragen. Die Katechesen wurden begleitet von musikalischen Gruppen oder einem anderen Rahmenprogramm.

Kulturelle Veranstaltungen

Neben den geistlichen Inhalten gab es auch zahlreiche kulturelle Veranstaltungen. Museen in Köln boten spezielle Ausstellungen. In Köln und den zum Bistum Köln gehörenden großen Nachbarstädten Düsseldorf und Bonn fanden im Anschluss an die Eröffnungsgottesdienste Konzerte statt. Dabei traten lokale Gruppen wie die Höhner und Bläck Fööss ebenso auf wie internationale Stars und spirituelle Musiker.

Am 17. August wurde für die Pilger ein großes „Musik-Picknick“ in den drei großen Städten Köln, Bonn und Düsseldorf organisiert. Dabei gab es kostenlos Kuchen und Kakao, während Sänger und Musikgruppen aus verschiedenen Ländern für die Gäste musizierten.

Zum Weltjugendtag gab es das Lied „Du für mich“, das das WJT-Kreuz auf seinem Weg nach Köln begleitet. Das offizielle Lied des Weltjugendtages lautete „Venimus adorare eum“. Der Titel ist die lateinische Übersetzung des Mottos.

Gegen- und kritische Veranstaltungen

Die aus dem Kirchenvolksbegehren 1995 entstandene Bewegung Wir sind Kirche lenkte mit ihrer Aktion Gute Katholiken verwenden Kondome die Aufmerksamkeit auf das Verbot empfängnisverhütender und HIV vermeidender Mittel durch die Amtskirche.

Die Gläubigen-Initiative Homosexualität und Kirche (HUK) hatte ein eigenes Themenportal mit Veranstaltungen über die Homosexuellen-Problematik erstellt (Titel "Weltjugendtag 2005 für alle"). Auf dem HUK-Podium wurde unter großem Applaus gefordert, dass die Lebensform von Millionen Lesben und Schwuler von der Kirche akzeptiert werden müsse.

Das Jugendzentrum „anyway“ bot eine Anlaufstelle für lesbische und schwule Teilnehmer. Der evangelische Pfarrer Dr. Bertold Höcker richtete in der Antoniterkirche eine Anlaufstelle für homosexuelle Teilnehmer des Weltjugendtags ein.

Die Aktion „Religionsfreie Zone“ bot als Protest gegen den Weltjugendtag und die Katholische Kirche unter dem Motto „Heidenspaß statt Höllenqualen“ eine Vortrags- und Veranstaltungsreihe in Köln, Düsseldorf und Bonn während des Weltjugendtages an. Die Aktion von verschiedenen Organisationen wurde durch diverse Firmen und Kölner Bürger unterstützt. Vor dem Amtsgericht Köln wurde eine „Kirchenaustrittsparty“ veranstaltet.

Christoph Schlingensiefs Church of Fear war in Köln mit einem eigenen Kirchengebäude vertreten.

Insgesamt war das zahlenmäßige und mediale Echo auf die Gegenveranstaltungen gering, was angesichts der großen Teilnehmerzahl und der medialen Präsenz der eigentlichen Veranstaltungen des Weltjugendtages nicht überrascht.

Positive Wahrnehmung in Medien und Öffentlichkeit

Benedikt XVI. bei der Anfahrt zur Vigilfeier am 20. August

Entgegen den Erwartungen vieler Beobachter wuchs Papst Benedikt XVI. beim Weltjugendtag in Köln sichtbar in seine neue Rolle hinein, spiritueller Bezugspunkt für Hoffnungen einer globalisierten Kirche zu sein. Trotz seiner bisherigen eher akademischen Herangehensweise an die Probleme des Weltkatholizismus strahlte er Freude an seinem Amt bei und auch abseits der Großveranstaltungen aus. Begegnungen mit den Spitzenvertretern anderer christlicher Konfessionen, des Judentums und des Islams, aber auch der Politik konnten als Schritt in Richtung Ökumene gewertet werden.

Die Jugendlichen bereiteten dem Papst einen begeisterten Empfang, sogar während der Gottesdienste waren immer wieder „Benedetto“-Chöre und rhythmisches Klatschen zu hören.

Geprägt war der Weltjugendtag von einer friedlichen Atmophäre des Miteinanders von Menschen aus allen Nationen, wie man es bei wohl keiner anderen Veranstaltung dieser Größenordnung erleben kann.

Kritik

Dominanz konservativer Gruppen?

Im Unterschied zum letzten internationalen Weltjugendtag der katholischen Kirche in Toronto wurden durch die kirchlichen Weltjugendtags-Veranstalter in Köln sog. fundamentalistische Gruppen (z. B. Opus Dei, Juventutem, Christusjugend, Neokatechumenat, Schönstatt-Bewegung) zur Mitorganisation eingeladen, während kirchenkritische Gruppen ohne offiziellen kirchlichen Status (u.a. Donum Vitae, Frauenkirche, Wir sind Kirche, KJGay) eine Mitarbeit bei der Organisation und teilweise jede Sichtbarkeit gegen vorherige Absprache verwehrt wurde. Begründet wurde diese Differenzierung mit der Internationalität des Weltjugendtages und der nötigen Einheitlichkeit kirchlicher Standpunkte in lehrmäßigen Fragen. Von Gruppen innerhalb und außerhalb des Katholizismus wurde kritisiert, dass bei dem aktuellen Weltjugendtag - im Unterschied zu den vorhergehenden - eine konservative oder gar fundamentalistische Neuausrichtung zu beobachten sei. Von Seiten der Veranstalter wurde dagegen bekräftigt, dass der Weltjugendtag kein Kirchentag mit Diskussionforen und individueller Selbstdarstellung sei, sondern eine internationale Pilgerfahrt nach Köln. Dennoch seien von vielen Veranstaltern Diskussionsforen und Streitgespräche zu verschiedensten Themen angeboten und von den Pilgern dankend angenommen worden.

Ein Indiz für den wachsenden Einfluss von Opus Dei wird der Besuch des Papstes in St. Pantaleon mit angeschlossenem Priesterseminar gewertet, welches als Opus-Dei nahe eingeschätzt wird. Zitat des Papstes aus seiner Rede an die Seminaristen: ... beten wir heute mit herzlicher Dankbarkeit für all Eure Oberen, Professoren und Erzieher, deren geistige Anwesenheit hier bei unserem Treffen wir spüren..

Auch eine zu große Nachahmung von Großveranstaltungen nach Art des Baptisten, Fernseh- und Massenpredigers Billy Graham warfen Kritiker dem diesjährigen Weltjugendtag vor. Dies wurde von traditionalistischer Seite ähnlich gesehen: Der Einsatz von Elementen des Sakropop widerspreche der Würde der heiligen Messe. Der Eventcharakter sei einem christlichen Glaubensereignis nicht angemessen. Ob dieser Eventcharakter mit dem starken Missionierungsdruck Pfingstkirchlicher religiöser Gemeinschaften besonders in Brasilien zu tun haben, wurde von kirchenoffizieller Seite nicht bestätigt. In Brasilien hat die katholische Kirche in den letzten Jahren große Prozensätze der Bevölkerung an evangelikale - und pfingstkirchliche Missionierungsversuche verloren.

Angebliche Internetzensur auf dem Weltjugendtag

Der Stern berichtete, dass im Pressezentrum des Weltjugendtages Internetfilter installiert seien. Unter anderem war die Seite huk.org (Homosexuelle und Kirche) nicht erreichbar. Laut einem anderen Bericht war ein Content-Filter des die Kommunikationsinfrastruktur stellenden Providers für die vermeintliche Zensur verantwortlich; selbiger wurde auf die Kritik hin deaktiviert. Im Internetcafe für die Pilger waren keine derartigen Filter installiert.

Personenkult

Omnipräsentes Papst-Merchandising

Den Veranstaltern des Weltjugendtages wird vorgeworfen, weniger einen katholischen Weltjugendtag, als einen katholischen Weltpapsttag organisiert zu haben. Kritiker beobachten eine Art Personenkult um den Papst. Insbesondere wurde die mediale Abdeckung der Veranstaltung auch als "Spektakel" kritisiert. Das sehr ernsthafte Verhalten der Pilger widerspricht dem jedoch: Katechesen und andere religiöse Veranstaltungen (wie etwa die Beichte) wurden sehr stark besucht, und darüber hinaus stellte der Besuch des Papstes nur einen relativ kleinen Teil des umfangreichen Weltjugendtagprogrammes dar.

Als doppeldeutig wurde das Motto des Weltjugendtages wahrgenommen "Wir sind gekommen, um IHN anzubeten", da nicht generell bekannt ist, dass die Schreibweise mit drei großen Buchstaben in der Bibel unzweideutig für Gott steht. Insbesondere die Reformierte Kirche sieht Probleme in der Papstzentriertheit des Weltjugendtages.

Auch die Tatsache, daß der Papst vom Rhein aus auf einem Schiff predigte - hier wird eine Analogie zur Predigt Jesu vom See Genezareth (Lukas 5,3) erkennbar - könne den Eindruck erwecken, der Papst werde in die Nähe zu Jesus Christus gerückt, auf den sich das Motto eigentlich bezieht (nach Matthäus 2,11). (Eine andere Sichtweise bedenkt, dass auch Petrus, dessen Nachfolger der Bischof von Rom nach katholischer Lehre ist, selbst Fischer war und vom Fischer zum "Menschenfischer" wurde. Auch wurde angemerkt, dass es durchaus üblich war, auch per Schiff über den Rhein nach Köln zu Pilgern, wie es schon der Legende nach die Hl. Ursula (eine der Stadtpatrone der Stadt Köln) tat.)

So sprachen Medien und die Verantwortlichen auch über den Besuch des Papstes und nicht nur über die Jugend und ihre Rolle im Christentum bzw. in der katholischen Kirche.

Papst Benedikt XVI. hat jedoch mehrfach kundgetan, dass es ihm um die Hinführung der Jugendlichen zu Christus gehe und er die Aufmerksamkeit für seine Person nicht suche. Bestätigt wird diese Haltung von Kennern der Biographie Josef Ratzingers. Auch viele (jugendliche) Pilger äußerten sich nicht in diesem Sinne: Das war kein "Weltpapsttag" sondern ein Weltjugendtag und der Papst ist zu uns gekommen, nicht wir zu ihm.

Mangelnde Spiritualität

Von mancher Seite wurde eine mangelde Spiritualität kritisiert. Der Weltjugendtag sei teilweise darauf beschränkt gewesen, eine Art spiritueller Party gewesen zu sein. Genau in diesem Sinne hatten sich am Abschluss des Weltjugendtages (22.08.05) jugendliche Teilnehmer im Interview der Tagesschau geäußert. Auffallend sei auch gewesen, dass der immer wiederkehrende "Schlachtruf" Be-ne-det-to (langgezogen) in seiner Art identisch sei mit einschlägigen Fangesängen in Fußballstadien (derselbe Klang wie z.B. "F-C-Bay-ern").

Aber das disziplinierte Verhalten der Pilger in den Gottesdiensten, die starke Teilnahme an Angeboten wie dem Versöhnungssakrament in den Deutzer Messehallen, die konzentrierte Andacht bei Predigt und Wandlung, die Annahme großer Härten, wie der Vigil unter freiem Himmel bei Kälte, teils Hunger und Schlaflosigkeit, und die große Geduld, Freundlichkeit und überschäumende Fröhlichkeit der Pilger sprechen für Andere gegen eine solche oberflächliche Deutung.

Musik und Kultur

In den Feuilletons einiger großer Zeitungen, so der FAZ und der FR, wurde die Belanglosigkeit weiter Teile der musikalischen Neuschöpfungen für den Weltjugendtag kritisiert. Explizit ausgenommen wurden die Taize-Gesänge. Der Weltjugendtag habe gezeigt, wie die Kirche ihre Rolle als treibende Kraft musikalischer Entwicklungen vollständig verloren habe, die sie früher einmal inne hatte.

Mangelnde Verwendung fair gehandelter Produkte

Obwohl faire Weltladenprodukte durchweg günstiger sind als nicht fair gehandelte Waren und obwohl der Bund der Deutschen Katholischen Jugend als Gründungsmitglied und Gesellschafter von Europas größtem fairem Handelshaus gepa um eine Verwendung fair gehandelter Produkte wie Kaffee und Tee gebeten hatte, wurden bei der Versorgung der Pilger konventionell gehandelte Produkte großer Kaffeemarken wie Tchibo verwendet.

Verteilung finanzieller Mittel

Der Weltjugendtag 2005 in Köln wird kritisiert, weil er staatlich gefördert wurde. Da es sich um nur eine von mehreren Weltreligionen handele, solle der WJT aus dem Prinzip der Trennung von Kirche und Staat heraus nicht gefördert werden, so Kritiker. Wirtschaftliche Gründe könnten für eine Förderung sprechen, da aufgrund der vielen Besucher mit höheren Steuereinnahmen zu rechnen sei.

Organisation

Ein mobiles Restaurant im Einsatz

Die lokale Organisation und Durchführung des Weltjugendtags war Aufgabe der Weltjugendtag gGmbH in Köln. Um die Besuchermassen im Großraum Köln zu bewältigen arbeitete die Weltjugendtag gGmbH eng mit den Kölner Verkehrs-Betrieben zusammen, die ihrerseits mit anderen lokalen Verkehrsunternehmen kooperierten. So wurde zum Beispiel während der Stoßzeiten der Straßenbahntakt auf zwei Minuten herabgesetzt oder ein Pendelverkehr in Richtung Marienfeld aufgebaut. Zusätzlich standen viele Busse zur Verfügung, die Routen zum Marienfeld befuhren. Das Marienfeld wurde für knapp 1.000.000 Menschen zu den Abschlussveranstaltungen mit Papst Benedikt XVI. vorbereitet.

Für den Weltjugendtag 2005 wurden insgesamt mehr als eine halbe Million Unterkünfte im Gebiet des Erzbistums Köln gesucht. Rund 440.000 Quartiere werden für die Gäste in Gemeinschaftsunterkünften wie Schulen und Turnhallen zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus suchte das Weltjugendtagsbüro 80.000 Privatunterkünfte. Zur Gewinnung dieser Unterkünfte wurde am 1. Juli 2004 durch den Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, die Kampagne „Herberge gesucht“ gestartet.

Rund 300 mobile Restaurants werden auf dem Weltjugendtag für das leibliche Wohl der Pilger sorgen. Für die Zubereitung von Frühstück, Mittagessen und Lunchpaket wurde die Firma Sodexho Catering und Service GmbH engagiert. Sie stellt vom 16. bis zum 21. August 2005 im Erzbistum Köln mobile Restaurants zur Verfügung, von denen aus die Pilger versorgt werden. Dieses flexible Versorgungssystem, das für die Zubereitung von rund 6,4 Millionen Mahlzeiten zuständig ist, wurde speziell für den Weltjugendtag entwickelt.

Das Besuchsprogramm von Benedikt XVI. ist im Vatikan selbst vorbereitet worden. Kardinal-Staatssekretär Angelo Sodano, der das päpstliche Gefolge anführte, hielt Kontakt zur römischen Zentrale und nahm für Papst Benedikt zusätzliche Gesprächstermine wahr. Ihm zur Seite stand der vatikanische "Innenminister", Erzbischof Leonardo Sandri. Eine wichtige Funktion besaß auch der zuständige Abteilungsleiter im Staatssekretariat, der Eichstätter Prälat Christoph Kühn, als Ansprechpartner für die staatlichen Stellen, den Bundespräsidenten und die Bundesregierung. Höchste Bedeutung kamen dem Zeremonienmeister, Erzbischof Piero Marini und seinem Assistenten Giulio Viviani zu. Sie waren schon Stunden vor den Gottesdiensten am Ort, legten die Messgewänder zurecht, überprüften Texte und Geräte und kontrollierten, ob die Planer vor Ort an alles gedacht haben. Der Reisemarschall des Papstes, Bischof Renato Boccardo, hatte den Reiseablauf minutiös vorbereitet. Bereits Wochen zuvor inspizierte er bei Lokalterminen er Plätze, wählte Transportmittel aus, legte die Fahrtrouten fest, klärte Sicherheitsfragen und stellte Zuständigkeiten klar. Während des Besuchs trugen er und sein Ko-Organisator Alberto Gasbarri die größte Verantwortung.

Ein rotes Meer von Volunteers. Hier beim Eröffnungsgottesdienst für die Freiwilligen in der BayArena Leverkusen

Neben den kirchlichen Helfern und den Mitarbeitern (zumeist Langzeit-Freiwillige) der Weltjugendtag gGmbH waren in der Hauptwoche des Weltjugendtages über das gesamte Erzbistum Köln verteilt rund 28.000 Freiwillige (Volunteers) aus mehr als 160 Staaten im Einsatz, die sich bemühten den reibungslosen Ablauf des Weltjugendtages so weit wie möglich zu gewährleisten. Ihre Einsatzorte waren überall dort, wo Pilger sein konnten: Von der Ankunft, über die Registrierung, der Unterkunft, der Verpflegung, den geistlichen und weltlichen Programmangeboten, bei der Domwallfahrt, auf dem Marienfeld bis hin zur Abreise. Zum ersten Mal wurden beim Weltjugendtag in Köln auch "Volunteer Support Manager" eingesetzt. Deren Aufgabe bestand (nach der Planung) vor allem darin, sich um die psycho-sozialen Angelegenheiten der Freiwilligen zu kümmern. Die roten (Volunteer) und grünen (Volunteer-Support-Manager) T-Shirts waren überall zu sehen. Kardinal Joachim Meisner verglich beim Abschlussgottesdienst für die Freiwilligen am Tag nach dem offiziellen Ende des Weltjugendtages in seiner Predigt den Einsatz der Freiwilligen mit den Fundamenten des Kölner Doms: Ohne die Fundamente, gäbe es den Dom nicht und ohne die Freiwilligen hätte es den Weltjugendtag in Köln nicht gegeben (sinngemäß). "Ich als Erzbischof von Köln bin stolz auf euch und danke euch."

Probleme

"Today no food left in Köln" - Engpass und Improvisation bei der Versorgung der Pilger

Aufgrund des unerwartet hohen Besucheraufkommens kam es während des gesamten Weltjugendtages, vor allem in Köln und beim Abschlußgottesdienst auf dem Marienfeld, zu teils chaotischen Zuständen. Bei Großveranstaltungen wie dem Eröffnungsgottesdienst am Dienstag dem 16. August und dem Papst-Besuch am Donnerstag dem 18. August kam das Verkehrsnetz praktisch zum erliegen. So kam es in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag zu einem Zwischenfall am völlig überfüllten Kölner Hauptbahnhof, bei dem 19 Pilger durch die drückende Masse verletzt wurden.

Besonders die Essensausgabe war schwierig, da angedacht war, die Pilger nahe ihren Quartieren im gesamten Rheinland zu versorgen, diese jedoch meist zu den zentralen Veranstaltungsorten in Köln, Düsseldorf und Bonn fuhren, wo es dann zu Engpässen kam.

Marienfeld/Abschlussmesse

Auch auf dem Marienfeld gab es einige Schwierigkeiten. Hauptauslöser hierfür waren die nahezu komplett fehlenden Einlasskontrollen. Zwar führte dies einerseits dazu, dass die Pilger recht zügig das Feld betreten konnten und somit keine langen Schlangen durch die Kontrolle von über einer Millionen Menschen entstanden. Andererseits allerdings hielt sich dadurch ein Teil der Pilger und Besucher nicht an die ihnen zugeteilten Felder, was vor allem auf nahe am Papsthügel gelegenen Bereichen dazu führte, dass diese schnell überfüllt waren. Beschwerden gab es hier vor allem auch, da die Pilger für das so genannte "Pilgerpaket" mit Platzreservierungen und Essensmarken bis zu 169 Euro gezahlt hatten.

Die bereits oben beschriebenen Probleme mit der Essensausgabe setzten sich hier fort. Gegen Samstagabend wurde schließlich die geordnete Essensausgabe aufgelöst und das Essen palettenweise hingestellt, was allerdings eine geordnete Ausgabe engültig unmöglich machte.

In einigen Bereichen des Marienfelds gab es außerdem Beschwerden über die vorhandenen Sanitäranlagen (so gennante Dixi-Klos) und Müllbehälter.

Jedoch konnte durch das disziplinierte und ruhige Verhalten der Pilger erreicht werden, dass es nur zu relativ wenigen Notfalleinsätzen kam, diese meist wegen Erschöpfung oder Unterkühlung.

Auch bei der Abreise kam es zu größeren Problemen, so dass Sonntag noch Notquartiere für ca. 6.000 gestrandete Pilger eingerichtet werden mußten. Manche Gruppen konnten so erst Montag mittags ihre Heimreise antreten.


Finanzierung

Einnahmen

gesponsorte Wasserstation für die Pilger

Die geschätzte Summe der Ausgaben des Weltjugendtages liegen bei 100 Millionen Euro. Die Katholische Kirche Deutschland beteiligt sich an diesen Ausgaben mit 30 Millionen Euro, der Vatikan ist nicht an der Finanzierung beteiligt. 15 Millionen Euro sollen aus öffentlichen Mitteln kommen, wobei allein das Land Nordrhein-Westfalen drei Millionen Euro beisteuert. Ein weiterer Teil der Finanzierung wird durch Spenden und Einnahmen aus Aktionen für den Weltjugendtag gewonnen. Geplant ist, 40 % der Finanzierung über die Pilgerbeiträge einzunehmen, wobei die Teilnehmer nach ihren Herkunftsländern gestaffelt unterschiedlich hohe Beiträge zahlen. Jugendbischof Franz-Josef Bode sagte, dass die Finanzierung des Weltjugendtages gesichert sei und eine große Verschuldung, wie beim WJT im Erzbistum Toronto, nicht eintreten werde. Einen Teil der Ausgaben finanziere der Weltjugendtag auch mit dem Verkauf von Merchandising-Artikeln, wie z. B. Rosenkränzen, T-Shirts, Mützen und Kerzen. Die sichere Finanzierung sei auch durch die frühzeitige, erfolgreiche Suche nach Sponsoren gegeben, zu denen zahlreiche kleinere und größere deutsche Unternehmen gehörten. Ein Großteil der Unterstützungen bestehe aus Sachspenden. Wörtlich sagte Franz-Josef Bode: „Insgesamt ist die Situation finanziell von den Erwartungen her zufriedenstellend.“

Ausgaben

Über Einzelpositionen auf der Ausgabenseite ist (noch) nichts bekannt.

Das Attentat auf Frère Roger

Nahezu zeitgleich zur Eröffnung des WJT wurde am Abend des 16. August 2005 Frère Roger, der Gründer der ökumenischen Communauté de Taizé, während der Vesper in Taizé/Frankreich bei einem Attentat tödlich verletzt. Dies traf viele Teilnehmer des WJT, die häufig bereits zu Exerzitien in Taizé waren und sich somit mit dem Bruder und seiner Gemeinschaft verbunden fühlten. Der von ihm ernannte Nachfolger Frère Alois befand sich zu dieser Zeit beim Weltjugendtag.

In einer Stellungnahme des Generalsekretärs des WJT, Prälat Heiner Koch, erklärte dieser auf der Website des WJT: "Mit großer Bestürzung haben wir die Ermordung von Frère Roger, dem Gründer von Taizé, vernommen. [...] Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Weltjugendtags beten für diese große Persönlichkeit." Er schloß: "Nun ist er beim Vater im Himmel angekommen. Die Trauer ist groß. Die Hoffnung auf die Auferstehung überwiegt."

Ein Kondolenzbuch wurde in einer Seitenkapelle der St. Agnes-Kirche, dem Treffpunkt der Taize-Pilger, neben einem Bild des Märtyrers mit schwarzem Trauerflor aufgestellt. Trauernde Jugendliche füllten die Kirche und ihren Vorplatz.

Kardinal Meisner betete mit Jugendlichen schweigend für Bruder Roger. Er schrieb am Nachmittag einen Eintrag: "Der Tod ist der Hinübergang von der einen Hand Gottes in die andere. Frère Roger ist in guten Händen, und er hält von dort weiter seine guten Hände über unsere Jugend."

Meisner äußerte sich im Anschluß vor Reportern vor der Kirche, zum Weltjugendtag habe Frère Roger nicht nach Köln kommen können, aber jetzt sei er präsent "wie Johannes Paul II.".

Papst Benedikt XVI. erklärte, er sei "tief traurig" und habe am Vortag einen "bewegenden" Brief von Bruder Roger erhalten, in dem dieses schrieb, er sei mit ganzem Herzen mit dem Papst und allen Teilnehmern des Weltjugendtages in Köln. Er könne aus gesundheitlichen Gründen selbst nicht kommen, werde aber "im Geiste" anwesend sein.

Medien

Der WDR berichtete sowohl im Fernsehen als auch im Radio (Weltjugendtagsradio von WDR 5) intensiv vom Geschehen rund um den Weltjugendtag. Die wichtigsten Veranstaltungen wurden live im 1. Programm und im ZDF gezeigt, insgesamt beläuft sich die Dauer der Ausstrahlungen auf ca. 120 Stunden. Die Fernsehbilder wurden von den internationalen Medien übernommen. Den feierlicher Abschlussgottesdienst auf dem Marienfeld sahen weltweit etwa 250 Millionen Menschen.

Das Fernsehmagazin Monitor setzte sich in einer Sendung am 11. August 2005 kritisch mit der Relevanz fundamentalistischer Strömungen bei der Vorbereitung des Weltjugendtages auseinander. Im Zuge des Weltjugendtages wurde der WebTV Sender weltjugendtag.tv eröffnet, der exklusiv über das Geschehen während des Weltjugendtages berichtete, aber auch jetzt noch archivierte Beiträge zum anschauen bereithält. Der Verlag DuMont Schauberg verteilte täglich kostenlose Sonderausgaben seines Tabloid-Magazins Kölner Stadt-Anzeiger DIREKT.

Versuchter Anschlag auf Zeltlager

Im thüringischen Volkenroda haben drei junge Männer in der Nacht zum 12. August versucht, einen Brandanschlag auf ein Zeltlager mit 2000 Pilgern aus 40 verschiedenen Ländern zu verüben. Die Personen konnten vom örtlichen Sicherheitspersonal vor Ausübung ihrer Tat gefasst werden. Sie trugen eine Reichskriegsflagge und ein Luftgewehr bei sich. Nach ersten Vernehmungen stellte sich heraus, dass der Grund der Aktion wahrscheinlich Rassismus war. Das Bistum Erfurt hat diese Tat scharf verurteilt.


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Linkkatalog zum Thema Weltjugendtag bei curlie.org (ehemals DMOZ)