Rozhlad

Die Kopfzeile des Rozhlad

Rozhlad (deutsch: Umschau), Untertitel Serbski kulturny časopis (deutsch: Sorbische Kulturzeitschrift) ist eine sorbische Zeitschrift, die seit 1950 ohne Unterbrechung zunächst zweimonatlich und später monatlich erscheint und Artikel in obersorbischer und niedersorbischer Sprache enthält. Die Zeitschrift erscheint elfmal pro Jahr, was heißt, dass eine der Ausgaben, (überwiegend die Juli/August-Ausgabe) als „Doppel- oder Zweimonatsausgabe“ vorkommt. Die normale Monatsausgabe verfügt über 40 Seiten, während die Doppelausgabe 64 Seiten hat.

Von 1950 bis 1991 kam die Zeitschrift als Mitteilungsorgan des sorbischen Dachverbandes Domowina aus und somit war sie in diesem Zeit stark von ihm beeinflusst. Seit 1991 erscheint sie als eine selbständige monatliche Publikation unter dem Dach des Domowina-Verlages. Trotz der namentlichen Parallele, sind der Domowina-Verlag GmbH und der Domowina-Verband e.V. zwei völlig unterschiedliche und von einander unabhängigen Rechtspersonen.

Deckblatt der Ausgabe Nr. 2/2015 mit dem Bild "Schloss Wurschen im Winter von Isa Brützke

Die Monatszeitung hat namhafte Vorläufer: Łužičan (1860–1881) und Łužica (1882–1937). Das bedeutet eine beinahe 150-jährige Tradition, die nur in nationalsozialistischen Zeiten und nach dem Zweiten Weltkrieg unterbrochen war. Sie setzt sich unparteiisch mit kulturellen, künstlerischen und minderheitspolitischen Themen sowie Belangen der Sorben auseinander. Im Periodikum werden Gedichte und Kurzprosa sorbischer Autoren veröffentlicht, auch Artikel zum sorbischen Alltag und sorbischen Handwerk sind zu lesen. Seit August 2013 ist fast in jeder Ausgabe mindestens ein Gedicht bzw. eine Erzählung in ober- oder niedersorbischer Sprache vorhanden. Aktuelle sorbische und für die Sorben relevante Veröffentlichungen werden in der Zeitschrift rezensiert. Rozhlad ist auch eine Brücke zu anderen westslawischen Sprachgebieten und Sprachminderheiten (Polnisch, Tschechisch, Lachisch und anderen). Auch deutschsprachige Autoren publizieren Texte in Rozhlad, diese werden von Mitarbeitern der Zeitung ins Nieder- oder Obersorbische übersetzt. Eine weitere Rubrik sind die Interviews mit prominenten sorbischen Künstlern, Schriftstellern und Schauspielern. Gelegentlich erscheinen Texte zur nieder- und obersorbischen Sprache, Texte zu wichtigen Jubiläen sowie Kurzprosa und Gedichte. Rozhlad veröffentlicht ebenfalls übersetzte Gedichte und Erzählungen von bekannten Autoren vor allem aus den slawischen Ländern (Stanislava Repar, Pavel Novotný, Milan Hrabal usw.)

Eine Besonderheit der Zeitschrift sind die vier farbigen Seiten der zwei Deckblätter, die die einzigen farbigen Bilder in der Zeitschrift darstellen. Die erste Seite des Deckblatts wird vor allem für die Darstellung von künstlerischen Werken verwendet. Es handelt sich um Künstler, die aus der Lausitz stammen, oder solche, die durch das Sorbische inspiriert wurden. Erwähnenswert sind Isa Brützke, Marion Quitz, Maja Nagel, Jutta Mirtschin oder Iris Brankatschk, die einmal oder mehrmals die erste Seite des Deckblatts dekorierten.

Die Zeitung wird im Domowina-Verlag in Bautzen herausgegeben. Nach 19 Jahren als Chefredakteurin gab Jěwa-Marja Čornakec den Posten am 1. August 2011 an Richard Bígl ab.[1] Seit August 2013 ist Viktor Zakar der Chefredakteur der Zeitschrift.[2].

Die Auflage lag im Jahr 2004 bei etwa 610 Exemplaren, sie erreicht etwa 5 % der sorbischen Haushalte.[3] Das deutsche Innenministerium hat die Zeitschrift 2005 im Bericht zu der Europäischen Konvention für den Schutz von Minderheiten des Europarates erwähnt.[3] Die finanziellen Mittel für die Zeitschrift sind gering und werden ständig gekürzt. Der Aufruf zur Solidarität mit der bedrohten sorbischen Sprach- und Kulturlandschaft betrifft auch diese Zeitschrift.[4]

Rozhlad hatte 2014 ca. 420 Abonnenten.

Neben einem Abonnement kann man die Kulturzeitschrift Rozhlad in der Smoler’schen Buchhandlung in Bautzen und in der Sorbischen Kulturinformation Lodka in Cottbus käuflich erwerben.

Chefredakteure

Geschichte

Neben dem ersten Chefredakteur Ota Wićaz arbeitete auch Měrćin Nowak-Njechorński in der Redaktion. Am Anfang funktionierte die Zeitschrift als Organ des Dachverbandes Domowina. Ein Redaktionskreis (Redakciski kruh) wurde gegründet, der wie ein Redaktionsbeirat fungierte. Wichtige sorbische Persönlichkeiten wie die Schriftsteller Jurij Brězan oder Frido Mětšk nahmen am Redaktionskreis teil. Auch wenn sich die Zeitschrift als kritisch deklarierte, blieb sie in der Zeit zwischen 1950 und 1980 dem sozialistischen System sehr nah. Man veröffentlichte Beiträge wie den von Jan Šołta Naš wulki přećel – Wilhelm Pieck (Rozhlad 1950, S. 49) (Unser größer Freund – Wilhelm Pieck) oder solche über die sorbisch-russische Freundschaft. Auch wenn die Zeitschrift bis zur Wende SED-treu blieb, sind Modernisierungstendenzen seit 1970 zu beobachten. Cyril Kola orientierte sich mehr nach Tschechien und Polen als der Sowjet-nahe Měrćin Nowak-Njechorński. Die Zeitschrift bekam ein neues Layout (mit zwei Spalten). Erste Berichte zu wichtigeren Kulturveranstaltungen wurden geschrieben. 1976 gewann die Redaktion der Zeitschrift den Ćišinski-Preis.

Eine Kuriosität der Zeitschrift ist die Zahl der Redakteure. Fast immer gab es einen einzigen Chefredakteur in der Zeitschrift. Neben dem Chefredakteur Cyril Kola arbeitete der Schriftsteller und Journalist Ben Budar in der Zeit zwischen 1980 und 1990 als Journalist in der Zeitschrift. Die Stelle eines zweiten Redakteurs wurde ca. 1990 abgeschafft. So arbeitete Jěwa-Marja Čornakec als einzige Redakteurin des Rozhlad weiter. Während man in der Zeit zwischen 1950 und 1990 kaum Fotografien in der Zeitschrift fand, sind die Bilder seit 2000 häufiger geworden. Die Bilder im inneren Teil der Zeitschrift blieben bis heute schwarz-weiß. In der Zeit zwischen 1950 und 1960 waren Beiträge in niedersorbischer Sprache kaum vorhanden. Dies ist verständlich, wenn man bedenkt, dass die Redaktion der Zeitschrift Rozhlad damals heftige Schwierigkeiten hatte, überhaupt Beiträge zu erhalten und zum Druck rechtzeitig vorzubereiten.

Nach dem Beitrag von Christiana Piniekowa (Rozhlad 10/2000, 354) beziehen sich nur 5 % aller Inhalte bis 2000 auf die Niederlausitz, während nur 2 % aller Texte bis zum Jahrgang 2000 in niedersorbischer Sprache verfasst wurden. Jedoch hat sich die Zahl niedersorbischer Artikel nach der Wende erhöht und erreichte den Gipfel nach September 2013. So waren beispielsweise 28 % aller 40 Seiten der Ausgabe 2/2015 in niedersorbischer Sprache.

Referenzen

  1. „Rozhlad“: Čech nawjeduje serbski časopis, Website des Mitteldeutschen Rundfunks, abgerufen am 7. August 2011
  2. [1], Website des Mitteldeutschen Rundfunks, abgerufen am 26. Oktober 2013
  3. a b Second Report submitted by the Federal Republic of Germany under Article 25, paragraph 2, of the Council of Europe’s Framework Convention for the Protection of National Minorities (Abgerufen am 13. April 2005) – Annexes: Printmedien des sorbischen Volkes, Seite 19
  4. Aufruf zur Solidarität (Memento vom 29. September 2007 im Internet Archive)

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