„Plärrer“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|behandelt den Begriff Plärrer für einen Platz. Zum gleichnamigen Volksfest in Augsburg siehe [[Plärrer (Augsburg)]], zum gleichnamigen Nürnberger Stadtmagazin siehe [[Plärrer (Magazin)]].}}


'''Plärrer ''' (auch ''Plerrer'') ist eine alte Bezeichnung für einen Platz einer Stadt außerhalb der Stadtmauern, auf dem im [[Mittelalter]] Händler tätig werden konnten, die keine [[Konzession]] für den innerstädtischen Markt hatten. Die Bezeichnung leitet sich von dem Wort ''plerre,'' ''plarre'' ab, was in etwa „abgerissenes kahles Stück“, später „freier Platz“ bedeutet.<ref name="Buck">[[Michael Richard Buck]]: ''Oberdeutsches Flurnamenbuch.'' Kohlhammer, Stuttgart 1880, S. 30 ([[:Datei:Buck Flurnamenbuch.djvu|Digitalisat]] bei [[Wikimedia Commons]]).</ref><ref>[[Remigius Vollmann]]: ''Flurnamensammlung.'' 4. Auflage. Giehrl, München 1926, S. 25 ({{Google Buch|BuchID=MTwuAQAAIAAJ|Seite=25|Hervorhebung=Blerr plerre plarre}}).</ref> Die Herleitung von [[Mittelhochdeutsch|mhd.]] ''vlarre'' „Fetzen, breite unförmliche Wunde“<ref>[https://woerterbuchnetz.de/?mode=Vernetzung&hitlist=&patternlist=&lemid=BV01588&sigle=BMZ ''vlarre'']. In: ''Mittelhochdeutsches Wörterbuch'' von [[Georg Friedrich Benecke|Benecke]], [[Wilhelm Konrad Hermann Müller|Müller]], [[Friedrich Zarncke|Zarncke]], online im [https://www.woerterbuchnetz.de/ Wörterbuchnetz]</ref> bzw. ''plarren'' „gaffen“ scheint regional uneinheitlich.<ref name="Buck" />
'''Plärrer ''' (auch ''Plerrer'') ist eine alte Bezeichnung für einen Platz einer Stadt außerhalb der Stadtmauern, auf dem im [[Mittelalter]] Händler tätig werden konnten, die keine [[Konzession]] für den innerstädtischen Markt hatten. Die Bezeichnung leitet sich von dem Wort ''plerre,'' ''plarre'' ab, was in etwa „abgerissenes kahles Stück“, später „freier Platz“ bedeutet.<ref name="Buck">[[Michael Richard Buck]]: ''Oberdeutsches Flurnamenbuch.'' Kohlhammer, Stuttgart 1880, S. 30 ([[:Datei:Buck Flurnamenbuch.djvu|Digitalisat]] bei [[Wikimedia Commons]]).</ref><ref>[[Remigius Vollmann]]: ''Flurnamensammlung.'' 4. Auflage. Giehrl, München 1926, S. 25 ({{Google Buch|BuchID=MTwuAQAAIAAJ|Seite=25|Hervorhebung=Blerr plerre plarre}}).</ref> Die Herleitung von [[Mittelhochdeutsch|mhd.]] ''vlarre'' „Fetzen, breite unförmliche Wunde“<ref>[https://woerterbuchnetz.de/?mode=Vernetzung&hitlist=&patternlist=&lemid=BV01588&sigle=BMZ ''vlarre'']. In: ''Mittelhochdeutsches Wörterbuch'' von [[Georg Friedrich Benecke|Benecke]], [[Wilhelm Konrad Hermann Müller|Müller]], [[Friedrich Zarncke|Zarncke]], online im [https://www.woerterbuchnetz.de/ Wörterbuchnetz]</ref> bzw. ''plarren'' „gaffen“ scheint regional uneinheitlich.<ref name="Buck" />


Entsprechende Namen oder Namensbestandteile gibt es heute noch in Bayern, insbesondere in [[Mittelfranken]], für Plätze in<!-- Augsburg gehört hier nicht rein! --> [[Bamberg]], [[Bechhofen (Mittelfranken)|Bechhofen]], [[Hersbruck]], [[Kaufbeuren]] (Busbahnhof), [[Neustadt an der Aisch]], [[Nürnberg]], [[Mögeldorf|Nürnberg-Mögeldorf]], [[Lauf an der Pegnitz]], [[Michelau in Oberfranken]], [[Oberkotzau]], [[Obernzenn]], [[Schwarzenbruck]], [[Thiersheim]], [[Waischenfeld]], Waldeck bei [[Kemnath]] (lokaler Volksmund) und [[Weißenburg in Bayern]].
Entsprechende Namen oder Namensbestandteile gibt es heute noch in Bayern, insbesondere in [[Franken (Region)|Franken]], für Plätze in<!-- Augsburg gehört hier nicht rein! --> [[Bamberg]], [[Bechhofen (Mittelfranken)|Bechhofen]], [[Hersbruck]], [[Kaufbeuren]] (Busbahnhof), [[Neustadt an der Aisch]], [[Nürnberg]], [[Mögeldorf|Nürnberg-Mögeldorf]], [[Lauf an der Pegnitz]], [[Michelau in Oberfranken]], [[Oberkotzau]], [[Obernzenn]], [[Schwarzenbruck]], [[Thiersheim]], [[Waischenfeld]], Waldeck bei [[Kemnath]] (lokaler Volksmund) und [[Weißenburg in Bayern]].


Nach dem bayerischen Sprachforscher [[Johann Andreas Schmeller]] steht ''Blerrer'' für einen offenen, freien Platz, den jedermann übersehen kann. Im Zusammenhang mit Stadtbefestigungsanlagen können auch Abschnitte der für Stadtverteidigungsanlagen wichtigen freien Geländeflächen vor Stadtmauer und Stadtgraben gemeint sein.
Nach dem bayerischen Sprachforscher [[Johann Andreas Schmeller]] steht ''Blerrer'' für einen offenen, freien Platz, den jedermann übersehen kann. Im Zusammenhang mit Stadtbefestigungsanlagen können auch Abschnitte der für Stadtverteidigungsanlagen wichtigen freien Geländeflächen vor Stadtmauer und Stadtgraben gemeint sein.
Im Zusammenhang mit strömendem Bachwasser kann sich der Namen auch von ''plärren'' d.&nbsp;h. laut schreien, ableiten, womit die vom Wasser erzeugten Geräusche gemeint sind.<ref name="Glo">Helmut Gloßner: in memoriam: Der Vitusbach in Regensburg, Hrsg. Helmut Gloßner, Regensburg 1998, ISBN 3-00-003441-2, S. 28.</ref>
Im Zusammenhang mit strömendem Bachwasser kann sich der Namen auch von ''plärren'' d.&nbsp;h. laut schreien, ableiten, womit die vom Wasser erzeugten Geräusche gemeint sind.<ref name="Glo">Helmut Gloßner: in memoriam: Der Vitusbach in Regensburg, Hrsg. Helmut Gloßner, Regensburg 1998, ISBN 3-00-003441-2, S. 28.</ref>


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Nach dem [[Plärrer (Nürnberg)|Plärrer in Nürnberg]] wurde der dortige [[U-Bahnhof Plärrer]], das am Platz liegende [[Plärrerhochhaus]] und das Einkaufszentrum ''Plärrermarkt'' sowie das Nürnberger [[Stadtmagazin]] ''[[Plärrer (Magazin)|Plärrer]]'' benannt.


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Eine andere Bedeutung hat [[Plärrer (Augsburg)|„Plärrer“ als Name eines bekannten Volksfests]] in [[Augsburg]], dort leitet er sich vom „Geplärre“ (d.&nbsp;h. [[Schreien]]) der Besucher ab.
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[[Kategorie:Plätze]]

Aktuelle Version vom 1. Dezember 2023, 09:15 Uhr

Plärrer (auch Plerrer) ist eine alte Bezeichnung für einen Platz einer Stadt außerhalb der Stadtmauern, auf dem im Mittelalter Händler tätig werden konnten, die keine Konzession für den innerstädtischen Markt hatten. Die Bezeichnung leitet sich von dem Wort plerre, plarre ab, was in etwa „abgerissenes kahles Stück“, später „freier Platz“ bedeutet.[1][2] Die Herleitung von mhd. vlarre „Fetzen, breite unförmliche Wunde“[3] bzw. plarren „gaffen“ scheint regional uneinheitlich.[1]

Entsprechende Namen oder Namensbestandteile gibt es heute noch in Bayern, insbesondere in Franken, für Plätze in Bamberg, Bechhofen, Hersbruck, Kaufbeuren (Busbahnhof), Neustadt an der Aisch, Nürnberg, Nürnberg-Mögeldorf, Lauf an der Pegnitz, Michelau in Oberfranken, Oberkotzau, Obernzenn, Schwarzenbruck, Thiersheim, Waischenfeld, Waldeck bei Kemnath (lokaler Volksmund) und Weißenburg in Bayern.

Nach dem bayerischen Sprachforscher Johann Andreas Schmeller steht Blerrer für einen offenen, freien Platz, den jedermann übersehen kann. Im Zusammenhang mit Stadtbefestigungsanlagen können auch Abschnitte der für Stadtverteidigungsanlagen wichtigen freien Geländeflächen vor Stadtmauer und Stadtgraben gemeint sein. Im Zusammenhang mit strömendem Bachwasser kann sich der Namen auch von plärren d. h. laut schreien, ableiten, womit die vom Wasser erzeugten Geräusche gemeint sind.[4]

Nach dem Plärrer in Nürnberg wurde der dortige U-Bahnhof Plärrer, das am Platz liegende Plärrerhochhaus und das Einkaufszentrum Plärrermarkt sowie das Nürnberger Stadtmagazin Plärrer benannt.

Eine andere Bedeutung hat „Plärrer“ als Name eines bekannten Volksfests in Augsburg, dort leitet er sich vom „Geplärre“ (d. h. Schreien) der Besucher ab.

Einzelnachweise

  1. a b Michael Richard Buck: Oberdeutsches Flurnamenbuch. Kohlhammer, Stuttgart 1880, S. 30 (Digitalisat bei Wikimedia Commons).
  2. Remigius Vollmann: Flurnamensammlung. 4. Auflage. Giehrl, München 1926, S. 25 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. vlarre. In: Mittelhochdeutsches Wörterbuch von Benecke, Müller, Zarncke, online im Wörterbuchnetz
  4. Helmut Gloßner: in memoriam: Der Vitusbach in Regensburg, Hrsg. Helmut Gloßner, Regensburg 1998, ISBN 3-00-003441-2, S. 28.