„Notgemeinschaft für eine freie Universität“ – Versionsunterschied

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Erhebliches Aufsehen erregte die Notgemeinschaft mit der Veröffentlichung von Mitgliederlisten linker Studentenverbände und Gruppeninterna von linken Gruppen, die ihr wohl zum Teil von Sicherheitsbehörden zugespielt wurden. Regelmäßig verschickte die Notgemeinschaft Listen von bis zu 1500 Namen von Studenten, Assistenten und Professoren, die sie zu dem Umfeld verfassungsfeindlich geltender Parteien und Gruppen wie zum Beispiel der [[Aktionsgemeinschaft von Demokraten und Sozialisten]]<ref name="Postfach330445">[[Der Spiegel]]: ''Postfach 330 445'', 3. November 1980</ref> zählte. Sie wurden als "Helfer verfassungsfeindlicher Organisationen und Agenten eine kommunistischen Diktatur" bezeichnet. Um auf die Schwarze Liste zu kommen, konnte es schon reichen, einen Offenen Brief unterzeichnet oder an einer Diskussionsrunde teilgenommen zu haben, zu der Kommunisten eingeladen hatten. Das betraf unter anderem [[Urs Jaeggi]], [[Klaus Holzkamp]], den Staatsrechtler [[Heinz Wagner (Jurist)|Heinz Wagner]] sowie [[Wolfgang Fritz Haug]]. Im Jahr 1980 traf ein solche Veröffentlichung auf Kritik der [[Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft]], des damaligen FU-Präsidenten [[Eberhard Lämmert]] und stellvertretenden Hochschulsenators [[Jürgen Brinckmeier]].<ref name="Postfach330445"/>
Erhebliches Aufsehen erregte die Notgemeinschaft mit der Veröffentlichung von Mitgliederlisten linker Studentenverbände und Gruppeninterna von linken Gruppen, die ihr wohl zum Teil von Sicherheitsbehörden zugespielt wurden. Regelmäßig verschickte die Notgemeinschaft Listen von bis zu 1500 Namen von Studenten, Assistenten und Professoren, die sie zu dem Umfeld verfassungsfeindlich geltender Parteien und Gruppen wie zum Beispiel der [[Aktionsgemeinschaft von Demokraten und Sozialisten]]<ref name="Postfach330445">[[Der Spiegel]]: ''Postfach 330 445'', 3. November 1980</ref> zählte. Sie wurden als "Helfer verfassungsfeindlicher Organisationen und Agenten eine kommunistischen Diktatur" bezeichnet. Um auf die Schwarze Liste zu kommen, konnte es schon reichen, einen Offenen Brief unterzeichnet oder an einer Diskussionsrunde teilgenommen zu haben, zu der Kommunisten eingeladen hatten. Das betraf unter anderem [[Urs Jaeggi]], [[Klaus Holzkamp]], den Staatsrechtler [[Heinz Wagner (Jurist)|Heinz Wagner]] sowie [[Wolfgang Fritz Haug]]. Im Jahr 1980 traf ein solche Veröffentlichung auf Kritik der [[Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft]], des damaligen FU-Präsidenten [[Eberhard Lämmert]] und stellvertretenden Hochschulsenators [[Jürgen Brinckmeier]].<ref name="Postfach330445"/>


Die Notgemeinschaft griff in den 1970er Jahren auch hochrangige Universitätsvertreter wie den FU-Präsidenten [[Eberhard Lämmert]]<ref name="Postfach330445"/> und die FU-Vizepräsidentin [[Margherita von Brentano]]<ref name="fischer"/> sowie Politiker wie den Berliner Wissenschaftssenator [[Peter Glotz]]<ref name="Postfach330445"/> an. Die [[Evangelische Studierendengemeinde|evangelischen Studierendengemeinden]] wurden als »Kristallisationspunkte der Volksfronten an den Hochschulen« bezeichnet.<ref>[[Thomas Klein]]: ''SEW – Die Westberliner Einheitssozialisten'', Seite 77</ref>
Die Notgemeinschaft griff in den 1970er Jahren auch hochrangige Universitätsvertreter wie den FU-Präsidenten [[Eberhard Lämmert]]<ref name="Postfach330445"/> und die FU-Vizepräsidentin [[Margherita von Brentano]]<ref name="fischer"/> sowie Politiker wie den Berliner Wissenschaftssenator [[Peter Glotz]]<ref name="Postfach330445"/> an. Die [[Evangelische Studierendengemeinde|evangelischen Studierendengemeinden]] wurden als »Kristallisationspunkte der Volksfronten an den Hochschulen« bezeichnet.<ref>[[Thomas Klein (Bürgerrechtler)|Thomas Klein]]: ''SEW – Die Westberliner Einheitssozialisten'', Seite 77</ref>


Mitglieder der Notgemeinschaft waren unter anderem:
Mitglieder der Notgemeinschaft waren unter anderem:
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* [[Rupert Scholz]]
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* [[Alexander Schwan]]
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* [[Ernst Topitsch]]
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* [[Michael Wolffsohn]]
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Version vom 9. Dezember 2016, 13:21 Uhr

Die Notgemeinschaft für eine freie Universität war ein Zusammenschluss konservativer Berliner Professoren, der sich, im Februar 1970 gegründet, als Ziel gesetzt hatte, angebliche kommunistische Gefahren an den Berliner Hochschulen zu bekämpfen. Der Verband, der als Berliner Sektion zum Bund Freiheit der Wissenschaft gehörte, bestand bis 1991.

Die Initiative zur Gründung der Notgemeinschaft ging Ende 1969 von Ernst Fraenkel aus. Im Jahr 1971 bestand der Vorstand aus Thomas Nipperdey, Ernst Büchi, Hans Joachim Geisler, Stanislaw Karol Kubicki und Jürgen Domes.[1] Der Notgemeinschaft gehörten um die 60 Hochschullehrer und Wissenschaftler an. Der klandestin operierende Verband, der nur über ein Berliner Postfach erreichbar war, entwickelte eine erhebliche Öffentlichkeitsarbeit. Penibel listete er „kommunistische Unterwanderungsbemühungen“ im Hochschulbereich und in anderen gesellschaftlichen Bereichen, etwa der evangelischen Kirche, auf. Diese Dokumentationen, betitelt etwa „Berliner Hochschulen unter Hammer und Sichel“, gingen an über 11.000 Multiplikatoren, darunter Presseagenturen, alle Abgeordnete des Bundestages und der Landtage, Landesregierungen, wissenschaftliche, kirchliche und politische Institutionen, Behörden, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände und Hochschulen im In- und Ausland.

Erhebliches Aufsehen erregte die Notgemeinschaft mit der Veröffentlichung von Mitgliederlisten linker Studentenverbände und Gruppeninterna von linken Gruppen, die ihr wohl zum Teil von Sicherheitsbehörden zugespielt wurden. Regelmäßig verschickte die Notgemeinschaft Listen von bis zu 1500 Namen von Studenten, Assistenten und Professoren, die sie zu dem Umfeld verfassungsfeindlich geltender Parteien und Gruppen wie zum Beispiel der Aktionsgemeinschaft von Demokraten und Sozialisten[2] zählte. Sie wurden als "Helfer verfassungsfeindlicher Organisationen und Agenten eine kommunistischen Diktatur" bezeichnet. Um auf die Schwarze Liste zu kommen, konnte es schon reichen, einen Offenen Brief unterzeichnet oder an einer Diskussionsrunde teilgenommen zu haben, zu der Kommunisten eingeladen hatten. Das betraf unter anderem Urs Jaeggi, Klaus Holzkamp, den Staatsrechtler Heinz Wagner sowie Wolfgang Fritz Haug. Im Jahr 1980 traf ein solche Veröffentlichung auf Kritik der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, des damaligen FU-Präsidenten Eberhard Lämmert und stellvertretenden Hochschulsenators Jürgen Brinckmeier.[2]

Die Notgemeinschaft griff in den 1970er Jahren auch hochrangige Universitätsvertreter wie den FU-Präsidenten Eberhard Lämmert[2] und die FU-Vizepräsidentin Margherita von Brentano[3] sowie Politiker wie den Berliner Wissenschaftssenator Peter Glotz[2] an. Die evangelischen Studierendengemeinden wurden als »Kristallisationspunkte der Volksfronten an den Hochschulen« bezeichnet.[4]

Mitglieder der Notgemeinschaft waren unter anderem:

Literatur

  • Hans Joachim Geisler, Richard Hentschke und Ingo Pommerening (Hrsg.): 15 Jahre Notgemeinschaft. 1970 bis 1985. Berlin 1986.
  • Till Kinzel: Der „Bund Freiheit der Wissenschaft“ und die „Notgemeinschaft für eine freie Universität“ im Widerstand gegen die Achtundsechziger. In: Hartmuth Becker, Felix Dirsch und Stefan Winckler (Hrsg.): Die 68er und ihre Gegner. Der Widerstand gegen die Kulturrevolution. Leopold Stocker Verlag, Graz 2003, S. 112-136.
  • Nikolai Wehrs: „Tendenzwende“ und Bildungspolitik. Der „Bund Freiheit der Wissenschaft“ (BFW) in den 1970er Jahren, in: Potsdamer Bulletin für Zeithistorische Studien, Nr. 42/2008 (PDF; 146 kB)
  • Nikolai Wehrs: Protest der Professoren. Der „Bund Freiheit der Wissenschaft“ in den 1970er Jahren, Wallstein Verlag, Göttingen 2014. ISBN 978-3-8353-1400-9

Einzelnachweise

  1. Der Spiegel: „Wir sind die Prügelknaben der Nation“, 21. Juni 1971.
  2. a b c d Der Spiegel: Postfach 330 445, 3. November 1980
  3. a b Karoll Stein: Fischer im trüben, 18. Dezember 1970 in Die Zeit
  4. Thomas Klein: SEW – Die Westberliner Einheitssozialisten, Seite 77