Jenische

Die Jenischen sind ein gelegentlich mit den Roma verwechseltes eigenständiges Volk. Ihre Herkunft ist ungeklärt, Teile der jenischen Sprache weisen auf eine sehr lange Geschichte hin. Sie reicht wohl auch länger zurück, als es die weit verbreiteten Theorie vermuten lässt, die Jenischen seien eine im Zuge der Bauernkriege (1520 bis 1525) aus der Schweiz ausgewanderte Volksgruppe mit eigener Sprache.

Teilweise werden sie auch als weiße Zigeuner bezeichnet, da sie im Vergleich zu den Roma eine hellere Hautfarbe haben. Dass es überhaupt zu einem Vergleich mit Roma kam, liegt daran, dass Jenische als Randgruppe der Gesellschaft oft in ähnlichen Berufen (Scherenschleifer, Korbflechter und Gaukler) tätig waren und dass sie ein nomadisierendes Leben führten. Heutzutage sind die meisten Jenischen in Deutschland halbsesshaft oder sesshaft. In der Schweiz gibt es 35'000 bis 50'000 Jenische, von denen noch 3'500 ganzjährig auf die "Reise" fahren und nicht sesshaft sind.

Die Jenischen besitzen eine eigene Sprache mit einem großen Anteil an westjiddischen Wörtern und Lehnwörtern aus dem Romanes der Sinti. Oft wird angenommen, Jenisch sei eine Variante des Rotwelschen oder ein Konglomerat aus Romanes, Jiddisch und oder Rotwelsch.

Obwohl im Nationalsozialismus Publikationen und Schriftreihen des Reichsgesundheitsamtes und der "Rassentheoretiker" Robert Ritter und Eva Justin die Jenischen als mit den Roma und Sinti ethnisch nicht verwandte Gruppe darstellen, wurden die jenischen Menschen als so genannte "Zigeunermischlinge" oder "Asoziale" verfolgt, in Konzentrationslager deportiert und vielfach ermordet. Im Weltbild der Nazis widersprachen "Mischlinge" noch stärker der Vorstellung einer "reinen Rasse" als die von ihnen zu "minderwertigen", aber "reinrassigen" Menschen erklärten Personen, weshalb sie teilweise jenische Menschen noch schlechter behandelten als Sinti und Roma.

Die Geschichte der Jenischen ist vor allem in der Schweiz zurzeit ein viel diskutiertes Thema, da dort von den 1920er bis in die 1970er Jahre jenische Kinder zwangsweise von ihren Eltern getrennt wurden, um das Jenische zu bekämpfen und die Leute im Staatssinne zu disziplinieren. Viele Jenische wurde in diesem Zeitraum zwangssterilisiert. Heute gelten die Jenischen in der Schweiz als nationale Minderheit und in Österreich als Volksgruppe. Ähnliche Gruppen gibt es auch in anderen Ländern, so z.B. die spanischen Quinqui die mit den Jenischen ethnische Gemeinsamkeiten haben und den Tinkers, die ihnen soziologisch ähneln.

Beispiele der jenischen Sprache

schickse Mädchen
fisel Junge
scheunchen Augen
riecher Nase
fetcher Bohnen
blätling Salat
knöpfhing Kirschen
bummerling Äpfel
schaller Lehrer
keluf Hund
kaserum Schwein
eckel Kälbchen
maro Brot
schächer Bier
schmunk Fett
längling Wurst
klufte Kleidung
gatsche Hemd
geganft gestohlen
loving Geld
aschuri Messer
mopitzeln abstechen
bachum Mark
die Rull Neimiel
Fox Hund (-> Fox mit Nurle)
Moss Mutter
geboit gef****
ööööah Aufpassen!
boscher Pfennig
fisel nowes pucke Junge sag nichts!
kenn kleste,
fisel schan blete
Achtung! Gendarmen!
Junge, mach dich aus dem Staub!

Jenische Dörfer und Siedlungsplätze in Deutschland

Siehe auch: