„Grabenkrieg“ – Versionsunterschied

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* [[John Terraine]]: ''To win a war. 1918 the year of victory.'' Cassell, London 2000, ISBN 0-304-35321-3.
* [[John Terraine]]: ''To win a war. 1918 the year of victory.'' Cassell, London 2000, ISBN 0-304-35321-3.
* [[Michael Jürgs]]: ''Der kleine Frieden im Großen Krieg. Westfront 1914. Als Deutsche, Franzosen und Briten gemeinsam Weihnachten feierten.'' Bertelsmann, München 2003, ISBN 3-570-00745-6.
* [[Michael Jürgs]]: ''Der kleine Frieden im Großen Krieg. Westfront 1914. Als Deutsche, Franzosen und Briten gemeinsam Weihnachten feierten.'' Bertelsmann, München 2003, ISBN 3-570-00745-6.
* Ralf Raths: ''Vom Massensturm zur Stoßtrupptaktik. Die deutsche Landkriegtaktik im Spiegel von Dienstvorschriften und Publizistik 1906 bis 1918'' (= ''Einzelschriften zur Militärgeschichte'' 44). Rombach, Freiburg (Breisgau) u. a. 2009, ISBN 978-3-7930-9559-0.
* Ralf Raths: ''Vom Massensturm zur Stoßtrupptaktik. Die deutsche Landkriegtaktik im Spiegel von Dienstvorschriften und Publizistik 1906 bis 1918'' (= ''Einzelschriften zur Militärgeschichte'' 44). Rombach, Freiburg (Breisgau) u. a. 2009, ISBN 978-3-7930-9559-0.
* Alexander Watson: ''Enduring the Great War. Combat, Morale and Collapse in the German and British Armies, 1914–1918.'' 2. Auflage, Cambridge 2009, 978-0521123082. [http://www.amazon.co.uk/Enduring-Great-War-1914-1918-Cambridge/dp/0521123089/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1352366572&sr=8-1#reader_0521123089 Blick ins Buch ]<ref> Watson untersucht die psychischen Belastungen von Frontsoldaten und die zum „Durchhalten“ der Kriegssituation beitragenden Faktoren wissenschaftlich. Dabei entwickelte er eine neue Erklärung für die Niederlage des Deutschen Reichs an der Westfront: Frontoffiziere hätten ihre Einheiten als Ausweg aus ihrer schlechten Lage, insbesondere der mangelnden Versorgung, in die Kriegsgefangenschaft geführt, indem sie auch vor zahlenmäßig unterlegenen feindlichen Truppen kapituliert hätten. (S. 184 ff. = Kap. 6: (''The German collapse in 1918: strike, mutiny or an ordered surrender ?'') und Conclusion (S. 232 - 235)</ref>


== Weblinks ==
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Version vom 8. November 2012, 12:23 Uhr

Schützengraben im ersten Weltkrieg

Als Grabenkrieg bezeichnet man eine häufige Form des Stellungskriegs, bei der die Fronten aus einem System aus Schützen- und Laufgräben bestehen. Ursache war die fortschreitende Waffentechnik mit wirkungsvolleren Granaten und höherer Geschützreichweite sowie dem Aufkommen von Maschinengewehren und der bis dahin nicht vorhandenen Motorisierung. Die bis dahin für die Beweglichmachung genutzten Pferde waren der steigenden Waffenwirkung genauso schutzlos ausgesetzt wie der Mensch.

Zu solchen Grabenkämpfen im großen Stil kam es erstmals 1854 im Krimkrieg, wo der Einsatz dieser Verteidigungsidee auf den russischen Ingenieuroffizier Franz Totleben zurückging.

Danach wurde unter anderem während des Amerikanischen Bürgerkriegs (1861–1865) und des Russisch-Japanischen Krieges (1904–1905) in Gräben gekämpft.

Diese Art der Kriegsführung erreichte einen blutigen Höhepunkt in den Grabenkriegen im Ersten Weltkrieg. Allein in den Kämpfen vor Verdun wurden von Februar bis Dezember 1916 über 700.000 Soldaten getötet oder verletzt, doch stellte sich der Frontverlauf am Ende der Schlacht nahezu unverändert dar. Auch im Iran-Irak-Krieg von 1980 bis 1988 kam es zu verlustreichen Grabenkämpfen.

Bildlich wird auch als Grabenkrieg bezeichnet, wenn sich verbal streitende Parteien Argumente „an den Kopf werfen“, ohne aufeinander einzugehen, und viele Worte verbrauchen, ohne jeglichen Fortschritt zu erzielen.

Hintergrund

Kordonen (Grenzbefestigungen) wurden schon in der Antike angelegt, jedoch war es in der Regel aufgrund der begrenzten Größe der Armeen und geringen Reichweite der Waffen nicht möglich, mehr als nur einen Abschnitt zu verteidigen. Die großen Befestigungen des Altertums wie der Hadrianswall (England), der Limes (Deutschland) oder die Chinesische Mauer sind eher Ausnahmen der Regel und dienten in erster Linie dazu, die Überschreitung der Grenze zu erschweren, nicht jedoch komplett zu verhindern.

Feldbefestigungen wurden in offenen Feldschlachten selten verwendet. Dennoch benutzen auch schon die arabischen Muslime Medinas Gräben (Grabenschlacht von 627) zur Verteidigung gegen die Kavallerie. Feldschlachten waren vergleichsweise kurz oder entwickelten sich zu Belagerungen.

Obwohl sowohl die Befestigung als auch die Bewaffnung in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrtausends massiv weiterentwickelt wurden, änderte auch die Einführung von Feuerwaffen zunächst nichts Grundlegendes daran, dass Befestigungen eine große Anzahl Truppen benötigen, um sie zu verteidigen. Kleinere Einheiten konnten nicht die notwendige Feuerkraft erzeugen, um einen Angriff aufzuhalten.

Die Einführung der Artillerie hatte jedoch massiven Einfluss auf den Festungsbau und die Belagerung. Die angreifende Infanterie war gezwungen sich der Festung in Approchen (Annäherungsgräben) zu nähern.

Wichtig für die Entstehung des Stellungskrieges und damit auch des Grabenkriegs war die Einführung großer Wehrpflichtarmeen zur Zeit der Französischen Revolution und der Napoleonischen Kriege. Große Armeen machten es schwieriger, den Gegner auszumanövrieren und die Flanken anzugreifen.

Für den Grabenkrieg wurde neben dem Feldstellungsbau der Einsatz von Bodenhindernissen wie S-Draht, Spanische Reiter heute auch Bandstacheldraht aber auch Krähenfüßen immer wichtiger.

Kriege mit Grabenkämpfen

Krimkrieg

Belagerung von Sewastopol

Vor der Belagerung von Sewastopol ließen die Russen provisorische Grabensysteme anlegen um die Stadt zu verteidigen. Es wurden zum ersten Mal Gewehre mit gezogenen Läufen (z. B. Enfield Rifled Musket) verwendet, mit der sich auf eine große Entfernung treffen ließ. Obwohl schon länger bekannt, erkannte man in dem Grabenkrieg die Effektivität von Handgranaten.

Amerikanischer Bürgerkrieg

Der Amerikanische Bürgerkrieg wurde zu Beginn mit Taktiken aus der napoleonischen Zeit ausgetragen, gegen Ende wurde der Krieg jedoch zu einer Vorschau auf den Ersten Weltkrieg. So gewannen Feldbefestigungen stark an Bedeutung. Diese umfassten die aus spitzen Holzpfählen bestehenden spanischen Reiter aber auch die ersten Landminen. Die Schlacht von Cold Harbor gilt als erste offene Feldschlacht, also keine Belagerung, die zu einem Stellungskrieg mit Grabensystemen erstarrte.

Die Belagerung von Petersburg gegen Ende des Bürgerkrieges stand mit ihren Gräben in einem deutlichen Gegensatz zu frühen Schlachten wie der Schlacht am Bull Run. Angriffe wie „Pickett's Charge“ bei der Schlacht von Gettysburg zeigten deutlich, wie sinnlos ein Angriff auf eine konzentrierte Verteidigungslinie geworden war.

Russisch-Japanischer Krieg

Schützengraben im Russisch-Japanischen Krieg

Im Russisch-Japanischen Krieg (1904–1905) wurden bei der Belagerung von Port Arthur zum ersten mal Stacheldraht und Maschinengewehre verwendet. Die Infanterie war auch durchgängig mit Hinterladern ausgerüstet, welcher es einer kleinen Truppe ermöglichte, eine größere Feuerkraft zu entfalten. Eine kleine Gruppe Verteidiger konnte somit mit entsprechender Deckung Angreifer sehr viel einfacher zurückschlagen.

Erster Weltkrieg

Hauptartikel: Grabenkrieg im Ersten Weltkrieg

Mit Ausbruch des Krieges erkannten die Truppen, dass kleinste Deckung es dem Verteidiger ermöglichte einen frontal angreifenden Gegner zurückzuschlagen. Frontale Angriffe führten zu dramatischen Verlusten; daher wurden Flankenangriffe als einzige Möglichkeit zum Sieg angesehen. Dies führte nach der Marneschlacht zu einer Serie von Umfassungsmanövern, die erst endeten, als beide Armeen die Küste erreichten. Das Grabensystem der Westfront erstreckte sich von der Nordsee bis zur Schweiz.

Nach dem Ersten Weltkrieg kam es nur noch sehr selten zu Grabenkämpfen. Wenn zwei große Armeen aufeinander trafen, war das Ergebnis meist eine mobile Kriegsführung, ähnlich der des Zweiten Weltkriegs, auch wenn es im Zweiten Weltkrieg vereinzelt ebenfalls zu Stellungsgefechten mit Grabenkämpfen kam.

Iran-Irak-Krieg

Soldat im Iran-Irak-Krieg, der auch durch den Einsatz chemischer Waffen durch den Irak gekennzeichnet wurde.

Das bekannteste Beispiel eines Grabenkrieges nach dem Ersten Weltkrieg war der Iran-Irak-Krieg. In diesem Krieg verfügten beide Seiten über eine große Infanteriearmee, jedoch nur sehr wenig gepanzerte Fahrzeuge, Flugzeuge oder das notwendige Training. Das Ergebnis war ein, mit dem Ersten Weltkrieg vergleichbarer, Kampf mit Schützengräben und dem Einsatz chemischer Waffen.

Eritrea-Äthiopien-Krieg

Als weiteres Beispiel kann der Krieg zwischen Äthiopien und Eritrea dienen, in dem ebenfalls in erster Linie Infanterie-Einheiten aufeinander trafen. [1]

Gegenmaßnahmen

Nach den Abnutzungsschlachten im Ersten Weltkrieg suchten die Militärstrategen nach neuen Taktiken. So wurde der Blitzkrieg entwickelt, ein kombinierter, koordinierter Einsatz verschiedener mobiler Teilstreitkräfte.

Die technische Überalterung des Grabenkampfes wurde im Zweiten Golfkrieg durch die USA unter Beweis gestellt. Der Irak versuchte sich mit einer statischen Grabenlinie gegen die USA zu verteidigen, was aber misslang. Die USA waren in der Lage, die meisten irakischen Linien zu durchbrechen, nicht zuletzt durch die erfolgreiche Kombination von Luft- und Bodenangriffen. Die Sinnlosigkeit des Schützengrabens wurde auch durch den Einsatz gepanzerter Bulldozer verdeutlicht, welche die Gräben zuschütteten und so die irakischen Soldaten lebendig begruben. [2]

Figurative Bedeutung

Durch die einschneidende Erfahrung des Ersten Weltkrieg sind die Begriffe „Grabenkrieg“ und „Grabenkämpfe“ im Deutschen sprichwörtlich geworden. Wenn sich in Auseinandersetzungen in Familien, Betrieben oder anderen gesellschaftlichen Gruppen die Fronten verhärten, sich einzelne Parteien unversöhnlich gegenüberstehen und immer dieselben Argumente oder am Ende nur noch Beschimpfungen ausgetauscht werden und sich keine Seite auch nur einen Millimeter in ihrer Position bewegt, spricht man von Grabenkrieg.

Quellenangaben

  1. http://news.bbc.co.uk/1/hi/programmes/from_our_own_correspondent/756845.stm
  2. Patrick J. Sloyan: Bodies? What Bodies? in: AlterNet.org

Siehe auch

Literatur

  • C. A. Kaye: Military Geology in the United Stated Sector of the European Theater of Operations during World War II. In: Bulletin of the Geological Society of America. 68, 1, 1957, ISSN 0016-7606, S. 47–54, 1 fig.
  • Hans Linnenkohl: Vom Einzelschuß zur Feuerwalze. Der Wettlauf zwischen Technik und Taktik im Ersten Weltkrieg. Bernhard und Graefe, Bonn 1996, ISBN 3-7637-5966-2.
  • John Terraine: To win a war. 1918 the year of victory. Cassell, London 2000, ISBN 0-304-35321-3.
  • Michael Jürgs: Der kleine Frieden im Großen Krieg. Westfront 1914. Als Deutsche, Franzosen und Briten gemeinsam Weihnachten feierten. Bertelsmann, München 2003, ISBN 3-570-00745-6.
  • Ralf Raths: Vom Massensturm zur Stoßtrupptaktik. Die deutsche Landkriegtaktik im Spiegel von Dienstvorschriften und Publizistik 1906 bis 1918 (= Einzelschriften zur Militärgeschichte 44). Rombach, Freiburg (Breisgau) u. a. 2009, ISBN 978-3-7930-9559-0.
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