Giftvögel

Zweifarbenpitohui, dessen Federn mit dem Nervengift Batrachotoxin versetzt sind.

Giftvögel sind Vögel, die verschiedene Gifte zu Verteidigungszwecken einsetzen. Die Vögel stellen diese Gifte nicht selber her, sondern nehmen diese entweder mit der Nahrung auf oder reiben sich damit ein. Das Gift stammt von Tieren und Pflanzen, von denen sich die Vögel ernähren, üblicherweise von giftigen Insekten.

Bekannte Arten

Der Zweifarbenpitohui, der Blaukappenflöter und der Walddickkopf nutzen Steroidalkaloide wie Batrachotoxin, die sich in ihrer Haut und ihren Federn ablagern. Die afrikanische Sporngans ist giftig, da ihr Gewebe Gift von den Ölkäfern enthält, von denen sich die Sporngans ernährt. Es ist auch bekannt, dass der Verzehr von Wachteln, bei denen zu bestimmten Zeiten Gifte nachweisbar sind, Coturnismus verursachen kann.

Geschichte

Strukturformel von Batrachotoxin.

Im Jahr 1992 entdeckte John Dumbacher bei Feldforschung an Raggi-Paradiesvögeln im Variarata-Nationalpark in Papua-Neuguinea, dass eine der dort weit verbreiteten Vogelart, die Pitohui-Vögel, ein Toxin in ihren Federn und im Muskelgewebe enthielten.[1] Dieses Toxin wurde als Batrachotoxin identifiziert, ein Steroidalkaloid, das bis dahin nur aus der Haut südamerikanischer Pfeilgiftfrösche der Gattung Blattsteiger (Phyllobates) bekannt war.

Gifte und Giftquellen

Die Vögel nehmen die Batrachotoxine aus ihrer Nahrung auf, insbesondere aus dem giftigen Melyridkäfer Choresine. Bei der Analyse des Mageninhalts von Pitohui-Vögeln wurden Choresine-Käfer sowie zahlreiche andere kleine Käfer und Arthropoden gefunden.[2] Es wird vermutet, dass die Toxine hauptsächlich zur Abwehr gegen Ektoparasiten wie Läusen oder gegen bakterielle Hautinfektionen dienen.[3] Bei In-vitro-Versuchen wurde festgestellt, dass Läuse auf Pitohui-Federn eine höhere Mortalität als Läuse auf ungiftigen Federn aufweisen. Pitohuis scheinen nur einer geringen Zeckenbelastung ausgesetzt zu sein. Eine andere Studie zeigte, dass die Pitohui vergleichsweise wenige Blutparasiten wie etwa Plasmodien aufweisen.[3]

Die Toxine dienen möglicherweise dem Schutz vor Fressfeinden wie Schlangen. Die orange und schwarze Färbung des Zweifarbenpitohui ist vermutlich aposematisch und wird durch verwandte Vögel wie P. kirhocephalus nachgeahmt.[4]

Die Sporngänse sind immun gegen das Gift Cantharidin, dass sie über verzehrte Ölkäfer aufnehmen. Dadurch werden sie selbst giftig für Fressfeinde.

Einzelnachweise

  1. John Tidwell: The intoxicating birds of New Guinea. In: ZooGoer., Bd. 30, Nr. 2., 2001.
  2. John P. Dumbacher u. a.: Melyrid beetles (Choresine): a putative source for the batrachotoxin alkaloids found in poison-dart frogs and toxic passerine birds. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. 101, 2004, S. 15857–15860; doi:10.1073/pnas.0407197101.
  3. a b Dale H. Clayton u. a.: How birds combat ectoparasites. In: The Open Ornithology Journal, 2010, S. 41 –71, doi: 10.2174/1874453201003010041.
  4. Paul J. Weldon: Avian chemical defense: toxic birds not of a feather. In: Proceedings of the National Academy of Sciences, 97, 2000, S. 12948–12949.