Die Verwandlung

Die Verwandlung


Inhalt

Erster Abschnitt

Gregor Samsa, ein reisender Verkäufer von Tuchwaren, hat eines Morgens den Wecker überhört. Er findet sich „in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt“. Während er versucht das Bett zu verlassen und die Eltern und seine Schwester Grete durch die verschlossene Tür wegen der Verspätung zu beruhigen, kommt der Prokurist seiner Firma, um ihn zur Rede zu stellen. Mühsam gelingt es Gregor, aufzustehen und die Tür seines Zimmers zu öffnen. Der Anblick lässt den Prokuristen aus der Wohnung flüchten. Der Vater treibt Gregor mit einem Stock in sein Zimmer zurück.

Zweiter Abschnitt

Gregor, der seit dem Zusammenbruch des väterlichen Geschäftes vor fünf Jahren allein zum Lebensunterhalt der Familie beigetragen hat, muss von seiner Schwester wie ein Tier mit Nahrung versorgt werden. Indessen nimmt der Vater Brief gedacht war. Auch in diesem Brief erscheint das Ungeziefer-Motiv, der Veine Stelle als Diener bei einer Bank an. Da Gregor an den Wänden und an der Decke herumkriecht, beschließt seine Schwester zwei Monate später, mit der Mutter gemeinsam das Zimmer auszuräumen. Gregor versucht wenigstens ein Bild an der Wand zu retten. Die Mutter fällt, als sie ihn sieht, in Ohnmacht. Während Gregor ihr helfen will, kehrt der Vater in die Wohnung zurück. Er missversteht die Situation und bombardiert Gregor mit Äpfeln. Einer von ihnen bleibt im Rücken Gregors stecken.

Dritter Abschnitt

Gregor leidet über einen Monat an seiner Wunde und isst kaum etwas. Er nimmt aber noch ein wenig am Familienleben teil, da abends die Tür zum Wohnzimmer geöffnet wird. Eines Tages wird ein Zimmer der Wohnung an drei Zimmerherren vermietet. Diese bitten Grete, bei ihnen Violine zu spielen. Von der Musik angezogen, versucht Gregor sich seiner Schwester an diesem Abend durch die geöffnete Tür zu nähern. Er wird von einem der Zimmerherren aber entdeckt, die nach einem kurzen Moment der Unentschlossenheit schnell Konsequenzen ziehen und ihre bestehendes Mietverhältnis sofort aufkündigen. Die Familie ist entnervt, und Grete trägt sich nur noch mit dem Wunsch, das „Untier“ loszuwerden. Gregor erlebt diese Nacht noch und stirbt am frühen Morgen des nächsten Tages. Die resolute neue Bedienerin der Familie beseitigt am nächsten Morgen die Leiche. Danach unternehmen die Samsas einen Ausflug vor die Stadt und besprechen neue Pläne für die Zukunft.

Analyse

Struktur der Erzählung

Es lässt sich folgende Dreiteilung erkennen:

1. Moment der Verwandlung: Es ist das Ende von Gregors menschlicher und beruflicher Existenz. (Auseinandersetzung mit Gregors Lebensweise; Verhältnis zu seinem Beruf als Handlungsreisender/Vertreter); Verbindung zwischen Eltern und Beruf; Reaktion der Familie auf die Verwandlung)

2. Phase, in der das "Ungeziefer" in der Familie eingeschlossen ist. (Beziehung zu den einzelnen Familienangehörigen, insbesondere zur Schwester; finanzielle Abhängigkeit der Familie von Gregor)

3. Allmähliches Sterben und Tod von Gregor: (schwindendes Interesse Gregors am Leben der Familie; Interesse der Familie an Gregor schwindet (Unabhängigkeit der Familie); körperlicher Niedergang und Tod)

Stil

Es herrscht ein scharfer Kontrast zwischen der Ungeheuerlichkeit des Erzählten und dem sachlichen Tonfall wie in einem Bericht. Die Frage, warum es zu dieser Verwandlung gekommen ist, wird nirgends gestellt. Sie wird als unumstößliche Tatsache hingestellt. Der Leser wartet bis zum Ende vergeblich auf eine Erklärung.

Interpretation

Die Erzählung wird von einigen als surreale Geschichte interpretiert. Die ganze Familie ist abhängig von Gregor und dessen Einkommen. Die Position des Vaters als Beschützer und Ernährer der Familie wird durch Gregor gefährdet und sogar zerstört. Erst durch die Verwandlung Gregors können sie sich von ihm emanzipieren und lernen wieder für sich selbst zu sorgen.

Erklärungen für die Verwandlung

Geht man davon aus, dass die Verwandlung irreal ist und objektiv gesehen nicht stattfindet, sind folgende Erklärungen möglich: Gregor leidet an einer schweren Psychose und bildet sich die Verwandlung nur ein. Durch die Krankheit erscheint ihm sein Leben sinnlos und überflüssig. Man kann die Verwandlung auch als Symbol für eine Psychose sehen - unter dem Druck, der von der Außenwelt auf Gregor ausgeübt wird, bricht er zusammen und verfällt in Wahnsinn. Das, was die Angehörigen nun sehen ist das hässliche Abbild dieses von ihm nach außen getragenen Wahnsinns - wobei das, was uns die Geschichte erzählt der Rest von Gregors wahrem Charakter ist, der nichts so meint, wie es von außen wahrgenommen wird. Diese Theorien werden von dem Titelbild der Erstausgabe unterstützt (siehe oben - ein Mann, der sein Gesicht in die Hände vergräbt). Kafka weigerte sich, einen Käfer auf dem Umschlag abbilden zu lassen. Als dritte Möglichkeit kann man anführen, bei der Geschichte handele es sich um einen Traum. Nimmt man an, dass die Verwandlung tatsächlich stattfindet, kann man die Gründe unterscheiden, die zur Mutation führen: Ein Grund kann darin liegen, dass Gregors Umwelt, vor allem aber seine Arbeit seine menschliche Gestalt zerstört hat. Obwohl er als Reisender nie krank gewesen ist und immer pünktlich war, wird er für einen einmaligen Ausfall direkt vom Prokuristen aufgesucht. Diese Strenge und Niederträchtigkeit lässt sich mit Sicherheit auf Gregors ganzes Berufsleben ausweiten. So ist er zum Arbeitstier depraviert und muss auch einen dementsprechenden Tod als Tier bestrafen. Dann ist seine Beziehung zur Familie zu betrachten. Auch von dieser wird er dazu ausgenutzt, nie begangene Schulden zu begleichen. So könnte diese Verwandlung auch als eine Art Erlösung für Gregor zu sehen sein. Schließlich muss er sich von nun an nicht mehr derart behandeln lassen. Allerdings besteht dadurch die Möglichkeit, dass Gregor sich aus eigenem Willen verwandelt hat, um seinen Verhältnissen zu entfliehen. In der Geschichte Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande wird bereits diese Fluchtmöglichkeit von dem unglücklichen Junggesellen Raban angedacht. Er möchte als großes Insekt im Winterschlaf bleiben und nur seinen Körper in die Welt schicken.

Symbole

  • Fenster in Gregors Zimmer: Verbindung zur Außenwelt
  • Bild der Dame mit Pelzhut: erotisches Erlebnis für Gregor als Reisenden (nur wenig Kontakt zu Frauen)
  • 'Zimmer in der Wohnung der Familie Samsa: am Anfang ist jeder Person eine Tür zugeordnet (3 Türen - 3 Personen)
  • Gregors Zimmer: Kreuzung für die Familie, da alle Zimmer der Personen in sein Zimmer führen
  • Gregors Zimmer ist der Mittelpunkt: Jedes Zimmer hat eine Tür zu seinem Zimmer; er ist der Versorger der Familie
  • Waffen des Vaters (Stock, Zeitung, Äpfel): Gewalt gegen Gregor
  • Sonne am Ende der Erzählung: Neubeginn der Familie

Biographische Interpretation

1. Ein junger Versicherungsangestellter (Franz Kafka) schreibt sich den Alltagsfrust mittels einer Horrorgeschichte von der Seele. 2. Dahinter verbirgt sich das Minderwertigkeitsgefühl des Schriftstellers Franz Kafka, der sich als Ungeziefer, als Parasit in Familie und Gesellschaft empfindet.