„Charkiw“ – Versionsunterschied
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Version vom 29. Februar 2012, 17:05 Uhr
Charkiw | ||
Харків | ||
![]() | ||
Basisdaten | ||
---|---|---|
Oblast: | Oblast Charkiw | |
Rajon: | Kreisfreie Stadt | |
Höhe: | 152 m | |
Fläche: | 306,0 km² | |
Einwohner: | 1.461.000 (2007) | |
Bevölkerungsdichte: | 4.775 Einwohner je km² | |
Postleitzahlen: | 61000–61499 | |
Vorwahl: | +380 572 | |
Geographische Lage: | 50° 0′ N, 36° 15′ O | |
KOATUU: | 6310100000 | |
Verwaltungsgliederung: | 9 Stadtrajone | |
Bürgermeister: | Michail Dobkin | |
Adresse: | пл. Конституції 7 61200 м. Харків | |
Website: | http://www.kharkov.ua/ | |
Statistische Informationen | ||
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/07/Kharkiv-Pasazhyrskyi_Railway_Station_%281916%29.jpg/220px-Kharkiv-Pasazhyrskyi_Railway_Station_%281916%29.jpg)
Charkiw (ukrainisch Харків; russisch Харькoв /Charkow) ist nach Kiew die zweitgrößte Stadt der Ukraine und mit 42 Universitäten und Hochschulen das bedeutendste Wissenschafts- und Bildungszentrum des Landes.
Die Stadt im Nordosten der Ukraine ist ein Industriezentrum (Elektro-, Nahrungsmittel-, chemische Industrie; Maschinen- und Schienenfahrzeugbau). Sie stellt mit sechs Theatern und sechs Museen ein kulturelles Zentrum dar und ist ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt (Flughafen, Eisenbahn, U-Bahn).
In Charkiw werden drei Vorrundenspiele der Fußball-Europameisterschaft 2012 stattfinden.
Verwaltung
Charkiw gliedert sich in folgende neun Stadtrajone: Rajon Dserschinski, Rajon Schowtnewe, Rajon Kiew, Rajon Komintern, Rajon Lenin, Rajon Moskau, Rajon Ordschonikidse, Rajon Frunse und Rajon Tscherwonosawod.
Geschichte
Die Stadt wurde ursprünglich als Festung zur Verteidigung der Südgrenzen des Russischen Reiches im Jahr 1654 zwischen den Flüssen Charkiw und Lopan gegründet. Die Festung wurde nach dem Fluss Charkow benannt. Die Herkunft des Stadtnamens ist jedoch umstritten. Einige sind der Meinung, dass er entweder auf Sharukan (Sharuk-Khan), die angeblich am selben Platz gelegene Hauptstadt der Kumanen, die aber bereits nach dem Mongolensturm 1223 bzw. endgültig 1238 verfiel, oder auf den legendären Gründer von 1656, den Kosaken Charko, zurückgeht. Die Einwohner Charkiws waren hauptsächlich Soldaten, die die Stadt vor Überfällen der Krimtataren schützten und sich in friedlichen Zeiten mit Handwerk und Ackerbau befassten. Am Ende des 18. Jahrhunderts verlor die Stadt ihre Bedeutung als Festung und wurde 1765 Verwaltungszentrum eines Gouvernements.
Am 17. Januar 1805 wurde die Universität Charkiw eröffnet. Bei der Eröffnung waren unter anderen 28 deutsche Dozenten und Professoren angestellt, darunter Johann Baptist Schad.
Im Zusammenhang mit dem Bau von Eisenbahnen und dem Beginn der Gewinnung von Kohle und Eisenerz in der Ukraine wurde Charkiw Ende des 19. Jahrhunderts ein wichtiges Industrie- und Handelszentrum. Während des Bürgerkriegs 1917 bis 1920 kam es in der Stadt zu schweren Kämpfen zwischen Oppositionskräften.
Im Januar 1918 tagte in Charkiw der erste ukrainische Sowjetkongress, der die Ukraine zur Sowjetrepublik ausrief und Charkiw zu ihrer ersten Hauptstadt erklärte. Im Frühjahr 1933 war Charkiw eines der Gebiete, die besonders stark von einer Hungersnot (Holodomor) betroffen waren. In der Stadt verhungerten über 45.000 Menschen innerhalb weniger Monate aufgrund der stalinistischen Politik. 1934 wurde die Hauptstadt nach Kiew verlegt.
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/8/86/Bundesarchiv_Bild_183-L20721%2C_Charkow%2C_deutscher_Einmarsch.jpg/220px-Bundesarchiv_Bild_183-L20721%2C_Charkow%2C_deutscher_Einmarsch.jpg)
Im Zweiten Weltkrieg war Charkiw heftig umkämpft und hatte entsprechend viele Opfer zu beklagen. Die Stadt war ein sehr wichtiges strategisches Objekt, und zwar nicht nur wegen der wichtigen Verkehrsknoten, sondern auch wegen ihrer entwickelten Kriegsindustrie. Dort wurden z. B. die Panzer T-34 erfunden, entwickelt und produziert. Im Oktober 1941 wurde die viertgrößte Stadt der Sowjetunion von deutschen Truppen erobert. Kurz danach begann der Terror an der Zivilbevölkerung, die meisten in der Stadt verbliebenen Juden wurden beim Massaker von Drobizki Jar umgebracht. im Mai 1942 scheiterte ein sowjetischer Rückeroberungsversuch (Schlacht bei Charkow). Die Rückeroberung gelang erst im Februar 1943, doch schon im März 1943 fiel die Stadt nach schweren Gefechten wieder an die Deutschen. Dabei wurden große Teile der Stadt durch die Kämpfe zerstört. Erst nach der Schlacht bei Kursk wurde die Stadt am 23. August 1943 endgültig von der Roten Armee befreit.
In Charkiw bestanden die beiden Kriegsgefangenenlager 149 und 415 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs.[1]
Als erste Stadt der Ukraine wurde Charkiw 2010 mit dem Europapreis des Europarates für seine herausragenden Bemühungen um den europäischen Integrationsgedanken ausgezeichnet.
Sehenswürdigkeiten
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/4/4a/Culture_Academy_%28Kharkiv%29.jpg/170px-Culture_Academy_%28Kharkiv%29.jpg)
Zu den ältesten Baudenkmälern von Charkiw gehört die steinerne Kathedrale des Maria-Schutz-Klosters aus dem Jahre 1689. Hier verquicken sich die Gepflogenheiten des russischen Sakralbaus mit einer Komposition, die für die ukrainischen dreikuppeligen Holzkirchen typisch ist. Es gibt weitere Bauwerke vom Ende des 18. Jahrhunderts, so die 1771 erbaute Maria-Entschlafens-Kirche und den einstigen Katherinenpalast, der heute als Hochschule fungiert. Das prächtige neoklassizistische Theater ist ein Werk des berühmten russischen Architekten Konstantin Andrejewitsch Thon.
Charakteristisch für das Stadtzentrum von Charkiw ist der Freiheitsplatz, der über elf Hektar Fläche besitzt und zwischen 1920 und 1930 entstanden ist. Markante Gebäude an diesem Platz sind das „Dershprom“ (Haus der Staatlichen Industrie) und die Universität.
Die vielen Theater und zahlreichen Museen in der Stadt vermitteln einen Einblick in die ukrainische darstellende und bildende Kunst. Hervorzuheben sind das Historische Museum und das Museum für bildende Künste.
Die Bevölkerung der Stadt besteht mehrheitlich aus Russen und russifizierten Ukrainern. Die russische Sprache dominiert nach wie vor im Alltag, viele Bewohner verstehen das Ukrainische nicht. Seit der Unabhängigkeit nimmt dessen Verbreitung aber zu.
Sport
Der bedeutendste Fußballverein der Stadt ist Metalist Charkiw.
Das Stadion in Charkiw ist unter anderem ein Austragungsort der Fußball Europameisterschaft 2012. Es fasst 41.000 Zuschauer. Die Kosten für den Bau aus 1926 (Ausbau 2009) beliefen sich auf etwa 50 Mio. Euro.
Verkehr
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/06/Blagoveschensky_church_in_Kharkov.jpg/220px-Blagoveschensky_church_in_Kharkov.jpg)
Die Stadt ist Ausgangspunkt zahlreicher nationaler und internationaler Bahnverbindungen (u.a.: ein täglicher D-Zug nach Berlin) und besitzt zwei Rangierbahnhöfe (Charkiw-Sort. und Osnowa). Den innerörtlichen Verkehr übernehmen die Metro, Omnibus- und Trolleybuslinien, Marschrutkas und die Straßenbahn. Zudem existiert noch eine rund 1,4 Kilometer lange Standseilbahn zwischen dem Zentrum und dem Wohnviertel Pawlowe Pole.
Städtepartnerschaft
Städtepartnerschaften bestehen mit folgenden Städten:
Bildung und Forschung
Charkiw ist eines der Zentren der Hochschulbildung und Forschung in Osteuropa. Die Stadt verfügt über 13 nationale Hochschulen. Dazu kommen mehrere berufliche, technische und private Hochschulen. Die drei größten Universitäten sind:
- Nationale Wassyl-Karasin-Universität Charkiw (Universität Charkiw, 1804)
- Nationale Technische Universität „Polytechnisches Institut Charkiw“ (TU Charkiw, 1885)
- Nationale Mykola-Schukowskyj-Universität für Luft- und Raumfahrt (1930 als „Luftfahrtinstitut Charkiw“ gegründet)
Nobelpreis- und Fieldsmedaillenträger
- Vladimir Drinfeld (Mathematik)
- Simon Smith Kuznets (Ökonomie)
- Lew Dawidowitsch Landau (Physik)
- Ilja Iljitsch Metschnikow (Biologie)
Söhne und Töchter der Stadt (alphabetisch)
- Solomon Konstantinowitsch Apt (1921–2010), russischer Schriftsteller und Übersetzer
- Oleg Dmitrijewitsch Baklanow (* 1932), sowjetischer Politiker
- Wladimir Borissowitsch Berestezki, (1913–1977), russischer Physiker
- Wolodymyr Bessonow (* 1958), sowjetischer Fußballspieler
- Walentin Wassiljewitsch Bondarenko (1937–1961), sowjetischer Kampfpilot und Raumfahreranwärter
- Sergej Eduardowitsch Bortkiewicz (1877–1952), Komponist
- Dawid Dawidowitsch Burljuk (1882–1967), russisch-amerikanischer Künstler
- A. M. Cassandre (1901–1968), Grafikdesigner, Typograf, Maler, Bühnenbildner und Lehrer
- Vladimir Drinfeld (* 1958), Mathematiker
- Swetlana Anatoljewna Grankowskaja (* 1976), russische Radrennfahrerin
- Walentina Stepanowna Grisodubowa (1909–1993), sowjetische Fliegerin und Offizier (Oberst)
- Anatoli Markowitsch Gurewitsch (1913–2009), sowjetischer Dolmetscher und GRU-Agent
- Michail Naumowitsch Gurewitsch (* 1959), zunächst belgischer, jetzt türkischer Schachmeister
- Theodor Hetzer (1890–1946), deutscher Kunsthistoriker
- Wassili Dmitrijewitsch Jermilow (Wassyl Jermylow, 1894–1968), Maler und Designer
- Wladimir Kaluschin (1936–2003), Europameister im Fernschach
- Barbara Karinska (1886–1983), US-amerikanische Kostümbildnerin
- Irina Iwanowna Kiritschenko (* 1937), sowjetische Bahnradsportlerin
- Daniel Kramer (* 1960), Jazzpianist
- Olexandr Kutscher (* 1982), Fußballspieler
- Simon Smith Kuznets (1901–1985), US-amerikanischer Ökonom und Nobelpreisträger
- Xenija Lewkowska (* 1989), ukrainische Profi-Triathletin
- Jewgeni Michailowitsch Lifschitz (1915–1985), Physiker
- Eduard Weniaminowitsch Limonow (* 1943), Schriftsteller, Politiker und Dissident
- Irina Press (1939–2004), ehemalige sowjetische Leichtathletin der 1960er Jahre
- Tamara Press (* 1937), Kugelstoßerin und Diskuswerferin
- Michael Prusikin (* 1978), deutscher Schachgroßmeister
- Alexander Iljitsch Siloti (1863–1945), Pianist, Komponist und Dirigent
- Hryhorij Skoworoda (1722–1794) ukrainischer Philosoph, Dichter und Musiker
- Pjotr Petrowitsch Sokalski (1832–1887), Komponist und Musikwissenschaftler
- Waleri Sokolow (* 1986), Violinist
- Jura Soyfer (1912–1939), politischer Schriftsteller Österreichs
- Otto von Struve (1897–1963), russisch-amerikanischer Astronom deutscher Abstammung
- Sergei Sviatchenko (* 1952), Maler
- Mark Jewgenjewitsch Taimanow (* 1926), Schachspieler
- Nikolai Alexandrowitsch Tichonow (1905–1997), Vorsitzender des Ministerrats der Sowjetunion
- Anna Uschenina (* 1985), Schachspielerin
- Wladimir Wladimirowitsch Wasjutin (1952–2002), ehemaliger sowjetischer Kosmonaut ukrainischer Nationalität
Persönlichkeiten
- Johann Baptist Schad (1758–1834), Professor in Charkiw.
Einzelnachweise
- ↑ Maschke, Erich (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des zweiten Weltkrieges. Verlag Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld 1962-1977.