Siegestor

Das Siegestor bei Nacht

Das Siegestor ist ein klassizistischer Triumphbogen in München, der 1843 bis 1850 nach Plänen von Friedrich von Gärtner errichtet wurde. Er bildet den nördlichen Abschluss der Ludwigstraße. Es stellt das architektonisch-städtebauliche Gegenstück zur Feldherrnhalle dar. Beide sind Symbole für den Sieg über das Frankreich Napoleons I. Bayern wurde in der napoleonischen Zeit in fünf Kriege verwickelt.

Lage und Maße

Siegestor München (Ende 19. Jahrhundert)

Das Siegestor liegt rund einen Kilometer nördlich der Feldherrnhalle und trennt die Ludwigstraße, die dort endet, von der Leopoldstraße, die hier ihren Anfang hat. Damit markiert das Siegestor die Grenze zwischen den beiden Münchner Stadtvierteln Maxvorstadt und Schwabing. Das 24 Meter breite, 21 Meter hohe und zwölf Meter tiefe Denkmal wird von der 22 Tonnen schweren Quadriga bekrönt. In deren Mitte steht eine sechs Meter große Bavaria, die einen von vier Löwen gezogenen Wagen lenkt (ursprünglich waren Pferde vorgesehen). Das Siegestor hat die Adresse Leopoldstraße 1.[1]

Geschichte

Ursprünglicher Zustand der Rückseite mit Skulpturen, Medaillons und Inschrift
Heutiger Zustand mit der Inschrift „Dem Sieg geweiht – Vom Krieg zerstört – Zum Frieden mahnend“ und ohne den Bildhauerschmuck

Ludwig I. erteilte 1840 seinem Architekten Friedrich von Gärtner den Auftrag, einen Triumphbogen nach Vorbild des Konstantinsbogens in Rom als Abschluss seiner Prachtstraße, der Ludwigstraße, zu planen. Dieser Triumphbogen soll dem Bayerischen Heere gewidmet sein und somit direkt mit der Feldherrnhalle korrespondieren, mit der seine Prachtstraße beginnt.

Das Siegestor wurde 1843 bis 1850, wie auch die Feldherrnhalle, aus Kelheimer Kalkstein errichtet, wobei nach Friedrich von Gärtners Tod 1847 dessen Schüler Eduard Metzger[2] die Arbeiten übernahm. Am 15. Oktober 1850 übergab König Maximilian II. im Namen seines abgedankten Vaters das Siegestor an die Stadt München.[3] Der Einweihung blieb Ludwig – er war zwei Jahre zuvor wegen der Montez-Affäre in den Ruhestand gezwungen worden – demonstrativ fern.

Als am 16. Juli 1871 bayerische Truppen nach ihren Siegen im deutsch-französischen Krieg durch das feierlich geschmückte Tor einzogen, bekam es erst die seiner Bezeichnung entsprechende Weihe.

Bei den Luftangriffen auf München im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, wurde es 1958 unter der Leitung von Josef Wiedemann wiederaufgebaut – an der Südseite bewusst vereinfacht. Zuvor war es erst noch als „faschistisch“, dann zu einer „Bedrohung der öffentlichen Sicherheit“ erklärt worden und sollte im Juli 1954 abgerissen werden, was das Landesamt für Denkmalpflege verhinderte. 1972 konnte die von Elmar Dietz wiederhergestellte Quadriga auf dem Siegestor aufgestellt werden.

Architektur und Programm

Mit dem Siegestor gelang Friedrich von Gärtner mehr als eine Kopie des Konstantinsbogens. Die Säulen, die auf hohe Podeste gestellt sind, betonen die klare vertikale Gliederung. Das wuchtige Gebälk drückt einer schweren Last ähnlich auf die harmonisch rhythmisierenden drei Bögen. Damit erhält der Triumphbogen die architektonische Kraft, den Zug des Siegestores aufzufangen und in die Felder und Wiesen, die 1852 noch vorherrschten, weiterzuleiten. Die thronend schwebende Quadriga schwebt über dem Siegestor und betont seine Mittelachse. Gleichzeitig fährt die Bavaria auf der Quadriga stadtauswärts in die Felder und Wiesen blickend „Dem Bayerischen Heere“ entgegen, wie die Inschrift auf der Nordseite verrät. Johann Halbig lieferte das colossale Viergespann von Löwen zu der nach Johann Martin von Wagners Entwurf für die Bavaria, die Friedrich Brugger modellierte.

Die Bildmotive der Reliefs zeigen Kampfszenen, die Kraft und Willen des bayerischen Heeres unterstreichen. Die Medaillons dagegen stellen Allegorien der damaligen bayerischen Kreise dar:

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde unter dem Eindruck der Zerstörungen und weiteren Folgen wie Vertreibung und Kriegsschuld das Tor von den Architekten Otto Roth und Josef Wiedemann bewusst vereinfacht wiederhergestellt und auf der Südseite eine zusätzliche Inschrift, von Hanns Braun getextet und von Franz Hart entworfen, angebracht: „Dem Sieg geweiht – Vom Krieg zerstört – Zum Frieden mahnend“. Damit bekommt das Siegestor eine neue symbolische Bedeutung: Krieg bringt nicht nur den Sieg, sondern auch Leid und Zerstörung – er zerstört sogar Symbole des Sieges. Daher kann die Lösung nur Frieden heißen.

Damit ist das Siegestor auch Friedensmahnmal, ähnlich dem Turm der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin.

Kunst am Siegestor

Ab dem 17. Februar 2018 befanden sich am Siegestor für fünf Monate zwei fünf Meter breite und zweieinhalb Meter hohe „Love-Hate“ Ambigramme aus patiniertem Stahl. Es handelte sich dabei um eine Kunstinstallation von Mia Florentine Weiss im Vorfeld des Münchner Faust Festivals 2018.[4][5][6]

Literatur

  • Klaus Gallas: München. Von der welfischen Gründung Heinrichs des Löwen bis zur Gegenwart: Kunst, Kultur, Geschichte (= DuMont-Dokumente: DuMont-Kunst-Reiseführer). DuMont, Köln 1979, ISBN 3-7701-1094-3.
  • Thomas Weidner: Das Siegestor und seine Fragmente. Mit Beiträgen von Richard Bauer und Hans Senninger. Buchendorfer, München 1996, ISBN 3-927984-52-3 (zur Ausstellung Das Siegestor, Münchner Stadtmuseum, 24. Mai 1996 bis 30. Juni 1996).
Commons: Siegestor – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Karl Forster: München – SPD beklagt Verfall der Leopoldstraße. Abgerufen am 1. Dezember 2019.
  2. Eduard Metzger. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 24: Mandere–Möhl. E. A. Seemann, Leipzig 1930, S. 446 (biblos.pk.edu.pl).
  3. Deutsches Kunstblatt. I (1850), Nr. 46 vom 18. November 1850, S. 361 ff.
  4. Skulpturen „Love Hate“ am Siegestor aufgestellt. muenchen.de, abgerufen am 10. Mai 2018.
  5. Liebesgrüße aus Stahl. merkur.de, 13. März 2018, abgerufen am 10. Mai 2018.
  6. Evelyn Vogel: Durch die Hölle in den Himmel. In: Süddeutsche Zeitung. 18. Februar 2018 (sueddeutsche.de [abgerufen am 10. Mai 2018]).

Koordinaten: 48° 9′ 8″ N, 11° 34′ 55″ O