Richard Meili

Richard Meili

Richard Meili (* 28. Februar 1900 in Schaffhausen; † 5. Juli 1991 in Gümligen) war ein Schweizer Psychologe auf den Gebieten Persönlichkeitspsychologie, Psychodiagnostik und der Entwicklungspsychologie.

Biografie

Meili studierte zunächst in Jena und Bern, zuletzt in Berlin bei Wolfgang Köhler und Kurt Lewin (Gestaltpsychologie) sowie Hans Rupp (Arbeitspsychologie). Meili hat akademische und berufspraktische Tätigkeit immer verbunden: Bereits während des Studiums arbeitete er in einem Heim für Jugendliche mit psychopathischen Störungen. 1925 erfolgte die Promotion zum Thema „Untersuchungen über das Ordnen von Gegenständen“.

1926–1941 war er Assistent, Chef de Travaux und zuletzt Dozent in Nachfolge von Jean Piaget am Institut J.J. Rousseau sowie der Universität Genf. Er habilitierte sich dort zum Thema „Recherches sur les formes de l’intelligence“ (Untersuchungen zu Formen der Intelligenz) bei Édouard Claparède.

1942–1948 pausierte seine akademische Karriere, und er arbeitete als Leiter der Berufsberatung in Winterthur. Diese Erfahrungen haben vor allem seine späteren psychodiagnostischen Forschungen beeinflusst.

1949 wurde Richard Meili Professor der Universität Bern, zunächst als Extraordinarius, ab 1954 als Ordinarius auf den neugeschaffenen Lehrstuhl für Psychologie und ihre Anwendungen der Universität Bern berufen. Zu seinen Schwerpunkten gehörten dort die Psychologische Diagnostik, die Denkpsychologie, Entwicklungspsychologie und Charakterentwicklung,[1] Wiedereingliederung Behinderter, die Struktur der Intelligenz sowie Längsschnittuntersuchungen zur Persönlichkeit. Er begründete 1953 auch das Institut für Psychologie der Universität Bern und war dort bis zu seiner Pensionierung 1970 tätig.

Sechs Jahre nach der Institutsgründung etablierte er eine berufsbezogene Ausbildung für Erziehungsberater in der Schweiz und schuf einen Lehrgang, der mit einem Diplom abgeschlossen werden konnte.

1937 erschien erstmals sein Hauptwerk, das später lange Zeit als Standardwerk galt und in viele Sprachen übersetzt wurde: die "Einführung in die psychologische Diagnostik". Er gründete und präsidierte ebenfalls die erste Testkommission der Schweiz, die sich mit der Qualität von psychodiagnostischen Verfahren auseinandersetzte.

1943 war Meili Mitbegründer und später langjähriger Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Psychologie und ihre Anwendungen sowie lange Jahre Herausgeber der Schweizerischen Zeitschrift für Psychologie. Die Schweizerische wie die Deutsche Gesellschaft für Psychologie ernannten Richard Meili zu ihrem Ehrenmitglied. Die Universität Salzburg verlieh ihm 1980 die Ehrendoktorwürde.

Werke (Auswahl)

  • Psychologische Diagnostik. Eine Einführung für Psychologen und Erzieher. A. Meili, Schaffhausen 1937. Mehrere Neuauflagen.
  • mit Agnes Wild-Missong: Anfänge der Charakterentwicklung. Methoden und Ergebnisse einer Längsschnittuntersuchung. Huber, Bern; Stuttgart 1957.
  • Analytischer Intelligenztest (AIT). Interpretation und Prüfungsanweisungen. Huber, Bern; Stuttgart 1966.
  • mit Gertrud Meili-Dworetzki: Grundlagen der individuellen Persönlichkeitsunterschiede. Ergebnisse einer Längsschnittuntersuchung mit 2 Gruppen von der Geburt bis zum 8. und 16. Altersjahr. Hans Huber, Bern; Stuttgart; Wien 1972. (Beiträge zur genetischen Charakterologie; 6).
  • Die Struktur der Intelligenz. Faktorenanalytische und denkpsychologische Untersuchungen. H. Huber, Bern etc. 1981, ISBN 3-456-80908-5.

Literatur

  • Alfred Lang (Hrsg.): Festschrift für Richard Meili, zu seinem 70. Geburtstag = pour son 70ème anniversaire. Hans Huber, Bern; Stuttgart; Wien 1970. (Psychologie 29 (1970), H. 1/2). Enthält S. 7–15: Richard Meili: Bibliographie.

Einzelnachweise

  1. Zu seinen entwicklungspsychologischen Forschungsarbeiten siehe: Anna Arfelli Galli: Die entwicklungspsychologische Forschung von Richard Meili und seinen Mitarbeitern. In: A. Arfelli Galli: Gestaltpsychologie und Kinderforschung. Krammer: Wien 2013, S. 69–87.