Nationalratswahlkreis Graubünden-West

Der Nationalratswahlkreis Graubünden-West war ein Wahlkreis bei Wahlen in den Schweizer Nationalrat. Er bestand von 1848 bis 1902 und umfasste den westlichen Teil des Kantons Graubünden.

Wahlverfahren

Hierbei handelte es sich um einen Pluralwahlkreis. Dies bedeutet, dass zwar mehrere Sitze zu verteilen waren, jedoch das Majorzwahlrecht zur Anwendung gelangte. Im Sinne der romanischen Mehrheitswahl benötigte ein Kandidat die absolute Mehrheit der Stimmen, um gewählt zu werden. Zur Verteilung aller Sitze waren unter Umständen mehrere Wahlgänge notwendig. Jeder Wähler hatte so viele Stimmen, wie Sitze zu vergeben waren.

Bezeichnung und Sitzzahl

Graubünden-West ist eine inoffizielle geographische Bezeichnung. Im amtlichen Gebrauch üblich war eine über die gesamte Schweiz angewendete fortlaufende Nummerierung, geordnet nach der Reihenfolge der Kantone in der schweizerischen Bundesverfassung. Aufgrund der wechselnden Anzahl im Laufe der Jahre erhielten manche Wahlkreise mehrmals eine neue Nummer. Graubünden-West trug ab 1851 (erstmalige Anwendung eines einheitlichen Bundesgesetzes) die Nummer 35, ab 1863 die Nummer 33, ab 1872 die Nummer 34, ab 1881 die Nummer 35 und ab 1890 die Nummer 37.

Zunächst hatte Graubünden-West 1 Sitz, ab 1863 standen 2 Sitze zur Verfügung.

Ausdehnung

Wahlkreise Kanton Graubünden 1848–1863
Wahlkreise Kanton Graubünden 1863–1902

Das Gebiet des Wahlkreises wurde am 21. Dezember 1850 mit dem «Bundesgesetz betreffend die Wahl der Mitglieder des Nationalrathes» erstmals verbindlich festgelegt, wobei man den bereits 1848 von der Graubündner Kantonsregierung geschaffenen 2. Wahlkreis unverändert übernahm.[1] Er umfasste:

Zu einer Gebietsvergrösserung kam es mit dem «Nachtragsgesetz betreffend die Wahlen in den Nationalrath» vom 23. Juli 1863, als ein Teil des aufgelösten Wahlkreises Graubünden-Mitte an Graubünden-West abgetreten wurde.[2] Der Wahlkreis Graubünden-West umfasste fortan:

1902 wurden die drei Graubündner Wahlkreise zum heute noch bestehenden Nationalratswahlkreis Graubünden zusammengelegt, in welchem seit 1919 das Proporzwahlrecht gilt.

Nationalräte

  • G = Gesamterneuerungswahl
  • E = Ersatzwahl bei Vakanzen
  • Freisinnige Linke (FL)
  • Katholisch-Konservative (KK)
  • Liberale Mitte (LM)
  • DatumWahlGewähltePartei
    01.10.1848G Alois de LatourFL
    01.10.1851G Johann Bartholome ArpagausLM
    29.10.1854G Alois de LatourFL
    25.10.1857
    15.11.1857
    04.12.1857
    G Caspar de LatourFL
    28.10.1860G Caspar de LatourFL
    10.03.1861E Johann Rudolf von ToggenburgKK
    25.10.1863
    15.11.1863
    G Alois de LatourFL
     Johann Rudolf von ToggenburgKK
    25.10.1866
    11.11.1866
    G Alois de LatourFL
     Johann Rudolf von ToggenburgKK
    31.10.1869
    14.11.1869
    28.11.1869
    G Johann Bartholome CaflischFL
     Johann Rudolf von ToggenburgKK
    27.10.1872G Johann Rudolf von ToggenburgKK
     Johann Anton Casparis der ÄltereLM
    31.10.1875
    11.11.1875
    G Johann Rudolf von ToggenburgKK
     Anton SteinhauserFL
    27.10.1878G Johann Rudolf von ToggenburgKK
     Anton SteinhauserFL
    30.10.1881G Caspar Decurtins, Johann SchmidKK
    26.10.1884G Caspar Decurtins, Johann SchmidKK
    30.10.1887G Caspar Decurtins, Johann SchmidKK
    26.10.1890G Caspar Decurtins, Johann SchmidKK
    29.10.1893G Johann Anton Casparis jr.FL
     Caspar DecurtinsKK
    25.10.1896G Caspar DecurtinsKK
     Alfred von PlantaLM
    29.10.1899G Caspar DecurtinsKK
     Alfred von PlantaLM

    Quelle

    Einzelnachweise

    1. Bundesgesetz betreffend die Wahl der Mitglieder des Nationalrathes (vom 21. Dezember 1850). (PDF, 676 kB) In: Bundesblatt Nr. 61 vom 28. Dezember 1850. admin.ch, 21. Mai 2013, abgerufen am 11. Januar 2014.
    2. Nachtragsgesetz betreffend die Wahlen in den Nationalrath. (PDF, 1,0 MB) In: Bundesblatt Nr. 24 vom 6. Juni 1863. admin.ch, 21. Mai 2013, abgerufen am 11. Januar 2014.