Gürtelpeiler

Der Gürtelpeiler (auch: Gürtelpeilgerät, kurz: Fu G P. c) war ein tragbarer Funkpeiler, der während des Zweiten Weltkriegs von deutschen Geheimdiensten, wie Abwehr, Ordnungspolizei (OrPo) oder Sicherheitsdienst (SD), verwendet wurde, um geheime Sender zu orten, die auf vom NS‑Staat kontrolliertem Gebiet von feindlichen Agenten oder von Widerstandsorganisationen betrieben wurden.

Zur elektronischen Aufklärung und insbesondere zur „Aushebung des Agenten“ wurde das Hochfrequenz­messgerät getarnt unter der Kleidung getragen, beispielsweise unter einem Mantel. Die Anzeige des Peilsignals konnte statt mit einem auffälligen Kopfhörer, mit einem speziellen Ohrhörer erfolgen, genannt „Muschhörer“, der nahezu unsichtbar im Ohr getragen werden konnte. Alternativ zur akustischen Anzeige konnte diese auch optisch erfolgen. Hierzu wurde am Handgelenk ein Anzeiger in Form und Größe einer Armbanduhr getragen.[1] Die Zuleitungen verliefen durch den Ärmel.[2]

Hintergrund

Während des Zweiten Weltkriegs gab es in Deutschland und den besetzten Gebieten immer mehr geheime Funkstationen. Dabei handelte es sich häufig um feindliche Agenten, die von den Alliierten abgesetzt worden waren. Außerdem gab es Widerstandsgruppen. Um solche Funkstellen zu orten, wurden unterschiedliche Abhör- und Funkpeilgeräte entwickelt. Am gebräuchlichsten waren mobile Stationen, die beispielsweise als Lieferwagen getarnt waren. Da zu der Zeit der Straßenverkehr deutlich geringer war als heute, fielen „fremde“ Fahrzeuge leicht auf.

Daraus entstand das Bedürfnis, getarnt „am Mann“ zu tragende Geräte zu benutzen. Es begann mit Peilern, die in einem Koffer versteckt und so mitgeführt werden konnten („Kofferpeiler“). Deutlich unscheinbarer war jedoch der Gürtelpeiler, der vollständig unter der Kleidung des Bedieners verborgen war und keinerlei Aufmerksamkeit erregte. Damit konnte man einfach durch die Nachbarschaft laufen und durch Körperdrehungen feststellen, in welcher Richtung sich ein Sender befand.

Geschichte

Der Gürtelpeiler war der erste Abhörempfänger, dessen äußere Form an den menschlichen Körper angepasst war, so dass er verdeckt unter der Kleidung des Bedieners getragen werden konnte. Er wurde im Jahr 1942 von der Nachrichten-Erprobungs- und Abnahmestelle der Ordnungspolizei entwickelt und von der Firma Kapsch in Wien hergestellt. Der Empfänger hatte zwei Antennen: eine feste Referenzantenne und eine Rahmenantenne, die um den Hals getragen wurde.[3]

Aufbau

Der Gürtelpeiler arbeitete mit sieben Elektronenröhren (Batterieröhren 5 × RV 2,4P700 und 2 × RV 2,4H300), die einen Überlagerungs­empfänger bildeten. Dieser verfügte über zehn auswechselbare Spulensätze und erlaubte so die Abdeckung eines Wellenlängen­bereichs von 15 m bis 100 m (entsprechend 3 MHz bis 20 MHz), also nahezu des vollständigen Kurzwellen­bandes. Die zur Peilung dienende Rahmenantenne (mit einer Windung) wurde um den Nacken des Bedieners getragen.[4]

Anwendung

Je nach Art und Bebauung des Einsatzgebietes verfügte der Gürtelpeiler über eine Reichweite von bis zu 3 km.[5] Geführt durch die akustische oder optische Anzeige der Signalstärke, folgte der Bediener dieser und gelangte so an den Ort des Senders. In unmittelbarer Nähe war dann häufig bereits das „Klackern“ der Morsetaste zu hören und der Agent lokalisiert.

Literatur

  • Arthur O. Bauer: Some aspects of the German military “Abwehr” wireless service, during the course of World War Two. In: CDVandT. April 1996, S. 1–17. PDF 1 MB.
  • A. Hagen, Waldemar Fuchs: Die Funkpeilung der kurzen Wellen – ein Lehrbuch für Beobachtungs- und Peilfunker der Ordnungspolizei nach Ausarbeitungen der Nachrichten-Erprobungs- und Abnahmestelle der Ordnungspolizei. In: Hauptamt Ordnungspolizei. 1943, S. 1–170. Buchdeckel.
  • Louis Meulstee, Rudolf Staritz: Wireless for the WarriorWireless for the Warrior. Band 4, 1995. Buchdeckel, ISBN 0952063360.
  • Hans Schellhoss: Die Funkortung beim Heer. 1944, S. 1–42. PDF; 2,5 MB.
  • Rudolf Staritz: Abwehrfunk − Funkabwehr. Technik und Verfahren der Spionagefunkdienste. 2018, S. 1–100. PDF; 10,5 MB.

Einzelnachweise

  1. Hans Schellhoss: Die Funkortung beim Heer. 1944, S. 10 und 32 (Bild 14). PDF; 2,5 MB.
  2. Rudolf Staritz: Abwehrfunk − Funkabwehr. Technik und Verfahren der Spionagefunkdienste. 2018, S. 90.
  3. Gürtelpeiler. In: Crypto Museum. 30. September 2020, abgerufen am 8. August 2024 (englisch).
  4. Arthur O. Bauer: Some aspects of the German military “Abwehr” wireless service, during the course of World War Two. In: CDVandT. April 1996, S. 13–14.
  5. Gürtelpeiler. In: Deutsches Spionagemuseum. Abgerufen am 8. August 2024.