Fragebogen zur Analyse motivationaler Schemata

Der Fragebogen zur Analyse motivationaler Schemata (FAMOS) ist ein psychologischer Test zur Erfassung von Therapiezielen.[1][2] Er erfasst 14 Annäherungsziele und 9 Vermeidungsziele (siehe auch positive Formulierung von Therapiezielen).[3] Er ermöglicht die Messung der Veränderungen von Vermeidungs- und Annäherungszielen im Rahmen von Psychotherapien.[3] Er wird beispielsweise zusammen mit dem Inkongruenzfragebogen (INK) zur Klärung der Therapiemotivation von Essstörungspatienten empfohlen.[4] Martin Grosse Holtforth und Klaus Grawe konnten zeigen, dass ältere Psychotherapiepatienten sich in ihren Annäherungs- und Vermeidungszielen von jüngeren unterscheiden.[5]

Der Fragebogen besteht aus 94 Fragen.[1] Er erfasst folgende Annäherungs- und Vermeidungsziele:[2]

Annäherungsziele:

  • Intimität/Bindung
  • Geselligkeit
  • Anderen helfen
  • Hilfe bekommen
  • Anerkennung/Wertschätzung
  • Überlegen sein/Imponieren
  • Autonomie
  • Leistung
  • Kontrolle haben
  • Bildung/Verstehen
  • Glauben/Sinn
  • Das Leben auskosten
  • Selbstvertrauen/Selbstwert
  • Selbstbelohnung

Vermeidungsziele:

  • Alleinsein/Trennung
  • Geringschätzung
  • Erniedrigung/Blamage
  • Vorwürfe/Kritik
  • Abhängigkeit/Autonomieverlust
  • Spannungen mit anderen
  • Sich verletzbar machen
  • Hilflosigkeit/Ohnmacht
  • Versagen

Konstrukt vor dem Hintergrund der Konsistenztheorie

Der Fragebogen wurde von Martin Grosse Holtforth im Rahmen seiner Dissertation am psychologischen Institut der Universität Bern zusammen mit Klaus Grawe entwickelt.[6] Das Manual selbst sei eine gekürzte, überarbeitete und ergänzte Fassung der Dissertation.[6] Die Testkonstruktion basiert auf der Konsistenztheorie von Klaus Grawe aus dem Jahr 1998.[6] Motivationale Ziele werden als eine Teilmenge von dem allgemeinen Begriff der Ziele verstanden.[6] Um den Unterschied zu erklären, bezieht sich Grosse Holtforth auf eine Arbeit von Austin und Vancouver aus dem Jahr 1996 und unterscheidet die drei Perspektiven, durch die sich Ziele unterscheiden:[6] Struktur, Prozess und Inhalt.

Struktur: Ziele sind hierarchisch organisiert.[6] Das bedeutet, es gibt Oberziele (terminale Ziele), die keinen höheren Zielen mehr dienen. Die Unterziele (instrumentale Ziele) dienen den Oberzielen. Darunter befänden sich weitere Unterziele, „bis hinunter zu den Muskelspannungen“.[6] Umgangssprachlich könne man auch von Mittel und Zweck, statt von Unter- und Oberzielen sprechen.[6] In der Hierarchie gebe es Equifinalität, was bedeutet, dass verschiedene Unterziele demselben Oberziel dienen können.[6] Es gebe auch Multipotentialität, was bedeutet, dass ein Unterziel mehreren Oberzielen dienen kann.[6] Vergleiche dazu: Plananalyse.

Einzelnachweise

  1. a b eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  2. a b eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  3. a b Klaus Grawe: Neuropsychotherapie. Hogrefe, Göttingen 2004, ISBN 3-8017-1804-2, S. 280 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Johann Lehrner, Karin Stolba, Gabriele Traun-Vogt, Sabine Völkl-Kernstock: Klinische Psychologie im Krankenhaus. Springer, Wien 2011, ISBN 978-3-7091-0656-3, S. 270 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Andreas Maercker: Grundlagen und Theoriemodelle. In: Andreas Maercker (Hrsg.): Alterspsychotherapie und klinische Gerontopsychologie. 2. Auflage. Springer, Berlin 2015, ISBN 978-3-642-54723-2, S. 34, doi:10.1007/978-3-642-54723-2 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. a b c d e f g h i j Martin Grosse Holtforth, Klaus Grawe: FAMOS. Fragebogen zur Analyse motivationaler Schemata. Manual. Hogrefe, Göttingen 2002.