Evangelischer Kirchhof Nikolassee

Der Evangelische Friedhof Nikolassee,[1] auch Ev. Kirchhof Nikolassee,[2][3] ist der Friedhof der evangelischen Kirchengemeinde Nikolassee. Er befindet sich östlich des Kirchweges im Berliner Ortsteil Nikolassee. Der Friedhof ist im Zusammenhang mit der Villenkolonie in Nikolassee 1906–1907 entstanden. Er weist heute eine Fläche von 17.523 Quadratmeter auf[1] und steht als Gesamtanlage unter Denkmalschutz. Zusätzlich sind die Friedhofskapelle, die Einfriedungsmauer und 19 Gräber als einzelne Baudenkmäler geschützt.[3] Auf dem Friedhof befinden sich fünf Ehrengräber des Landes Berlin.[4] Das Land Berlin kategorisiert den Friedhof als Waldfriedhof.[1]

Geschichte

Im Jahre 1906, fünf Jahre nach Gründung der Villenkolonie Nikolassee (die 1910 selbstständige preußische Landgemeinde wurde), stellte die Heimstätten-AG, die Gründungsträgerin von Nikolassee, ein 11.490 Quadratmeter großes Areal als Kirch- und Pfarrgrundstück zur Verfügung. Hiervon wurden 5.312 Quadratmeter als Begräbnisstätte angelegt und im Oktober 1907 kirchlich geweiht. Direkt gegenüber, auf der westlichen Seite des Kirchweges, entstand 1909–1910 die Kirche Nikolassee. 1909 erfolgte die Auspfarrung aus der Muttergemeinde Zehlendorf und die Einrichtung einer Pfarrstelle, 1910 die Übernahme des Friedhofs in das Eigentum der neuen Gemeinde.

Die Gestaltung des Friedhofs erfolgte durch den Architekten Johannes Bartschat. Mauer und Tor am Kirchweg entstammen noch dem ursprünglichen Entwurf Bartschats aus dem Jahr 1906.

Friedhofskapelle

In den Jahren 1912–1913 wurde auf dem Friedhofsgelände eine T-förmige Kapelle angelegt. Die Entwürfe lieferte wiederum Johannes Bartschat. Einfriedung mit Mauer und Tor sowie die Kapelle werden der beginnenden Moderne zugerechnet.[5]

Das ursprüngliche Friedhofsareal wurde 1913 durch Zukauf um 3600 Quadratmeter und 1918 um weitere 6800 Quadratmeter erweitert. Die bisher letzte Erweiterung, mit der auch eine Umgestaltung des Friedhofs nach Plänen von Richard Köhler einher ging, erfolgte 1939/40.

Im Juli 1940 ließ die Gemeinde auf dem neuen Kirchhofsteil ein hohes steinernes als Eisernes Kreuz geformtes Kreuz von dem Architekten Wilfried Wendland errichten. Mit diesem schlichten Mahnmal für die Gefallenen der Gemeinde in den Kriegen zuvor konnte der damaligen Praxis, Hakenkreuze auf Grabstätten anzulegen, entgegengetreten werden. Dieses Kreuz symbolisiert dagegen das Kreuz Jesu Christi als Erlösungs- und Friedenszeichen. 1957 erhielt dieses Denkmal eine eiserne Dornenranke des Künstlers Gerhart Schreiter, mit der an die Opfer des Zweiten Weltkrieges mahnend erinnert wird.

1951 wurde die Ausmalung der Kapelle erneuert und am Giebel über dem Eingang aus dem Römerbrief der folgende Spruch (5,2 LUT) aufgebracht: „Wir rühmen uns der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit.“ Im Laufe der Zeit hat das Gebäude weitere Umbauten und Modernisierungen erfahren, so wurde die Inschrift „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet.“ (Römer 12,12 EU) am Kapellengiebel aufgebracht.

Die Kapelle, die Friedhofsmauer sowie zahlreiche Gräber wie die von Walther Epstein, Erich Koehler oder Theo von Brockhusen sind denkmalgeschützt.[6]

Beigesetzte Persönlichkeiten

NameGeburtsjahrSterbejahrBeruf/WirkenEhrengrabGrablageFoto des GrabesBemerkungen
Fedja Anzelewski19192010Kunsthistoriker
Herbert Ballmann19242009Filmproduzent, RegisseurCII59/60
Arnulf Baring19322019Historiker
Gerdt von Bassewitz18781923DichterGrab nicht erhalten
Friedrich W. Bauschulte19232003SchauspielerC
Wilhelm von Blume18351919General der InfanterieE
Max Bodenstein18711942PhysikochemikerFeld E
Helmut de Boor18911976Mediävist, ProfessorG-23
Theo von Brockhusen18821919Maler1987–2009A-46/47
Friedrich Buschtöns18951962deutscher Theologe und Oberkirchenrat
Walter Conrad18921970Politiker (FDP)
Helmut Coper19252013Mediziner, Professor
Oskar Cordel18431913Schachmeister und -autor
Carl Dahlhaus19281989MusikwissenschaftlerPI-35/36
Dietmar von Dippel19432009deutscher Jurist
Friedrich Ernst18891960deutscher Jurist, Verwaltungsbeamter, Bankmanager und Politiker
Ferdinand Friedensburg18861972Oberbürgermeister Berlins, Ehrenbürgerseit 1972A-10/11
Richard Friedenthal18961979Schriftstellerseit 1984CII-49/50
Hugo Gressmann18771927Theologe, ProfessorD
Adolf Groth18551934Schriftsteller, Übersetzer
Fritz Heise18661950Bergbauingenieur, ProfessorM
Rudolf Henneberg18451909Kommerzienrat, Firmeninhaber
Ernst Hinrichs19372009Historiker, Professor
Bernd Juds19392004Publizist und Schriftsteller
Jochen Klepper19031942Schriftsteller, DichterJ-1–4
Max Kloss18731961Maschinenbauer, ProfessorA
Kurt Kluge18861940Bildhauer, SchriftstellerA-64
Werner Kniehahn18951967Maschinenbauer, Hochschullehrer
Hans Koch18931945Jurist, Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime
Eduard Kohlrausch18741948Jurist, ProfessorPI-11/12
Hermann Kretzschmar18481924Musikwissenschaftler, Dirigent, Komponist1992–2014AI-19/20
Erich Loos19132006Literaturwissenschaftler, Professor
Friedrich von Lorentz19021968deutscher Klassischer Archäologe und Kunsthistoriker
Peter Lorenz19221987Jurist, Politikerseit 1997PI-1/2
Hans Rainer Maurer19372014Pharmazeut, Professor
Eduard Mosler18731939Bankier
Eckart Muthesius19041989Architekt, InnenarchitektBI-82/83
Hermann Muthesius18611927Architektseit 1984BI-82
Julius Petersen18781941Literaturwissenschaftler
Gisela Pukaß-Fritsch19362013Schauspielerin, Synchronsprecherin
Wolfgang Rademann19342016FernsehproduzentH-11/12
Willy Ramme18871953Entomologe
Josef Rufer18931985Musikwissenschaftler
Karl Scharfenberg18741938Ingenieur, Erfinder (Scharfenbergkupplung)CII-3/4
Peter Schiff19232014Schauspieler, SynchronsprecherFIV-2
Erich Schmidt18971952Verleger (Erich Schmidt Verlag)Q
Max C. P. Schmidt18531918Professor für lateinische Stilistik
Gerhard Schmitt19092000Theologe, SuperintendentUIII
Werner Schumacher19202000Radiologe, Hochschullehrer
Walter Schunack19352011Mediziner, Professor
Alexander Schwan19311989Politikwissenschaftler, ProfessorP
Axel Springer19121985Zeitungsverleger (Axel Springer Verlag)seit 2016E-96
Eduard Sthamer18831938Historiker, ProfessorGrab nicht erhalten
Adolf Strube18941973Kantor, Hochschullehrer
Werner Thärichen19212008Komponist, Musiker
George Henry de Thierry18621942Ingenieurwissenschaftler, ProfessorGrab nicht erhalten
Robert Tillmanns18961955Politiker, BundesministerPII-75–78
Rüdiger Trantow19262019Komponist, Dirigent, Musikpädagoge
Friedrich Trendelenburg18441924Mediziner, Chirurg1990–2014A-45
Friedrich Trendelenburg18781962Jurist, MinisterialratA-45
Paul Trendelenburg18841931Pharmakologe, Professor
Ullrich Trendelenburg19222006Pharmakologe, Professor
Max Vasmer18861962Slawist1987–2009BI-25/26
Christa Vennegerts19512010Politikerin (B’90/Grüne)
Rudolf Vierhaus19222011Historiker, Professor
Heinrich Vogel19021989evangelischer Theologe, Komponist
Sieglinde Wagner19212003KammersängerinE
Moritz Weber18711951Ingenieurwissenschaftler, ProfessorA
Gertrud Weinhold18991992Kunstsammlerin, Professorin
Joachim Hans Weniger19252015deutscher Agrarwissenschaftler und Hochschullehrer für Tierzucht
Ulrich Wickert19272009evangelischer Kirchenhistoriker
Johannes Wirsching19292004Theologe, ProfessorE
Georg Wobbermin18691943Theologe, ProfessorGrab nicht erhalten
Karlheinz Zöller19282005Musiker, Professor

Siehe auch

Literatur

  • Erika Müller-Lauter: Grabmäler in Berlin IV / Exempel: Die Friedhlfe im Bezirk Zehlendorf (= Berliner Forum 9/85). Presse- und Informationsamt des Landes Berlin, Berlin 1985.
  • Eckart Henning, Werner Natzschka: Gräber bekannter Persönlichkeiten auf dem Evangelischen Kirchhof Nikolassee. 2. Auflage im Auftrage des Vereins der Förderer der Evangelischen Kirchengemeinde Nikolassee e.V., Berlin 1997.
Commons: Evangelischer Kirchhof Nikolassee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege

  1. a b c Liste der Berliner Friedhöfe (Stand Mai 2016)
  2. Kirchengemeinde Nikolassee: Kirchhof in Nikolassee
  3. a b Ev. Kirchhof Nikolassee. Denkmaldatenbank der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, abgerufen am 29. Oktober 2016.
  4. Ehrengrabstätten des Landes Berlin (Stand: Juli 2016)
  5. Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Anlagen und Bauten für die Versorgung. Bestattungswesen (= Berlin und seine Bauten. Teil X, Band A (3)). Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin 1981, ISBN 3-433-00890-6, S. 119.
  6. Ev. Kirchhof Nikolassee. In: Landesdenkmalamt Berlin, Denkmaldatenbank, Objekt-Nr. 09050055, auf: berlin.de.

Koordinaten: 52° 25′ 34,95″ N, 13° 12′ 14,61″ O