Villa Lou Pérou

Villa Lou Pérou, in Chapelle-Saint-Anne, erbaut von der irischen Innenarchitektin und Designerin Eileen Gray (* 9. August 1878 in Enniscorthy, County Wexford; † 31. Oktober 1976) in den Jahren 1954-1958.

Geschichte

"Lou Pérou" (Provencalisch für Peru) nannte die Architektin Eileen Gray ihr drittes Haus in Südfrankreich bei Saint-Tropez, welches sie 1939 erwarb und erst in den Jahren 1954-1958 umbaute. Nach dem Verkauf ihres 1932-1934 erbauten Hauses Tepe à Pailla im Jahre 1954 begann sie mit geringem Baukapital das verlassene Bauernhaus in einem Weinberg südlich von Saint-Tropez instandzusetzen und umzubauen. [1]

Distribution

Als Erstes unterteilte sie den Innenraum des bestehenden rechteckigen Bauernhauses um für ihre Haushälterin Louise Dany ein Zimmer zu schaffen. Das bestehende Satteldach mit einer Dachdeckung aus Möch-u. Nonnenziegeln wird von ihr erneuert und entgegen der in Südfrankreich üblichen Bauweise erhält das Dach Regenrinnen. Im Jahre 1958 ergänzte sie im rechten Winkel zum bestehenden Hauskörper einen eingeschossigen Anbau mit Flachdach in den Sie eine Küche, ein Bad und Schlafzimmer anordnete.Eine Wendeltreppe erschließt die betonierte Flachdachdecke des Anbaues als Aussichts- und Sonnenterrasse. Mit dem „Winkelhaus“ orientiert sie die Wohnräume nach Süden und Westen zur Aussichtseite hin und schafft damit zugleich eine geschützte Terrassenfläche. Dem Anbau wurde ein überdachter Freisitz angefügt.

Raumaustattung und Design

Vor den großflächigen Fensterflächen des Wohnraumes und der Schlafräume sind Schiebeläden aus Stahlprofilen mit flächig angeordneten Lamellenbrettern eingebaut. Die Wände des Alt- und Anbaues innen und außen geputzt und mit weißer Kalkfarbe gestrichen.Der südwestliche haushohe Stützpfeiler des Anbaues aus vermörtelten Natursteinen, baugleich zu den Gartenmauern, steht im Kontrast zu den weißen Wandflächen. Im Gegensatz zu den Raumausstattungen ihrer früheren Häuser, insbesondere zu E.1027, sind die Innenräume mit ihren bereits bekannten Möbelexponaten und mit vor Ort gekauften Möbeln ausgestattet.

Außenanlage und Garten

Vor dem Hauszugang blieb das flache Gelände des Weinberges erhalten. Im Süden errichtete sie eine halbkreisförmige Gartenmauer aus Naturstein um das abfallende Terrain auf die Höhe des Fußbodenniveaus des Hauses aufzufüllen. Die Garage wurde vom verbliebenen tiefer liegenden Grundstücksniveau angefahren so, dass diese vor den Blicken vom Haus und Garten verborgen ist. Das begrünte Flachdach der Garage befindet sich auf dem Niveau der höher liegende Gartenfläche und dient zugleich als Sitzplatz.

Eileen Grays Intention

Das Haus unterscheidet sich gegenüber den früheren von Ihr geplanten Häuser „E.1027“ ihrem bekanntesten Werk in Roquebeune sur mer (erbaut1926-1929), und „Tepe à Pailla“ in Castellar (erbaut 1932-1934) durch die Einfachheit der Konzeption der Baukörper, des Innenraumes, der Terrassen und des Gartens. Während die zusammen mit Jan Badovici am Mittelmeer gelegene avantgardistische Villa E.1027 noch deutlich auf Le Corbusier Le Corbusiers „fünf Punkte für eine neue Architektur: Pilotis, Dachgärten, Fensterbänderund eine freie Grundriss- und Fassadengestaltung bezieht hat Eileen Gray ihre nachfolgenden Villen weniger puristisch und stärker an den privaten Bedürfnissen der Bewohner ausgerichtet. Ihre Ziele „Ein unter sozialen Gesichtspunkten verstandenes Haus: Minimum an Raum, Maximum an Komfort“ wird von ihr im Haus bei Saint-Tropez, das sie als 76jährige beginnt umzubauen, praktiziert. Die Grundrissdisposition unterscheidet sich vom offenen Grundriss Le Corbusiers durch die Trennung der privaten Räumen von öffentlichen Bereichen u. den Wirtschaftsräumen.

Einzelnachweise

  1. Hierzu Eileen Grays Zitat „Lou Pérou ist ein umgangsprachlicher Ausdruck für –wie kann man das sagen? – Eldorado, aber weniger prätentiös“, welches sich wohl auf ihren bescheidenen Wohlstand und den zur Verfügung stehenden geringen Bauetat bezog“ in: C. Constant, W. Wang: Eileen Gray, Eine Architektur für alle Sinne Wasmuth Verlag; 1996 S. 194–195

Literatur

  • Eileen Gray: Eine Architektur für alle Sinne, Deutsches Architektur-Museum Havard University Graduate School of Desigh, Wasmuth ISBN 3-8030-0168-4
  • Alfred Werner Maurer: 3 Wohnhäuser der Designerin Eileen Gray an der Côte d’Azur, Philologus Verlag, Basel 2007