„Uranbergbau in Niger“ – Versionsunterschied

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Der '''Uranabbua im [[Niger]]''' ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes und sein wichtigstes Exportgut. Die Uranerzminen sind seit ihrer Entstehung anfang der 1970er Jahre mehrheitich im Besitz des französischen Staatskonzerns [[Areva]].
Der '''Uranabbua im [[Niger]]''' ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes und sein wichtigstes Exportgut. Die Uranerzminen sind seit ihrer Entstehung Anfang der 1970er Jahre mehrheitich im Besitz des französischen Staatskonzerns [[Areva]].


==Geographie und Vorkommen ==
==Geographie und Vorkommen ==
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== Entwicklung ==
== Entwicklung ==
In der Region von Arlit wurden 1969 Uranbestände entdeckt und die französische Regierung förderte die Entwicklung von Abbauinfrastruktur auch nach der Unabhängigkeit des Landes. Neben der großen Mine in Arlit befindet sich eine weitere große Mine in nahgelegenen [[Akouta]]. Beides sind Tagebaue.
In der Region von Arlit wurden 1969 Uranbestände entdeckt und die französische Regierung förderte die Entwicklung von Abbauinfrastruktur auch nach der [[Geschichte Nigers|Unabhängigkeit des Landes]]. Neben der großen Mine in Arlit befindet sich eine weitere große Mine in nahgelegenen [[Akouta]]. Beides sind Tagebaue.


1971 baute der staatliche nigrische Konzern National Mining Company of Niger, SOMAIR die erste Tagebaumine Arlit. Die zweite Tagebaumine sowie eine Bergbaumine wurde von der französischen [[Compagnie Minière d’Akouta|Compagnie Minière d'Akouta]] (COMINAK) errichtet. Das gesamte geförderte Uranium dieser beiden Minen wird von der [[Areva]] transportiert und weiter verarbeitet.
1971 baute der staatliche nigrische Konzern National Mining Company of Niger, SOMAIR die erste Tagebaumine Arlit. Die zweite Tagebaumine sowie eine Bergbaumine wurde von der französischen [[Compagnie Minière d’Akouta|Compagnie Minière d'Akouta]] (COMINAK) errichtet.


2011 wurde der Bergbauingenieur [[Mahamadou Issoufou]] zum nigrischen Präsidenten gewählt. Er studierte unter anderem in Paris und arbeitete 1976 und zwischen 1985 und 1992 für Areva bzw dessen Vorgängerfirmen.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.dw.com/de/niger-verhandlungssieg-%25C3%25BCber-atomkonzern-areva/a-17666543|titel=Niger: Verhandlungssieg über Atomkonzern Areva? {{!}} Afrika {{!}} DW.COM {{!}} 27.05.2014|autor=Deutsche Welle (www.dw.com)|werk=DW.COM|zugriff=2016-06-27}}</ref>
Mit dem Erstarken von islamistischen Gruppen in Nord- und Zentralafrika nahmen Angriffe auf die Minen in Arlit zu. 2010 wurden 7 Mitarbeiter von Areva in Arlit entführt.


Mit dem Erstarken von islamistischen Gruppen in Nord- und Zentralafrika nahmen Angriffe auf die Minen in Arlit zu. 2010 wurden 7 Mitarbeiter von Areva in Arlit entführt. Im Mai 2013 kam es zu Attentaten auf einen Militärstützpunkt in [[Agadez]] und einer Mine in Arlit. Dabei starb ein Areva-Mitarbeiter und 15 weitere wurden verletzt. Verantwortlich für die Anschläge sollen Terroristen der "[[Bewegung für Einheit und Dschihad in Westafrika]]" (MUJAO) sein. MUJAO entstand aus "[[Al-Qaida im Maghreb]]" (AQMI). Die Angriffe sollen von Kommandeur [[Mokhtar Belmokhtar|Mochtar Belmochtar]] mit seiner Gruppe [[al-Mouthalimin]] verübt worden ein. MUJAO hatte davor versucht den Norden [[Mali|Malis]] unter ihre Gewalt zu bringen.
2011 wurde der Bergbauingenieur [[Mahamadou Issoufou]] zum nigrischen Präsidenten gewählt. Er studierte unter anderem in Paris und arbeitete 1976 und zwischen 1985 und 1992 für Areva bzw dessen Vorgängerfirmen.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.dw.com/de/niger-verhandlungssieg-%25C3%25BCber-atomkonzern-areva/a-17666543|titel=Niger: Verhandlungssieg über Atomkonzern Areva? {{!}} Afrika {{!}} DW.COM {{!}} 27.05.2014|autor=Deutsche Welle (www.dw.com)|werk=DW.COM|zugriff=2016-06-27}}</ref>

Im Mai 2013 kam es zu Attentaten auf einen Militärstützpunkt in Agadez und die Mine in Arlit. Dabei starben ein Areva-Mitarbeiter und 15 weitere wurden verletzt. Verantwortlich für die Anschläge sollen Terroristen der "Bewegung für Einheit und Dschihad in Westafrika" (MUJAO) sein. MUJAO entstand aus "Al-Qaida im Islamischen Maghreb" (AQMI). Die Angriffe sollen von Kommandeur [[Mokhtar Belmokhtar|Mochtar Belmochtar]] mit seiner Gruppe [[al-Mouthalimin]] verübt worden ein. MUJAO hatte davor versucht den Norden Malis unter ihre Gewalt zu bringen.


MUJAO begründete den Anschläge damit, dass Niger den "Krieg gegen die Scharia" Frankreichs unterstütze. Nachdem es bereits im Januar 2013 zu einer Massengeiselnahme in Algerien kam, beschloss Frankreich fortan, die Uranminen Arevas durch französische Spezialeinheiten zu sichern.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.heise.de/tp/news/Anschlag-auf-Uranmine-des-franzoesischen-Konzerns-Areva-in-Niger-2015424.html|titel=Anschlag auf Uranmine des französischen Konzerns Areva in Niger|autor=Telepolis|werk=Telepolis|sprache=de-DE|zugriff=2016-06-28}}</ref>
MUJAO begründete den Anschläge damit, dass Niger den "Krieg gegen die Scharia" Frankreichs unterstütze. Nachdem es bereits im Januar 2013 zu einer Massengeiselnahme in Algerien kam, beschloss Frankreich fortan, die Uranminen Arevas durch französische Spezialeinheiten zu sichern.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.heise.de/tp/news/Anschlag-auf-Uranmine-des-franzoesischen-Konzerns-Areva-in-Niger-2015424.html|titel=Anschlag auf Uranmine des französischen Konzerns Areva in Niger|autor=Telepolis|werk=Telepolis|sprache=de-DE|zugriff=2016-06-28}}</ref>

Version vom 1. Juli 2016, 13:19 Uhr

Der Uranabbua im Niger ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes und sein wichtigstes Exportgut. Die Uranerzminen sind seit ihrer Entstehung Anfang der 1970er Jahre mehrheitich im Besitz des französischen Staatskonzerns Areva.

Geographie und Vorkommen

In der Zentralregion Nigers, in dem sich die Uranerz-Minen befinden sind Sandsteinformationen aus dem Karbon vorherrschend.Der Uranbergbau konzentriert sich um die Städte Arlit und Akokan, an der Südgrenze der Sahara und am Fuße des westlichen Ausläufers des Air-Gebirges. Die Entstehung der Stadt Arlit hängt eng mit dem Bergbau zusammen.[1] Die Städte liegen ca. 900 km nordöstlich der Hauptstadt Niamey. Der Landweg von Arlit beträgt allerdings mehr als 1200 km nach Niamey.[2]

Hintergrund

Zwar ist Niger eines der ärmsten Länder der Welt, jedoch ist das Land reich u.a. an dem Bodenschatz Uran. Jährlich werden im Niger 4.518 Tonnen Uran im Niger gefördert (Stand 2013) was einem Weltmarktanteil von rund 7,5 Prozent entspricht. Uran ist das mit Abstand wichtigste Handelsgut des Landes: im Jahr 2010 machte es über 60 Prozent der Gesamtexporte Nigers aus. Nach Kasachstan, Kanada und Australien ist das Land der viertgrößte Produzent von Uranerzen weltweit.[2]

Der französische Konzern Areva ist seit den 1970er Jahren im Uranabbau im Norden der ehemaligen französischen Kolonie engagiert. Geschäftspartner war zu Beginn das französische Atomzentrum Commissariat à l'énergie atomique et aux énergies alternatives (CEA), die die Geschäfte dann an das Unternehmen Cogema abgab, welches zu dem heutigen Areva wurde. Areva ist nach wie vor ein defakto staatlicher Betrieb; Hauptaktionär ist das CEA. Der Umsatz des Areva-Konzerns lag 2012 mit rund neun Milliarden Euro viereinhalb Mal höher als das Budget des nigrischen Staates.[3] Das radioaktive Ausgangsmaterial für seine über 50 Atomkaftwerke deckt Frankreich zu einem Viertel aus nigrischem Uran. Auch das Uran für alle deutschen Atomkaftwerke stammt von Areva und teilweise aus Arlit.[4]

Der Ankauf für Uran für deutsche Anlagen erfolgte u. a. durch die Firma Urangesellschaft MbH in Frankfurt. Sie ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Areva und besaß zeitweise Anteile von 8 Prozent an den Förderanlagen in Arlit.[5][4]

Entwicklung

In der Region von Arlit wurden 1969 Uranbestände entdeckt und die französische Regierung förderte die Entwicklung von Abbauinfrastruktur auch nach der Unabhängigkeit des Landes. Neben der großen Mine in Arlit befindet sich eine weitere große Mine in nahgelegenen Akouta. Beides sind Tagebaue.

1971 baute der staatliche nigrische Konzern National Mining Company of Niger, SOMAIR die erste Tagebaumine Arlit. Die zweite Tagebaumine sowie eine Bergbaumine wurde von der französischen Compagnie Minière d'Akouta (COMINAK) errichtet.

2011 wurde der Bergbauingenieur Mahamadou Issoufou zum nigrischen Präsidenten gewählt. Er studierte unter anderem in Paris und arbeitete 1976 und zwischen 1985 und 1992 für Areva bzw dessen Vorgängerfirmen.[6]

Mit dem Erstarken von islamistischen Gruppen in Nord- und Zentralafrika nahmen Angriffe auf die Minen in Arlit zu. 2010 wurden 7 Mitarbeiter von Areva in Arlit entführt. Im Mai 2013 kam es zu Attentaten auf einen Militärstützpunkt in Agadez und einer Mine in Arlit. Dabei starb ein Areva-Mitarbeiter und 15 weitere wurden verletzt. Verantwortlich für die Anschläge sollen Terroristen der "Bewegung für Einheit und Dschihad in Westafrika" (MUJAO) sein. MUJAO entstand aus "Al-Qaida im Maghreb" (AQMI). Die Angriffe sollen von Kommandeur Mochtar Belmochtar mit seiner Gruppe al-Mouthalimin verübt worden ein. MUJAO hatte davor versucht den Norden Malis unter ihre Gewalt zu bringen.

MUJAO begründete den Anschläge damit, dass Niger den "Krieg gegen die Scharia" Frankreichs unterstütze. Nachdem es bereits im Januar 2013 zu einer Massengeiselnahme in Algerien kam, beschloss Frankreich fortan, die Uranminen Arevas durch französische Spezialeinheiten zu sichern.[7]

Nach monatelangen Verhandlungen schlossen die Regierung von Niger und Areva einen Vertrag, die Betriebsgenehmigung zur Ausbeutung von der Uranminen im Land zu verlängern. Hauptstreitpunkt der Verhandlungen war eine um 5,5 Prozent höhere Steuer auf das in den Minen gewonnene Uran. Die beiden Areva-Gesellschaften Somair und Cominak hatten sich heftig gegen eine höhere Besteuerung gewehrt und stimmten schließlich zu, als Areva im Gegenzug faktisch die Mehrwertsteuer erlassen wurde.[3]

Minen

Uranmine in Arlit. (1981)

Areva selbst beschäftigt 1600 ausländische Staatsbürger in ihren Betrieben in Arlit.

Areva betreibt zwei Minenanlagen nahe der Stadt Arlit und eine in Akokan.

Das Uranerz wird im Tagebau durch Bagger abgebaut. Die abgebauten Erze werden mit Lastwagen 1600 Kilometer nach Parakou im Benin transportiert. Anschließend werden sie auf Güterzüge umgeladen und 400 km nach Cotonou Port (Benin) transportiert, wo es auf auf Schiffe umgeladen wird. Diese bringen das Uranerz meist nach Frankreich, wo es in der Areva Anlage Comurhex im Rhônetal weiter verarbeitet wird.[8]

Umwelt- und Gesundheitsfolgen

Die Folgen der radioaktiver Belastung im Hauptabbaugebiet Arlit sind vielfach dokumentiert. Nachdem Bewohner von Arlit sowie Beschäftigte über Jahrzehnte ihre Bedenken über Umwelt- und Gesundheitsfolgen geäußert hatten, untersuchte 2003 die französische "Kommission für unabhängige Forschung und Information über Radioaktivität" (CRIIRAD) die Lage in Arlit.

Greenpeace nahm 2009 die Lage in Arlit ebenfalls zum Anlass für Untersuchungen. Die Umweltorganisation und die Kommission kamen zu dem Schluss, dass radioaktive Strahlung in Arlit fast allgegenwärtig ist. Radioaktive Zerfallssprozesse in erhöhtem Maß wurde in der Erde, in der Luft und im Wasser nachgewiesen, jedoch auch in Gegenständen und Gebäuden.[1]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b SPIEGEL ONLINE, Hamburg Germany: Uranabbau im Niger: Der Fluch des strahlenden Reichtums. In: SPIEGEL ONLINE. Abgerufen am 26. Juni 2016.
  2. a b World Uranium Mining 2011 - World Nuclear Association. In: www.world-nuclear.org. Abgerufen am 27. Juni 2016.
  3. a b Uran-Abbau im Niger: Frankreich strahlt nach Afrika-Deal. In: die tageszeitung. (taz.de [abgerufen am 27. Juni 2016]).
  4. a b Schmutziges Uran - die Kehrseite der "sauberen" Kernenergie. In: www.rbb-online.de. Abgerufen am 26. Juni 2016.
  5. International uranium trading - AREVA. In: www.areva.com. Abgerufen am 27. Juni 2016.
  6. Deutsche Welle (www.dw.com): Niger: Verhandlungssieg über Atomkonzern Areva? | Afrika | DW.COM | 27.05.2014. In: DW.COM. Abgerufen am 27. Juni 2016.
  7. Telepolis: Anschlag auf Uranmine des französischen Konzerns Areva in Niger. In: Telepolis. Abgerufen am 28. Juni 2016 (deutsch).
  8. Uranium in Niger - World Nuclear Association. In: www.world-nuclear.org. Abgerufen am 28. Juni 2016.