Landtagswahl in Thüringen 2019
Die Landtagswahl in Thüringen 2019 fand am 27. Oktober 2019 statt und war die siebte Wahl zum Thüringer Landtag seit der Neugründung des Freistaates Thüringen 1990. Es gab rund 1,73 Mio. Wahlberechtigte, davon 75.000 Erstwähler.[2] Die Wahlbeteiligung lag bei 64,9 %.[1]
Nach der Landtagswahl wurde am 5. Februar 2020 der FDP-Landesvorsitzende Thomas Kemmerich im Thüringischen Landtag mit den Stimmen von FDP, CDU und AfD zum neuen Ministerpräsidenten und Nachfolger von Bodo Ramelow (Die Linke) gewählt.
Wahltermin
Nach § 18 des Thüringer Wahlgesetzes für den Landtag[3] hatte die Landtagswahl an einem Sonn- oder Feiertag frühestens 57 Monate nach dem Beginn der laufenden Wahlperiode am 14. Oktober 2014[4] und spätestens in ihrem 61. Monat stattzufinden, also frühestens am 21. Juli 2019 und spätestens am 10. November 2019.[5]
Am 28. August 2018 gab die Thüringer Landesregierung bekannt, dass die Wahl am 27. Oktober 2019 stattfinden soll.[6]
Wahlergebnis
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/5/57/Th%C3%BCringen_Landtagswahlkarte_2019.svg/600px-Th%C3%BCringen_Landtagswahlkarte_2019.svg.png)
Partei[1] | Wahlkreisstimmen | Landesstimmen | ||||
---|---|---|---|---|---|---|
Anzahl | % | Direkt- man- date | Anzahl | % | Sitze | |
DIE LINKE | 283.589 | 25,8 | 11 | 343.780 | 31,0 | 29 |
AfD | 242.221 | 22,0 | 11 | 259.382 | 23,4 | 22 |
CDU | 299.438 | 27,2 | 21 | 241.049 | 21,7 | 21 |
SPD | 119.185 | 10,8 | 1 | 90.987 | 8,2 | 8 |
GRÜNE | 71.682 | 6,5 | 57.474 | 5,2 | 5 | |
FDP | 59.047 | 5,4 | 55.493 | 5,0 | 5 | |
Die PARTEI | – | – | 12.524 | 1,1 | ||
Tierschutz hier! | – | – | 11.936 | 1,1 | ||
NPD | – | – | 6.044 | 0,5 | ||
Graue Panther | – | – | 5.916 | 0,5 | ||
Gesundheitsforschung | – | – | 5.339 | 0,5 | ||
ÖDP / Familie | 1.084 | 0,1 | 4.833 | 0,4 | ||
PIRATEN | 436 | 0,0 | 4.044 | 0,4 | ||
MLPD | 2.354 | 0,2 | 2.945 | 0,3 | ||
BGE | – | – | 2.700 | 0,2 | ||
DIE DIREKTE! | – | – | 2.362 | 0,2 | ||
Blaue #TeamPetry Thüringen | – | – | 856 | 0,1 | ||
KPD | – | – | 724 | 0,1 | ||
Sonstige | 21.004 | 1,9 | ||||
Summe1 | 100 | 44 | 100 | 90 | ||
Gültige Stimmen | 1.100.040 | 98,0 | 1.108.388 | 98,8 | ||
Wähler | 1.121.814 | 64,9 | 1.121.814 | 64,9 | ||
Wahlberechtigte | 1.729.242 | 1.729.242 |
Die Partei Die Linke des amtierenden Ministerpräsidenten Bodo Ramelow gewann an Stimmen hinzu und wurde mit 31 % erstmals bei einer Landtagswahl im wiedervereinigten Deutschland stärkste Partei. Erstmals erreichte sie auch über 30 % der Stimmen.
Die AfD konnte mit einem Plus von 12,8 Prozentpunkten den größten Stimmenzuwachs unter allen Parteien verzeichnen und wurde mit 23,4 % zweitstärkste Partei, gefolgt von der CDU, welche mit 21,7 % der Stimmen der größte Verlierer der Wahl war und ihr schlechtestes Ergebnis im Freistaat einfuhr.
Die an der Regierung beteiligten Parteien SPD und Grüne mussten ebenfalls Verluste hinnehmen, sodass die bisherige rot-rot-grüne Landesregierung mit 42 von 90 Sitzen keine Mehrheit im neuen Landtag hat.
Mit 73 Stimmen über der 5-Prozent-Hürde (5,0066 Prozent) gelang der FDP nach fünf Jahren der Wiedereinzug in den Thüringer Landtag.[7]
Da die CDU einen Wahlkreis mehr direkt gewonnen hat, als ihr nach dem Landesstimmenergebnis Sitze zustehen, erhält sie ein Überhangmandat; nach dem Hare-Niemeyer-Verfahren errechnete sich ein Ausgleichsmandat, das der SPD zufiel. Damit sitzen 90 statt 88 Abgeordnete im Landtag.[8]
Gewählte Abgeordnete
Ausgangslage
Wahl 2014
Bei der Landtagswahl 2014 wurde die CDU von Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht mit 33,5 % erneut stärkste Kraft im Thüringer Landtag. Die Linke konnte ihr Ergebnis leicht auf 28,2 % steigern. Die SPD verlor 6,1 Prozentpunkte und erzielte mit 12,4 % ihr bislang niedrigstes Ergebnis in Thüringen. Auf nur noch 2,5 % kam die FDP und schied mit einem Verlust von 5,2 Prozentpunkten aus dem Landtag aus. Die Grünen verloren 0,5 Prozentpunkte und kamen auf 5,7 %.
Der AfD gelang auf Anhieb der Einzug in den Thüringer Landtag mit 10,6 %. Während der Legislaturperiode verlor die AfD-Fraktion vier der ursprünglich elf Mandate durch Austritte und Ausschlüsse. Auch die CDU verlor durch Austritt einen Abgeordneten. Ein ehemaliges AfD-Mitglied schloss sich später der SPD-Fraktion an, ein weiteres der Familien-Partei Deutschlands. Eine SPD-Abgeordnete wechselte im Laufe der Legislaturperiode zur CDU. Die NPD verpasste den Einzug in den Thüringer Landtag mit 3,6 %.
Die Linke, SPD und Grüne lösten unter dem neuen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow die schwarz-rote Landesregierung ab. Erstmals stellte damit die Partei Die Linke einen Ministerpräsidenten.[9]
Koalitionsaussagen
Der Ministerpräsident Bodo Ramelow erklärte, er werde mit der Linkspartei für eine Fortsetzung der rot-rot-grünen Koalition kämpfen. Er strebe keine Minderheitsregierung an, eine solche sei aber auch „kein Weltuntergang“.[10]
CDU-Spitzenkandidat Mike Mohring schloss für die CDU Thüringen Koalitionen mit der AfD und der Linkspartei aus.[11] Mohring sprach sich daher für eine Vier-Parteien-Koalition der Christdemokraten mit SPD, Grünen und FDP aus.[12] Vor einer möglichen Minderheitsregierung Ramelows warnte er.[13] Die SPD sprach sich für die Fortsetzung der rot-rot-grünen Koalition aus.[14] Der FDP-Spitzenkandidat Thomas L. Kemmerich schloss Koalitionen mit den Linken und der AfD aus.[15]
Parteien
Spitzenkandidaten der von 2014 bis 2019 im Landtag vertretenen Parteien
Bewerber
Es kandidierten in den 44 Wahlkreisen insgesamt 322 Bewerber auf ein Direktmandat sowie 399 Bewerber auf 18 zugelassenen Landeslisten.[16][17]
Die Freien Wähler kandidierten nicht mit einer Landesliste, da sie die Liste nicht rechtzeitig einreichten.[18]
Umfragen und Prognosen
Sonntagsfrage
Institut | Datum | CDU | Linke | SPD | AfD | Grüne | FDP | Sonst. |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Forschungsgruppe Wahlen[19] | 24.10.2019 | 26 % | 28 % | 9 % | 21 % | 7 % | 5 % | 4 % |
INSA[19] | 24.10.2019 | 24 % | 28 % | 9 % | 24 % | 8 % | 5 % | 2 % |
Infratest dimap[19] | 17.10.2019 | 24 % | 29 % | 8 % | 24 % | 7 % | 4 % | 4 % |
Forschungsgruppe Wahlen[20] | 17.10.2019 | 26 % | 27 % | 9 % | 20 % | 8 % | 5 % | 5 % |
INSA[19] | 26.09.2019 | 23 % | 29 % | 9 % | 24 % | 9 % | 4 % | 2 % |
Infratest dimap[19] | 16.09.2019 | 22 % | 28 % | 7 % | 25 % | 8 % | 5 % | 5 % |
INSA[19] | 22.08.2019 | 24 % | 26 % | 9 % | 21 % | 11 % | 4 % | 5 % |
Infratest dimap[19] | 30.07.2019 | 21 % | 25 % | 8 % | 24 % | 11 % | 5 % | 6 % |
INSA[19] | 27.06.2019 | 26 % | 24 % | 10 % | 20 % | 10 % | 5 % | 5 % |
INSA[21] | 30.05.2019 | 26 % | 25 % | 11 % | 20 % | 8 % | 5 % | 5 % |
INSA[19] | 25.04.2019 | 27 % | 25 % | 10 % | 19 % | 7 % | 6 % | 6 % |
Infratest dimap[19] | 26.03.2019 | 28 % | 24 % | 11 % | 20 % | 8 % | 5 % | 4 % |
INSA[19] | 26.03.2019 | 27 % | 24 % | 10 % | 20 % | 8 % | 5 % | 6 % |
Landtagswahl 2014 | 14.09.2014 | 33,5 % | 28,2 % | 12,4 % | 10,6 % | 5,7 % | 2,5 % | 7,3 % |
Ältere Umfragen
2015 – 2018 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Verlauf
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/4/48/Thuer2019polls.svg/910px-Thuer2019polls.svg.png)
Hypothetische Direktwahl Ministerpräsident
Institut | Datum | Bodo Ramelow (Linke) | Mike Mohring (CDU) | Wolfgang Tiefensee (SPD) | Andreas Bausewein (SPD) | Björn Höcke (AfD) |
---|---|---|---|---|---|---|
Forschungsgruppe Wahlen[22] | 27.10.2019 | 53 % | 32 % | — | — | — |
72 % | — | — | — | 14 % | ||
Infratest dimap[23] | 27.10.2019 | 52 % | 31 % | — | — | — |
Forschungsgruppe Wahlen[24] | 24.10.2019 | 54 % | 29 % | — | — | — |
76 % | — | — | — | 8 % | ||
Forschungsgruppe Wahlen[25] | 17.10.2019 | 50 % | 31 % | — | — | — |
76 % | — | — | — | 6 % | ||
INSA[26] | 22.08.2019 | 41 % | 15 % | — | — | 8 % |
Infratest dimap[27] | 30.07.2019 | 52 % | 28 % | — | — | — |
INSA[28] | 27.06.2019 | 39 % | 17 % | — | — | 9 % |
INSA[29] | 30.05.2019 | 39 % | 13 % | — | — | 7 % |
INSA[30] | 25.04.2019 | 42 % | 15 % | — | — | 8 % |
Infratest dimap[31] | 26.03.2019 | 52 % | 20 % | — | — | 9 % |
Infratest dimap[32] | 28.08.2018 | 49 % | 29 % | — | — | — |
INSA[33] | 23.02.2018 | 50 % | 23 % | 18 % | — | 9 % |
INSA[34] | 23.10.2017 | 33 % | 24 % | — | 13 % | 8 % |
Weblinks
- Landtagswahl in Thüringen 2019 auf dem Informationsportal zur politischen Bildung
- Informationen zur Landtagswahl 2019 auf der Seite des Landeswahlleiters
- Landtagswahl Thüringen 2019; Was Sie über die Wahl in Thüringen wissen müssen
Einzelnachweise
- ↑ a b c Landtagswahl 2019 in Thüringen – endgültiges Ergebnis, auf wahlen.thueringen.de.
- ↑ Rund 1,73 Millionen Wahlberechtigte zur Landtagswahl im Oktober 2019; 75 000 Erstwähler. (PDF) In: statistik.thueringen.de. Thüringer Landesamt für Statistik, 12. September 2019, abgerufen am 12. September 2019.
- ↑ landesrecht.thueringen.de
- ↑ Konstituierende Sitzung des 6. Landtags, auf thueringer-landtag.de.
- ↑ Wahltermine in Thüringen, auf wahlen.thueringen.de.
- ↑ Landtagswahl in Thüringen soll am 27. Oktober 2019 stattfinden, auf thueringer-allgemeine.de, abgerufen am 28. August 2018.
- ↑ Landtagswahl 2019 in Thüringen - endgültiges Ergebnis. Der Landeswahlleiter, abgerufen am 7. November 2019.
- ↑ Live-Ticker zur Landtagswahl in Thüringen. mdr.de, Aktualisierung vom 28. Oktober 2019.
- ↑ Siehe auch spiegel.de, 26. Oktober 2019: Eine Bilanz von fünf Jahren Regierungszeit.
- ↑ t-online.de, 4. Oktober 2019 (Interview).
- ↑ spiegel.de, 26. September 2019.
- ↑ www.sueddeutsche.de
- ↑ Mohring kritisiert Ramelows Pläne bei möglichem Verlust der Mehrheit. In: arte.tv. 21. Oktober 2019, abgerufen am 27. Oktober 2019.
- ↑ SPD will Rot-Rot-Grün fortsetzen. In: mdr.de. 25. Oktober 2019, abgerufen am 27. Oktober 2019.
- ↑ www.mdr.de
- ↑ Bekanntmachung des Landeswahlleiters vom 30. August 2019 (PDF; 3,14 MB).
- ↑ Landeswahlleiter : Übersicht zu Wahlvorschlägen (PDF; 137 kB).
- ↑ MDR: Freie Wähler treten bei Landtagswahl nicht mit Liste an.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae Wahlrecht.de: Wahlumfragen zur Landtagswahl in Thüringen.
- ↑ Thüringen: Rot-rot-grüner Landesregierung droht Verlust der Mehrheit, 17. Oktober 2019.
- ↑ Umfrage zur Landtagswahl: CDU in Thüringen knapp vor Linken, auf n-tv.de.
- ↑ Wahlanalyse Thüringen 2019: Linke dank Bodo Ramelow erstmals stärkste Partei – Rot-Rot-Grün ohne Mehrheit, auf forschungsgruppe.de, abgerufen am 27. Oktober 2019.
- ↑ Wahlanalyse Thüringen 2019, auf tagesschau.de, abgerufen am 27. Oktober 2019.
- ↑ Schwierige Regierungsbildung in Thüringen zu erwarten, auf zdf.de.
- ↑ Politbarometer-Extra Thüringen Oktober I 2019, auf forschungsgruppe.de.
- ↑ Neue Umfrage: Rot-Rot-Grün könnte Thüringen weiterregieren, auf thueringer-allgemeine.de, abgerufen am 22. August 2019.
- ↑ Linke erstmals stärkste Kraft in Thüringen – CDU rutscht hinter AfD, auf otz.de, abgerufen am 30. Juli 2019.
- ↑ Thüringer Grüne profitieren zunehmend von Bundestrend, auf thueringer-allgemeine.de, abgerufen am 27. Juni 2019.
- ↑ Umfrage: Linke vor Landtagswahl weiter auf Augenhöhe mit CDU, auf thueringer-allgemeine.de, abgerufen am 30. Mai 2019.
- ↑ Bei Direktwahl des Ministerpräsidenten hätte Bodo Ramelow die Nase vorn, auf thueringer-allgemeine.de, abgerufen am 25. April 2019.
- ↑ Thüringentrend: Plus für Rot-Rot-Grün – aber ohne Mehrheit, auf mdr.de, abgerufen am 26. März 2019.
- ↑ Arbeit von Minister Tiefensee wird am besten bewertet , auf mdr.de, abgerufen am 28. August 2018.
- ↑ Umfrage: Verluste für Linke, SPD und CDU in Thüringen, auf welt.de, abgerufen am 20. März 2018.
- ↑ CDU-Absturz, Linke und AfD gleichauf, Grüne unter fünf Prozent, auf welt.de, abgerufen am 23. Oktober 2017.