Weltausstellung Paris 1878

Weltausstellung Paris 1878
Exposition Universelle de Paris de 1878
Palais du Champ de Mars und der Kopf der Freiheitsstatue

Palais du Champ de Mars und der Kopf der Freiheitsstatue

Allgemein
Ausstellungsfläche 77 ha
Neuheiten Eismaschine
elektrisches Licht
Besucherzahl 16.156.626
BIE-Anerkennung ja
Teilnahme
Länder 36 Länder + 12 Kolonien
Aussteller 52.835 Aussteller
Ausstellungsort
Ort Paris
Gelände Champ de Mars Welt-Icon Koordinaten: 48° 51′ 44″ N, 2° 17′ 17,7″ O
Kalender
Eröffnung 1. Mai 1878
Schließung 31. Oktober 1878
Zeitliche Einordnung
Vorgänger Philadelphia 1876
Nachfolger Sydney 1879

Die Weltausstellung 1878 in Paris (fr: Exposition universelle de 1878) fand zwischen dem 1. Mai 1878 und dem 31. Oktober 1878 auf dem Champ de Mars (Marsfeld) und dem Chaillot-Hügel statt.

Das 77 Hektar große Ausstellungsgelände wurde in nur 19 Monaten für die nationale und internationale Leistungsschau des nach der Niederlage von 1870/71 rasch wieder erstarkten Frankreich eingerichtet. Die Besucherzahl betrug 16 Millionen Menschen. Insgesamt nahmen 52.835 Aussteller teil. Als Neuheiten wurden u. a. eine Eismaschine und elektrisches Licht vorgestellt.

Geschichte

Der Architekt Gabriel Davioud und der Ingenieur Jules Bourdais errichteten aus Anlass dieser Weltausstellung das Palais du Trocadéro, das 1937 dem Palais de Chaillot weichen musste. Ein Teil des skulpturalen Schmucks des Trocadéro findet sich heute beim Musée d’Orsay aufgestellt, die berühmte Konzertorgel wurde zur Orgel des Auditorium Maurice Ravel. Im großen Konzertsaal des Trocadéro fanden die festlichen Empfänge der Weltausstellung statt.

Während Österreich-Ungarn der Einladung gefolgt war, hatte Deutschland sie zunächst ausgeschlagen. Die 1876 in der „Kunst- und Kunstgewerbeausstellung zu München“ präsentierten Errungenschaften waren der Reichsregierung im Kontext von Weltneuheiten als zu dürftig und daher nicht vorzeigbar erschienen. Erst auf Intervention des französischen Botschafters Charles Raymond de Saint-Vallier sagte der Reichskanzler Otto von Bismarck eine deutsche Teilnahme zu, um „Friedensliebe und das gute Einvernehmen mit dem früheren Feinde“ zu bezeugen. Da es für eine Zusammenstellung geeigneter Exponate zu spät war, beauftragte Bismarck Anton von Werner mit einer Präsentation des deutschen Kunstschaffens. Frankreich reduzierte seine Ausstellungsfläche und stellte Werner zwei verbundene Säle zur Verfügung. Eröffnet werden konnten sie vor einem erwartungsvollen Publikum erst zwei Wochen nach Beginn der Ausstellung. Einen zentralen Platz hatte das Gemälde Eisenwalzwerk (Moderne Cyklopen) von Adolph Menzel bekommen, das unter Kunstfreunden besondere Aufmerksamkeit fand.[1]

Attraktionen

Der riesige rechteckige Ausstellungspalast auf dem Marsfeld (Palais de l’Exposition oder Palais de fer) zeigte auf 420.000 m² Grundfläche die Exponate der teilnehmenden Nationen. Zu den Attraktionen der Ausstellung gehörten ein großes Aquarium, ein mächtiger Fesselballon und der Kopf der Freiheitsstatue von Frédéric Auguste Bartholdi.

Der Friedhof Spring Grove Cemetery verkörperte wegen seiner modernen Landschaftsgestaltung von Adolph Strauch eine beachtete Attraktion und war in den Vorbereitungen zur Ausstellung als einziger seiner Art zur Teilnahme aufgefordert worden.

Antoni Gaudí hatte – gerade das Architekturstudium abgeschlossen – für diese Ausstellung eine Schauvitrine für den Handschuhfabrikanten Esteban Comella gestaltet, die das Interesse des Industriellen Eusebi Güell i Bacigalupi weckte.

Der Länderpavillon von Norwegen und Schweden wurde nach der Weltausstellung in der Stadt Courbevoie neu errichtet und dient heute als Musée Roybet Fould. Ebenfalls in Courbevoie steht die Villa Pavillon des Indes, die unter Verwendung von Bauteilen aus dem Pavillon von Britisch-Indien entstand.

Literatur

  • Sylvain Ageorges: Sur les traces des Expositions universelles de Paris 1855-1937. Editions Parigramme, Paris 2006, ISBN 2-84096-444-9.
  • Beatrice de Andia, Myriam Bacha (Hrsg.): Les Expositions universelles de 1855 à 1937. Action Artistique, Paris 2005, ISBN 2-913246-55-9.
  • Frédéric Seitz: Le Trocadéro. Les metamorphoses d’une colline de Paris. Editions Belin, Paris 2005, ISBN 2-7011-3028-X.
  • Barbara Leisner: Ästhetisierung und Repräsentation. Die neuen Parkfriedhöfe des ausgehenden 19. Jahrhunderts. In: Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal, Museum für Sepulkralkultur: Raum für Tote. Braunschweig 2003, ISBN 3-87815-174-8.
  • Gabriel de Broglie (Hrsg.): Mac Mahon. Perrin, Paris 2000, ISBN 2-262-01143-5.
  • Winfried Kretschmer: Geschichte der Weltausstellungen. Campus, 1999, ISBN 3-593-36273-2.
  • Erik Mattie: Weltausstellungen. Belser, 1998, ISBN 3-7630-2358-5.
  • Anne Pingeot (Hrsg.): 1878. La première Exposition Universelle de la République. Réunion Musée nationaux, Paris 1988, ISBN 2-7118-0542-5.
  • Edouard Charton: L’exposition universelle. In: Le Magasin pittoresque. Edition Best, Paris 1878.
  • Paris en poche (Guide Conty). Office des guides Conty, Paris 1878.
  • Friedrich Pecht: Kunst und Kunstindustrie auf der Pariser Weltausstellung 1878, Cotta, Stuttgart 1878
  • Adolphe Bitard (Hrsg.): Exposition de Paris 1878. In: Librairie illustrée, Jg. 4 (1878).
  • Exposition de Paris:. In: World Fair (Hrsg.): Journal hebdomadaire. Libraire Illustrée, Paris 1978 (Digitalisat).
  • Paul Beck: Administrativer Bericht über die Betheiligung Österreichs an der Weltausstellung in Paris im Jahre 1878. Hrsg.: K. k. Central-Commission in Wien für die Weltausstellung 1878 in Paris. K. k. Central-Commission, Wien 1879 (archive.org).
  • Carus Sterne: Der gefesselte Ballon der Pariser Weltausstellung. In: Die Gartenlaube. Heft 46, 1878, S. 759–762 (Volltext [Wikisource]).
  • Les chefs-d'oeuvre d'art a l'exposition universelle 1878. 3 Bde., Ludovic Baschet, Paris 1878 (Digitalisat).
Commons: Weltausstellung Paris 1878 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Siehe die zeitgenössische Darstellung Die deutsche Kunst auf der Pariser Weltausstellung von Fritz Wernick. In: Die Gartenlaube, Heft 42, 1878.