Bingen am Rhein

Wappen Deutschlandkarte
Bingen am Rhein
Deutschlandkarte, Position der Stadt Bingen am Rhein hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 58′ N, 7° 54′ OKoordinaten: 49° 58′ N, 7° 54′ O
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Mainz-Bingen
Höhe: 89 m ü. NHN
Fläche: 37,71 km2
Einwohner: 26.309 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 698 Einwohner je km2
Postleitzahl: 55411
Vorwahlen: 06721-06725
Kfz-Kennzeichen: MZ, BIN
Gemeindeschlüssel: 07 3 39 005
Stadtgliederung: 8 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Burg Klopp
55411 Bingen
Website: www.bingen.de
Oberbürgermeisterin: Birgit Collin-Langen (CDU)
Lage der Stadt Bingen am Rhein im Landkreis Mainz-Bingen
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Karte
Bingen und Bingerbrück von der Elisenhöhe
Stadtteil Büdesheim

Bingen am Rhein ist eine Stadt im Landkreis Mainz-Bingen und liegt im Bundesland Rheinland-Pfalz. Der ursprüngliche Name der Siedlung war Bingium, keltisches Wort eventuell für „Loch im Fels“, Bezeichnung für die Untiefe hinter dem Mäuseturm, bekannt als Binger Loch. Bingen war Ausgangspunkt der Ausoniusstraße, einer römischen Militärstraße, welche die Stadt mit Trier verband. Bekannt ist Bingen unter anderem durch die Geschichte um den Binger Mäuseturm, in dem angeblich der Mainzer Bischof Hatto von Mäusen gefressen wurde. Die Stadt war 2008 nach Kaiserslautern und Trier Ausrichterin der dritten rheinland-pfälzischen Landesgartenschau.

Geografie

Lage

Bingen befindet sich unmittelbar südöstlich des Rheinknies am Binger Wald, der sich westlich der Stadt erhebt. Nördlich ragt auf der anderen Rheinseite das Rheingaugebirge, der südwestlichste Ausläufer des Taunus (Hessen), auf. In Bingen mündet die Nahe in den Mittelrhein. Bingen bildet den südlichen Abschluss des UNESCO-Weltkulturerbes Oberes Mittelrheintal. Der Rochusberg wird nahezu vollständig vom Stadtgebiet umschlossen.

Klima

Der mittlere Jahresniederschlag beträgt 564 mm. Die Niederschläge sind niedrig. Sie liegen im unteren Viertel der in Deutschland erfassten Werte. An 14 % der Messstationen des Deutschen Wetterdienstes werden niedrigere Werte registriert. Der trockenste Monat ist der Februar, die meisten Niederschläge fallen im Juni. Im Juni fallen 1,5 mal mehr Niederschläge als im Februar. Die Niederschläge variieren nur minimal und sind extrem gleichmäßig übers Jahr verteilt. An nur 1 % der Messstationen werden niedrigere jahreszeitliche Schwankungen registriert.

Stadtteile

Einwohnerentwicklung

(jeweils zum 31. Dezember)

Jahr 1998 2000 2002 2004 2006
Einwohner 24.821 24.710 24.786 24.849 24.587

Geschichte

Gottfried Mascop: Stadtplan von 1577
Burg Klopp
Bingen - Auszug aus der Topographia Hassiae von Matthäus Merian dem Jüngeren 1655
Stich nach Clarkson Stanfield

Schon vor den Römern gab es hier wegen der verkehrsgünstigen Lage (Zusammenfluss von Nahe und Rhein, Eintritt des Rheins in das Engtal) eine keltische (gallische) Siedlung mit Namen „Binge“ (=Graben). Anfang des ersten Jahrhunderts AD wurden an der Rheintalstraße römische Truppen in Bingen stationiert. Sie änderten den Namen in "Bingium". Es entstand eine hölzerne Nahebrücke (77 n. Chr.) und ein Brückenkopfkastell. Durch den Presbyters Aetherius von Bingen wurde in der Zeit um 335 bis 360 eine feste christliche und von Priestern geleitete Gemeinde gegründet. Als Beleg aus dieser Zeit dient heute noch der Grabstein des Aetherius in der Martinsbasilika.[2] [3] Nach dem Fall des Limes wurde die Stadt im fünften Jahrhundert fränkisches Königsgut und ging 983 durch die Veroneser Schenkung von Otto II. an den Erzbischof Willigis von Mainz.[4] Unter Otto III. kam der Binger Kammerforst dazu. Unter Willigis entstand ein Stück naheaufwärts die steinerne Drususbrücke.

Die Binger strebten immer wieder nach Unabhängigkeit, was 1165 bei Streitigkeiten zwischen dem Erzbischof von Mainz und dem Kaiser zur Zerstörung führte. Im 13. Jahrhundert war Bingen Mitglied des Rheinischen Städtebundes. Der Bau der Burg Klopp Mitte des 13. Jahrhunderts kann wohl auch in diesem Zusammenhang gesehen werden. Ein letzter Versuch war die erfolglose Teilnahme am Bauernkrieg 1525. Vom Erzbischof erwarb das Mainzer Domkapitel 1424 und 1438 in zwei Hälften die Stadt. Bis Ende des 18. Jahrhunderts blieb Bingen unter dessen Verwaltung. Wie viele Städte im Tal litt Bingen durch mehrere Stadtbrände und Kriege.

1792-1813 war die Stadt als Teil des Département Donnersberg französisch, nachdem französische Revolutionstruppen die linke Rheinseite besetzt hatten. 1816 kam die Stadt nach dem Wiener Kongress an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt, der heutige Stadtteil Bingerbrück an die Rheinprovinz des Königreichs Preußen. Dadurch wurde es Grenzstadt bis zur Gründung des Deutschen Reiches 1871.

Am 1. Januar 1970 wurde die Stadt Bingen, auf ihren Antrag hin, von der Landesregierung zur großen kreisangehörigen Stadt erklärt.[5]

Am 7. Juni 1969 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Bingerbrück mit 3655 Einwohnern eingemeindet. Am 22. April 1972 folgte die Eingemeindung der Gemeinden Dromersheim (1221 E.) und Sponsheim (665 E.). Den Namenszusatz „am Rhein“ trägt die Stadt seit dem 1. Juli 1982.[6]

Zur Landesgartenschau 2008 in Bingen erfuhren die Rheinanlagen in der Stadt umfangreichen Modernisierungen.

Politik

Stadtrat

Der Stadtrat aus Bingen am Rhein setzt sich aus 36 Stadtratsmitgliedern zusammen. Oberbürgermeisterin ist seit 1996 die CDU-Politikerin Birgit Collin-Langen. Ihr Stellvertreter ist der CDU-Politiker Thomas Feser.

SPD CDU Grüne FDP FWG Gesamt
2009 10 16 4 4 2 36 Sitze

(Stand: Kommunalwahl am 7. Juni 2009)

Wappen

Das Wappen zeigt den Heiligen Martin beim Teilen des Mantels, sowie das Mainzer Rad.

Städtepartnerschaften

Persönlichkeiten

Bronzestatue Stefan George in der Fußgängerzone
Denkmal Ludwig IV., Großherzog von Hessen und Rhein
  • Hildegard von Bingen (1098–1179), Äbtissin und Autorin, Mystikerin, Schriftstellerin, Musikerin und Heilkundige. Nach ihr wurde die Binger Mädchenschule (Gymnasium und Berufsbildende Schule), die Hildegardisschule („Higa“) benannt. Hildegard gilt traditionell als Volksheilige, sie wurde allerdings niemals vom Papst kanonisiert.
  • Die heilige Berta (7. Jahrhundert)
  • Bartholomäus Holzhauser, (1613 - 1658), katholischer Priester, Ordensstifter, Pfarrer und Dekan von Bingen. Starb hier im Rufe der Heiligkeit; Grab und Grabdenkmal in der Basilika St. Martin erhalten; Gedenkbüste in der Ruhmeshalle (München) aufgestellt.

Söhne und Töchter der Stadt

Der Binger Mäuseturm
Basilika

Sehenswürdigkeiten

Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Bingen am Rhein

Wirtschaft und Infrastruktur

Größte
Weinbaugemeinden
im Anbaugebiet
Rang nach
Rebfläche
(innerhalb
von RLP)
Bestockte
Rebfläche
2022
Rheinhessen
Worms 03 01.659
Westhofen 07 00.824
Nierstein 09 00.805
Alzey 08 00.778
Alsheim 10 00.712
Ingelheim am Rhein 13 00.708
Bechtheim 11 00.669
Flörsheim-Dalsheim 12 00.652
Bingen am Rhein 15 00.578
Saulheim 16 00.539
Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, Bad Ems, Mai 2023
Burg Klopp mit moderner Brunnenanlage

Die Region ist wirtschaftlich durch den Weinbau geprägt, zumal sich in Bingen drei Weinanbaugebiete (Rheinhessen, Mittelrhein, Nahe und der Rheingau) treffen. Die Stadt ist auch Namensgeber für den Bereich Bingen im Weinrecht.

Andere Industrien, die sich früher aufgrund des Hafens in Bingen angesiedelt hatten, sind im Laufe der Jahre abgewandert. Die heutigen Dienstleistungsgewerbe befinden sich hauptsächlich im Industriegebiet (Autobahnabfahrt Bingen-Ost / Kempten / Industriegebiet) und im Gewerbepark Scharlachberg.

Aber auch der Tourismus spielt eine wichtige Rolle.


Ortsansässige Unternehmen

Verkehr

Schienenverkehr

Der Hauptbahnhof Bingen/Rhein liegt im Stadtteil Bingerbrück. Er wird als regionaler Bahnhof von Intercitys sowie einer ICE-Linie angefahren, siehe auch Liste der Intercity-Bahnhöfe und Liste der Intercity-Express-Bahnhöfe.

Der Bahnhof Bingen/Rhein Stadt liegt zwei Kilometer weiter östlich, direkt gegenüber dem historischen Hafenkran. Dieser Bahnhof ist nur für den Nahverkehr von Bedeutung. Darüber hinaus gibt es noch einen Haltepunkt in Bingen-Gaulsheim. Die Entstehung zweier Bahnhöfe ist historisch bedingt, da der Hauptbahnhof Bingen früher ein preußischer Grenzbahnhof war, während der Stadtbahnhof zur Hessischen Ludwigsbahn gehörte.

Die Haltepunkte Drususbrücke an der Strecke Bingen Hbf – Bad Kreuznach bzw. die Haltepunkte Bingen-Kempten und Büdesheim-Dromersheim an der Strecke Bingen/Rhein Stadt – Alzey werden nicht mehr bedient.

Siehe auch Eisenbahntrajekt Bingen-Rüdesheim.

Straßenverkehr

Bingen liegt in unmittelbarer Nähe zu den Autobahnen 60 und 61, die durch die Bundesstraße 9 angeschlossen werden.

Schiffsverkehr

Binger Loch

Von Bedeutung ist nur noch der Personenverkehr. Der Güterhafen ist aufgegeben. Der ehemalige Winterhafen ist heute Yachthafen.

Es gibt Anleger der Touristiklinien Köln-Düsseldorfer, Bingen-Rüdesheimer Fahrgastschifffahrt und der Rösslerlinie. Eine Personen- und eine Autofähre verbinden Bingen mit Rüdesheim (siehe Liste der Rheinfähren).

Bis zum Ende der 1970er Jahre war Bingen Lotsenstation.

Bildung

Kran als Kunstobjekt auf der Landesgartenschau 2008

Landesgartenschau Bingen 2008

Bingen war vom 18. April bis 19. Oktober 2008 Gastgeber für die Landesgartenschau Rheinland-Pfalz. Die Veranstaltung wurde entlang von 2,8 Kilometer Rheinufer auf 24 Hektar Ausstellungsfläche durchgeführt. Mit 1,3 Millionen Besuchern wurde die erwartete Zahl von mindestens 600.000 Personen deutlich übertroffen.[8]

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Bingen swingt – Jazz-Festival
  • Binger Open Air Festival – Alternative-Festival
  • Breakpoint - eine der größten Veranstaltungen der Demoszene weltweit
  • Nacht der Verführung – Weinfest in den Reben
  • Rhein im Feuerzauber – Großfeuerwerk
  • Rochusfest – Rochusoktav, kirchliches Fest mit volkstümlichen Charakter, Wallfahrt des Bistums Mainz
  • Winzerfest – mit einer Dauer von 11 Tagen das längste Weinfest am Rhein

Quellen

  1. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2022, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. Hans Ulrich Instinsky: Die Grabinschrift des Presbyters Aetherius von Bingen, in: JbBistumMainz 5, 1950, Seite 305-309
  3. Ein alter Stein in regionalgeschichte.net
  4. Heinrich Gottfried Philipp Gengler: Regesten und Urkunden zur Verfassungs- und Rechtsgeschichte der deutschen Städte im Mittelalter, Erlangen 1863, S. 224.
  5. Landesverordnung über die Erklärung der Städte Andernach, Bingen und Lahnstein zur großen kreisangehörigen Stadt vom 9. Dezember 1969
  6. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz - Amtliches Gemeindeverzeichnis 2006, Seiten 171 und 203
  7. Neue Wege zur alten Industriekultur FR vom 27. Nov. 2006
  8. Seite der Landesgartenschau Bingen 2008
Commons: Bingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien