Max Klingler

Empore der reformierten Kirche Sevelen SG mit der neugotisch gestalteten Klingler-Orgel von 1893

Max Klingler (* 13. Dezember 1837 vermutlich in Rorschach; † 3. September 1903), eigentlich Maximilian Klingler, war ein Schweizer Orgelbauer der Romantik.

Leben und Werk

Max Klingler übernahm 1877 die Werkstatt seines aus Württemberg stammenden Vaters Benedikt Klingler (1808–1877) in Rorschach. Er führte sie zusammen mit seinem Bruder Titus, der 1891 aus dem Geschäft ausschied, bis zu seinem Tod 1903.[1] Die meisten der über 50 im Raum Ostschweiz, Graubünden und Schweizer Jura gebauten Instrumente waren von einem kleineren Umfang. Vier Orgeln mit mehr als 20 Registern sind bekannt, die grössten davon jene der Marienkirche Basel mit ursprünglich 34 und jene der reformierten Kirche Gais mit ursprünglich 31 Registern.

Bis zur Jahrhundertwende stattete Klingler seine neu gebauten Instrumente mit mechanischer Traktur aus, danach lieferte er Werke mit pneumatischer Traktur (die ihm 1902 in Rorschach wegen fehlender Erfahrung auf diesem Gebiet nicht gut gelang).[2] Neben Orgelneubauten führte Klingler auch Reparaturen, Umbauten und Erweiterungen bestehender Orgeln durch. Nur ein Bruchteil der realisierten Orgelneubauten ist erhalten geblieben.

Klinglers bedeutendster Schüler war ab 1885 der Vorarlberger Jakob Metzler (1855–1925), der 1890 das Unternehmen Metzler Orgelbau begründete.

Werkliste (Auswahl)

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterBemerkungen
1865Rorschach SGKatholische Kapuzinerinnenkirchezusammen mit Vater Benedikt; abgegangen
1869Hard am BodenseeKatholische Kirche St. SebastianII/P18abgegangen → Orgel
1874Aetingen SOReformierte Kircheabgegangen
1876Kirchberg BEReformierte KircheII/P141897 von Klingler um 7 Register erweitert; abgegangen
1877Schönengrund ARReformierte KircheI/P10abgegangen
1878Sennwald SGReformierte KircheUmbau der Looser-Orgel von 1786; 1945 stark umgebaut, heute in der reformierten Kirche Avers-Cresta GR
1878Urnäsch ARReformierte Kircheabgegangen
1879Aadorf TGKatholische Kirche St. AlexanderII/P16abgegangen → Orgel
1879Kreuzlingen TGKatholische Wallfahrtskirche Bernrainabgegangen
1879Hittnau ZHReformierte Kircheabgegangen[3]
1880Wangen an der Aare BEReformierte KircheII/P121885 von Klingler um 2 Register erweitert; abgegangen
1880Wängi TGReformierte KircheII/P9abgegangen
1881Bubendorf BLReformierte Kircheabgegangen
1884Binningen BLReformierte Kirche St. MargarethenII/P13abgegangen
1885Sennwald SGReformierte KircheI/P11abgegangen
1886Frauenfeld TGKatholische KapuzinerkircheI/P6abgegangen
1886Basel BSKatholische Stadtpfarrkirche St. MarienII/P34abgegangen
1887Eggenwil AGKatholische Kirche St. LaurentiusII/P8teilweise erhalten
1887Rheineck SGReformierte KircheKlingler zugeschrieben; abgegangen, Gehäuse erhalten
1887Wolfhalden ARReformierte KircheII/P18abgegangen, Gehäuse teilweise erhalten
1888Au TGKatholische Pfarrkirche St. AnnaI/P8vollständig erhalten; 1990 restauriert
1888Gais ARReformierte Kirche
II/P31abgegangen, Gehäuse erhalten
1888Romanshorn TGParitätische Schlosskircheabgegangen
1888St. Niklausen OWKatholische Kirche St. Nikolausals Occasion erworben; abgegangen
1889Courfaivre JUKatholische Kirche Saint-Germain d’AuxerreI/P12abgegangen
1889Krinau SGReformierte KircheI/P9vollständig erhalten
1889Neukirch-Egnach SGReformierte KircheUmbau der Lang-Orgel von 1807; abgegangen
1889Waldstatt ARReformierte KircheII/P12abgegangen
1889Glattbrugg SGKloster St. GallenbergUmbau der Grass-Orgel von 1783; abgegangen, Prospektpfeifen von Klingler erhalten
1891Azmoos SGReformierte KircheI/P111928, 1952 und 1996 stark umgebaut (heute II/P/16) → Orgel
1891Diessenhofen TGReformierte StadtkircheUmbau der Braun-Orgel von 1852; abgegangen
1891Sumvitg-Surrein GRKatholische Kirche St. PlacidusI/P8abgegangen
1891Amriswil TGReformierte KircheII/P20abgegangen
1892Altstätten SGKatholische ForstkapelleI/P41994 in Privatbesitz verkauft
1892Andiast GRKatholische Kirche St. Julitta und QuiricusI/P8Umbau der Sacchi-Orgel von 1829; teilweise erhalten (heute II/P/13) → Orgel
1892Appenzell AIKatholische Kirche St. Mauritius, ChororgelI/P8demontiert und eingelagert
1892Courrendlin JUKatholische Kirche Saint-GermainII/P16abgegangen
1892Rehetobel ARReformierte KircheII/P15abgegangen
1892Suhr AGReformierte KircheII/P14abgegangen → Orgel
1892Heiligkreuz TG, Gemeinde WuppenauKatholische Kirche St. Johannes BaptistII/P10vollständig erhalten → Orgel
1893Disentis/Mustér GRKlosterkirche St. MartinI/P9abgegangen
1893Schlatt-Haslen AIKlosterkirche Wonnensteinabgegangen, Gehäuse erhalten
1893Sevelen SGReformierte KircheII/P12teilweise erhalten, teilweise rekonstruiert → Orgel
1894Schlattingen TGReformierte KircheI/P6abgegangen
1894ZugKloster Mariä OpferungII/P12abgegangen → Orgel
1895Churwalden GRKatholische PrämonstratenserkircheI/P9abgegangen
1895Courchapoix JUKatholische Kirche Saint-ImierI/P12abgegangen, Gehäuse teilweise erhalten
1895Buch SHReformierte Kirche
I/P65 Register erhalten → Orgel
1895Wiesholz bei Ramsen SHKatholische Wallfahrtskirche Maria HilfII/P87 Register erhalten, 1950 leicht verändert → Orgel
1895Falera GRKatholische Kirche St. RemigiusI/P91868 teilweise stark umgebaut
1895Ilanz/Glion GRKatholische Kirche Mariae HimmelfahrtII/P153 Register erhalten (heute II/P/26)
1895Lumbrein GRKatholische Kirche St. Martinzerlegt und eingelagert
1895Saignelégier JUKatholische Kirche Notre-Dame de l’AssomptionII/P28heute in St. Antoine in Saulcy JU, teilweise erhalten
1895Zug ZGKatholische Kapuzinerinnenkirche Mariae HeimsuchungII/P12abgegangen
1898Vella GRKatholische Kirche St. Vinzenz, PleifII/P181957 stark umgebaut
1902Rorschach SGKatholische Kirche Herz JesuII/P211918 und 1953 stark umgebaut (heute II/P/20)
1903Weinfelden TGKatholische Kirche St. JohannesII/P?abgegangen, Gehäuse erhalten

Literatur

  • Hermann Bischofberger: Die Chororgeln in der Pfarrkirche St. Mauritius in Appenzell. In: Innerrhoder Geschichtsfreund. 37. Jg., 1996, S. 48–59.
  • Jürg Brunner: Die 1996 restaurierte Klingler-Orgel in der Reformierten Kirche Azmoos, [Wartau 1996].
  • Hansjörg Gerig: Die Geschichte der Orgeln in der Kirche Stein AR. In: Bulletin der St. Galler Orgelfreunde. 1. Jg., 2010, S. 1–16.

Einzelnachweise

  1. Hörler: Gutachten (wie unter Weblinks), S. 6 («Geschichtliches zur Orgelbaufirma Klingler»).
  2. Hörler: Gutachten (wie unter Weblinks), S. 9.
  3. Hittnau – Reformierte Kirche – Orgel Verzeichnis – Orgelarchiv Schmidt.