Verwaltungsgliederung Württembergs

Eine Verwaltungsgliederung des Landes Württemberg gab es bereits seit dem späten Mittelalter. In Zeiten des Herzogtums war das Land in Ämter bzw. Oberämter eingeteilt. Beim Reichsdeputationshauptschluss 1803 wurde das Herzogtum Württemberg erheblich vergrößert und zum Kurfürstentum erhoben. Weitere Gebiete kamen 1806 hinzu, als das Kurfürstentum zum Königreich erhoben wurde. Daher wurde eine neue Verwaltungsgliederung erforderlich. Diese Einteilung wurde 1810 und 1818 verändert, blieb dann aber im Wesentlichen bis 1938 erhalten.

Dieser Artikel stellt die Veränderungen auf Kreis- und Oberamtsebene von 1806 bis zur Auflösung des Landes Württemberg 1945 dar. Doch galt die Verwaltungsgliederung von 1938 auch über das Jahr 1945 hinaus in den neu gebildeten Ländern Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern weiter. Die Schreibweise der Orte entspricht im Wesentlichen dem heutigen Stand, wenngleich viele Orte zu Anfang des 19. Jahrhunderts noch völlig anders geschrieben wurden, etwa Bahlingen, Rotweil, Cantstadt etc.

Verwaltungsgliederung ab 1806

1806 wurde Württemberg durch das Organisationsedikt König Friedrichs[1] in zwölf Kreise eingeteilt, die sich in insgesamt 77 Oberämter und die Residenzstadt Stuttgart gliederten. Auf die teilweise weitere Untergliederung der Oberämter in so genannte „Patrimonialämter“ wird hier verzichtet.

Die zwölf Kreise mit ihren Oberämtern:

  • Erster Kreis Stuttgart: Oberämter Böblingen, Cannstatt, Esslingen, Köngen, Leonberg, Stuttgart (Amtsoberamt)
  • Zweiter Kreis Ludwigsburg: Oberämter Besigheim, Bietigheim, Ludwigsburg, Marbach, Maulbronn, Vaihingen, Waiblingen
  • Dritter Kreis Heilbronn: Oberämter Backnang, Beilstein, Brackenheim, Güglingen, Heilbronn, Kirchhausen, Lauffen, Möckmühl, Neckarsulm, Weinsberg
  • Vierter Kreis Öhringen: Oberämter Neuenstein, Nitzenhausen, Schönthal
  • Fünfter Kreis Calw: Oberämter Alpirsbach, Altensteig, Calw, Freudenstadt, Herrenalb, Nagold, Neuenbürg, Weil
  • Sechster Kreis Rottenburg: Oberämter Balingen, Herrenberg, Horb, Rosenfeld, Rottenburg, Sulz, Tübingen
  • Siebter Kreis Rottweil: Oberämter Hornberg, Rottweil, Spaichingen, Stockach, Tuttlingen
  • Achter Kreis Urach: Oberämter Kirchheim, Münsingen, Nürtingen, Reutlingen, Urach, Wiesensteig
  • Neunter Kreis Ehingen: Oberämter Biberach, Blaubeuren, Ehingen, Riedlingen, Saulgau, Urspring, Zwiefalten
  • Zehnter Kreis Altdorf: Oberämter Altdorf, Waldsee
  • Elfter Kreis Schorndorf: Oberämter Gmünd, Göppingen, Murrhardt, Schorndorf, Welzheim, Winnenden
  • Zwölfter Kreis Ellwangen: Oberämter Aalen, Ellwangen, Gaildorf, Giengen, Hall, Heidenheim, Honhardt, Nördlingen, Schmiedelfeld, Vellberg

Verwaltungsgliederung ab 1810

Karte der Landvogteien

Durch das Königliche Manifest, die neue Eintheilung des Königreichs betreffend vom 27. Oktober 1810[2] wurde das Staatsgebiet Württembergs mit Ausnahme der Residenzstadt Stuttgart in 64 (neue) Oberämter eingeteilt, die in zwölf Landvogteien zusammengefasst waren. Die Landvogteien trugen jetzt Landschafts- anstelle von Städtenamen. Diese Einteilung der Oberämter hatte mit kleinen Änderungen bis 1938 Bestand, während die zwölf Landvogteien bereits 1818 durch vier Kreise ersetzt wurden.

Die zwölf Landvogteien mit ihren Oberämtern:

  • I. Landvogtei am obern Neckar: Sitz Rottweil, Oberämter Balingen, Oberndorf, Rottweil, Spaichingen, Tuttlingen
  • II. Landvogtei am mittlern Neckar: Sitz Rottenburg, Oberämter Herrenberg, Horb, Rottenburg, Sulz, Tübingen
  • III. Landvogtei Schwarzwald: Sitz Calw, Oberämter Böblingen, Calw, Freudenstadt, Nagold, Neuenbürg
  • IV. Landvogtei Rothenberg: Sitz Stuttgart, Oberämter Cannstatt, Esslingen, Leonberg, Stuttgart (Amtsoberamt), Waiblingen
  • V. Landvogtei an der Enz: Sitz Ludwigsburg, Oberämter Besigheim, Ludwigsburg, Marbach, Maulbronn, Vaihingen
  • VI. Landvogtei am untern Neckar: Sitz Heilbronn, Oberämter Backnang, Brackenheim, Heilbronn, Neckarsulm, Weinsberg
  • VII. Landvogtei an der Jagst: Sitz Öhringen, Oberämter Gerabronn (bis 1811 Blaufelden), Hall, Künzelsau (bis 1811 Ingelfingen), Mergentheim, Öhringen
  • VIII. Landvogtei am Kocher: Sitz Ellwangen, Oberämter Aalen, Crailsheim, Ellwangen, Gaildorf, Heidenheim, Neresheim
  • IX. Landvogtei an der Fils und Rems: Sitz Göppingen, Oberämter Geislingen, Gmünd, Göppingen, Lorch, Schorndorf
  • X. Landvogtei auf der Alb: Sitz Urach, Oberämter Kirchheim, Münsingen, Nürtingen, Reutlingen, Urach
  • XI. Landvogtei an der Donau: Sitz Ulm, Oberämter Albeck, Biberach, Blaubeuren, Ehingen, Riedlingen, Ulm, Wiblingen
  • XII. Landvogtei am Bodensee: Sitz Schloss Weingarten, Oberämter Leutkirch, Ravensburg, Saulgau, Tettnang, Waldsee, Wangen

Verwaltungsgliederung ab 1818

Karte der Kreise

Am 1. Januar 1818 wurden die 1810 gebildeten zwölf Landvogteien durch vier Kreise ersetzt.[3] Es entstanden der Donaukreis mit Sitz in Ulm, der Neckarkreis mit Sitz in Ludwigsburg, der Jagstkreis mit Sitz in Ellwangen (Jagst) und der Schwarzwaldkreis mit Sitz in Reutlingen. 1819 wurde das Oberamt Albeck in das Oberamt Ulm eingegliedert, so dass es nur noch 63 Oberämter gab. Zum 1. April 1924 wurden die vier Kreise aufgelöst.

Dieser Verwaltungsgliederung wurde Mitte des 19. Jahrhunderts in der Buchreihe der „Oberamtsbeschreibungen“ festgehalten. Siehe auch Hauptartikel: Oberamt (Württemberg).

Verwaltungsgliederung mit Einwohnerzahlen 1871:[4]

Oberamt Einwohner 1871
Biberach 31.624
Blaubeuren 18.241
Ehingen 25.469
Geislingen 28.664
Göppingen 36.304
Kirchheim 26.426
Laupheim 24.966
Leutkirch 23.276
Münsingen 23.570
Ravensburg 32.288
Riedlingen 26.669
Saulgau 25.987
Tettnang 21.474
Ulm 47.943
Waldsee 24.176
Wangen 19.838
Donaukreis 436.8870
Oberamt (ggf. Sitz) Einwohner 1871
Aalen 27.157
Crailsheim 24.732
Ellwangen 30.666
Gaildorf 24.614
Gerabronn 29.158
Gmünd 29.524
Hall 28.038
Heidenheim 35.161
Künzelsau 28.984
Mergentheim 28.763
Neresheim 21.727
Öhringen 30.810
Schorndorf 24.899
Welzheim 20.481
Jagstkreis 384.7140
Stadt Einwohner 1871
Stuttgart 91.623
Oberamt (ggf. Sitz) Einwohner 1871
Backnang 27.699
Besigheim 25.487
Böblingen 25.152
Brackenheim 23.604
Cannstatt 33.407
Esslingen 34.514
Heilbronn 38.256
Leonberg 29.097
Ludwigsburg 36.471
Marbach 26.377
Maulbronn 22.371
Neckarsulm 29.030
Amtsoberamt Stuttgart (Stuttgart) 33.916
Vaihingen 21.640
Waiblingen 25.470
Weinsberg 24.636
Neckarkreis 548.7500
Oberamt Einwohner 1871
Balingen 33.030
Calw 27.705
Freudenstadt 29.197
Herrenberg 21.845
Horb 20.589
Nagold 25.683
Neuenbürg 24.014
Nürtingen 26.755
Oberndorf 23.739
Reutlingen 36.374
Rottenburg 27.637
Rottweil 30.450
Spaichingen 18.664
Sulz 18.392
Tübingen 31.654
Tuttlingen 24.765
Urach 27.667
Schwarzwaldkreis 448.1330

Verwaltungsgliederung ab 1924

Am 1. April 1924 löste der Volksstaat Württemberg die vier 1818 eingerichteten Kreise auf. An weitergehenden Reformen scheiterte die Regierung Hieber. Nachdem bereits 1819 das Oberamt Albeck und 1923 das Oberamt Cannstatt aufgelöst worden waren, folgte noch 1926 durch die Regierung Bazille die Aufhebung des Oberamts Weinsberg. Am 27. Januar 1934 wurden von der nationalsozialistischen Landesregierung durch die aufgrund des Ermächtigungsgesetzes von 1933 für Württemberg erlassene Kreisordnung[5] die spezifisch württembergischen Bezeichnungen wie Oberamt, Bezirksrat und Amtsversammlung durch die neuen Bezeichnungen Kreis, Kreisrat und Kreistag ersetzt und damit an die preußischen Bezeichnungen angeglichen.

1935 wurden elf Städte durch die Deutsche Gemeindeordnung zu Stadtkreisen erklärt. Diese waren: Esslingen am Neckar, Göppingen, Heidenheim an der Brenz, Heilbronn, Ludwigsburg, Reutlingen, Schwäbisch Gmünd, Schwenningen am Neckar, Stuttgart, Tübingen und Ulm. Diese Städte gehörten, mit Ausnahme Stuttgarts, jedoch weiterhin zu ihren jeweiligen Kreisen (siehe Deutsche Gemeindeordnung von 1935). Somit gab es bis 1938 nur noch 61 Kreise (ehemalige Oberämter) sowie die Stadt Stuttgart, die zu keinem Kreis (ehemals Oberamt) gehörte.

Karte der Oberämter, Stand 1926

Stadt Stuttgart und die Oberämter (seit 1934 Kreise):

  1. Aalen
  2. Backnang
  3. Balingen
  4. Besigheim
  5. Biberach
  6. Blaubeuren
  7. Böblingen
  8. Brackenheim
  9. Calw
  10. Crailsheim
  11. Ehingen
  12. Ellwangen
  13. Esslingen
  14. Freudenstadt
  15. Gaildorf
  16. Geislingen
  17. Gerabronn
  18. Göppingen
  19. Gmünd
  20. Hall
  21. Heidenheim
  1. Heilbronn
  2. Herrenberg
  3. Horb
  4. Kirchheim
  5. Künzelsau
  6. Laupheim
  7. Leonberg
  8. Leutkirch
  9. Ludwigsburg
  10. Marbach
  11. Maulbronn
  12. Mergentheim
  13. Münsingen
  14. Nagold
  15. Neckarsulm
  16. Neresheim
  17. Neuenbürg
  18. Nürtingen
  19. Oberndorf
  20. Öhringen
  21. Ravensburg
  1. Reutlingen
  2. Riedlingen
  3. Rottenburg
  4. Rottweil
  5. Saulgau
  6. Schorndorf
  7. Spaichingen
  8. Stuttgart (Amtsoberamt)
  9. Sulz
  10. Tettnang
  11. Tübingen
  12. Tuttlingen
  13. Ulm
  14. Urach
  15. Vaihingen
  16. Waiblingen
  17. Waldsee
  18. Wangen
  19. Welzheim

Verwaltungsgliederung ab 1938

Zum 1. Oktober 1938 wurden 27 Kreise aufgelöst und den verbliebenen 34 angegliedert.[6] Ulm und Heilbronn wurden neben Stuttgart zu Stadtkreisen erklärt. Diese Einteilung wurde auch nach 1945 von den Ländern Württemberg-Baden bzw. Württemberg-Hohenzollern weitergeführt. Mit der Kreis- und Verwaltungsreform in Baden-Württemberg zum 1. Januar 1973 wurde sie weiter verändert.

Karte der Landkreise, Stand 1938

Die Landkreise:

AA Aalen
BK Backnang
BL Balingen
BC Biberach
BB Böblingen
CW Calw
CR Crailsheim
EHI Ehingen
ES Esslingen
FDS Freudenstadt
GD Schwäbisch Gmünd, bis zum 2. Mai 1941: Gmünd
GP Göppingen
SHA  Schwäbisch Hall, bis zum 2. Mai 1941: Hall
HDH Heidenheim
HN Heilbronn
HOR Horb
KÜN Künzelsau
LEO Leonberg
LB Ludwigsburg
MGH  Mergentheim
MÜN Münsingen
NT Nürtingen
ÖHR Öhringen
RV Ravensburg
RT Reutlingen
RW Rottweil
SLG Saulgau
TT Tettnang (kurzzeitig auch: Friedrichshafen)
Tübingen
TUT Tuttlingen
UL Ulm
VAI Vaihingen
WN Waiblingen
WG Wangen

Einzelnachweise

  1. Organisationsedikt vom 18. März 1806
  2. http://www.verfassungen.de/de/bw/wuerttemberg/landeseinteilung1810.pdf Königliches Manifest, die neue Eintheilung des Königreichs betreffend vom 27. Oktober 1810
  3. Edikt über die Einteilung des Königreichs in vier Verwaltungs-Bezirke vom 18. November 1817
  4. Volkszählung 1871
  5. Kreisordnung vom 29. Januar 1934
  6. Text des Gesetzes über die Landeseinteilung vom 25. April 1938

Literatur

  • Walter Grube: Vogteien, Ämter, Landkreise in Baden-Württemberg. Stuttgart 1975, ISBN 3-17-002445-0.
  • Historischer Atlas von Baden-Württemberg. Karten VII,4 und VII,5 mit Beiwort. Stuttgart 1976.

Weblinks