Trigema

Trigema W. Grupp KG[1]

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Rechtsform Kommanditgesellschaft
Gründung 1919[2][3]
Sitz Burladingen, Deutschland Deutschland
Leitung Wolfgang Grupp (junior) und Bonita Grupp
Mitarbeiterzahl 1200 (2022)[2][3]
Umsatz 127 Mio. Euro (2022)[4]
Branche Textilien, Tankstellen
Website www.trigema.de

Trigema (Voller Name Trigema W. Grupp KG, Eigenschreibweise TRIGEMA) ist ein deutscher Textil- und Bekleidungshersteller. Der Unternehmenssitz befindet sich in Burladingen im Zollernalbkreis in Baden-Württemberg. Der Name ist ein Kofferwort aus TRIkotwarenfabriken GEbrüder MAyer.

Unternehmen

Unternehmenszentrale in Burladingen (Februar 2024)
Trigema-Fabrikverkauf in Allensbach

Trigema bezeichnet sich als Deutschlands größter Hersteller von Sport- und Freizeitbekleidung. Das Unternehmen reklamiert für sich modernste Technik, soziale Verantwortung, komplette Fertigung in Deutschland und Einkauf nur in der Europäischen Union,[5] ferner Anpassungsfähigkeit, Flexibilität und Schnelligkeit.

Die Standorte von Trigema umfassen das Burladinger Hauptwerk, Zweigwerke in Altshausen und Rangendingen,[6] drei Tankstellen im Umkreis von Burladingen sowie 44 Filialen (sogenannte Testgeschäfte).[7] Das Unternehmen beschäftigte im Jahr 2022 rund 1200 Mitarbeiter, davon 38 in der Verwaltung. Der Jahresumsatz lag 2022 in der Größenordnung um 130 Millionen Euro, wovon rund 40 % auf den Verkauf in den Filialen und weitere 40 % auf den Online-Handel entfallen. Der Rest wird mit Handelskunden, Industrieunternehmen, Freizeiteinrichtungen und im Gesundheitswesen erwirtschaftet (Multi-Chanel-Unternehmen).[8]

Die Textilproduktion erfolgt vierstufig vom Garn über den Stoff, die Ausrüstung und die Konfektion bis zum fertigen Produkt, darunter auch Bio-Mode und eine wachsende Cradle to Cradle (C2C) Linie, bei der alle Materialien wiederverwendet werden können. Trigema ist Kunde der GoGreen Services von DHL.[9]

Das Unternehmen war Gründungsmitglied des Bündnisses für nachhaltige Textilien, trat allerdings mit mehr als 30 anderen Unternehmen Anfang 2017 wieder aus.[10][11]

Im März 2020 stellte Trigema wegen der COVID-19-Pandemie seine Produktion vorübergehend teilweise auf Behelfs-Mund-Nasen-Schutzmasken um.[12][13]

Geschichte

1919 bis 1968

Im November 1919 kauften die Brüder Josef und Eugen Mayer eine stillgelegte Fabrik in Burladingen. Nach einer kurzen Zeit des Aufbaus trennten sich die Brüder 1922 wieder. Der bestehende Betrieb wurde aufgeteilt.

Josef Mayer führte als Alleininhaber die Mechanische Trikotwarenfabrik Gebr. Mayer KG weiter. Innerhalb zweier Jahrzehnte baute er die Trikotwarenfabrik zu einem Großbetrieb mit 800 Beschäftigten aus.[14][15]

Wie auch andere Unternehmer arrangierte sich Mayer mit den Nationalsozialisten und trat 1937 in die NSDAP ein, was ihm lukrative Aufträge von der NSDAP und der Wehrmacht einbrachte.[14][16]

1939 übernahm Josef Mayers Schwiegersohn, der Rechtsanwalt Franz Grupp, wichtige Funktionen in der Geschäftsleitung. Ebenfalls 1939 erwarb das Unternehmen den Grundbesitz der Mechanischen Trikotweberei Hermann Levy im Rahmen eines arisierungsbedingten Zwangsverkaufes. Er diente als Baugrundstück für eine Fabrikerweiterung.[17] 1952 leistete Mayer eine von der Tübinger Wiedergutmachungsbehörde verhängte Entschädigungszahlung an die nach Südamerika ausgewanderte Witwe Alice Levy.[18]

Arbeiter, die durch die Einberufung zum Kriegsdienst ausfielen, wurden durch Kriegsgefangene ersetzt, die Zwangsarbeit leisten mussten.[14] Gleichwohl führten nach Unternehmensangaben die Kriegsjahre zu einem starken Rückgang der Belegschaft und des Produktionsvolumens. Zudem wurde nach Ende des Krieges der gesamte Maschinenpark beschlagnahmt und demontiert,[15][14] so dass die Produktion ab 1946 nur in kleinem Maßstab wieder aufgenommen werden konnte, und zwar zunächst mit der Fertigung von Unterwäsche. Erst nach der Währungsreform 1948 stabilisierte sich der Geschäftsverkehr. Mit 960 Arbeitern im Jahr 1952 arbeiteten 20 Prozent aller Beschäftigten der Textilindustrie Hohenzollerns bei den Mechanischen Trikotwarenfabriken Gebr. Mayer KG. Das Unternehmen produzierte etwa vier Prozent der westdeutschen Trikotwaren.[15]

Im Jahr 1949 wurden neue Verwaltungsgebäude und weitere Fabrikationsräume errichtet sowie 1951 ein neues Kesselhaus. 1950 wurde eine eigene Betriebskrankenkasse gegründet und eine Betriebsarztpraxis eingerichtet. Der zweite Schwiegersohn des Seniorchefs Josef Mayer, Engelbert Graf, der 1948 in das Unternehmen eingetreten war, leitete das Sozialwesen des Unternehmens. 1956 starb der Seniorchef und Gründer Josef Mayer, nachdem er kurz zuvor das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse erhalten hatte.[15] Die Leitung des Unternehmens übernahm nun der Schwiegersohn Franz Grupp.

Weil in Burladingen keine Näherinnen mehr gefunden werden konnten, errichtete das Unternehmen 1959 Produktionsstätten in Altshausen und Krauchenwies, weitere folgten in den 1960er Jahren. Das Hauptwerk in Burladingen wurde ständig erweitert und modernisiert.

Da in den 1960er Jahren der Unterwäschemarkt stagnierte, erweiterten die „Mechanischen Trikotwarenfabriken Gebr. Mayer KG“ ihr Angebot um Damenoberbekleidung aus Synthetics und Jersey-Meterware. 1967 verpflichtete Trigema Wilhelm Bungert für die erste Trigema-Tenniskollektion. Dieser Sortimentszweig wurde unter dem Markennamen „Trigema-Original-Bungert-Dress“ und „Trigema-Weekend-Freizeitkleidung“ etabliert.[19]

1969 bis 2023: Die Ära Wolfgang Grupp (senior)

Grupp sen. in der Konfektion (2019)

1969 trat Wolfgang Grupp die Nachfolge seines Vaters Franz Grupp als Geschäftsführer an. Die Flower-Power-Bewegung machte damals das T-Shirt neben der Jeans zum Symbol jugendlicher Mode und Grupp erwarb die Exklusivlizenz für Walt-Disney-T-Shirts.[20] Wolfgang Grupp etablierte den Geschäftsbereich T-Shirt und Tennisbekleidung unter dem Markennamen Trigema. Im weiteren Verlauf verwandelte Grupp die traditionelle Trikotwarenfabrik in eine Produktionsstätte modischer Freizeitkleidung.

Als Wolfgang Grupp nach seinem BWL-Studium die Leitung übernahm, war das Unternehmen noch stark diversifiziert und hatte bei (umgerechnet) 8,7 Millionen Euro Umsatz 5,1 Millionen Euro Bankschulden. Er reduzierte die Diversifizierung und hatte bis 1975 den Umsatz auf 28,1 Millionen Euro gesteigert und sämtliche Schulden getilgt. Seit 1975 wirbt Trigema damit, Deutschlands größter T-Shirt-, Sweatshirt- und Tennisbekleidungshersteller zu sein. Seit Grupps Übernahme des Unternehmens gab es bei Trigema weder Kurzarbeit noch betriebsbedingte Kündigungen. Jährlich bildet das Unternehmen in den Bereichen Produktion und Vertrieb bis zu fünfzig junge Menschen aus.[21] Das Unternehmen hat einen Betriebsrat, ist jedoch nicht tarifgebunden.

Bis zum Jahre 2022 steigerte Grupp den Umsatz bis auf 127 Mio. Euro und die Mitarbeiterzahl auf 1200. Die beim Handelsregister Stuttgart anlässlich der im Oktober 2023 erfolgten Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft eingereichte Bilanz der Trigema Inh. W. Grupp e. K. per 31. Dezember 2022 weist eine Bilanzsumme von 43,8 Mio. Euro und ein Eigenkapital von 31,2 Mio. Euro aus. Bei der Umwandlung wurde Grundbesitz zurückbehalten, so dass Bilanzsumme und Eigenkapital seitdem entsprechend niedriger sind.[22]

Die Nachfolge zum 1. Januar 2024

Grupps Ehefrau Elisabeth sowie die Kinder Bonita und Wolfgang junior arbeiten seit langem im Unternehmen mit. Im September 2023 kündigte Wolfgang Grupp an, ab Ende des Jahres Trigema seinen Kindern und seiner Ehefrau zu übergeben.[23][24] Als vorbereitende Maßnahme hierzu übertrug Grupp im Oktober 2023 das Vermögen seines Einzelunternehmens TRIGEMA Inh. W. Grupp e.K. auf die neu gegründete TRIGEMA W. Grupp KG. In dieser Gesellschaft ist seit dem 1. Januar 2024 Wolfgang Grupp junior persönlich haftender Gesellschafter. Weiterer Komplementär ist die ebenfalls neu gegründete Trigema Verwaltung GmbH, deren alleinige Geschäftsführerin seit dem 1. Januar 2024 Bonita Grupp ist. Kommanditistinnen sind seitdem Bonita Grupp mit einer Hafteinlage von 40.000 Euro und Elisabeth Grupp mit einer Hafteinlage von 20.000 Euro. Letztere erhielt zugleich Einzelprokura. Die Anteile an der GmbH hat Wolfgang Grupp senior einstweilen noch behalten.[25]

Wolfgang Grupp junior studierte an der London School of Economics und schloss sein Studium mit dem Master of Science in Politikwissenschaften ab. Danach (2014) übernahm er im Unternehmen die Bereiche B2B-Verkauf und Digitalisierung. Daneben trägt er ab 1. Januar 2024 die Gesamtverantwortung für das Unternehmen.

Bonita Grupp studierte ebenfalls an der London School of Economics mit Abschluss Master of Science in Wirtschaftsgeschichte. 2013 trat sie in das Unternehmen ein, wo sie seit 2018 die Bereiche E-Commerce, Marketing und Personal verantwortet. Als gesetzliche Vertreterin der Trigema Verwaltung GmbH ist auch sie zur Geschäftsführung in der Kommanditgesellschaft befugt.

Elisabeth Grupp besorgt seit 1988 den Direktvertrieb über die Filialen, die sogenannten Testgeschäfte (B2C).[26]

Öffentlichkeitsarbeit

Ein Trigema-Luftschiff
Trigema-Affe auf dem Dach

Große Bekanntheit erlangte Trigema durch den Auftritt von Wolfgang Grupp senior in diversen Fernsehsendungen sowie durch Werbespots, die seit Jahren unter anderem unmittelbar vor der Tagesschau laufen und einen synchronisierten Schimpansen enthalten, dessen vermeintliche Sprechbewegungen durch das Kauen von Nüssen entstehen.[27] Grupp übernahm das Konzept nach eigenen Angaben von einem bekannten Produzenten, der im Auftrag eines japanischen Konzerns einen Werbespot mit einem Schimpansen gedreht hatte. Nachdem der Konzern für den Spot keine Verwendung hatte, kaufte Grupp die Idee, da zur gleichen Zeit im ZDF die Sendung Unser Charly mit einem Schimpansen in der Hauptrolle populär war.[28] Tierschutzorganisationen wie Pro Wildlife und PETA forderten wiederholt, die „entwürdigende“ Werbung einzustellen;[29] der Affe wurde daraufhin computeranimiert.[30][31]

Grupp senior engagierte sich öffentlichkeitswirksam für den Produktionsstandort Deutschland und warb damit, alle Rohstoffe der Bekleidung in EU-Ländern zu erwerben, dass die komplette Fertigung in Deutschland stattfinde, es seit über 30 Jahren weder Kurzarbeit noch betriebsbedingte Entlassungen gegeben habe, dass alle Mitarbeiter fest angestellt seien, ihnen ihr Arbeitsplatz garantiert werde und die Firma Mitarbeiterkindern nach Schulabschluss eine Ausbildung oder einen Arbeitsplatz anbiete.

Fernsehdokumentationen

  • Der König von Burladingen. Wolfgang Grupp – Ein deutscher Unternehmer. Dokumentarfilm. 45 Min., Buch und Regie: Susanne Müller und Andreas Coerper, Produktion: SWR Fernsehen, Erstausstrahlung: 26. März 2008.
  • Neues vom König aus Burladingen. Vierteilige Dokuserie. Buch und Regie: Susanne Müller und Andreas Coerper, Produktion: SWR Fernsehen, Erstausstrahlung: 15. September bis 6. Oktober 2010.
  • Trigema – 100 % Made in Germany: Die Erfolgsgeschichte des Textilunternehmens. In: Galileo, Episode 31, ProSieben, Erstausstrahlung: 3. Februar 2020, 10:24 Minuten.
  • Hinter den Kulissen von Trigema: Die große Grupp-Doku. Produktion: SWR Fernsehen, Veröffentlichung: 3. September 2023, 26:50 Minuten; Link zu YouTube
  • Trigema Erbe: Trigema Chef Wolfgang Grupp nimmt Abschied von Familienunternehmen Produktion: SWR Fernsehen, Veröffentlichung: 8. Januar 2024, 4:21 Minuten; Link zu YouTube

Weblinks

Commons: Trigema – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Firmierung seit 5. Oktober 2023: TRIGEMA W. Grupp KG, Amtsgericht Stuttgart, HRA 740365.
  2. a b Die Geschichte von TRIGEMA. Trigema, abgerufen am 26. Januar 2022.
  3. a b Lena Müssigmann: TRIGEMA Inh. W. Grupp e.K. (Burladingen): Umsatz, Mitarbeiterzahl. In: Die deutsche Wirtschaft. Michael Oelmann, 22. Oktober 2021, abgerufen am 26. Januar 2022.
  4. 19. Bergischer Unternehmerkongress am 24.08.2023. Abgerufen am 27. Oktober 2023.
  5. Das Unternehmen Trigema
  6. Produktionsprozess der Textilien bei TRIGEMA. Abgerufen am 25. April 2023.
  7. Startseite. Abgerufen am 10. September 2023.
  8. Wolfgang Grupp: Wolfgang Grupp auf dem Loft Film Day. In: Youtube. 22. Juli 2023, abgerufen am 4. Februar 2024.
  9. Gesundheit und Umwelt bei Tigema
  10. Mitgliederliste des Bündnisses für nachhaltige Textilien (Memento vom 6. Oktober 2016 im Internet Archive)
  11. Caspar Dohmen: Textilbündnis wackelt. 23. Juli 2017, abgerufen am 10. September 2023.
  12. Trigema stellt jetzt Mundschutz-Masken her. In: www.faz.net. 20. März 2020, abgerufen am 20. März 2020.
  13. TRIGEMA stellt wieder verwendbare Behelfs– Mund- und Nasenmaske in Corona-Krise her. In: Trigema. Abgerufen am 15. April 2020.
  14. a b c d Markenlexikon Trigema
  15. a b c d Die Geschichte von Trigema
  16. Peer Heinelt: T-Shirts für die NSDAP. Trigema. Zur Entwicklung eines mittelständischen Textilbetriebs im „Dritten Reich“. In: konkret, Juli 2006
  17. Die Wurzeln der Textilindustrie liegen in Hechingen. In: Schwarzwälder-Bote. 13. Oktober 2010, abgerufen am 29. Januar 2023.
  18. Profiteur der Zwangsarisierung? Trigema-Chef Wolfgang Grupp widerspricht
  19. Broschüre: Trigema 1919 – Heute. Ausgabe 2002.
  20. Anja Müller: Interview: Trigema-Chef Grupp: „Meine Frau ist Alleinerbin und hat das Recht, alle meine Vorgaben zu ignorieren“. In: Handelsblatt. 22. April 2022, abgerufen am 11. Februar 2023.
  21. Das Unternehmen TRIGEMA. Abgerufen am 10. September 2023.
  22. Handelsregister des Amtsgerichts Stuttgart
  23. Wolfgang Grupp: Ein Patriarch sagt Adieu. 3. September 2023, abgerufen am 27. Oktober 2023.
  24. Businessinsider: Wolfgang Grupp hört auf
  25. Veröffentlichungen im Handelsregister des Amtsgerichts Stuttgart.
  26. Mitteilung des Unternehmens vom 7. November 2023
  27. Daniel Benedict: Wieso trägt der Trigema-Affe kein | NOZ. 24. September 2016, abgerufen am 10. September 2023.
  28. Trigema-Chef Wolfgang Grupp: „Auf die Politik warten? Bis dahin bin ich längst untergegangen“. 10. Mai 2021, abgerufen am 10. Mai 2021.
  29. Pro Wildlife: Presseinformation: Affen. 11. Juni 2008 (Memento vom 10. Mai 2016 im Webarchiv archive.today)
  30. Marktcheck checkt Trigema: "Affenstark" – weil "Made in Germany"? | Startseite | MARKTCHECK | SWR.de. 7. März 2018, abgerufen am 10. September 2023.
  31. Charly kommt zurück: Trigema will wieder mit Schimpansen werben - HORIZONT. Abgerufen am 10. September 2023.

Koordinaten: 48° 17′ 21,2″ N, 9° 6′ 20,8″ O