Liste von Reformatoren mit monastischem Hintergrund

Die Liste von Reformatoren mit monastischem Hintergrund erfasst Persönlichkeiten, die in der Reformation des 16. Jahrhunderts aktiv hervortraten und zuvor einem Orden angehörten oder in einem Kloster wirkten. Martin Luther selbst war Augustiner-Eremit. „Mönchtum und Universität, die beiden dynamischsten Institutionen Lateineuropas, haben Luther zutiefst geprägt; ohne sie hätte es seine Reformation nicht gegeben.“[1]

Klosteraustritte

Während seines Wartburgaufenthalts 1521 schrieb Luther grundsätzliche Überlegungen zu Mönchsgelübden und Klöstern nieder. So weit sie Orte der Werkgerechtigkeit seien, solle man Klöster ganz zerstören. Doch falls das Mönchsleben in Freiheit gewählt werde, sei es eine für Christen mögliche Option. In diesem Sinn reformierte Klöster könne es geben. Ob Zerstörung bestehender Klöster oder deren Weiterführung in reformatorischem Sinn, der Bruch mit der Tradition des mittelalterlichen Mönchtums war aus Luthers Sicht unvermeidlich.[2] Die Lektüre seiner Schrift De votis monasticis iudicium war für viele Mönche und Nonnen der Anlass, ihr Kloster zu verlassen. Einige von ihnen verfassten einen persönlichen Rechenschaftsbericht über diese Entscheidung, und diese Texte gingen teilweise in Wittenberg in den Druck.[3]

Vom Mönch zum evangelischen Pfarrer

Nach dem Klosteraustritt stellte sich die Frage, wovon der Lebensunterhalt bestritten werden konnte. Für die Landgrafschaft Hessen weist Johannes Schilling nach, dass zahlreiche ehemaligen Mönche ein Gemeindepfarramt ausübten. Die Klostervergangenheit qualifizierte sie nicht automatisch dafür, vielmehr wurden die Interessenten der ersten Generation von Adam Krafft auf ihre Eignung überprüft.[4] Das Thüringische Pfarrerbuch ergibt hinsichtlich der Herkunft aus Orden folgende Verteilung: 15 Augustiner-Eremiten, 9 Benediktiner, 8 Franziskaner, 4 Dominikaner, 3 Zisterzienser, 3 Wilhelmiten, 2 Kartäuser, 2 Karmeliten, 3 Deutschherren, ein Servit. Das heißt, unter den lutherischen Thüringer Pfarrern waren ehemalige Mönche eine Minderheit.[5] Eine weitere Option war die Tätigkeit als Schulmeister, die aber in den Quellen weit schlechter fassbar ist. „Abgesehen von den ganz wenigen, die ihre Entscheidung gegen das Klosterleben wortreich zu begründen vermochten, und der schon etwas größeren Zahl jener Mönche, die in den lutherischen Pfarrerstand eintraten, verliert sich die Spur der meisten Mönche, und das gilt in noch stärkerem Maße für die Nonnen.“[6]

Namensliste

Ungefähre Geburtsdaten sind kursiv.

Bild Name Geburtsjahr Orden Bemerkungen
Johannes Aepinus 1499 Prämonstratenser 1517 Eintritt ins Kloster Belbuck in Hinterpommern, ab 1518 Studium in Wittenberg.[7]
Ludwig Agricola 1508 Augustiner-Eremit
Stephan Agricola 1491 Augustiner-Eremit Konventuale in Regensburg und Rattenberg, 1522 wegen reformatorischer Ansichten in Haft, später Pfarrer in Eisleben.
Franz Alard 1525[8] Dominikaner
Franz Baring 1522 Karmelit
Robert Barnes 1495 Augustiner-Eremit Nach dem Studium in Louvain Mitte der 1520er Jahre nach Cambridge zurückgekehrt und Prior des dortigen Augustinerklosters. Nach Kritik am Klerus im Stil des Erasmus von Rotterdam musste er 1526 als vermeintlicher Lutheraner öffentlich Buße tun und war im Londoner, ab 1528 im Northamptoner Augustinerkloster inhaftiert. Er täuschte einen Selbstmord vor und floh über Antwerpen nach Wittenberg.[9][10]
Jakob Baumann 1491 Zisterzienser Letzter Abt des Klosters Dargun; nach dessen Aufhebung 1552 Pfarrer in Röcknitz.
Ambrosius Blarer 1492 Benediktiner 1505 Immatrikulation an der Universität Tübingen, danach Eintritt ins Kloster Alpirsbach (Profess um 1510[11]) und Fortsetzung des Tübinger Studiums. Spätestens 1521 Prior in Alpirsbach.[12] Am 5. Juli 1522 Flucht aus dem Kloster, in einer Flugschrift von ihm begründet.[13]
Thomas Borchwede Dominikaner Von seinem Orden 1530 nach Soest versetzt, schlug er 1531 am städtischen Pranger ein Spottgedicht gegen den Ablass an und initiierte so die Reformation in Soest.
Pierre Bouquin 1512 Karmelit nach Promotion in Bourges 1539 in den Karmel eingetreten, dort Prior; 1541 über Basel nach Wittenberg geflohen.
Johann Briesmann 1488 Franziskaner Verfasste eine Apologie seines Austritts aus dem Franziskanerkloster in Cottbus.[3]
Eberhard Brisger 1490 Augustiner-Eremit Letzter Prior des Wittenberger Klosters.
Otto Brunfels 1488 Kartäuser
Pierre Brully 1518 Dominikaner
Martin Bucer 1491 Dominikaner 1507 Eintritt ins Dominikanerkloster von Sélestat, 1508 Profess, um 1516 Priesterweihe; ab 1517 Generalstudium des Ordens in Heidelberg. Die Freisprechung von den Ordensgelübden wurde ihm auf eigenen Wunsch am 21. April 1521 gewährt, danach Weltpriester.[14]
Heinrich Bullinger 1504 Zisterzienser (kein Ordensmitglied) Von 1523 bis 1529 Lehrer im Zisterzienserkloster Kappel am Albis; keine Beteiligung am mönchischen Leben, weil er schon Anhänger der Reformation war; brachte den gesamten Konvent zum Anschluss an die Reformation; enger Mitarbeiter und von 1531 bis zu seinem Tod 1575 Nachfolger Zwinglis als Antistes in Zürich
Adrian Buxschott 1493 Augustiner-Eremit Augustiner aus Antwerpen, Reformator in den Grafschaften Hoya und Lippe.
Antonius Corvinus 1501 Zisterzienser 1523 als Anhänger Luthers aus dem Kloster Riddagshausen entlassen.[15]
Miles Coverdale 1488 Augustiner-Eremit Mönch im Augustinerkloster Cambridge, während Robert Barnes dort Prior war; er begleitete Barnes 1526 zu dessen Verhör nach London. Im Frühjahr 1528 verließ er das Kloster und predigte als Weltpriester gegen die Transsubstantiation; zum Jahresende floh er nach Kontinentaleuropa.[16]
Wolfgang Dachstein 1487 Dominikaner
Petrus Dathenus 1531 Karmelit Karmelitischer Ordensbruder aus Ypern, 1550 als Anhänger der Reformation Flucht nach England,[17] als „notorischer Vagant und konfessioneller Wandermissionar“ danach u. a. in Frankfurt am Main, der Pfalz, Husum, Stade, Danzig und Elbing.[18]
Marie Dentière 1495 Augustiner-Chorfrau Priorin des Klosters Saint-Nicolas-des-Prés de Tournai; Klosteraustritt und Heirat, 1524 in Straßburg, ab 1535 in Genf. Verfasserin reformatorischer Schriften unter Pseudonym.
Matthias Devai 1500 Franziskaner Nach Studium in Krakau 1526 Eintritt in den Franziskanerorden. Ab 1529 in Wittenberg.[19]
Michael Diller Augustiner-Eremit Ab 1529 Prior des Augustinerklosters in Speyer; wegen seiner reformatorischen Predigt 1540 zum Stadtpfarrer berufen; später reformator in Pfalz-Neuburg und Heidelberg.
Johannes Dreyer 1500 Augustiner-Eremit
Johann Eberlin von Günzburg 1465 Franziskaner Als Franziskaner-Observant in den Klöstern Heilbronn, Tübingen, Basel und Ulm; ab 1522 in Wittenberg.[20]
Johannes van Esschen (Jan von Essen) 1485 Augustiner-Eremit Am 1. Juli 1523 als Häretiker in Brüssel auf dem Scheiterhaufen hingerichtet.[21]
Johannes Fritzhans 1480 Franziskaner Verfasste eine Apologie seines Austritts aus dem Magdeburger Franziskanerkloster.[3]
Johannes Frosch 1485 Karmelit
Thomas Geierfalk Augustiner-Eremit Einer der ersten Anhänger der Reformation in Basel.
Martin Glaser Augustiner-Eremit Prior des Augustinerklosters Ramsau, später Pfarrer in Hiltpoltstein.
Augustin Gschmus 1490 Augustiner-Eremit Reformator in Mülhausen.
Caspar Güttel 1471 Augustiner-Eremit Aus dem Augustinerkloster in Neustadt an der Orla; nach dessen Auflösung Prediger in Eisleben.
Albert Hardenberg 1510 Bernhardiner 1527 Eintritt ins Kloster Aduard. 1530 zum Studium nach Leuven entsandt, wo er mit reformatorischen Ideen in Kontakt kam.
Gerhard Hecker 1465 Augustiner-Eremit Sächsisch-thüringischer Provinzial der Augustinereremiten, die nicht der Reformkongregation angeschlossen waren. Soll 1521 im Augustinerkloster Osnabrück evangelisch gepredigt haben.[22]
Poul Helgesen 1485 Karmelit Humanist, ab 1519 Dozent in Kopenhagen; seine Kritik der römisch-katholischen Kirche beeinflusste die dänischen Reformatoren; wandte sich aber ab 1530 immer entschiedener gegen die lutherische Reformation.
Augustin Himmel 1486 Augustiner-Eremit Augustiner in Köln, ab 1525 Pfarrer in Wittenberg, zuletzt Superintendent in Altenburg.
Friedrich Hüventhal Dominikaner Angeblich aus dem Dominikanerkloster Rostock (dort abder nicht nachweisbar), 1529 als Reformator in Göttingen.
Hartmann Ibach 1487 Deutschordensbruder, Franziskaner 1505 Eintritt in das Deutsche Haus zu Marburg; 1516 Wechsel in das Marburger Kloster der Franziskaner-Observanten. Das gesamte väterliche Erbe musste von der Familie für Ibachs Klosteraufenthalte aufgewandt werden. Um 1521 verließ er das Kloster und lebte als Wanderprediger.[23]
Stephan Kempe Franziskaner
Heinrich von Kettenbach Franziskaner
Georg Koberer 1480 Kartäuser 1521–25 Prior der Würzburger Kartause Engelgarten, vom Generalkapitel des Ordens 1525 nach Nürnberg versetzt, wo er Blasius Stöckl ablösen sollte. Koberer war aber bereits in seiner Würzburger Zeit an Lutherschriften interessiert und schloss sich in Nürnberg der Reformation an. 1533 Theologischer Experte des Nürnberger Rats.[24]
Franz Kolb 1465 Kartäuser 1512 bis 1522 in der Kartause Nürnberg, dort Zuwendung zur Reformation; ab 1527 einer der Führer der Reformation in Bern.
Gallus Korn Dominikaner Nürnberger Dominikaner, wegen kritischer Predigten 1522 von den Ordensoberen mit Predigtverbot belegt. Danach Austritt und Abfassung einer lateinischen Rechtfertigungsschrift für diesen Schritt – die erste derartige Apologie, die in deutscher Übersetzung gedruckt erschien. Weitere Biografie unbekannt.[25]
Gottschalk Kropp Augustiner-Eremit 1529 als Pfarrer und Superintendent in Einbeck.
Gottschalk Kruse 1499 Benediktiner Verfasste eine Apologie seines Austritts aus dem Braunschweiger Aegidienkloster.[3]
Peter Kunz 1480 Augustiner-Chorherr Ab 1517 Pfarrer im Niedersimmental, wo er seine Gemeinde schon vor der Reformation im Kanton Bern zu einer evangelischen machte; 1536 Prädikant am Berner Münster.
Johannes Kymaeus 1498 Franziskaner Seit 1508 im Franziskanerkloster Fulda, durch die Predigten von Adam Krafft um 1527 für die Reformation gewonnen; Visitator, Mitverfasser der Hessischen Kirchenzuchtordnung, Teilnehmer am Regensburger Religionsgespräch.[26]
Franz Lambert von Avignon 1487 Franziskaner 1502 Eintritt in das Kloster der Franziskaner-Observanten zu Avignon, 1503 Profess, danach Wanderprediger im Auftrag des Ordens, 1522 in Zürich (Disputation mit Huldrych Zwingli), danach in Wittenberg.[27][28]
Johann Lange (Johannes Lang) 1487 Augustiner-Eremit 1505/06 Eintritt in das Augustinerkloster seiner Heimatstadt Erfurt, 1508 Priesterweihe; 1511 gemeinsam mit Luther nach Wittenberg versetzt, 1516 wieder in Erfurt und dort Prior, 1519 Professor für Griechisch; 1518–1520 Distriktsvikar für Thüringen und Meißen; Anfang 1522 Austritt aus dem Kloster und Aufgabe der Professur.[29]
Johannes Lening 1491 Kartäuser Nach Studium in Erfurt Tätigkeit als Schulmeister; 1514 Eintritt in die Kartause Eppenberg, dort Prior. Verfasste 1527 nach landesherrlichen Vorgaben einen Verzichtsbrief, worin er seinen Klosteraustritt erklärte und eine Abfindung erhielt. Ab 1528 Pfarrer in Melsungen.[30]
Clemens Leusser 1518 Zisterzienser 1533 Eintritt ins Kloster Bronnbach, Profess 1535, 1548 zum Abt gewählt, führte 1552 im Kloster die Reformation ein, seit 1553 Abendmahl unter beiderlei Gestalt und Aufnahme von Klosterschülern zur Ausbildung als evangelische Prediger; 1560 auf bischöflichen Druck zurückgetreten und abgefunden, danach im Dienst des Grafen von Wertheim.[31][32]
Wenzeslaus Linck 1483 Augustiner-Eremit 1520 Generalvikar der Observantenkongregation in Deutschland (OESA), enger Mitarbeiter Luthers, 1522 evangelischer Prädikant in Altenburg, 1523 Heirat.[33]
Johann Lonitzer 1498 Augustiner-Eremit Konventuale in Esslingen; Professor für Altes Testament an der Universität Marburg.
Petrus Lotichius 1501 Benediktiner 1517 Eintritt ins Kloster Schlüchtern; ab 1534 Abt; schloss sich 1543 mit dem gesamten Konvent der Reformation an.
Johannes Lüthard 1490 Franziskaner Franziskaner-Observant in Luzern und Basel, dort Mitarbeiter des Guardians und Lesemeisters Konrad Pellikans.
Martin Luther 1483 Augustiner-Eremit Eintritt ins Erfurter Kloster der Augustiner-Eremiten am 17. Juli 1505, Profess 1506, Priesterweihe, Primiz 2. Juni 1507. Seit 1511 im Wittenberger Kloster des Ordens, seit 1512 Bibelprofessur an der dortigen Universität. 1515 Distriktsvikar für Thüringen und Meißen.[34]
Johann Machabeus (John Macalpin) 1500 Dominikaner
Agostino Mainardi 1482 Augustiner-Eremit 1509 Eintritt in den Augustinerorden; 1533 Prior in Pavia, dort und anderswo Predigt im evangelischen Sinn; 1541 Prozess in Mailand, Flucht nach Tirano, ab 1542 Pfarrer in Chiavenna.
Augustin Marlorat 1506 Augustiner-Eremit 1524 Eintritt ins Kloster der Augustiner-Eremiten in Bar-le-Duc; ab 1533 Prior in Bourges, dort Zuwendung zur Reformation; 1535 Flucht nach Genf; Pastor in der Schweiz, ab 1559 einer der Führer der Reformierten Kirche in Frankreich; 1562 als Ketzer hingerichtet.
Dionysius Melander 1486 Dominikaner
Giulio da Milano 1504 Augustiner-Eremit Wegen seiner Predigten in Pavia, Mailand und Triest mehrfach in Untersuchungen verwickelt, aber erst 1541 verhaftet; 1543 Flucht ins Veltlin, dort evangelischer Pfarrer.
Melchior Miritz Augustiner-Eremit 1500 Priesterweihe, 1509 Prior in Wittenberg, später in Köln und Dresden; ab 1523 als Prior in Magdeburg an der Einführung der Reformation beteiligt.
Giovanni Mollio 1500 Franziskaner Als Professor in Mailand 1532 Anschluss an die Reformation, aber trotz evangelischer Lehre jahrelang weitgehend unbehelligt; ab 1543 mehrere Gefängnisaufenthalte, 1553 hingerichtet.
Ursula von Münsterberg 1495 Magdalenerin Verfasste eine Apologie ihres Austritts aus dem Kloster der Magdalenerinnen in Freiberg; der Fall erregte Aufmerksamkeit, da Ursula eine Angehörige des Hochadels war.[3]
Wolfgang Musculus 1497 Benediktiner 1512 Eintritt ins Benediktinerkloster Lixheim, Parteigänger Luthers seit 1518, seit 1527 als Reformator in Straßburg, später in Augsburg.[35]
Friedrich Myconius 1490 Franziskaner Verfasste eine Apologie seines Austritts aus dem Franziskanerkloster Annaberg.[3]
Francesco Negri 1500 Benediktiner Ab 1517 Mönch in Mantua, Padua und Venedig, wo er sich der Reformation anschloss; ab 1529 Übersetzer in Straßburg; ab 1538 Gründer einer evangelischen Gemeinde in Chiavenna, zuletzt als Antitrinitarier in Polen.
Heinrich Never Franziskaner
Florentina von Oberweimar 1506 Zisterzienserin Verfasste eine Apologie ihres Austritts aus dem Kloster Helfta bei Eisleben; diese wurde von Luther mit einem Vorwort herausgegeben.[3]
Bernardino Ochino 1487 Franziskaner, Kapuziner Um 1504 Eintritt in den Orden der Franziskaner-Observanten, nach Konflikten 1534 Wechsel in den asketischeren Kapuzinerorden, dort 1538 und 1541 Generalvikar. Aufgeschlossen für reformatorische Ideen, wegen Häresieverdacht 1542 Vorladung vor die Römische Inquisition und Flucht nach Genf.[36]
Johannes Oekolampad 1482 Erlöserorden 1520 im Kloster Altomünster.
Ludwig Oeler 1490 Kartäuser Um 1520 in der Kartause zu Freiburg im Breisgau, 1522 Predigt gegen einen Barfüßermönch, deshalb Flucht nach Straßburg, hier als Verfasser gereimter deutscher Psalmen.
Konrad Pellikan 1478 Franziskaner Nach Studienbeginn 1491 an der Universität Heidelberg 1493 Eintritt ins Franziskanerkloster Rouffach; 1502 Lektor in Basel, Sekretär des Provinzials Kaspar Schatzgeyer und 1519 Guardian in Basel; 1523 Theologieprofessor in Basel, seit 1526 Mitarbeiter an der Zürcher Prophezei.[37]
Jacobus Propst 1486 Augustiner-Eremit Konventuale aus Ypern, ab 1519 Prior in Antwerpen; um 1521 Zuwendung zur Reformation in Wittenberg; nach Rückkehr nach Antwerpen 1522 als Ketzer angeklagt; Flucht nach Wittenberg; 1524 Pfarrer und Superintendent in Bremen.
Hinrich Reese (Heinrich Rees) Dominikaner Legte 1527 nach einer öffentlichen Disputation im Dominikanerkloster Norden symbolträchtig das Ordenskleid ab und wurde dort evangelischer Pfarrer.[38]
Casiodoro de Reina 1520 Hieronymit Mönch in Sevilla, floh 1557 vor der Inquisition zunächst nach Genf, dann nach London; zuletzt in Frankfurt am Main; übersetzte die Bibel ins Spanische.
William Roy Franziskaner
Simprecht Schenk (Simpert Schenk) 1485 Kartäuser Aus der Kartause Buxheim; im Januar 1525 vom Rat als Prediger an der Frauenkirche zu Memmingen angestellt; nach dem Bauernkrieg entlassen, später wieder in Memmingen. Als Vertreter Memmingens auf der Berner Disputation.
Tilemann Schnabel 1475 Augustiner-Eremit Eintritt ins Augustinerkloster Alsfeld, Studium in Wittenberg, dort 1515 promoviert, Provinzial der thüringischen Ordensprovinz. Klosteraustritt 1521; 1530 Superintendent in Alsfeld.[39]
Johannes Schwan 1485 Franziskaner Nach Studium in Köln um 1503 Eintritt in das Marburger Franziskanerkloster, 1522 in Wittenberg immatrikuliert; Klosteraustritt und Abfassung zweier Schriften, die diesen Schritt, an Luther orientiert, begründen. 1524–1526 Drucker in Straßburg.[40]
Michael Stifel 1487 Augustiner-Eremit
Blasius Stöckl Kartäuser Prior der Kartause Marienzell in Nürnberg, die er 1525 dem Nürnberger Stadtrat übergab. Bis auf den ältesten Mönch schlossen sich alle Nürnberger Kartäuser (neun Patres und vier Laienbrüder) der Reformation an.[41]
Mihály Sztárai Franziskaner
Hans Tausen 1494 Johanniter Mönch im Johanniterkloster Antvorskov bei Slagelse, zum Studium nach Kopenhagen, Rostock, Louvain und 1523/24 Wittenberg entsandt; danach als Parteigänger Luthers in Dänemark tätig.[42] Wegen reformatorischer Predigten in Viborg 1525 aus dem Orden ausgewiesen.[43]
Jean Vallière 1483 Augustiner-Eremit Augustiner aus der Normandie, 1523 als „lutherischer“ Häretiker in Paris hingerichtet.
Wolfgang Volprecht Augustiner-Eremit Ab 1521 Prior in Nürnberg, übergab 1525 das Augustinerkloster an die Stadt und wurde evangelischer Pfarrer.
Hendrik Vos (Hendrik Voes) Augustiner-Eremit Am 1. Juli 1523 als Häretiker in Brüssel auf dem Scheiterhaufen hingerichtet.[21]
Peter Martyr Vermigli 1499 Augustiner-Chorherr 1514 Eintritt ins Augustiner-Chorherrenkloster Fiesole, 1518–1526 Studium in Padua, 1533 Abt des Klosters in Spoleto, seit 1537 im Kloster San Pietro ad Aram in Neapel, dort Kontakt mit den Spirituali um Juan de Valdés und Interesse für die Theologie Zwinglis. 1542 Flucht vor der Römischen Inquisition nach Straßburg, später in Oxford.[44]
Johann Westermann 1490 Augustiner-Eremit Prior im Augustinerkloster Lippstadt; Pfarrer in Hofgeismar.[45]
Johannes Willing 1525 Augustiner-Chorherr Mönch im Kloster Waldsee, 1545 Priesterweihe, danach Studium in Zürich und Wittenberg, Pfarrer u. a. in Ravensburg und Ulm; 1566 als kurpfälzischer Theologe auf dem Augsburger Reichstag.[46]
Girolamo Zanchi (Hieronymus Zanchi) 1516 Augustiner-Chorherr 1531 Eintritt ins Augustiner-Chorherrenkloster Bergamo, ab 1541 in Lucca; unter dem Einfluss Vermiglis reformatorische Anschauungen. Flucht aus Italien, über Genf nach Straßburg.[47]
Bernhard Ziegler 1496 Zisterzienser 1521 kurzzeitig im Kloster Altzella entlassen; Anschluss an die Reformation, zuletzt Theologieprofessor in Leipzig.
Katharina von Zimmern 1478 Benediktinerin Letzte Äbtissin des Fraumünsterklosters Zürich, hob 1524 den Konvent auf und übergab das Kloster dem Stadtrat.
Heinrich von Zütphen 1488 Augustiner-Eremit Als Augustiner aus einem niederländischen Kloster des Ordens (vermutlich Dordrecht) 1508 zum Studium in Wittenberg, dann in Köln und 1516 Prior des Klosters Dordrecht, 1520/21 wieder in Wittenberg und 1522 Prior in Antwerpen. 1522 als Reformator in Bremen. 1524 auf Betreiben des Dominikanerpriors von Meldorf, Augustinus Torneborch, verschleppt und ermordet.[48]
Gabriel Zwilling 1487 Augustiner-Eremit Mönch im Wittenberger Kloster, während Luthers Wartburgaufenthalt Protagonist der Wittenberger Reformation, im November 1521 aus dem Konvent ausgetreten.[49]

Literatur

  • Enno Bünz: Schicksale von Mönchen und Nonnen in der Reformationszeit. Ihre Zukunftsperspektiven nach Aufhebung der Klöster im Kurfürstentum Sachsen. In: Werner Greiling, Armin Kohnle, Uwe Schirmer (Hrsg.): Negative Implikationen der Reformation? Gesellschaftliche Transformationsprozesse 1470–1620. Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2015, S. 81–108.
  • Antje Rüttgardt: Klosteraustritte in der frühen Reformation: Studien zu Flugschriften der Jahre 1522 bis 1524 (= Quellen und Forschungen zur Reformantionsgeschichte. Band 79). Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2007.
  • Johannes Schilling: Gewesene Mönche. Lebensgeschichten in der Reformation (= Schriften des Historischen Kollegs. Vorträge 26). München 1990. (Digitalisat)

Einzelnachweise

  1. Thomas Kaufmann: Erlöste und Verdammte. Eine Geschichte der Reformation. Beck, München 2016, S. 102.
  2. Volker Leppin: Martin Luther. Von Zabern, 3. Auflage Darmstadt 2017, S. 185.
  3. a b c d e f g Johannes Schilling: Gewesene Mönche. Lebensgeschichten in der Reformation, München 1990, S. 8.
  4. Johannes Schilling: Klöster und Mönche in der hessischen Reformation. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1997, S. 227
  5. Enno Bünz: Schicksale von Mönchen und Nonnen in der Reformationszeit. Ihre Zukunftsperspektiven nach Aufhebung der Klöster im Kurfürstentum Sachsen, Köln/Weimar/Wien 2015, S. 101f.
  6. Enno Bünz: Schicksale von Mönchen und Nonnen in der Reformationszeit. Ihre Zukunftsperspektiven nach Aufhebung der Klöster im Kurfürstentum Sachsen, Köln/Weimar/Wien 2015, S. 108.
  7. Heinz ScheibleAepinus, Johannes. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 1, Mohr-Siebeck, Tübingen 1998, Sp. 132–133.
  8. Carsten Brall: Konfessionelle Theologie und Migration. Die Antwerpener Gemeinde Augsburger Konfession im 16. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2017, S. 91: „In der Mitte der 1520er Jahre geboren, schlug er auf elterlichen Wunsch hin zunächst eine klösterliche Laufbahn ein und wurde Mönch in einer Niederlassung des Dominikanerordens.“
  9. Carl R. Trueman: Barnes, Robert. In: Oxford Dictionary of National Biography, Online-Version von 2010.
  10. Thomas Kaufmann: Erlöste und Verdammte. Eine Geschichte der Reformation. Beck, München 2016, S. 208f.
  11. Antje Rüttgardt: Klosteraustritte in der frühen Reformation: Studien zu Flugschriften der Jahre 1522 bis 1524, Gütersloh 2007, S. 127.
  12. Thomas Kaufmann: Reformatoren. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, S. 71.
  13. Hans-Peter Hasse: Blarer, Ambrosius. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 1, Mohr-Siebeck, Tübingen 1998, Sp. 1638.
  14. Bernd MoellerBucer, Martin. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 1, Mohr-Siebeck, Tübingen 1998, Sp. 1810–1812.
  15. Hellmut ZschochCorvinus, Antonius. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 2, Mohr-Siebeck, Tübingen 1999, Sp. 472–473.
  16. David Daniell: Coverdale, Miles. In: Oxford Dictionary of National Biography, Online-Version von 2009.
  17. Thomas KaufmannDathenus, Petrus. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 2, Mohr-Siebeck, Tübingen 1999, Sp. 591–592.
  18. Thomas Kaufmann: Erlöste und Verdammte. Eine Geschichte der Reformation. Beck, München 2016, S. 245.
  19. Heinz ScheibleDévai (Biró) Matthias. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 2, Mohr-Siebeck, Tübingen 1999, Sp. 773.
  20. Christian PetersEberlin von Günzburg, Johann. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 2, Mohr-Siebeck, Tübingen 1999, Sp. 1041.
  21. a b Thomas Kaufmann: Erlöste und Verdammte. Eine Geschichte der Reformation. Beck, München 2016, S. 203.
  22. Martin H. Jung: Gerhard Hecker und die Anfänge der Reformation in Osnabrück. In: Susanne Tauss, Ulrich Winzer (Hrsg.): Miteinander leben?: Reformation und Konfession im Fürstbistum Osnabrück 1500 bis 1700. Waxmann, Münster / New York 2017, S. 74.
  23. Johannes Schilling: Gewesene Mönche. Lebensgeschichten in der Reformation, München 1990, S. 16–18.
  24. Dennis D. Martin: Carthusians during the Reformation Era: “Cartusia nunquam deformata, reformari resistens”. In: The Catholic Historical Review 81/1 (1995), S. 41–66, hier S. 50f.
  25. Antje Rüttgardt: Klosteraustritte in der frühen Reformation: Studien zu Flugschriften der Jahre 1522 bis 1524, Gütersloh 2007, S. 61f.
  26. LAGIS Hessen, hessische Biografie: Kymeus, Johannes ID = 9462
  27. Gerhard MüllerLambert von Avignon, Franz. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 5, Mohr-Siebeck, Tübingen 2002, Sp. 46.
  28. Thomas Kaufmann: Erlöste und Verdammte. Eine Geschichte der Reformation. Beck, München 2016, S. 206.
  29. Heinz ScheibleLang, Johann. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 5, Mohr-Siebeck, Tübingen 2002, Sp. 68.
  30. Johannes Schilling: Gewesene Mönche. Lebensgeschichten in der Reformation, München 1990, S. 23–26.
  31. Anna Sauerbrey: Die Straßburger Klöster im 16. Jahrhundert: eine Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung der Geschlechtergeschichte. Mohr Siebeck, Tübingen 2012, S. 295.
  32. Selbstzeugnisse im deutschsprachigen Raum: Clemens Leusser. (FU Berlin)
  33. Bernd MoellerLinck, Wenzeslaus. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 5, Mohr-Siebeck, Tübingen 2002, Sp. 378.
  34. Thomas Kaufmann: Reformatoren. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, S. 47.
  35. Rudolf DellspergerMusculus, Wolfgang. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 5, Mohr-Siebeck, Tübingen 2002, Sp. 1593.
  36. Emidio CampiOchino, Bernardino. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 6, Mohr-Siebeck, Tübingen 2003, Sp. 453.
  37. Siegfried RaederPellikan, Konrad. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 6, Mohr-Siebeck, Tübingen 2003, Sp. 1086.
  38. Klaus-Bernward Springer: Die deutschen Dominikaner in Widerstand und Anpassung während der Reformationszeit. Akademie, Berlin 1999, S. 321.
  39. Johannes Schilling: Gewesene Mönche. Lebensgeschichten in der Reformation, München 1990, S. 33.
  40. Johannes Schilling: Gewesene Mönche. Lebensgeschichten in der Reformation, München 1990, S. 7–15.
  41. Erik Soder von Güldenstubbe: Die fränkischen Kartausen: Eine historische Übersicht. In: Analecta Cartusiana 207/1, Salzburg 2006, S. 59–119, hier S. 92.
  42. Martin Schwarz Lausten: Tausen, Hans. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 8, Mohr-Siebeck, Tübingen 2005, Sp. 99.
  43. Thomas Kaufmann: Erlöste und Verdammte. Eine Geschichte der Reformation. Beck, München 2016, S. 212.
  44. Emidio CampiVermigli, Petrus Martyr. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 8, Mohr-Siebeck, Tübingen 2005, Sp. 1031.
  45. Johannes Schilling: Klöster und Mönche in der hessischen Reformation. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1997, S. 230.
  46. Selbstzeugnisse im deutschsprachigen Raum: Johannes Willing. (FU Berlin)
  47. Emidio CampiZanchi, Hieronymus. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 8, Mohr-Siebeck, Tübingen 2005, Sp. 1780.
  48. Henneke Gülzow: Heinrich von Zütphen. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 431 (Digitalisat).
  49. Detlef Metz: Zwilling, Gabriel. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 8, Mohr-Siebeck, Tübingen 2005, Sp. 1943–1944.