Jordaki Wassilko von Serecki

Iordachi Freiherr Wassilko von Serecki, 1860

Freiherr Jordaki Wassilko von Serecki (* 4. März 1795 in Berhometh; † 6. November 1861 in Czernowitz) war ein österreichisch-rumänischer Großgrundbesitzer, Politiker und Mitglied des Herrenhauses des österreichischen Reichsrats aus der Familie Wassilko.

Leben

Iordaki von Wassilko, Autograph 1854
Anna von Kalmucki

Jordaki wurde von Privatlehrern erzogen und verwaltete nach dem Tod seines Vaters Basil Ritter von Wassilko (1761–1825) seinen Besitz. In Rohozna heiratete er am 15. November 1826 Anna Pulcheria von Kalmucki (* 3. November 1811 in Rohozna/Bukowina; † 22. August 1896 in Czernowitz).[1]

Als einer der ersten Grundbesitzer ließ er mit einem auf vorerst 20 Jahre laufenden Vertrag vom 10. März 1837 deutsche Familien in der Bukowina an der Mihodra bei Berhometh siedeln. Er verpachtete Grund, 246 Faltschen und verlieh dazu Holzrechte für zu dieser Zeit preisgünstige ein bis zwei Gulden im Monat. In Mihodra wohnten per 1844 verteilt auf 30 Hausnummern und 36 Wohnparteien, insgesamt 161 Personen.[2]

In den 1840er Jahren begann Jordaki mit dem Ausbau und der Erweiterung seines Herrenhauses und legte somit den Grundstein für das zukünftige Schloss Berhometh. Lopuszna (Lăpușna oder Lopușna), mit seinem „besonderen Wasser“, ließ er zum Heilbad ausbauen. Dort wurde unter anderem auch die Hydrotherapie nach Prießnitz angewendet.[3] Der Kurort wurde als solches stark aufgewertet, als am 3. und 4. August 1855 der designierte Kronprinz Karl Ludwig von Österreich Gast des Jordaki war und auch das Bad besuchte. Dort gestattete er, den dortigen Heilbrunnen „Carl-Ludwig-Brunnen“ zu nennen.[4] Der Kurort durfte sich Bad Lopuschna nennen, einen Namen, den er bis zum Ende der Habsburgmonarchie trug. Er zählte damals und heute wieder zu den bedeutendsten Kurorten der Bukowina.

Iordaki war Kirchenpatron der Pfarrei St. Nikolaus in Berhometh. Im Jahr 1843 hatte die (orthodoxe) Kirche zusammen mit Schipoth (Șipotele pe Siret), Mazuri, Bursuci und Lopuszna (Lăpușna) 2.236 Gemeindemitglieder. Auch sorgte er für den Bau einer Schule, die 1861 mit sechs Klassen eingeweiht wurde.[5]

Auszug aus dem Freiherrenstandsdiplom für Jordaki Wassilko von Serecki, 1855

Die Petition an den Kaiser von Österreich, nachdem die galizische Provinz Bukowina in ein Herzogtum der Krone mit gleichem Namen umzuwandeln sei, wurde von vielen angesehenen rumänischen Adligen und Würdenträgern aus der Bukowina unterstützt und unterschrieben, darunter Eudoxius von Hormuzaki, mit seinen Brüdern Alexander, Constantin, Georg und Nikolaus. Die Petition wurde von Jordaki 1849 in Deutsch und Rumänisch unter dem Titel „Promemoria zur Bukowiner Landespetition vom Jahre 1848“/ „Promemoria privind petiția țării (landului) Bucovinei din anul 1848“ postuliert und geschrieben.[6][7] Dieser Akt wurde konfirmiert, jedoch erst im Jahre 1861 umgesetzt.

Der Adlige war seit 1854 Träger des Ordens der Eisernen Krone 3. Klasse.[8][9] Er wurde durch die Allerhöchster Entschließung von Kaiser Franz Joseph I. am 14. Juli 1855 mit dem Adelsprädikat „von Serecki“ in den österreichischen Freiherrenstand erhoben.[10][11] Der Freiherrentitel galt für ihn und seine leiblichen Nachfahren.

Am 13. Dezember 1860, nach Installierung der zentralistischen Regierung des Anton von Schmerling in Österreich, ergaben sich neue Perspektiven zu einer positiven Lösung für das Problem des Status der Bukowina. Am 27. Dezember hielt sodann der föderalistisch eingestellte Freiherr auf seinem Gut in Berhometh eine Konferenz mit Vertretern der Stadt Czernowitz und des Bukowiner Bojarentums ab, mit dem Ziel, ein neues Memorandum für die Bukowina auszuarbeiten.[12]

Der Freiherr war bis 1861 langjähriger Abgeordneter des Staatsrats (später Reichsrats) gewesen. Mit der Gründung am 18. April 1861 zog er, nur wenige Monate vor seinem Tod, als der erste und einzige Bukowinaer dieser Zeit „auf Lebenszeit“ in das neu instituierte Oberhaus des Österreichischen Reichsrates, das sogenannte Herrenhaus, ein.[13]

In der Nacht zum Mittwoch, den 6. November erlitt der Baron einen heftigen Schlaganfall, dem er erlag. Er wurde drei Tage später mit großem Pomp auf dem familieneigenen Friedhof in Berhometh beigesetzt. Der Grabstein ist nicht mehr erhalten. Sein sehnlichster Wunsch, ein Fideikommiss für seinen ältesten Sohn Alexander zu errichten, blieb zu seinen Lebzeiten unerfüllt.[14]

Von seinen vier Söhnen setzte nur der oben erwähnte Alexander das Geschlecht fort. Dessen Antrag auf die Errichtung eines Familienfideikommisses wurde am 10. November 1888 stattgegeben und er nannte es seinem Vater zu Ehren „Jordaki Freiherr von Wassilko-Serecki’sche Realfideicomiss“.[15]

Wappen

Wappen der Freiherren Wassilko von Serecki, 1855
Wappen der Freiherren Wassilko von Serecki, 1855
Blasonierung: „Ein blauer Schild, in welchem ein aufgerichteter Pfeil von einem mit der Sichel abwärtsgekehrten, und an jeder seiner Spitzen mit einem Sterne besetzten Halbmonde, alles golden. Auf dem Hauptrande des Schildes ruhet die goldene Freyherrnkrone auf welcher ein Turnierhelm ins Visier gestellt ist, von dem blaue, mit Gold unterlegte Helmdecken herabhängen. Den Helm ziert eine goldene Krone aus welchem ein natürlicher Pfauenwedel, zwei Reihen zu je fünf Federn, hervorgeht, welcher von einem goldenen Pfeil quer nach rechts hinter der mittelsten durchschossen ist.“[11]

Fotogalerie

Literatur

  • Die Gothaischen Genealogischen Taschenbücher des Adels S–Z. S. 606, GB 1919.
  • Gothaisches Genealogischen Taschenbuch der Gräflichen Häuser. Teil B, 114. Jahrgang, 1941, S. 536–537.
  • Ion Nistor: Istoria Bucovinei. Editura Humanitas, Bucureşti 1991.
  • Erich Prokopowitsch: Der Adel in der Bukowina. Verlag „Der Südostdeutsche“, München 1983.
  • Alfred Lindheim, Ritter von: „Erzherzog Carl Ludwig“, 1833–1896. Ein Lebensbild. K.K. Hof- und Staatsdruckerei, 1897.
  • Ion Drăguşanul: Bucovina faptului divers. Band 1,2, Editura Bucovina Viitoare, Suceava 2002.
  • Gottfried Graf Finck v. Finckenstein (ed.): „Gothaisches genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser“, vol. 1, Editura Verlag des deutschen Adelsarchivs, Marburg 2016, ISBN 978-3-9817243-2-5.
Commons: Wassilko von Serecki – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ahnenpass (III. Reich) der Eva Lucretia Fürstin zu Sayn-Wittgenstein, geb. Gräfin Wassilko von Serecki.
  2. Raimund Friedrich Kaindl, Das Ansiedlungswesen in der Bukowina seit der Besitzergreifung durch Österreich: Mit besonderer Berücksichtigung der Ansiedlung der Deutschen. Mit Benützung der urkundlichen Materialien aus dem Nachlasse von F. A. Wickenhauser, Wien 1902, S. 235 f.
  3. G. Sion: „Suvenire contimpurane“, Editura POLIROM, Iași 2014, Kapitel XXVIII.
  4. Alfred Lindheim, Ritter von, Erzherzog Carl Ludwig, 1833–1896. Ein Lebensbild. K.K. Hof- und Staatsdruckerei, 1897, S. 47–48.
  5. monitorulsv.ro
  6. Autoren
  7. Promemoria
  8. Hof- und Staats-Handbuch des Kaiserthums Österreich, 1. Teil, k. k. Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1856, S. 60.
  9. Johann Siebmacher: Der Adel von Galizien, Lodomerien und der Bukowina. In: J. Siebmacher’s großes Wappenbuch. Band 32, Verlag Bauer & Raspe, Nürnberg 1985, S. 110.
  10. coresno.com (Memento des Originals vom 14. Oktober 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.coresno.com, Collegium Res Nobilis Austriae: Der Adel der Bukowina.
  11. a b Adelsbrief Jordaki Freiherr Wassilko von Serecki.
  12. Ştefan Purici: Mișcarea națională românească în Bucovina între anii 1775–1861, Editura „Hurmuzachi“, Suceava 1998, S. 231.
  13. Österreichische Akademie der Wissenschaften: Die Habsburgermonarchie: 1848–1918. Verfassung und Parlamentarismus: Band 2; Band 7, Ausgabe 2, S. 2183.
  14. Das Vaterland Nr. 266, vom Freitag, 15. November 1861, S. 2.
  15. Reichsgesetzblatt für die im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder, Ausgabe 211 von Handausgabe österreichischer Gesetze und Verordnungen, Anlage 179, Verlag: Aus der Staatsdruckerei, Wien 1888, S. 783 ff.