Frank Hölzle

Frank Hölzle, 2013

Frank Hölzle (* 13. Februar 1968 in Calw) ist ein deutscher Arzt, Zahnarzt und Universitätsprofessor. Er ist Ordinarius für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am Universitätsklinikum Aachen der RWTH Aachen und dort Direktor der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Hölzle ist bekannt für seine Arbeiten auf den Gebieten der plastisch-rekonstruktiven Gesichtschirurgie mit dem Schwerpunkt Mikrochirurgie. Er ist ferner für die Behandlung von Tumorerkrankungen im Kopf-Hals-Gebiet sowie von kindlichen Fehlbildungen wie Lippen-Kiefer-Gaumenspalten ausgewiesen.

Leben

Hölzle ist in Calw geboren und im Schwarzwald aufgewachsen. In Calw besuchte er das Herrmann-Hesse-Gymnasium. Hölzle studierte von 1989 bis 1998 Medizin und Zahnmedizin an der Freien Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, University of Glasgow und University College London Medical School. 1995 wurde er an der FU mit dem Thema Eine anatomische und histologische Untersuchung an Gefäßstielen verschiedener freier Transplantate zum Dr. med. promoviert.[1] Von 1995 bis 1998 war er Arzt im Praktikum und Assistenzarzt in Berlin. 1998 wurde er in Zahnmedizin mit einer Arbeit über das Thema „Konservierungsmethoden von allogenem Spendermaterial unter besonderer Berücksichtigung der experimentellen Glycerolkonservierung und Lyophilisierung von Gefäßen“ promoviert. 1999–2000 war Hölzle Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Klinik für Mund-, Kiefer und Gesichtschirurgie in der Universitätsklinik Charité, Campus Virchow Klinikum. Von 2000 bis 2007 arbeitete er an der Klinik für Mund-, Kiefer und Plastische Gesichtschirurgie im Knappschaftskrankenhaus Bochum-Langendreer der Ruhr-Universität Bochum, zunächst als Assistenzarzt, ab 2003 als Oberarzt und ab 2004 als Leitender Oberarzt und Stellvertretender Klinikdirektor. 2002 schloss er den Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und Fachzahnarzt für Oralchirurgie ab und erlangte 2005 die Zusatzbezeichnung Plastische Operationen. 2006 erfolgte die Habilitation und Venia legendi für das Fach Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie mit dem Thema „Monitoring und Optimierung der Perfusion mikrochirurgischer Transplantate und Entwicklung der retrograden Perfusion für Perforanslappen im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich“. 2006 wurde er Fellow of the European Board of Oral & Maxillofacial Surgeons (FEBOMFS, Barcelona). Von 2007 bis 2011 war er Leitender Oberarzt und Stellvertretender Klinikdirektor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München. 2010 erhielt er – gelistet als primo loco – einen Ruf auf das Ordinariat der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg. Seit 2011 ist er Ordinarius für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am Universitätsklinikum Aachen der RWTH Aachen.[2]

Wissenschaftlicher Beitrag

Hölzle beschäftigte sich unter anderem mit den Themen

  • Untersuchung zur Anatomie von mikrochirurgischen Transplantaten und deren Gefäßverläufe und Histologie,
  • Mikrozirkulation und Ischämische Präkonditionierung von mikrochirurgischen Transplantaten,
  • Monitoring von mikrochirurgischen Transplantaten,
  • Computerplanung und Surgical Guides bei der mikrochirurgischen Knochenrekonstruktion.
  • Automatisierung in der mikrochirurgischen Knochenrekonstruktion und bei osteoplastischen Kranioplastiken.
  • Experimentelle und klinische Evaluation von intraoralen Zirkonimplantaten

Die Erforschung von mikrochirurgischen Gewebetransplantaten stand – über die Promotionen und Habilitation hinaus – im Fokus seines wissenschaftlichen Wirkens. Dazu erschienen wissenschaftliche Publikationen über eine objektivierende Bewertung der Vitalität des transplantierten Gewebes[3] und zum Monitoring von unterschiedlich zusammengesetzten Gewebeeinheiten.[4] Weiterhin beschäftigte sich Hölzle mit mikrozirkulatorischen Eigenschaften dieser Transplantate sowie dem Phänomen des Reperfusionsschadens.[5][6] Nach Implementierung der Computerplanung und der Schablonentechnik in den mikrochirurgischen Knochentransfer beschäftigte sich Hölzle mit der Nutzbarmachung für sinnvolle klinische Indikationen.[7][8] In der Klinik von Hölzle wurde die erstmals computergeplante, schablonengeführte, mikrochirurgische und weniger invasive Entnahme eines Beckenkammtransplantates von medial entwickelt (A. Modabber et al., 2017). Bis dato war nur der laterale Zugang beschrieben. Darüber hinaus trieb er in seiner Klinik die Weiterentwicklung der Automatisierung von knöchernen mikrochirurgischen Rekonstruktionen und deren Übertragung für osteoplastische Kranioplastiken voran (S. Raith et al., 2018 und A. Modabber et al., 2019).

Mitgliedschaften in internationalen wissenschaftlichen Vereinigungen

Ehrungen und Auszeichnungen

  • 2007 Martin-Waßmund-Preis der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie für die Arbeit „Monitoring und Optimierung der Perfusion mikrochirurgischer Transplantate und Entwicklung der retrograden Perfusion für Perforanslappen im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich“
  • 2008 Wissenschaftsauszeichnung Journal of Cranio-Maxillo-Facial Surgery für „Top 10 Cited Papers 2006–2008“, zweiter Platz
  • 2009 Wissenschaftsauszeichnung Journal of Cranio-Maxillo-Facial Surgery, „Top 25 Hottest Articles“, dritter Platz
  • 2013 Fellow of the International Team of Implantology, ITI Switzerland
  • 2014 Preis der Medizinischen Fakultät der RWTH Aachen für die beste Dissertation (als Doktorvater)
  • Borchers-Plakette der RWTH Aachen (als Doktorvater).

Zahlreiche Auszeichnungen in der Lehre, u. a. > 10 Goldmedaillen für die beste klinische Vorlesung in der Zahnmedizin an der RWTH Aachen

Publikationen

  • mit Klaus-Dietrich Wolff (Hrsg.): Raising of Microvascular Flaps: A Systematic Approach. 3. Auflage. Springer, 2017, ISBN 978-3319536699
  • mit Jochen Jackowski und Hajo Peters (Hrsg.): Praxisleitfaden Zahnärztliche Chirurgie. Urban & Fischer Verlag/ Elsevier, 2007, ISBN 978-3437055409
  • mit Jochen Jackowski, Hajo Peters und Frank Hölzle (Hrsg.): Zahnärztliche Chirurgie. Springer-Verlag Berlin Heidelberg (2017), ISBN 978-3642547539

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Datensatz der Dissertation auf d-nb.info (zuletzt abgerufen am 13. April 2021).
  2. Prof. Frank Hölzle ist neuer Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Porträt und Kurzbiografie auf den Seiten von Management & Krankenhaus
  3. F. Hölzle, D. Löffelbein, D. Nolte, K.-D. Wolff: Free flap monitoring using simultaneous non-invasive laser Doppler flowmetry and tissue spectrophotometry. In: J Craniomaxillofac Surg. 34, 2006, S. 25–33.
  4. F. Hölzle, A. Rau, D. J. Loeffelbein, M. R. Kesting, T. Mücke, K.-D. Wolff: Results of monitoring fasciocutaneous, myocutaneous, osteocutaneous and perforator flaps: 4-year experience with 166 cases. In: Int J Oral Maxillofac Surg. 37, 2010, S. 21–28.
  5. T. T. Sönmez, O. Al-Sawaf, G. Brandacher, I. Kanzler, N. Tuchscheerer, M. Tohidnezhad, A. Kanatas, M. Knobe, A. Fragoulis, R. Tolba, D. Mitchell, T. Pufe, C. J. Wruck, F. Hölzle, E. A. Liehn: A novel laser-Doppler flowmetry assisted murine model of acute hindlimb ischemia-reperfusion for free flap research. In: PLoS One. 8(6), 2013 Jun 20, S. e66498. doi:10.1371/journal.pone.0066498.
  6. O. Al-Sawaf, A. Fragoulis, C. Rosen, N. Keimes, E. A. Liehn, F. Hölzle, Y. W. Kan, T. Pufe, T. T. Sönmez, C. J. Wruck: Nrf2 augments skeletal muscle regeneration after ischaemia-reperfusion injury. In: J Pathol. 234(4), 2014 Dec, S. 538–547. doi:10.1002/path.4418.
  7. A. Modabber, M. Gerressen, N. Ayoub, D. Elvers, J. P. Stromps, D. Riediger, F. Hölzle, A. Ghassemi: Computer-assisted zygoma reconstruction with vascularized iliac crest bone graft. In: Int J Med Robot. 9(4), 2013 Dec, S. 497–502. doi:10.1002/rcs.1557.
  8. A. Modabber, S. C. Möhlhenrich, N. Ayoub, M. Hajji, S. Raith, S. Reich, T. Steiner, A. Ghassemi, F. Hölzle: Computer-Aided Mandibular Reconstruction with Vascularized Iliac Crest Bone Flap and Simultaneous Implant Surgery. In: J Oral Implantol. (2014)