Filmtage Friedrichshafen

Die Filmtage Friedrichshafen sind ein mehrtägiges Filmfestival, das jährlich unter dem Titel „Jetzt oder nie“ vom Kulturbüro Friedrichshafen veranstaltet wird.[1] Gegründet wurde es 2008 von Claudia Engemann. Es werden Kurzfilme (u. a. Experimentalfilme und Animationsfilme) sowie Dokumentarfilme – gelegentlich auch Filme mit Deutschlandpremiere – gezeigt, die von jungen Regisseuren aus dem deutschsprachigen Raum in den vorangegangenen zwei Jahren erstellt wurden. Zwei mit Geldsummen dotierte Preise werden jährlich vergeben.

Beiträge und Ablauf

Das Filmfest ist besonders für junge Filmemacher attraktiv.[2] Es werden mehr als 300 Filme zur Sichtung eingereicht. Etwa fünfzehn Kurzfilme werden unter der Rubik „Kurz und Gut“ in drei Abschnitten zu je fünf oder sechs Titeln vorgeführt und vom Publikum per Stimmzettel bewertet. Das Programm enthält außerdem mehrere lange Dokumentarfilme und eine Auswahl an Kurzfilmen für Kinder.

Alle Filme werden in dem etwa 100 Sitze umfassenden Kinosaal des Medienhauses Kiesel im k42 am Ufer des Bodensees gezeigt. Im direkten Anschluss stehen oftmals die einzelnen Filmemacher für Publikumsgespräche zur Verfügung.

Veranstaltungsort des Festivals: Das Kulturzentrum Kiesel im k42

Bei den Filmtagen Anfang März 2018 hielt der Filmexperte Urs Spörri die Festrede zum zehnjährigen Jubiläum des Filmfestivals.[3]

Im Jahr 2021 fanden die 13. Filmtage „Jetzt oder Nie“ vom 23.–25. September aufgrund der Corona-Pandemie online und mit kleinerem Programm statt.[4] Für angemeldete Zuschauer wurden Gespräche mit den Filmschaffenden per Videokonferenz angeboten. Wie auch in den Jahren zuvor stimmte das Publikum über den Publikumspreis ab. Die Filmtage fanden 2022 nicht statt.

Die 15. Filmtage fanden zwischen 29. Februar und 4. März 2024 statt.[5]

Preise und Preisträger

Zwei Preise werden im Bereich Kurzfilme vergeben: ein mit bis zum Jahr 2020 in Höhe von 500 €, und ab 2021 in Höhe von 1.000 € dotierter Publikumspreis (gestiftet von der ZF Kunststiftung) sowie der von 2016 bis 2020 mit 1.500 € dotierter Jurypreis, der von der Stadt Friedrichshafen und dem Wissenschaftsministerium gestiftet wurde. Im Jahr 2021 vergibt eine Fachjury zum ersten Mal den nun mit 15.000 € dotierten ZF-Kurzfilmpreis an einem Regisseur/einer Regisseurin. Das von der ZF Kunststiftung zur Verfügung gestellten Preisgeld muss wiederum für ein neues Kurzfilmprojekt ausgegeben werden.[4]

Im Jahr 2016 bestand die Fachjury aus Senta van de Weetering, Lukas Baier, Bernhard Hentschel und Sebastian B. Voss.[6] Im Jahr 2017 gewann das Werk „Voicemail“ von Erec Brehmer[7] sowohl den Publikums- als auch den Jurypreis.[8]

Bei den 11. Filmtagen im Jahr 2019[9] bestand die Fachjury aus dem jungen Filmemacher Erec Brehmer, der Schweizer Regisseurin Fabienne Hadorn, dem freien Filmwissenschaftler Rayd Khouloki und der Journalistin und Mitglied im Kuratorium vom Haus des Dokumentarfilms in Stuttgart, Margrit Schreiber-Brunner. Der unter der Regie von Esther Niemeier[10] animierte Dokumentarfilm „Tracing Addai“, der schon für die Student Academy Awards 2018 in der Kategorie „Documentary (International Film Schools)“ nominiert wurde, gewann den mit 1.500 € dotierter Jurypreis. Außerdem wurde „Facing Mecca“, das Werk des jungen Schweizer Filmemachers Jan-Eric Mack[11] und Gewinner des 2018 „Prix du Cinéma Suisse du Meilleur Court Métrage“ als bester Schweizer Kurzfilm 2018, vom Publikum prämiert.[12][13]

Der Jurypreis für 2020 ging an einem Film von Jan Mocka und Ingo Monitor mit dem Titel Beyond the Tide[14], der von den Schuldgefühlen und der Trauerarbeit einer Kleinfamilie nach einem tragischen Unglück handelt. Der Publikumspreis 2020 ging an dem sieben-minütigen schwarzweiß-Kurzfilm Mall[15] von Jerry Hoffmann, der Filmregie an der Hamburg Media School studiert. Außerdem wurde die filmische Arbeit eines österreichischen Regisseurs, Bernhard Wenger[16], von der Jury gelobt. Sein 13-minütiger Film Guy Proposes to His Girlfriend on a Mountain[17] wurde in einer Einstellung mit einem Smartphone gedreht.[18] Die Preisjury bestand aus David Dybeck, Melanie Eisele, Rayd Khouloki und Margrit Schreiber-Brunner.

Bei dem zwischen dem 23. und dem 25. September 2021 online durchgeführten Filmfestival gewann der 13-minutigen Animationsfilm des in Damaskus, Syrien, geborenen Regisseur Jalal Maghout[19] den zum ersten Mal vergebenen und mit 15.000 Euro dotierten ZF-Kurzfilmpreis.[20] In der Jury saßen Daniel Ebner, der Filmmacher Marcus H. Rosenmüller, und die Kulturjournalistin Anke Sterneborg. Der mit 1.000 dotierten Publikumspreis ging an den Kurzfilm Kaltmiete von Regisseur Marc Philip Ginolas.

Sowohl im Jahr 2023 wie auch im Jahr 2024 wurden beide Preise an einem einzigen Filmemacher verliehen. Der Preisträger von 2023, Paul Ploberger, präsentierte auf den 2024 Filmtage die Rohfassung des Kurzfilms, den er mit Hilfe seines Preisgeldes gedreht hat. Direkt nach dem Testscreening traten er und sein Kameramann per Live-Streaming in einen Dialog mit den Zuschauern.[21]

Jahr Filmtitel Regie Preis
2024 Lang lebe der Fischfriedhof Elsa van Damke ZF-Kurzfilmpreis[22]
2024 Lang lebe der Fischfriedhof Elsa van Damke Publikumspreis[23]
2023 Nackte Männer im Wald Paul Ploberger ZF-Kurzfilmpreis[24]
2023 Nackte Männer im Wald Paul Ploberger Publikumspreis
2021 Have a Nice Dog! Jalal Maghout ZF-Kurzfilmpreis
2021 Kaltmiete Marc Philip Ginolas Publikumspreis
2020 Beyond the Tide Jan Mocka und Ingo Monitor Jurypreis
2020 Mall Jerry Hoffmann Publikumspreis
2019 Tracing Addai Esther Niemeier Jurypreis
2019 Facing Mecca Jan-Eric Mack Publikumspreis
2018 Pix Sophie Linnenbaum Jurypreis
2018 Waru Wote Katja Benrath Publikumspreis
2017 Voicemail Erec Brehmer Jurypreis
2017 Voicemail Erec Brehmer Publikumspreis
2016 Gleichgewicht Bernhard Wenger Jurypreis (erstmals)
2016 Sadakat Ilker Cakat Jurypreis (erstmals)
2016 Der Fährmann und seine Frau Johanna Huth Publikumspreis

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kulturbüro Friedrichshafen: Jetzt oder Nie – Filmtage Friedrichshafen. 2018, archiviert vom Original am 10. Oktober 2018; abgerufen am 28. März 2024.
  2. Lydia Schäfer: Häfler Filmtage zeigen eine tolle Mischung. In: Schwäbische Zeitung. 4. März 2018, abgerufen am 27. Oktober 2018.
  3. Kulturbüro Friedrichshafen: Eröffnung der Filmtage Friedrichshafen 2018. 2018, archiviert vom Original am 10. Oktober 2018; abgerufen am 28. März 2024.
  4. a b Das Festival kommt zu Ihnen nach Hause! Kulturbüro Friedrichshafen, abgerufen am 20. August 2021.
  5. Filmtage Friedrichshafen. Kulturbüro Friedrichshafen, abgerufen am 6. März 2024.
  6. Premiere: Jurypreis vergeben. In: Schwäbische Zeitung. 29. Februar 2016, abgerufen am 27. Oktober 2018.
  7. Erec Brehmer. Internet Movie Database, abgerufen am 27. Oktober 2018 (englisch).
  8. Gudrun Schäfer-Burmeister: "Voicemail" räumt Kurzfilmpreise ab. In: Südkurier. 22. Januar 2017, abgerufen am 27. Oktober 2018.
  9. Harald Ruppert: "Fünf Tage Filmfieber im Kiesel". In: Schwäbische Zeitung. 12. Februar 2019, abgerufen am 18. März 2019.
  10. Esther Niemeier. In: firststeps.de. Archiviert vom Original am 16. Februar 2019; abgerufen am 28. März 2024.
  11. Jan-Eric Mack. In: firststeps.de. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 18. März 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/www.firststeps.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  12. Filmtage Friedrichshafen. In: Kulturbüro Friedrichshafen. Archiviert vom Original am 10. Oktober 2018; abgerufen am 28. März 2024.
  13. Gudrun Schäfer-Burmeister: "Zwei Preise und viel Lob für 14 Kurzfilme". In: Schwäbische Zeitung. 24. Februar 2019, abgerufen am 18. März 2019.
  14. Beyond the Tide. Internet Movie Database, abgerufen am 20. Februar 2020 (englisch).
  15. Mall bei crew united, abgerufen am 20. Februar 2020.
  16. Bernhard Wenger. Internet Movie Database, abgerufen am 20. Februar 2020 (englisch).
  17. Guy Proposes to His Girlfriend on a Mountain. Internet Movie Database, abgerufen am 20. Februar 2020 (englisch).
  18. Jury und Publikum küren die besten Filme. In: Schwäbische Zeitung. 19. Februar 2020, abgerufen am 20. Februar 2020.
  19. Jalal Maghout: "With one leg I stand in Berlin, with the other in Syria". In: CCB Magazine. 7. Oktober 2020, abgerufen am 10. Oktober 2021.
  20. ZF-Kurzfilmpreis 2021 geht an den syrischen Filmregisseur Jalal Maghout. In: Schwäbische Zeitung. 5. Oktober 2021, abgerufen am 10. Oktober 2021.
  21. filmtage.friedrichshafen. In: instagram.com. Abgerufen am 6. März 2024.
  22. Die Berliner Regisseurin Elsa van Damke ist die große Gewinnerin im Wettbewerb um den ZF-Kurzfilmpreis. In: ZF Kunststiftung. 6. März 2024, abgerufen am 6. März 2024.
  23. Elsa van Damke gewinnt den ZF-Kurzfilmpreis. In: Schwäbische Zeitung. 6. März 2024, abgerufen am 6. März 2024.
  24. Regina Michel: ZF-Kurzfilmpreis 2023 und Publikumspreis 2023 der ZF Kunststiftung gehen an den österreichischen Filmregisseur Paul Ploberge. In: ZF Kunststiftung. 6. März 2023, abgerufen am 10. März 2023.