Erlenbrunn

Erlenbrunn
Stadt Pirmasens
Wappen der ehemaligen Gemeinde Erlenbrunn
Koordinaten: 49° 10′ N, 7° 37′ OKoordinaten: 49° 10′ 17″ N, 7° 36′ 49″ O
Höhe: 430 m ü. NHN
Einwohner: 1485 (31. Dez. 2021)[1]
Eingemeindung: 7. Juni 1969
Postleitzahl: 66955
Vorwahl: 06331
Erlenbrunn (Rheinland-Pfalz)
Erlenbrunn (Rheinland-Pfalz)

Lage von Erlenbrunn in Rheinland-Pfalz

Straßenzug in Erlenbrunn
Straßenzug in Erlenbrunn

Erlenbrunn ist seit 1969 ein Stadtteil von Pirmasens.

Geschichte

Frühgeschichte

1930 wurde zwischen Erlenbrunn und dem Kettrichhof ein Feld aus zehn Grabhügeln entdeckt. Der Heimatforscher Oskar Schäfer öffnete bei Grabungen in Anwesenheit des Direktors des Historischen Museums der Pfalz vier der Hügel. Darin fanden sich Skelett- und Brandgräber, die auch Schmuck und Waffen verschiedener Epochen enthielten. Die ältesten Funde wurden in die Frühe Bronzezeit (2000–1900 v. Chr.), andere in die Hallstatt- (700–550 v. Chr.) und die La-Tène-Zeit (5.–1. Jahrhundert v. Chr.) datiert. Die Funde wurden dem Heimatmuseum in Pirmasens übergeben, die restlichen Grabhügel blieben ungeöffnet.[2]

Name

1155 wurde der Ort als Hofgut Ettenburen erwähnt. Hier siedelten Bauern an einem Brunnen mit den Erlen. Es nannte sich „Erlenborn“, dann „Erlenhof“, wie 1534 bezeugt und wie noch mancherorts der heutige Stadtteil bezeichnet wird. Die sich vergrößernde Siedlung hieß im 18. Jahrhundert Erlenbrunner Hof und später Erlenbrunn, der Name, der sich offiziell gehalten hat.

Mittelalter

Das Dorf Erlenbrunn lag im Amt Lemberg der Grafschaft Zweibrücken-Bitsch und dort in der Amtsschultheißerei Vinningen.[3]

Frühe Neuzeit

1570 verstarb Graf Jakob von Zweibrücken-Bitsch (* 1510; † 1570) als letztes männliches Mitglied seiner Familie. Das Amt Lemberg erbte seine Tochter, Ludovica Margaretha von Zweibrücken-Bitsch, die mit dem (Erb-)Grafen Philipp (V.) von Hanau-Lichtenberg verheiratet war. Ihr Schwiegervater, Graf Philipp IV. von Hanau-Lichtenberg, gab durch die sofortige Einführung des lutherischen Bekenntnisses dem streng römisch-katholischen Herzog Karl III. von Lothringen Gelegenheit, militärisch zu intervenieren, da dieser die Lehnshoheit über die ebenfalls zum Erbe gehörende Herrschaft Bitsch besaß. Im Juli 1572 besetzten lothringische Truppen die Grafschaft. Da Philipp IV. der lothringischen Übermacht nicht gewachsen war, wählte er den Rechtsweg. Beim anschließenden Prozess vor dem Reichskammergericht konnte sich Lothringen hinsichtlich der Herrschaft Bitsch durchsetzen, das Amt Lemberg dagegen – und somit auch Erlenbrunn – wurde der Grafschaft Hanau-Lichtenberg zugesprochen.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Siedlung zerstört. Erst 1680 begann eine Neubesiedlung.

1736 starb mit Graf Johann Reinhard III. der letzte männliche Vertreter des Hauses Hanau. Aufgrund der Ehe seiner einzigen Tochter, Charlotte (* 1700; † 1726), mit dem Erbprinzen Ludwig (VIII.) (* 1691; † 1768) von Hessen-Darmstadt fiel die Grafschaft Hanau-Lichtenberg nach dort.

Neuzeit

Im Zuge der Französischen Revolution fiel der linksrheinische Teil der Grafschaft Hanau-Lichtenberg – und damit auch das Amt Lemberg und Erlenbrunn – 1794 an Frankreich. Nach dem Ende der napoleonischen Herrschaft kam Erlenbrunn zum bayerischen Rheinkreis.[4]

Intensiver Ackerbau auf ebenem Gelände und Weidewirtschaft an den Hängen verschafften den bäuerlichen Siedlern bis weit ins 19. Jahrhundert ein karges, aber ausreichendes Auskommen. Als jedoch die Schuhfabriken in der benachbarten Stadt Pirmasens höheren Lohn versprachen, wandten sich immer mehr Erlenbrunner der Schuhmacherei zu. Die Landwirtschaften boten als Nebenerwerbsbetriebe meistens nur noch ein willkommenes Zubrot. Es blieben kaum mehr als ein Dutzend landwirtschaftliche Hauptbetriebe. Erlenbrunn wuchs auf 1.900 Einwohner.

Im Sog der industriellen Schuhherstellung wandelte sich mit der Zeit die Sozialstruktur des Ortes grundsätzlich. Rund 80 Prozent der Arbeitnehmer waren in der Schuhindustrie tätig. Hauptarbeitsort war die Stadt Pirmasens.

Zum 7. Juni 1969 wurde das Dorf nach Pirmasens eingemeindet.[5] Erlenbrunn zeigt sich heute als ein Stadtteil mit dörflichem Grundcharakter. Mit seiner Lage fast 450 m ü. NHN ist Erlenbrunn der höchstgelegene Vorort von Pirmasens.

Politik

Ortsbeirat

Für den Stadtteil Erlenbrunn wurde ein Ortsbezirk gebildet. Dem Ortsbeirat gehören neun Beiratsmitglieder an, den Vorsitz im Ortsbeirat führt die direkt gewählte Ortsvorsteherin.[6]

Für weitere Informationen zum Ortsbeirat siehe die Ergebnisse der Kommunalwahlen in Pirmasens.

Ortsvorsteher

Die Ortsvorsteherin von Erlenbrunn ist Christiane Mattill (FWGM). Sie wurde bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 mit einem Stimmenanteil von 80,49 % wiedergewählt.[7]

Infrastruktur

In Erlenbrunn gibt es verschiedene Handwerksbetriebe sowie eine bekannte Sattlerei.

Der Ortsteil ist an den öffentlichen Personennahverkehr angebunden. Es gibt 14 Vereine im Ortsteil, wie beispielsweise den Tennis-, Hasen- (KZV P104), Gesang- oder den Sportverein SV Erlenbrunn mit den Abteilungen Fußball, Tischtennis und Gymnastik.

Wanderwege rund um den Ort werden vom Pfälzerwaldvereins Erlenbrunn betreut, dazu zählt auch der 16 Kilometer lange Wanderweg zu allen Brunnen und Quellen rund um Erlenbrunn. Ein Nordic Walking Parcours mit drei verschiedenen Strecken führt durch das Rodalbtal.

Siehe auch

Literatur

  • Beamtenverzeichniß und Statistik des Königlich Bayerischen Regierungsbezirkes der Pfalz. Speyer 1870.
  • Friedrich Knöpp: Territorialbestand der Grafschaft Hanau-Lichtenberg hessen-darmstädtischen Anteils. [maschinenschriftlich] Darmstadt 1962. [Vorhanden in Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Signatur: N 282/6].
  • Alfred Matt: Bailliages, prévôté et fiefs ayant fait partie de la Seigneurie de Lichtenberg, du Comté de Hanau-Lichtenberg, du Landgraviat de Hesse-Darmstadt. In: Société d’Histoire et d’Archaeologie de Saverne et Environs (Hrsg.): Cinquième centenaire de la création du Comté de Hanau-Lichtenberg 1480 – 1980 = Pays d’Alsace 111/112 (2, 3 / 1980), S. 7–9.

Einzelnachweise

  1. Klaus Kadel-Magin: Pirmasens verliert Einwohner. In: Die Rheinpfalz. Rheinpfalz Verlag und Druckerei GmbH & Co. KG, Ludwigshafen, 25. Januar 2022, abgerufen am 20. Mai 2022.
  2. Julius B. Lehnung: Geliebtes Pirmasens. 1. Auflage. Band 1 (740–1790). Komet-Verlag, Pirmasens 1978, ISBN 3-920558-00-6, S. 15–17.
  3. Knöpp, S. 12; Matt, S. 9.
  4. Beamtenverzeichniß.
  5. Amtliches Gemeindeverzeichnis (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band 407). Bad Ems Februar 2016, S. 155 (PDF; 2,8 MB).
  6. Stadt Pirmasens: Hauptsatzung. (PDF) § 4 und Anhang. 22. Februar 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Oktober 2019; abgerufen am 25. Oktober 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pirmasens.de
  7. Stadt Pirmasens: Ergebnis Ortsvorsteher Ortsbezirk Erlenbrunn 2019. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Oktober 2019; abgerufen am 25. Oktober 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stadt-pirmasens.de

Weblinks