„Verfügbarkeit von Pkw in der DDR“ – Versionsunterschied

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== Erwerb ==
== Erwerb ==
Aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen konnte die auch in der DDR stetig wachsende Nachfrage nach Kraftfahrzeugen nicht durch entsprechende Produktionskapazitäten ausgeglichen und befriedigt werden. Da die offizielle Preisstabilität in der DDR politische Priorität besaß, war ein Ausgleich von Angebot und Nachfrage über den [[Preismechanismus]] ebenfalls nicht möglich; so schlug sich der Nachfrageüberhangs in langen Wartezeiten für den Erwerb eines Neufahrzeuges nieder.
Aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen konnte die auch in der DDR stetig wachsende Nachfrage nach Kraftfahrzeugen nicht durch entsprechende Produktionskapazitäten ausgeglichen und befriedigt werden. Da die offizielle Preisstabilität in der DDR politische Priorität besaß, war ein Ausgleich von Angebot und Nachfrage über den [[Preismechanismus]] ebenfalls nicht möglich; so schlug sich der Nachfrageüberhang in langen Wartezeiten für den Erwerb eines Neufahrzeuges nieder.


Dem Kauf eines Pkw ging eine Bestellung voran, an die sich eine langjährige Wartezeit bis hin zur Zuteilungsreife anschloss.
Dem Kauf eines Pkw ging eine Bestellung voran, an die sich eine langjährige Wartezeit bis hin zur Zuteilungsreife anschloss.

Version vom 12. August 2008, 22:21 Uhr

Der Pkw-Kauf in der DDR unterschied sich stark vom einfachen Fahrzeugkauf in westlichen Ländern.

Statistik

Die Zahl der zugelassenen Kraftfahrzeuge in der DDR betrug im Herbst 1988 7,5 Millionen, davon waren 3,7 Millionen PKW. Etwa 95 Prozent dieser Fahrzeuge befanden sich in Privatbesitz. Die Einwohnerzahl der DDR betrug im Jahr 1989 etwa 16,6 Millionen.

Erwerb

Aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen konnte die auch in der DDR stetig wachsende Nachfrage nach Kraftfahrzeugen nicht durch entsprechende Produktionskapazitäten ausgeglichen und befriedigt werden. Da die offizielle Preisstabilität in der DDR politische Priorität besaß, war ein Ausgleich von Angebot und Nachfrage über den Preismechanismus ebenfalls nicht möglich; so schlug sich der Nachfrageüberhang in langen Wartezeiten für den Erwerb eines Neufahrzeuges nieder.

Dem Kauf eines Pkw ging eine Bestellung voran, an die sich eine langjährige Wartezeit bis hin zur Zuteilungsreife anschloss. Eine Umgehung der langen Wartezeiten durch geschickte Staffelung mehrerer Bestellungen war nicht möglich, da pro Person nur eine laufende Bestellung zulässig war.

Dies führte dazu, dass viele Jugendliche unmittelbar nach ihrem 18. Geburtstag in der - meist in der jeweiligen Kreisstadt gelegenen - Filiale des VEB IFA-Vertrieb ein Fahrzeug bestellten. Häufig war jede erwachsene Person in einer Familie mit einer laufenden Bestellung „versorgt“.

Da eine Bestellung sich über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren hinzog, erhielt man unter Umständen eine andere Fahrzeugausführung als die ursprünglich bestellte. Die Bestellungen waren also sinngemäß so zu verstehen, dass man zwar einen Trabant oder Wartburg erhielt, diesen aber aus der nächsten oder übernächsten Modellgeneration. Ebenso war der bei der Bestellung geäußerte Farbwunsch durchweg unverbindlich, so dass man bei Abholung entgegennahm, was angeboten wurde.

Wartezeiten

Die Wartezeiten beim PKW-Erwerb änderten sich je nach Nachfrage und vor allem Produktionskapazität. Die nachfolgende Tabelle gibt eine Übersicht über übliche Wartezeiten in Jahren.

Pkw-Typ kürzeste Wartezeit längste Wartezeit
Trabant Limousine 12,5 14
Trabant Universal 13,5 15
Wartburg Limousine 14 16
Wartburg Tourist 14,5 16,5
Škoda 15 16,5
Lada 21013 14,5 16,5
Lada 2105 15,5 17
Lada 2107 15,5 17
Dacia 1300 13,5 16

Gebrauchtwagenmarkt und Ersatzteilversorgung

Resultierend aus der Mangelversorgung mit Neufahrzeugen existierte sowohl für PKW als auch für Ersatzteile neben einem umfangreichen Gebrauchtwagenmarkt auch ein reger Schwarzmarkt.

Die langen Wartezeiten führten zu dem ungewöhnlichen Umstand, dass neue Fahrzeuge deutlich billiger waren als gebrauchte. Der Preis für Gebrauchtwagen lag etwa beim doppelten des Neupreises abzüglich eines Abschlages von 1.000 Mark pro Nutzungsjahr. Diese Praxis war zwar allgemein bekannt und geduldet, jedoch illegal. In Verkaufsanzeigen wurde daher ein niedrigerer Gebrauchtpreis vermerkt. Ebenso wurde der Kaufvertrag in der Regel auf eine gegenüber dem Neupreis niedrigere Kaufsumme ausgestellt, da der Vertrag bei der polizeilichen Ummeldung des Fahrzeuges vorzulegen war. Bis in die 1970er Jahre hinein war es sogar Pflicht, das Gebrauchtfahrzeug vor dem Verkauf einer staatlichen Stelle zur Ermittlung des Zeitwertes vorzuführen.

Quelle

Die genaue Quelle der Daten ist dort nicht verzeichnet, der dazugehörige Artikel zitiert aber mehrfach das statistische Jahrbuch der DDR 1989 beziehungsweise 1990.