Ustica

Ustica
Ustica (Italien)
Ustica (Italien)
Staat Italien
Region Sizilien
Metropolitanstadt Palermo (PA)
Lokale Bezeichnung Ùstica
Koordinaten 38° 43′ N, 13° 11′ OKoordinaten: 38° 43′ 0″ N, 13° 11′ 0″ O
Höhe 49 m s.l.m.
Fläche 8 km²
Einwohner 1.307 (31. Dez. 2022)[1]
Postleitzahl 90010
Vorwahl 091
ISTAT-Nummer 082075
Schutzpatron San Bartolomeo
Website Ustica

Ortschaft Ustica

Ustica [ˈustika] ist eine kleine vulkanische Insel im Tyrrhenischen Meer nördlich von Sizilien. Ustica ist auch der Name der einzigen Gemeinde auf der Insel, die zur Metropolitanstadt Palermo und damit zur Autonomen Region Sizilien gehört und 1307 Einwohner hat (Stand 31. Dezember 2022).

Lage und Daten

Lage von Ustica
Insel Ustica von Osten gesehen

Die Insel Ustica hat eine Fläche von 800 ha, höchste Erhebung ist der Monte Guardia dei Turchi mit 240 m. Die Insel liegt 66 km von der Provinzhauptstadt Palermo entfernt.

Wirtschaft und Verkehr

Die Bewohner leben überwiegend von der Landwirtschaft. Die fruchtbaren Böden eignen sich für den Anbau von Zitrusfrüchten, Getreide, Oliven und Wein. Weitere wichtige Erwerbsquellen sind der Fischfang und der Tourismus. Die einzigartige Unterwasserwelt macht die Insel zu einem beliebten Ziel für Taucher. Vor Cala Santa Maria gibt es unter Wasser römische Ruinen und Schiffswracks zu erkunden. Bekanntester Tauchplatz ist die Grotta dei Gamberi, eine Höhle, die von Einhorn-Garnelen bewohnt wird, deren Augen an den Wänden und der Höhlendecke den Lampenschein reflektieren. Daneben gibt es rund um die Insel Seegrasflächen und Felsen, die zu den besten Tauchplätzen im Mittelmeer gehören. Am Tauchplatz Secca della Colombara gibt es ein Schiffswrack, an dem sich große Barrakudaschwärme aufhalten.[2]

Täglich verkehren mehrere Fähren zwischen Palermo und Ustica. Die Fähren benötigen für die Überfahrt zwei bis drei Stunden.

Geschichte

Funde belegen, dass die Insel schon im 15. Jahrhundert v. Chr. bewohnt war. Entdeckt wurde u. a. ein durch eine noch erhaltene Wehrmauer geschütztes bronzezeitliches Dorf, I Faraglioni, das ab dieser Zeit bestand. Die Funde zeigen enge Parallelen zur mittelbronzezeitlichen Milazzese-Kultur der Liparischen Inseln (ca. 1450–1270 v. Chr.), so dass die Forschung davon ausgeht, dass sich diese Kultur nach Ustica ausdehnte.[3] Die Griechen nannten die Insel Osteodes („Beinhaus“), da dort tausende von Meuterern aus Karthago verhungert waren. Seit der römischen Herrschaft heißt die Insel wegen des schwarzen Lavagesteins Ustica (von ustum „verbrannt“). Im Lauf der weiteren Geschichte stand sie unter der Herrschaft der Araber und der Normannen. Bis in das 18. Jahrhundert war die Insel häufigen Überfällen von Piraten ausgesetzt.

1763 kam Ustica in den Besitz des französischstämmigen Hauses Bourbon-Sizilien. Zu jener Zeit wurde eine Festung mit zwei Wehrtürmen errichtet und die Inselhauptstadt gegründet. Einwanderer von den Liparischen Inseln besiedelten das Gebiet. Eine detailreiche Beschreibung der Insel verfasste Erzherzog Ludwig Salvator.

Als in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Bevölkerung stark anwuchs, wanderten viele Familien nach Amerika aus und siedelten sich vorwiegend in der Gegend von New Orleans an.

Während der Zeit des italienischen Faschismus diente die Insel als Verbannungsort (confino) unliebsamer politischer Gegner wie zum Beispiel Antonio Gramsci und Amadeo Bordiga, dem Gründer der Kommunistischen Partei Italiens. Während des Zweiter Italienisch-Libyscher Kriegs wurden libysche Aufständische auf die Insel verbracht.

Nach dem Kriegseintritt Italiens im Juni 1940 wurde die bestehende Infrastruktur erweitert und die Funktionsbezeichnung angepasst, um „kommunistische Ex-Jugoslawen“ als Internierte in ein neu zu schaffendes paralleles Internierungslager (campo di concentramento) einzuweisen. Faktisch lebten Internierte und confinati mit- und nebeneinander, wobei die erzwungene Nähe viel Konfliktpotential beinhaltete. Unter den confinati waren auch unpolitische Kriminelle, die die anderen Deportierten bestahlen und ihnen das Leben schwer machten.[4]

Am 27. Juni 1980 kam es bei Ustica zum Absturz eines Flugzeugs vom Typ Douglas DC-9-15 der italienischen Fluggesellschaft Itavia. Dabei kamen alle 81 Insassen ums Leben.

Sage

Ustica spielt eine Rolle bei der Lokalisierung einzelner Episoden von Homers Odyssee. So wurde die Schwimmende Insel des Windgottes Aiolos unter anderem mit Ustica gleichgesetzt.[5] Armin Wolf dagegen schließt aus den geografischen Beschreibungen und Windrichtungsangaben in der Odyssee, dass Ustica Aiaia, der Insel der Kirke, entspricht.[6]

Sehenswürdigkeiten

Torre Santa Maria

Veranstaltungen

  • In den Monaten Juni und Juli findet alljährlich eine internationale Ausstellung für Wassersport statt.
  • Die inseltypischen, farbenprächtigen Häuserfronten sind das Ergebnis eines jährlich veranstalteten Wettbewerbs der Wandmalerei.
  • Festa di San Bartolomeo: Zu Ehren des heiligen Bartholomäus, der seit 1763 Schutzpatron der Insel ist, wird am 24. August – dem Bartholomäustag – jährlich ein Fest begangen. Es umfasst u. a. Bootsrennen, Topfschlagen, verschiedene künstlerische Darbietungen und ein Feuerwerk.[7]
Commons: Ustica – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Ustica – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikivoyage: Ustica – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2022).
  2. tauchen-ustica.de
  3. Anna Maria Bietti Sestieri: The Bronze Age in Sicily. In: Harry Fokkens, Anthony Harding (Hrsg.): The Oxford Handbook oft the European Bronze Age. Oxford University Press 2013, S. 658 f.
  4. Carlo Spartaco Capogreco: I campi del duce. L’internamento civile nell’Italia fascista (1940–1943). Einaudi, Torino 2004, S. 246–247.
  5. z. B. Ernle Bradford: Reisen mit Homer. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1992, ISBN 3-423-30310-7.
  6. Armin Wolf: Homers Reisen. Auf den Spuren des Odysseus. überarbeitete Neuauflage. Böhlau-Verlag, 2009, ISBN 978-3-412-20407-5, S. 52ff. (Erstauflage 1968)
  7. Informationen bei fest-sagre.it (italienisch)