„Seute Deern (Schiff, 1919)“ – Versionsunterschied
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Die '''{{lang|nds|Seute Deern}}''' ({{ndsS|für ''Süßes Mädchen''}}) – ursprünglich ''Elisabeth Bandi'', später ''Bandi'' und ''Pieter Albrecht Koerts'' – ist eine hölzerne [[Bark (Schiffstyp)|Bark]] und Restaurantschiff in [[Bremerhaven]]. Das Schiff steht seit 2005 als Bestandteil der Gesamtanlage ''[[Deutsches Schifffahrtsmuseum]]'' unter [[Denkmalschutz]].<ref name="LfD" /> Am 31. August 2019 sank die ''Seute Deern'' im [[Alter Hafen (Bremerhaven)|Alten Hafen]].<ref name="Schieflage" /> Nach Gutachtermeinung ist dieses Unglück ein „konstruktiver Totalschaden“<ref>[https://www.welt.de/regionales/niedersachsen/article202138170/Gutachten-Seute-Deern-ist-konstruktiver-Totalschaden.html Gutachten: «Seute Deern» ist «konstruktiver Totalschaden»]</ref><ref>[https://www.spiegel.de/panorama/bremerhaven-museumsschiff-seute-deern-ist-laut-gutachtern-ein-totalschaden-a-1292294.html Gutachter attestieren "Seute Deern" Totalschaden]</ref> und zum Abbruch vorgesehen.<ref>{{Internetquelle |autor=Heiner Otto |url=https://www.nwzonline.de/bremerhaven/bremerhaven-museumsschiff-in-bremerhaven-die-seute-deern-wird-abgewrackt_a_50,6,705924322.html |titel=Die „Seute Deern“ wird abgewrackt |werk=[[Nordwest-Zeitung]] |hrsg= |datum=2019-10-23 |abruf=2019-10-23 |sprache=de}}</ref> |
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Version vom 23. Oktober 2019, 14:43 Uhr
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Die Seute Deern (niederdeutsch für Süßes Mädchen) – ursprünglich Elisabeth Bandi, später Bandi und Pieter Albrecht Koerts – ist eine hölzerne Bark und Restaurantschiff in Bremerhaven. Das Schiff steht seit 2005 als Bestandteil der Gesamtanlage Deutsches Schifffahrtsmuseum unter Denkmalschutz.[1] Am 31. August 2019 sank die Seute Deern im Alten Hafen.[2] Nach Gutachtermeinung ist dieses Unglück ein „konstruktiver Totalschaden“[3][4] und zum Abbruch vorgesehen.[5]
Geschichte
1919 lief das Schiff auf der Gulfport Schiffswerft im US-Bundesstaat Mississippi als Viermast-Gaffelschoner Elisabeth Bandi vom Stapel. Es war aus frischem Holz der Sumpf-Kiefer in Kraweelbauweise ohne Kupferbeschlag („Wurmhaut“) zusammengefügt, was in der Folgezeit zu extremen Problemen führte. Das Schiff war durch Verziehen des Rumpfes und Schiffsbohrwurmfraß dauernd undicht und musste stetig gelenzt sowie nach jeder Fahrt repariert werden. 1925 kam es durch Verkauf zu Walter E. Reid nach Bath in Maine. Das Schiff transportierte Holz unter US-amerikanischer Flagge, bevor es 1931 nach Europa an den finnischen Reeder William Uskanen aus Sotkoma verkauft wurde, der es nun als Bandi ebenfalls im Holzhandel zwischen Finnland, Dänemark und England einsetzte. Das kühle und salzarme Ostseewasser stoppte den Wurm- und Muschelfraß, so dass das Lenzen des Schiffes sich deutlich reduzierte (Holzschiffe mussten stets gelenzt werden). 1935 kam die Bandi an den Finnen Laiva Bandi als neuem Eigner, der das Schiff jedoch an die Maklerfirma Yrjänen & Kumpp, Rauma, zur Befrachtung überließ. Nach drei Jahren fand man keine ausreichende Ladung für den Segler mehr und verkaufte ihn am 7. November 1938 für 26.500 Reichsmark an den Hamburger Reeder John T. Essberger. Er ließ das Holzschiff bei Blohm + Voss in Hamburg überholen und zu einer Bark mit Stahl-Rigg umbauen. Es entstand in halbjähriger Arbeit (16. Dezember 1938 – 15. Juni 1939) ein runderneuertes Schiff. Eine auffällige Neuerung an der Bark war eine überlebensgroße Galionsfigur – eine „Seute Deern“, die den Vorsteven schmückte und der Bark den Namen Seute Deern gab. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, den die Bark durch umsichtige Kapitäne überdauerte, wurde sie in der Ostsee und angrenzenden Gewässern als frachtfahrendes Ausbildungsschiff eingesetzt. Zu Kriegsende lag sie in Lübeck.
Nach dem Krieg wurde die Bark im Juni 1946 mit Schlepperhilfe nach Travemünde zur Schlichting-Werft zwecks Umbaus zu einem Hotelschiff gebracht. 1947 kam die Seute Deern im Schlepp nach Hamburg und lag als Hotel- und Restaurantschiff im Hafen am Liegeplatz der alten Fähre VII. Wegen steigender Unrentabilität verkaufte die Reederei Essberger 1954 die Seute Deern für 40.000 Mark in die Niederlande an Albert Jan Koerts, einen Amerikaner niederländischer Herkunft. Er stiftete sie als schwimmende Jugendherberge seiner Heimatstadt Delfzijl unter dem Namen seines Vaters Pieter A. Koerts (Pieter-A.-Koerts-Stiftung). Nach weiteren zehn Jahren wurde das Schiff wegen der hohen Unterhaltskosten erneut unrentabel und kam durch Verkauf für 33.440 Mark wieder nach Deutschland. Neue Eignerin wurde 1964 die Emder Gastwirtin Erna Hardisty, neuer Heimathafen Emden. Das Schiff erhielt wieder seinen vorigen Namen Seute Deern. Erhebliche Ausbauarbeiten zum Gaststättenschiff standen an, zudem sank das wieder undichte Holzschiff an seinem Liegeplatz, womit alle Pläne zunichte wurden. So wurde es 1965 an den Kaufmann Hans Richartz aus Helgoland für nunmehr 61.000 Mark verkauft. Richartz gelang es, nach Heben des Schiffes den Ausbau der Bark auf der Schröder-Werft in Emden nach eigenen Plänen zu einer schwimmenden Gaststätte zu gestalten. Am 22. Juni 1966 wurde die Bark zu ihrem neuen Liegeplatz im Alten Hafen von Bremerhaven verholt.
1972 erhielt das Deutsche Schiffahrtsmuseum Bremerhaven die Bark als Gründungsgeschenk von der Stadt Bremerhaven. Beide Städte des Landes, Bremerhaven und Bremen, ließen die Seute Deern erneut gründlich überholen. Damit reiht sie sich heute unter die weltweiten Museumsschiffe ein. Die Bark liegt als Restaurant-, Museums- und Trauungsschiff in Bremerhaven vor dem Columbus-Center. Im Laufe der Zeit ist sie zu einem Wahrzeichen der Stadt Bremerhaven geworden.
Im Laufe der Zeit mussten weitere und umfangreiche Umbauarbeiten vorgenommen werden, um die Seute Deern zu erhalten. Zuletzt wurde das Schiff Anfang des 21. Jahrhunderts gedockt.[6] In den 2010er-Jahren wurde deutlich, dass das Schiff umfassend restauriert werden muss, um erhalten werden zu können. So ist z. B. der Rumpf leck. Das Schiff wird mithilfe von Pumpen schwimmfähig gehalten, die täglich bis zu 150.000 l Wasser aus dem Rumpf pumpen.[7]
Schiffsdaten
In eckigen Klammern als Schoner
- Konstruktion: Holz-Rumpf als Glattdecker in Kraweel, Masten mit Stenge; nach Umbau zur Bark: Stahlmasten, Rahmasten mit Mars- und Bramstenge
- Rigg: Standardrigg Viermastgaffelschoner mit Stag- und Gaffeltoppsegeln; nach Umbau Standardrigg Bark, doppelte Mars-, einfache Bramrahen, Royals; Besanmast mit Stenge und 2 Gaffeln
- Mastfolge: als Bark: Fock-, Groß- und Besanmast; als Viermastschoner: Fock-, Groß-, Kreuz- und Besanmast (dt. Standardbenennung)
- Anzahl der Decks: zwei durchgehende Holzdecks als Schoner
- Jungfernfahrt: 1919 nach Philadelphia
- Reederei: Marine Coal Company, New Orleans (Louisiana, USA)
- weitere Reedereien: 1925 Walter E. Reid, 1931 William Uskanen, 1935 Yrjänen & Kumpp (Laiva Bandi), 1938 John T. Essberger, 1954 Stichting Pieter Albrecht Koerts, 1964 Erna Hardisty, 1965 Hans Richartz, 1972 Deutsches Schifffahrtsmuseum Bremerhaven
- Heimathafen: New Orleans, Bath; Sotkoma, Rauma; Hamburg; Delfzijl; Emden, Bremerhaven
- Galionsfigur: zunächst keine (als Schoner); Frauenfigur mit Kopftuch („Seute Deern“) seit Umbau zur Bark Seute Deern
- Raumtiefe: 4,56 m [4,60 m]
- Segelfläche: 1.418 m² (23 Segel: 10 Rah-, 4 Vor-, 6 Stagsegel, 2 Besane, 1 Gaffeltoppsegel); [1.107 m² (15 Segel: 4 Gaffel-, 4 Gaffeltopp-, 4 Vor-, 3 Stagsegel)]
- Hilfsantrieb: keiner
- Besonderheiten: Restaurant- und Museumsschiff
Havarie im Hafen
Die Seute Deern hatte schon seit längerem Probleme mit eindringendem Wasser. Schon bei der letzten Instandsetzung 1978 hatte man es mit 600 Litern eindringendem Wasser pro Tag zu tun. Da Geld fehlte, wurde nur das Nötigste repariert. Später wurden sechs Pumpen eingebaut, die zuletzt 390 Kubikmeter Wasser pro Tag außenbords beförderten. Am 15. Februar 2019 geriet das Vorschiff zwischen Innen- und Außenverschalung unweit der Kombüse aus noch ungeklärter Ursache in Brand.[8][9] Zur Feuerbekämpfung wurden über der Wasserlinie Planken entfernt. Der Umfang der Schäden ist noch nicht bekannt. Nachdem alle sechs Pumpen ausgefallen waren, sank das Schiff am 30. August 2019 auf den Grund des Hafens.[2] Ein aus Hafenschlick hafenseitig aufgeschütteter Damm verhinderte, dass das Schiff umkippte und auf die Columbusstraße fiel.[10]
Nachdem Gutachter die Schäden analysiert hatten, entschloss der Stiftungsrat des Deutschen Schifffahrtsmuseums, dass die Seute Deern abgewrackt wird. Die Schäden wurden als "konstruktive Totalschaden" bezeichnet. Das Abwracken selbst soll im Hafen erfolgen, da selbst ein Transport in eine Werft nicht mehr möglich erscheint.[11]
Galionsfigur
Ein auffälliges Detail der Seute Deern, die Galionsfigur der Bark, ist auf einer deutschen Briefmarke erschienen. Die Dauerbriefmarke Seute Deern Bremerhaven wurde am 6. März 2003, den das Deutsche Schifffahrtsmuseum zum „Tag der Museumsschiffe“ erklärt hatte, zur Ausgabe freigegeben. Der Wert der Briefmarke beträgt 2,60 Euro.
Literatur
- Peter Gording (Pseud. v. Helmut Schultz): Kurs Goldland Alaska. Lengerich: Klein 1964; erweiterte Neuausgabe: Der Höllenspuk begann in Frisco. Balve: Engelbert 1972. (Autobiographischer Jugendroman über die Meuterei auf der Elisabeth Bandi im Jahre 1919.)
- Dirk J. Peters: OCEANUM. Das maritime Magazin KOMPAKT. Die SEUTE DEERN. Segler in Seenot. Oceanum Verlag e.K., Wiefelstede. ISBN 978-3-86927-702-8
- Dirk Peters: Die historische Bark SEUTE DEERN. 50 Jahre im Alten Hafen und Museumshafen in Bremerhaven. In: Männer vom Morgenstern, Heimatbund an Elb- und Wesermündung e. V. (Hrsg.): Niederdeutsches Heimatblatt. Nr. 797. Nordsee-Zeitung GmbH, Bremerhaven Mai 2016, S. 3 (Digitalisat [PDF; 814 kB; abgerufen am 27. Juli 2019]).
- Dirk Peters: Die Bark SEUTE DEERN gab den Anstoß. 50 Jahre Schiffahrtsgeschichtliche Gesellschaft Bremerhaven (1966–2016). In: Männer vom Morgenstern, Heimatbund an Elb- und Wesermündung e. V. (Hrsg.): Niederdeutsches Heimatblatt. Nr. 802. Nordsee-Zeitung GmbH, Bremerhaven Oktober 2016, S. 1–2 (Digitalisat [PDF; 10,1 MB; abgerufen am 23. Juli 2019]).
- Hans Graulich: Die Geschichte des „Präsidentenlabskaus“. Der ehemalige Chefkoch der Seute Deern erinnert sich. In: Männer vom Morgenstern, Heimatbund an Elb- und Wesermündung e. V. (Hrsg.): Niederdeutsches Heimatblatt. Nr. 824. Nordsee-Zeitung GmbH, Bremerhaven August 2018, S. 1–2 (Digitalisat [PDF; 4,5 MB; abgerufen am 19. Januar 2019]).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Denkmaldatenbank des LfD
- ↑ a b Heiner Otto: Segelschiff „Seute Deern“ in bedrohlicher Schräglage. In: Internetseite NWZ Online. 31. August 2019, abgerufen am 31. August 2019.
- ↑ Gutachten: «Seute Deern» ist «konstruktiver Totalschaden»
- ↑ Gutachter attestieren "Seute Deern" Totalschaden
- ↑ Heiner Otto: Die „Seute Deern“ wird abgewrackt. In: Nordwest-Zeitung. 23. Oktober 2019, abgerufen am 23. Oktober 2019.
- ↑ Wilfried Moritz: Warten auf den Werfttermin. (PDF; 1,4 MB) In: Sonntagsjournal der Nordsee-Zeitung. 24. August 2014, abgerufen am 16. Juni 2019.
- ↑ Bremerhaven: 30 Millionen für Sanierung von „Seute Deern“? In: Internetseite buten un binnen, Radio Bremen. 18. Oktober 2017, abgerufen am 16. Juni 2019.
- ↑ Nina Willborn, Vanessa Ranft: Feuer auf dem Museumsschiff „Seute Deern“ in Bremerhaven. In: Internetseite Weser-Kurier. 16. Februar 2019, abgerufen am 16. Februar 2019.
- ↑ Heiner Otto: Brand auf Museumsschiff in Bremerhaven: Bangen um die „Seute Deern“. In: Internetseite Nordwest-Zeitung. 18. Februar 2019, abgerufen am 19. Februar 2019.
- ↑ Mitteilung Peter Raap
- ↑ Bremerhavens Wahrzeichen "Seute Deern" wird abgewrackt. 23. Oktober 2019, abgerufen am 23. Oktober 2019.
Koordinaten: 53° 32′ 26″ N, 8° 34′ 42″ O