Rainer Meyer

Rainer Meyer, Pseudonym Don Alphonso, (* 3. Februar 1967)[1] ist ein deutscher Journalist, Autor und Blogger.

Leben

Nach dem Abitur am Christoph-Scheiner-Gymnasium in Ingolstadt im Jahre 1987 studierte Meyer Kunstgeschichte und wurde 1998 nach eigenen Angaben „eher zufällig“ Journalist.[2] Er arbeitete als Deutschland-Korrespondent sowie Büroleiter des Aufbau[3] und gestaltete ein Rundfunkprogramm für die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern auf M94,5. Dafür wurde er sowohl 2000[4] als auch 2001[5] mit dem Alternativen Medienpreis ausgezeichnet.

Bekannt wurde er in der Internet- und Medienszene als Autor der Website „Dotcomtod“, die ab 2001 den Niedergang der New Economy publizistisch im Internet begleitete und 2002 ebenfalls den Alternativen Medienpreis erhielt.[6][7] Im Jahr 2003 verarbeitete er seine Erfahrungen in dem Roman Liquide bei Schwarzkopf & Schwarzkopf. In dieser „Farce auf die New Economy“ beschäftigt er sich mit dem Ende des Dotcom-Booms.[8]

Meyer lebt in Ingolstadt und Gmund am Tegernsee.[9][10]

Blogautor

Im Dezember 2003 startete er den Blog Rebellen ohne Markt, der sich den Folgen des Niedergangs der digitalen Wirtschaft und ihren Akteuren widmet. 2004 gab er mit Kai Pahl das Buch Blogs! heraus, das er mit dem bis 2012 betriebenen Meta-Blog Blogbar.de fortführte.[3][11] Die „Blogbar“ gehörte im ersten Halbjahr 2009 zu den zehn wichtigsten Medienblogs im deutschsprachigen Raum.[12]

Von 2008 bis 2010 war Meyer in der Jury des Alternativen Medienpreises.[13]

2009 gewann Frank Schirrmacher Meyer dafür, den Blog Stützen der Gesellschaft auf faz.net zu betreiben.[14] Er widmete sich dort den Betrachtungen und Kommentierungen der bayerischen und gesamtdeutschen Gesellschaft sowie der Oberschicht aus Oberbayern, die er laut Meedia „aufs Korn nehmen will“.[10] Der Name der für den Blog verwendeten Kunstfigur „Don Alphonso“ stammte aus Meyers Studienzeit, als er für eine Radio-Comedy seine Sprechrolle so nannte, um sich über die CSU-nahe Alfons-Goppel-Stiftung lustig zu machen.[15] Im Juli 2010 startete er zusätzlich den Blog Deus ex Machina, ebenfalls auf faz.net.[16] Im März 2018 trennte sich FAZ.net aufgrund einer Neuausrichtung ihrer Blogseite von Meyer und anderen Autoren wie Hans Ulrich Gumbrecht und Carsten Knop (der zu Jahresbeginn FAZ-Chefredakteur für Digitale Produkte wurde) zugunsten von Podcasts.[17]

Am 1. April 2018 erschien sein erster Beitrag unter dem bisherigen Blogtitel Stützen der Gesellschaft auf Welt.de.[18] Künftig publiziert Meyer dort sowohl im freien Bereich als auch innerhalb des zahlungspflichtigen Angebotes Welt Plus.[19]

Rezeption

Don Alphonso vertrat in der „Blogbar“ mehrmals die Ansicht, Blogs lieferten keine schlechteren Leistungen als klassischer Journalismus.[20] Der Großteil der Texte der „Blogbar“ ist kommentierend und kritisierend gehalten.[21]

Im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit für „Dotcomtod“ schrieb Meedia über Meyers Informationen: Er „schien bei den Investoren und CEOs unterm Schreibtisch zu hocken und mit zu notieren“. Sein Roman Liquide, der die Essenz seines Wirkens dort sei, sei ein Schlüsselroman zur New Economy, der die damalige Szene treffend und mit gewohnter Bosheit zusammenfasse.[10]

Thomas Thiel bezeichnete Meyer in der FAZ im April 2008 (also noch vor Meyers Wirken dort) als den „böseste[n] unter den deutschen Bloggern“ und „»selbsternannte[n] Don Gnadenlos«“. Getrieben vom „radikal aufklärerischen Impuls: Contra deum terramque, gegen Gott und die Welt“ „wettert er, politisch unverrechenbar, gegen die selbstverliebte Berliner Bloggerszene“. Meyer „richtet und wütet, [verstrickte] sich in Beleidigungen und Abmahnungen, hat [...] sich mit der halben Blogosphäre angelegt und einen entsprechenden Ruf erworben“. Er habe betroffene Medien zwar angerufen, dort jedoch oft keine Antwort erhalten, so dass er inzwischen auf eine Vorwarnung oft verzichte. Nach dem Eindruck von Thiel lasse sich Meyer gern herausfordern: „Er hat ein dickes Fell. Er kann austeilen. Einstecken muss er nicht. Davor schützt ihn seiner Theorie zufolge seine Kunstfigur Don Alphonso, der die Beleidigungen gelten und die nichts mit seinem privaten Ich zu tun habe.“[22]

2010 beschrieb die dpa Meyer in einem unter anderem in der Zeit[16] und im Hamburger Abendblatt[23] abgedruckten Bericht als „für seine Polemiken bekannten Blogger“. Der Onlinebranchendienst Meedia nannte ihn 2009 den „bösen Buben der Blog-Szene“, der „in den Wunden der Medien- und Internetszene“ bohre.[10]

Scharloths Vortrag am 30C3

Der Linguist Joachim Scharloth präsentierte 2013 beim 30C3 eine Textkorpusauswertung mehrerer ausgewählter deutscher Blogs und Websites mit dem Ziel, die Vorgehensweise von Geheimdiensten wie der NSA bei der linguistischen Analyse von Texten im Internet zu demonstrieren.[24] Meyers Blog erreichte hierbei den zweithöchsten „Radikalitätsindex“ und lag nicht nur vor Fefes Blog, netzpolitik.org und Mädchenmannschaft, sondern auch vor zwei islamistischen Foren sowie Kreuz.net und Indymedia. Einerseits liefere diese „beispielhafte Analyse“ das Ergebnis, dass Meyer der „skandalträchtigste Blogger im deutschen Raum“ sei,[25] andererseits zeige dies auch, dass die angewendeten Verfahren trotz ihrer Komplexität noch fehleranfällig seien.[26]

Vorwürfe fehlerhafter Recherche

Neben seiner polarisierenden Rhetorik kritisierten Blogger-Kollegen und Journalisten auch eine mangelhafte Recherche Meyers:

  • 2011 veröffentlichte Meyer auf seinem Privatblog eine nicht zutreffende Meldung über die angebliche Schließung der Spiegel Online-Kolumnensammlung „S.P.O.N.“, nachdem diese nicht mehr auf der Website von Spiegel Online verlinkt war.[27][28]
  • Im Februar 2014 kommentierte Meyer die „Thanks Bomber Harris“-Aktion am Jahrestag der Luftangriffe auf Dresden, an der auch die Piratenpartei-Politikerin Anne Helm beteiligt gewesen war. Der Journalist Michael Seemann warf ihm daraufhin in seinem Blog Recherchefehler vor.[29][30]
  • 2017 behauptete Meyer in der FAZ-Printausgabe im Untertitel eines Artikels über den G20-Gipfel „in einem Blog der ,Zeit‘, den das Justizministerium mitbezahlt“, werde Terror verharmlost. Nach Kritik an seinem in ähnlicher Form auch in seinem Blog und von weiteren Medien aufgegriffenen Artikel stellte die FAZ richtig: „Dies ist unzutreffend.“[31]

Auszeichnungen

Veröffentlichungen

  • Don Alphonso: Liquide: der finale Dotcomtod-Roman, worin drei Helden ausziehen, um den Reichen & Mächtigen der New economy zu nehmen, und um einem noch Reicheren wiederzugeben, abzüglich einer kleinen Provision für Heldentaten, nebst den üblichen Spesen für Sex, Drogen & Luxus. Schwarzkopf und Schwarzkopf, Berlin 2003, ISBN 3-89602-449-3
  • Don Alphonso, Kai Pahl (Hrsg.): Blogs! Text und Form im Internet. Schwarzkopf und Schwarzkopf, Berlin 2004, ISBN 3-89602-600-3
  • Don Alphonso: Anything goes - Bloggen zwischen Beliebigkeit, Freiheit und der Dummheit der Neuen Medien Economy. In: Vanessa Diemand (Hrsg.): Weblogs, Podcasting und Videojournalismus. Ergebnis der gleichnamigen Tagung vom 23. bis 24. September 2005 am ZKM, Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe, Heise, Hannover 2007, ISBN 978-3-936931-41-9, S. 93–101

Literatur

  • Don Gnadenlos. Stefan Winterbauer über Rainer Meyer. In: Stephan Weichert/Christian Zabel (Hrsg.): Die Alpha-Journalisten 2.0. Deutschlands neue Wortführer im Porträt, von Halem Verlag, Köln 2009, ISBN 978-3-938258-92-7, S. 192–200

Einzelnachweise

  1. Christoph-Scheiner-Gymnasium: Jahresbericht 1985/86, Seite 60
  2. Weblogs, Podcasting & Videojournalismus: Neue Medien zwischen demokratischen und ökonomischen Potentialen, Tagung des ZKM | Institut für Medien und Wirtschaft, mbw-ka.de, September 2005.
  3. a b Die sorglose Masse, umagazine.de
  4. Alternativer Medienpreis: Preisträger 2000
  5. Alternativer Medienpreis: Preisträger 2001
  6. Alternativer Medienpreis: Preisträger 2002; Journalistenakademie: Rainer Meyer (alias Don Alphonso).
  7. Christian Scholz: New Economy: Das Prinzip Don Alphonso. In: Manager Magazin. 20. August 2003.
  8. Rezensionsnotizen zu Don Alphonso: Liquide bei Perlentaucher.
  9. Rainer Meyer: Don Alphonso: Warum ich mich vor Google schütze, Donaukurier vom 13. August 2010
  10. a b c d Stefan Winterbauer: Don Alphonso bloggt bei der „FAZ“. In: Meedia. 19. Januar 2009.
  11. Maik Söhler: Don Alphonso: Bloggen für Anfänger. Interview mit Don Alphonso, Netzeitung, 7.–9. Februar 2007 (Teil 1 (Memento vom 16. Februar 2007 im Internet Archive)/Teil 2 (Memento vom 10. Februar 2007 im Internet Archive)/Teil 3 (Memento vom 11. Februar 2007 im Internet Archive))
  12. Tobias Eberwein: Von „Holzhausen“ nach „Blogville“ – und zurück: Medienbeobachtung in Tagespresse und Weblogs. In: Tobias Eberwein, Daniel Müller (Hrsg.): Journalismus und Öffentlichkeit: Eine Profession und ihr gesellschaftlicher Auftrag. Festschrift für Horst Pöttker. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-531-15759-7, S. 154, doi:10.1007/978-3-658-17798-0_3.
  13. Rainer Meyer (alias Don Alphonso) (Memento vom 5. September 2016 im Internet Archive) Alternativer Medienpreis
  14. Lutz Hagestedt: Hochkulturarroganz und Seriositätsidee. In: literaturkritik.de. Oktober 2012.
  15. Don Alphonso: Bloggen für Anfänger und Profis, Golem.de vom 9. Juli 2007, abgerufen am 8. März 2018
  16. a b Medien: «Deus ex Machina»: «FAZ» startet neues Blog. In: Die Zeit vom 30. Juli 2010.
  17. "FAZ" trennt sich von Don Alphonso, Tagesspiegel vom 6. März 2018, abgerufen am gleichen Tag
  18. Don Alphonso: Stützen der Gesellschaft, Blog bei Welt.de.
  19. Don Alphonso wechselt von der FAZ zur Welt: „Man kann heute keine Geschichte mehr erzählen, ohne dass sich jemand betroffen fühlt“, Interview auf meedia.de, abgerufen am1. April 2018
  20. Christoph Neuberger, Christian Nuernbergk, Melanie Rischke: Eine Frage des Blickwinkels? Die Fremd- und Selbstdarstellung von Bloggern und Journalisten im öffentlichen Metadiskurs. In: Christoph Neuberger, Christian Nuernbergk, Melanie Rischke (Hrsg.): Journalismus im Internet: Profession – Partizipation – Technisierung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-531-15767-2, S. 151 f., doi:10.1007/978-3-531-91562-3_4.
  21. Tobias Eberwein: Von „Holzhausen“ nach „Blogville“ – und zurück: Medienbeobachtung in Tagespresse und Weblogs. In: Tobias Eberwein, Daniel Müller (Hrsg.): Journalismus und Öffentlichkeit: Eine Profession und ihr gesellschaftlicher Auftrag. Festschrift für Horst Pöttker. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-531-15759-7, S. 160, doi:10.1007/978-3-658-17798-0_3.
  22. Thomas Thiel: Wer bloggt so spät durch Nacht und Wind?. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 14. April 2008.
  23. „FAZ“ startet Blog zur göttlichen Internetmaschine. In: Hamburger Abendblatt. 31. Juli 2010.
  24. CCC: Überwachen und Sprache. Abgerufen am 3. September 2017 (englisch).
  25. Stefan Schulz: Der radikalste Blogger im ganzen Land. In: FAZ.net. 27. Dezember 2013.
  26. Martin Holland: 30C3: Überwachungsalgorithmen und die "Radikalität" von Fefes Blog. In: heise.de. 28. Dezember 2013, abgerufen am 9. September 2017.
  27. Rainer Meyer: S.P.O.H.N. 30. Mai 2011.
  28. Stefan Niggemeier: Don Alphonsos vorzeitiger Samenerguss. 30. Mai 2011.
  29. Rainer Meyer: Die hoaxige Femen-Demonstration in Dresden. 28. Februar 2014, archiviert vom Original am 4. März 2014;.
  30. Michael Seemann: Das Problem Don Alphonso. In: mspr0.de, 7. März 2014.
  31. Stefan Niggemeier: Maas fördert doch keine Terrorverharmlosung bei der „Zeit“. In: uebermedien.de, 16. Juli 2017.