„Polizeiliche Lage“ – Versionsunterschied

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Eine '''polizeiliche Lage''' ist eine [[Situation]], in der von der [[Polizei]] auf Grund ihrer [[Polizeiliche Aufgabe|Aufgabe]], [[Straftat]]en zu verfolgen ([[Legalitätsprinzip]]), zu unterbinden oder zu verhindern ([[Gefahrenabwehr]]), ein Handeln gefordert ist. Sie wird durch ein Lagebild beurteilt, eine Darstellung der polizeilichen Lagen mit unterschiedlichen Bezügen.
Eine '''polizeiliche Lage''' ist eine [[Situation]], in der von der [[Polizei]] aufgrund ihrer [[Polizeiliche Aufgabe|Aufgabe]], [[Strafrecht#Straftat|Straftaten]] zu verfolgen ([[Legalitätsprinzip]]), zu unterbinden oder zu verhindern ([[Gefahrenabwehr]]), ein [[polizeiliches Handeln|Handeln]] gefordert ist.


Der Begriff wird unterschiedlich verwendet. Zum einen wird er als taktischer Begriff, zum anderen als Teil der Sicherheitslage verstanden.
Der Begriff wird unterschiedlich verwendet. Zum einen wird er als taktischer Begriff, zum anderen als Teil der [[Sicherheitslage]] verstanden. Alternativ gibt es auch den Begriff '''Einsatzlage'''.


==Einsatzlehre==
== Einsatzlehre ==
Bei der Polizei werden vielerlei Lagen erfasst und beurteilt; dabei werden Lagebilder deutlich. Die Beurteilung der Lage (BdL) findet zentral statt, beispielsweise bei einem organisationsübergreifenden Lagezentrum.
Bei der Polizei werden vielerlei Lagen erfasst und beurteilt (thematisch, geografisch); dabei werden Lagebilder deutlich. Die Beurteilung der Lage (BdL) findet zentral statt, beispielsweise bei einem verbandsübergreifenden Lagezentrum. Aus jeder [[Sicherheitsstörung]] erwächst eine polizeiliche Lage.


Polizeiliche Lagen haben funktionale (Personen, Gruppen usw.) und zeitliche ([[Kalender]] oder Ereignis) Bezüge. Funktionale Lagen sind beispielsweise Kriminalitäts-, Gefährdungs- und Staatsschutzlagen. Diese fließen nicht nur in die polizeiliche Taktik, sondern auch in die [[polizeiliche Kriminalstatistik]] (PKS) ein.
Polizeiliche Lagen haben funktionale (Personen, Gruppen usw.) und zeitliche ([[Kalender]] oder Ereignis) Bezüge. Funktionale Lagen sind beispielsweise Kriminalitäts-, Gefährdungs- und Staatsschutzlagen. Diese fließen nicht nur in die polizeiliche Taktik, sondern auch in die [[polizeiliche Kriminalstatistik]] (PKS) ein.


Eine weitere funktionale (thematische) Lage ist die [[Schadensereignis|Großschadenslage]] (GSL) mit einem zeitnahen [[Alarmierung|Kräfteaufruf]], einem hohen Personaleinsatz sowie der Bildung einer ''[[Aufbauorganisation#AAO_und_BAO_in_der_.C3.96ffentlichen_Verwaltung|Besonderen Aufbauorganisation]]'' (BAO). Sie ist eine Sofortlage.
Eine weitere funktionale (thematische) Lage ist die Großschadenslage (GSL) mit einem zeitnahen [[Alarmierung|Kräfteaufruf]], einem hohen Personaleinsatz sowie der Bildung einer ''[[Aufbauorganisation#AAO_und_BAO_in_der_.C3.96ffentlichen_Verwaltung|Besonderen Aufbauorganisation]]'' (BAO). Sie ist eine Sofortlage.


==Arten==
== Arten ==
[[Taktik der Polizei|Polizeitaktisch]] spricht man von
[[Taktik der Polizei|Polizeitaktisch]] spricht man von


*'''Zeitlagen''', wenn ein Ereignis vorhersehbar ist (z. B. angemeldete Veranstaltungen, [[Versammlung]]en, [[Staatsbesuch]]e). Diese Lage ist zeitbezogen und kann organisatorisch ([[Einsatzbefehl]]) und personell geplant werden. Hierbei kann ein sicherer und ausreichender [[Personaleinsatz]] gewährleistet werden. Ferner kann lange im voraus eine BAO aufgestellt werden. Das zeitbezogene Gegenteil hierzu sind Sofortlagen.
*'''Zeitlagen''', wenn ein Ereignis vorhersehbar ist (z. B. angemeldete Veranstaltungen, [[Versammlung]]en, [[Staatsbesuch]]e). Diese Lage ist zeitbezogen und kann organisatorisch ([[Einsatzbefehl]]) sowie personell geplant werden. Hierbei kann ein sicherer und ausreichender [[Personaleinsatz]] gewährleistet werden. Ferner kann lange im Voraus eine BAO aufgestellt werden. Das zeitbezogene Gegenteil hierzu sind Sofortlagen.
*'''Sofortlagen''' (auch ''Ad-hoc-Lagen'' genannt), wenn ein polizeilich relevantes Ereignis plötzlich eintritt, z. B. eine [[Amok]]-/[[Geisel]]lage, oder auch bei Schadenslagen oder Spontandemonstrationen. Diese Lage ist ebenfalls zeitbezogen und wird durch einen zeitkritischen Kräfteaufruf und der Zuordnung von [[Einsatzmittel]]n abgearbeitet. Hierfür werden Einsatzkonzeptionen wie zum Beispiel Aufrufhundertschaften vorgehalten. Ferner stehen Reservekräfte wie die [[Einsatzhundertschaft]]en der [[Landespolizei|Landes-]] oder [[Bereitschaftspolizei]] bereit.
*'''Sofortlagen''' (auch ''Ad-hoc-Lagen'' genannt), wenn ein polizeilich relevantes Ereignis plötzlich eintritt, z. B. eine [[Amok]]-/[[Geisel]]lage, oder auch bei Schadenslagen oder Spontandemonstrationen. Diese Lage ist ebenfalls zeitbezogen und wird durch einen zeitkritischen Kräfteaufruf und der Zuordnung von [[Einsatzmittel]]n abgearbeitet. Hierfür werden Einsatzkonzeptionen personeller Art wie beispielsweise die [[Einsatzhundertschaft]]en der [[Landespolizei|Landes-]] oder [[Bereitschaftspolizei]] bereitgehalten.


Des Weiteren gibt es funktionelle Lagen, beispielsweise ''[[Gewalt|Unfriedliche]] [[Demonstration|demonstrative]] Lagen'' (Einsätze bei unfriedlichen demonstrativen Aktionen, abgekürzt udA).
Der Großteil der Sofortlagen wird durch die [[Streifendienst|Streifen]] des [[Polizeilicher Einzeldienst|polizeilichen Einzeldienstes]] bewältigt (sogenannte „Einzeldienstlagen“). Diese Lage ist am schwierigsten zu bewältigen, da sie nur bedingt geübt werden kann. Der Kräfteaufruf bindet große Ressourcen, die anderweitig nicht mehr zur Verfügung stehen; ggfs. müssen auch Fremdkräfte hinzugezogen werden. Sobald Mängel bei der Darstellung des Lagebildes, der Heranführung von Kräften oder der Führung bestehen, ist die Anlaufphase eines Einsatzes regelmäßig eine Chaosphase. Das zeitlich bezogene Gegenteil der Sofortlage ist die Zeitlage.

Der Großteil der Sofortlagen wird durch die [[Streifendienst|Streifen]] des [[Polizeilicher Einzeldienst|polizeilichen Einzeldienstes]] bewältigt (sogenannte „Einzeldienstlagen“).

Sobald Mängel bei der Darstellung des Lagebildes, der Heranführung von Kräften oder der Führung bestehen, ist die Anlaufphase eines Einsatzes regelmäßig eine Chaosphase. Das zeitlich bezogene Gegenteil der Sofortlage ist die Zeitlage.
*'''mobile Lagen''', wenn ein Ereignis nicht stationär stattfindet.
*'''mobile Lagen''', wenn ein Ereignis nicht stationär stattfindet.
*'''Mischlagen''', wenn auf eine Zeitlage eine Sofortlage folgt (Beispiel: Eine [[Versammlung]] wird erst einige Stunden vor der Durchführung angemeldet).
*'''Mischlagen''', wenn auf eine Zeitlage eine Sofortlage folgt (Beispiel: Eine Versammlung wird erst einige Stunden vor der Durchführung angemeldet).


Alle Lagen werden zunächst von einem Stab oder einem verantwortlichen Entscheider nach Faktenlage beurteilt. Dieser Prozess wird ''Beurteilung der Lage'' (BdL) genannt. Diesem folgt der Entschluss, die Befehlsgebung und die Ausführung.
Alle Lagen werden zunächst von einem Stab oder einem verantwortlichen Entscheider nach Faktenlage beurteilt (BdL). Diesem folgt der Entschluss, die Befehlsgebung und die Ausführung.


Bei jeder polizeilichen Lage ist eine [[Lagemeldung]] der Einsatzkräfte vor Ort unabdingbar, da die übergeordnete Führung faktisch immer abgesetzt vom Geschehen arbeitet ([[Polizeieinsatzzentrale|Einsatzzentrale]], Führungsstab usw.). Der Merksatz „die Führung ist blind“ bedeutet, dass die Entscheider auf Lagemeldungen der Beamten von Ort angewiesen sind, um sachgerechte (lageangepaßte) Entscheidungen treffen zu können.
Bei jeder polizeilichen Lage ist eine [[Lagemeldung]] der Einsatzkräfte vor Ort unabdingbar, da die übergeordnete Führung faktisch immer abgesetzt vom Geschehen arbeitet ([[Polizeieinsatzzentrale|Einsatzzentrale]], Führungsstab usw.). Der Merksatz „die Führung ist blind“ bedeutet, dass die Entscheider auf Lagemeldungen der Beamten von Ort angewiesen sind, um sachgerechte (lageangepasste) Entscheidungen treffen zu können.


Bei deutschen Polizeien gibt es sogenannte Lageschreiber, deren einzige Aufgabe es ist, die Kriminalitätslage eines Tages rund um die Uhr zu dokumentieren und darzustellen. Hierbei entsteht das Lagebild resp. entstehen die Lagebilder.
Bei deutschen Polizeien gibt es sogenannte Lageschreiber, deren einzige Aufgabe es ist, die Kriminalitätslage eines Tages rund um die Uhr zu dokumentieren. Hierbei entsteht das Lagebild resp. entsteht das örtliche oder regionale '''Lagebild'''. Auf Staats- und Landesebene gibt es zudem thematisch aufgegliederte Lagebilder.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bka.de/DE/AktuelleInformationen/StatistikenLagebilder/Lagebilder/lagebilder_node.html |titel=Lagebilder und Jahresberichte |hrsg=Bundeskriminalamt (Deutschland)|abruf=2020-10-13}}</ref>


Des Weiteren gibt es Lagen des täglichen Dienstes wie Verkehrsunfälle, Streitigkeiten, tätliche Auseinandersetzungen, kleinere Gefahrenlagen oder die Vollstreckung von Haftbefehlen; siehe hierzu [[Polizeieinsatz]].
Des Weiteren gibt es Lagen des täglichen Dienstes wie Verkehrsunfälle, Streitigkeiten, tätliche Auseinandersetzungen, kleinere Gefahrenlagen oder die Vollstreckung von [[Haftbefehl]]en; siehe hierzu [[Polizeieinsatz]].


==Sicherheitslage==
== Sicherheitslage ==
Je nach Lageart wird die [[Sicherheitslage]] eines [[Bundesland]]es bzw. des Bundes betrachtet; diese wird laufend erhoben und fortgeschrieben sowie ständig analysiert. Üblicherweise werden lageangepasste Gegenmaßnahmen ergriffen, wenn die Sicherheitslage gestört ist. Die [[Delikt]]e fließen in die [[Polizeiliche Kriminalstatistik| PKS]] ein. Sie hat geographische und [[Kriminologie|kriminologische]] Bezüge.
Je nach Lageart wird die [[Sicherheitslage]] eines [[Land (Deutschland)|Bundeslandes]] bzw. des Bundes betrachtet; diese wird laufend erhoben und fortgeschrieben sowie ständig analysiert. Üblicherweise werden lageangepasste Gegenmaßnahmen ergriffen, wenn die Sicherheitslage gestört ist. Die [[Delikt]]e fließen in die Polizeiliche Kriminalstatistik ein. Sie hat [[Kriminalgeografie|geographische]] und [[Kriminologie|kriminologische]] Bezüge.


Die Sicherheitslage ist theoretisch stets gestört, da ständig erneut [[Straftat]]en begangen werden – lediglich das Ausmaß (z.B. Deliktshäufigkeit, Schadenshöhen, Anzahl der Geschädigten), die [[Begehungsweise]], die angegangenen Objekte, die [[Motivation]], der geographische Bezug ([[Brennpunkt (Polizei)|Brennpunkte]]), die Täter (z.&nbsp;B. Herkunft, Zusammensetzung und Reisewege) und die [[Tatzeit]]en verändern sich laufend.
Die Sicherheitslage ist theoretisch stets gestört, da ständig erneut [[Strafrecht#Straftat|Straftaten]] begangen werden – lediglich das Ausmaß (z.&nbsp;B. Deliktshäufigkeit, Schadenshöhen, Anzahl der Geschädigten), die [[Begehungsweise]], die angegangenen Objekte, die [[Motivation]], der geographische Bezug ([[Sozialer Brennpunkt|Brennpunkte]]), die Täter (z.&nbsp;B. Herkunft, Zusammensetzung und Reisewege) und die [[Tatzeit]]en verändern sich laufend.


[[Auswertung (Statistik)|Statistische Auswertung]]en betrachten regelmäßig und detailliert, wodurch und von welchen Gruppen die [[öffentliche Sicherheit]] beeinträchtigt worden ist. Diese ist eine Grundlage für eine Ursachenforschung und die dynamische Festsetzung der Inhalte der [[Kriminalprävention]].
Mit [[Statistik#Analyse|statistischen Auswertung]]en wird regelmäßig und detailliert betrachtet, wodurch und von welchen Gruppen die [[öffentliche Sicherheit]] beeinträchtigt worden ist. Dies ist eine Grundlage für Ursachenforschung und die dynamische Festsetzung der Inhalte der [[Kriminalprävention]].


Die laufende Beobachtung der polizeilichen Lage hat zum Ziel, die [[Sicherheitslage]] zu kontrollieren und zu optimieren ([[Verbrechensbekämpfung]]). Ein [[Taktik der Polizei|polizeitaktisches]] Instrument ist hierbei die Bestimmung von ''[[Schwerpunkt (Polizei)|Schwerpunkten polizeilichen Handelns]]'' ([[Polizeidienstvorschrift|PDV]] 100) sowie die Bekämpfung von Brennpunkten.
Die laufende Beobachtung der polizeilichen Lage hat zum Ziel, die [[Sicherheitslage]] zu kontrollieren und zu optimieren ([[Verbrechensbekämpfung]]). Ein [[Taktik der Polizei|polizeitaktisches]] Instrument ist hierbei die Bestimmung von ''[[Schwerpunkt (Polizei)|Schwerpunkten polizeilichen Handelns]]'' ([[Polizeidienstvorschrift]] 100) sowie die Bekämpfung von Brennpunkten.


==Siehe auch==
== Siehe auch ==
* [[doppelfunktionale Maßnahme]], eine präventiv-repressive Gemengenlage
* [[Doppelfunktionale Maßnahme]], eine präventiv-repressive Gemengelage


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Taktik im Polizeieinsatz|Lage]]
<references responsive />


[[Kategorie:Taktik im Polizeieinsatz|Lage]]
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Aktuelle Version vom 18. Februar 2024, 00:46 Uhr

Eine polizeiliche Lage ist eine Situation, in der von der Polizei aufgrund ihrer Aufgabe, Straftaten zu verfolgen (Legalitätsprinzip), zu unterbinden oder zu verhindern (Gefahrenabwehr), ein Handeln gefordert ist.

Der Begriff wird unterschiedlich verwendet. Zum einen wird er als taktischer Begriff, zum anderen als Teil der Sicherheitslage verstanden. Alternativ gibt es auch den Begriff Einsatzlage.

Einsatzlehre

Bei der Polizei werden vielerlei Lagen erfasst und beurteilt (thematisch, geografisch); dabei werden Lagebilder deutlich. Die Beurteilung der Lage (BdL) findet zentral statt, beispielsweise bei einem verbandsübergreifenden Lagezentrum. Aus jeder Sicherheitsstörung erwächst eine polizeiliche Lage.

Polizeiliche Lagen haben funktionale (Personen, Gruppen usw.) und zeitliche (Kalender oder Ereignis) Bezüge. Funktionale Lagen sind beispielsweise Kriminalitäts-, Gefährdungs- und Staatsschutzlagen. Diese fließen nicht nur in die polizeiliche Taktik, sondern auch in die polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) ein.

Eine weitere funktionale (thematische) Lage ist die Großschadenslage (GSL) mit einem zeitnahen Kräfteaufruf, einem hohen Personaleinsatz sowie der Bildung einer Besonderen Aufbauorganisation (BAO). Sie ist eine Sofortlage.

Arten

Polizeitaktisch spricht man von

  • Zeitlagen, wenn ein Ereignis vorhersehbar ist (z. B. angemeldete Veranstaltungen, Versammlungen, Staatsbesuche). Diese Lage ist zeitbezogen und kann organisatorisch (Einsatzbefehl) sowie personell geplant werden. Hierbei kann ein sicherer und ausreichender Personaleinsatz gewährleistet werden. Ferner kann lange im Voraus eine BAO aufgestellt werden. Das zeitbezogene Gegenteil hierzu sind Sofortlagen.
  • Sofortlagen (auch Ad-hoc-Lagen genannt), wenn ein polizeilich relevantes Ereignis plötzlich eintritt, z. B. eine Amok-/Geisellage, oder auch bei Schadenslagen oder Spontandemonstrationen. Diese Lage ist ebenfalls zeitbezogen und wird durch einen zeitkritischen Kräfteaufruf und der Zuordnung von Einsatzmitteln abgearbeitet. Hierfür werden Einsatzkonzeptionen personeller Art wie beispielsweise die Einsatzhundertschaften der Landes- oder Bereitschaftspolizei bereitgehalten.

Des Weiteren gibt es funktionelle Lagen, beispielsweise Unfriedliche demonstrative Lagen (Einsätze bei unfriedlichen demonstrativen Aktionen, abgekürzt udA).

Der Großteil der Sofortlagen wird durch die Streifen des polizeilichen Einzeldienstes bewältigt (sogenannte „Einzeldienstlagen“).

Sobald Mängel bei der Darstellung des Lagebildes, der Heranführung von Kräften oder der Führung bestehen, ist die Anlaufphase eines Einsatzes regelmäßig eine Chaosphase. Das zeitlich bezogene Gegenteil der Sofortlage ist die Zeitlage.

  • mobile Lagen, wenn ein Ereignis nicht stationär stattfindet.
  • Mischlagen, wenn auf eine Zeitlage eine Sofortlage folgt (Beispiel: Eine Versammlung wird erst einige Stunden vor der Durchführung angemeldet).

Alle Lagen werden zunächst von einem Stab oder einem verantwortlichen Entscheider nach Faktenlage beurteilt (BdL). Diesem folgt der Entschluss, die Befehlsgebung und die Ausführung.

Bei jeder polizeilichen Lage ist eine Lagemeldung der Einsatzkräfte vor Ort unabdingbar, da die übergeordnete Führung faktisch immer abgesetzt vom Geschehen arbeitet (Einsatzzentrale, Führungsstab usw.). Der Merksatz „die Führung ist blind“ bedeutet, dass die Entscheider auf Lagemeldungen der Beamten von Ort angewiesen sind, um sachgerechte (lageangepasste) Entscheidungen treffen zu können.

Bei deutschen Polizeien gibt es sogenannte Lageschreiber, deren einzige Aufgabe es ist, die Kriminalitätslage eines Tages rund um die Uhr zu dokumentieren. Hierbei entsteht das Lagebild resp. entsteht das örtliche oder regionale Lagebild. Auf Staats- und Landesebene gibt es zudem thematisch aufgegliederte Lagebilder.[1]

Des Weiteren gibt es Lagen des täglichen Dienstes wie Verkehrsunfälle, Streitigkeiten, tätliche Auseinandersetzungen, kleinere Gefahrenlagen oder die Vollstreckung von Haftbefehlen; siehe hierzu Polizeieinsatz.

Sicherheitslage

Je nach Lageart wird die Sicherheitslage eines Bundeslandes bzw. des Bundes betrachtet; diese wird laufend erhoben und fortgeschrieben sowie ständig analysiert. Üblicherweise werden lageangepasste Gegenmaßnahmen ergriffen, wenn die Sicherheitslage gestört ist. Die Delikte fließen in die Polizeiliche Kriminalstatistik ein. Sie hat geographische und kriminologische Bezüge.

Die Sicherheitslage ist theoretisch stets gestört, da ständig erneut Straftaten begangen werden – lediglich das Ausmaß (z. B. Deliktshäufigkeit, Schadenshöhen, Anzahl der Geschädigten), die Begehungsweise, die angegangenen Objekte, die Motivation, der geographische Bezug (Brennpunkte), die Täter (z. B. Herkunft, Zusammensetzung und Reisewege) und die Tatzeiten verändern sich laufend.

Mit statistischen Auswertungen wird regelmäßig und detailliert betrachtet, wodurch und von welchen Gruppen die öffentliche Sicherheit beeinträchtigt worden ist. Dies ist eine Grundlage für Ursachenforschung und die dynamische Festsetzung der Inhalte der Kriminalprävention.

Die laufende Beobachtung der polizeilichen Lage hat zum Ziel, die Sicherheitslage zu kontrollieren und zu optimieren (Verbrechensbekämpfung). Ein polizeitaktisches Instrument ist hierbei die Bestimmung von Schwerpunkten polizeilichen Handelns (Polizeidienstvorschrift 100) sowie die Bekämpfung von Brennpunkten.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Lagebilder und Jahresberichte. Bundeskriminalamt (Deutschland), abgerufen am 13. Oktober 2020.