„Petronius Maximus“ – Versionsunterschied

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== Leben ==
== Leben ==


Petronius Maximus stammte aus der alten und wohlhabenden senatorischen Familie der [[Anicius|Anicier]]. Er selbst war ebenfalls sehr vermögend, bekleidete zweimal die Stadtpräfektur von Rom und amtierte zweimal als [[Prätorianerpräfekt]] für Italien. In dieser Funktion war er wichtigster Zivilbeamter des [[weströmisch]]en Kaisers. Zudem war er zweimal (433 und 443) [[Consulat|Konsul]] – eine höchst seltene Ehre –, und erhielt den Ehrentitel ''[[patricius]]''. Er regierte vom 17. März bis 31. Mai 455 als weströmischer Kaiser und war Nachfolger des letzten Mitglieds der [[Theodosianische Dynastie|theodosianischen Dynastie]], [[Valentinian III.]] Laut [[Prokopios von Caesarea]] und [[Johannes von Antiochia]], deren Berichte vermutlich auf [[Priskos]] zurückgehen, war er sowohl in dessen Ermordung (am 16. März 455) als auch zuvor in die des einflussreichen ''[[magister militum]]'' [[Flavius Aëtius|Aëtius]] (September 454) verstrickt. Ob diese Vorwürfe zutreffen, kann kaum entschieden werden. Maximus zwang jedenfalls Valentinians Witwe [[Licinia Eudoxia|Eudoxia]] zur Ehe mit ihm. Ihre Tochter [[Eudocia]] vermählte er mit seinem zum ''Caesar'' (Unterkaiser) ernannten Sohn [[Palladius (Caesar)|Palladius]]. Eudocia war jedoch mit dem Sohn des Vandalenkönigs [[Geiserich]] verlobt gewesen; ihre Heirat mit Palladius diente diesem als Vorwand für einen Angriff auf Italien.
Petronius Maximus stammte aus der alten und wohlhabenden senatorischen Familie der [[Anicius|Anicier]]. Er selbst war ebenfalls sehr vermögend, bekleidete zweimal die Stadtpräfektur von Rom und amtierte zweimal als [[Prätorianerpräfekt]] für Italien. In dieser Funktion war er wichtigster Zivilbeamter des [[weströmisch]]en Kaisers. Zudem war er zweimal (433 und 443) [[Consulat|Konsul]] – eine höchst seltene Ehre –, und erhielt den hohen Ehrentitel ''[[patricius]]''. Er regierte vom 17. März bis 31. Mai 455 als weströmischer Kaiser und war Nachfolger des letzten Mitglieds der [[Theodosianische Dynastie|theodosianischen Dynastie]], [[Valentinian III.]] Laut [[Prokopios von Caesarea]] und [[Johannes von Antiochia]], deren Berichte vermutlich auf [[Priskos]] zurückgehen, war er sowohl in dessen Ermordung (am 16. März 455) als auch zuvor in die des einflussreichen ''[[magister militum]]'' [[Flavius Aëtius|Aëtius]] (September 454) verstrickt. Ob diese Vorwürfe zutreffen, kann kaum entschieden werden. Es spricht aber wenig für eine Verwicklung in die Ermordung des Aëtius, während es als wahrscheinlich gelten kann, dass Petronius vom Anschlag auf Valentinian III. zumindest gewusst hatte. Hierfür spricht, dass die Mörder des Kaisers dessen Insignien sofort zu Petronius brachten, der mit ihnen öffentlich Freundschaft schloss. Offensichtlich galt er als treuer Parteigänger des toten Aëtius.


Zwar versuchte Valentinians Witwe [[Licinia Eudoxia|Eudoxia]] vergeblich, den treuen Gardekommandeur [[Majorian]] zum neuen Kaiser ausrufen zu lassen, doch setzte sich stattdessen Petronius durch. Dieser zwang nun Eudoxia zur Ehe mit ihm. Ihre Tochter [[Eudocia]] vermählte er mit seinem zum ''Caesar'' (Unterkaiser) ernannten Sohn [[Palladius (Caesar)|Palladius]]. Eudocia war jedoch bereits mit dem Sohn des Vandalenkönigs [[Geiserich]] verlobt gewesen; ihre Heirat mit Palladius diente diesem als Vorwand für einen Angriff auf Italien. Die Quellen berichten überdies, die Kaiserfrauen hätten die Vandalen gegen Petronius Maximus zu Hilfe gerufen.
Maximus, der nur ein schwacher Kaiser war, da es ihm als Zivilisten an militärischen Erfolgen und einer Gefolgschaft im Heere mangelte, konnte sich nicht durchsetzen. Er verdankte den Thron dem Machtvakuum, das nach dem Tod von Aëtius und Valentinian entstanden war, das er aber zu seinen Gunsten nutzen konnte, und war der bedrohlichen Lage nicht gewachsen. Gut zwei Monate nach seinem Herrschaftsantritt versuchte er nach der Landung der vanadalischen Flotte unter [[Geiserich]] aus dem belagerten Rom zu fliehen und wurde dabei wahrscheinlich von [[Burgunden|burgundischen]] Hilfstruppen im Zusammenwirken mit der aufgebrachten Bevölkerung am 31. Mai 455 getötet; seine Leiche wurde in den Tiber geworfen, während das Schicksal seines Sohnes unbekannt ist. Seine nur kurze Regierungszeit war unbedeutend, lieferte den Vandalen aber einen willkommenen Grund zur zweiten [[Plünderung Roms (455)|Plünderung Roms]], die vom 2. bis 16. Juni 455 dauerte und 45 Jahre nach der [[Plünderung Roms (410)|westgotischen Invasion]] unter [[Alarich I.]] vom 24. bis 26. Juli 410 stattfand (siehe [[Völkerwanderung]]). Zudem begann mit seiner Herrschaft eine Periode nur noch kurzfristig regierender Kaiser, die der schwierigen äußeren wie inneren Lage im westlichen Teil des Römischen Reiches nicht mehr Herr werden konnten: In dieser Zeit besaß der Reichsfeldherr oder Heermeister mit dem Titel ''comes et magister utriusque militiae et patricius'' mehr Macht als die Kaiser und setzte diese nach Gutdünken ein und wieder ab (siehe besonders [[Ricimer]]).

Maximus, der nur ein schwacher Kaiser war, da es ihm als Zivilisten an militärischen Erfolgen und einer Gefolgschaft im Heer mangelte, konnte sich nicht durchsetzen. Er verdankte den Thron dem Machtvakuum, das nach dem Tod von Aëtius und Valentinian entstanden war, das er zu seinen Gunsten nutzen konnte, und war bestrebt, sich durch ein Bündnis mit den [[Westgoten]] abzusichern. Gut zwei Monate nach seinem Herrschaftsantritt versuchte er aber nach der überraschenden Landung der vanadalischen Flotte unter [[Geiserich]] aus dem belagerten Rom zu fliehen und wurde dabei wahrscheinlich von der aufgebrachten Bevölkerung am 31. Mai 455 getötet; laut [[Jordanes]] wurde er von einem römischen Legionär namens Ursus erschlagen. Seine Leiche wurde in den Tiber geworfen, während das Schicksal seines Sohnes unbekannt ist.

Tage nach seinem Tod kam es zur zweiten [[Plünderung Roms (455)|Plünderung Roms]] durch die Vandalen, die vom 2. bis 16. Juni 455 dauerte und 45 Jahre nach der [[Plünderung Roms (410)|ersten]] durch [[Alarich I.]] (vom 24. bis 26. Juli 410) stattfand (siehe [[Völkerwanderung]]). Zudem begann mit seiner Herrschaft eine Periode nur noch kurzfristig regierender Kaiser, die der schwierigen äußeren wie inneren Lage im westlichen Teil des Römischen Reiches nicht mehr Herr werden konnten: In dieser Zeit besaß der Reichsfeldherr oder Heermeister mit dem Titel ''comes et magister utriusque militiae et patricius'' mehr Macht als die Kaiser und setzte diese nach Gutdünken ein und wieder ab (siehe besonders [[Ricimer]]).


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 26. Mai 2013, 20:16 Uhr

Solidus des Petronius Maximus.

Flavius Petronius Maximus (* 396; † 31. Mai 455) war vom 17. März 455 bis zu seinem Tod weströmischer Kaiser.

Leben

Petronius Maximus stammte aus der alten und wohlhabenden senatorischen Familie der Anicier. Er selbst war ebenfalls sehr vermögend, bekleidete zweimal die Stadtpräfektur von Rom und amtierte zweimal als Prätorianerpräfekt für Italien. In dieser Funktion war er wichtigster Zivilbeamter des weströmischen Kaisers. Zudem war er zweimal (433 und 443) Konsul – eine höchst seltene Ehre –, und erhielt den hohen Ehrentitel patricius. Er regierte vom 17. März bis 31. Mai 455 als weströmischer Kaiser und war Nachfolger des letzten Mitglieds der theodosianischen Dynastie, Valentinian III. Laut Prokopios von Caesarea und Johannes von Antiochia, deren Berichte vermutlich auf Priskos zurückgehen, war er sowohl in dessen Ermordung (am 16. März 455) als auch zuvor in die des einflussreichen magister militum Aëtius (September 454) verstrickt. Ob diese Vorwürfe zutreffen, kann kaum entschieden werden. Es spricht aber wenig für eine Verwicklung in die Ermordung des Aëtius, während es als wahrscheinlich gelten kann, dass Petronius vom Anschlag auf Valentinian III. zumindest gewusst hatte. Hierfür spricht, dass die Mörder des Kaisers dessen Insignien sofort zu Petronius brachten, der mit ihnen öffentlich Freundschaft schloss. Offensichtlich galt er als treuer Parteigänger des toten Aëtius.

Zwar versuchte Valentinians Witwe Eudoxia vergeblich, den treuen Gardekommandeur Majorian zum neuen Kaiser ausrufen zu lassen, doch setzte sich stattdessen Petronius durch. Dieser zwang nun Eudoxia zur Ehe mit ihm. Ihre Tochter Eudocia vermählte er mit seinem zum Caesar (Unterkaiser) ernannten Sohn Palladius. Eudocia war jedoch bereits mit dem Sohn des Vandalenkönigs Geiserich verlobt gewesen; ihre Heirat mit Palladius diente diesem als Vorwand für einen Angriff auf Italien. Die Quellen berichten überdies, die Kaiserfrauen hätten die Vandalen gegen Petronius Maximus zu Hilfe gerufen.

Maximus, der nur ein schwacher Kaiser war, da es ihm als Zivilisten an militärischen Erfolgen und einer Gefolgschaft im Heer mangelte, konnte sich nicht durchsetzen. Er verdankte den Thron dem Machtvakuum, das nach dem Tod von Aëtius und Valentinian entstanden war, das er zu seinen Gunsten nutzen konnte, und war bestrebt, sich durch ein Bündnis mit den Westgoten abzusichern. Gut zwei Monate nach seinem Herrschaftsantritt versuchte er aber nach der überraschenden Landung der vanadalischen Flotte unter Geiserich aus dem belagerten Rom zu fliehen und wurde dabei wahrscheinlich von der aufgebrachten Bevölkerung am 31. Mai 455 getötet; laut Jordanes wurde er von einem römischen Legionär namens Ursus erschlagen. Seine Leiche wurde in den Tiber geworfen, während das Schicksal seines Sohnes unbekannt ist.

Tage nach seinem Tod kam es zur zweiten Plünderung Roms durch die Vandalen, die vom 2. bis 16. Juni 455 dauerte und 45 Jahre nach der ersten durch Alarich I. (vom 24. bis 26. Juli 410) stattfand (siehe Völkerwanderung). Zudem begann mit seiner Herrschaft eine Periode nur noch kurzfristig regierender Kaiser, die der schwierigen äußeren wie inneren Lage im westlichen Teil des Römischen Reiches nicht mehr Herr werden konnten: In dieser Zeit besaß der Reichsfeldherr oder Heermeister mit dem Titel comes et magister utriusque militiae et patricius mehr Macht als die Kaiser und setzte diese nach Gutdünken ein und wieder ab (siehe besonders Ricimer).

Literatur

  • Henning Börm: Westrom. Von Honorius bis Justinian. Stuttgart 2013, ISBN 978-3-17-023276-1.
  • Béla Czúth: Petronius Maximus, Kaiser der italischen Senatorenaristokratie 455. In: Oikumene 4, 1983, S. 253–258.
  • Dirk Henning: Periclitans res Publica: Kaisertum und Eliten in der Krise des Weströmischen Reiches 454/5-493. Stuttgart 1999, ISBN 3-515-07485-6.
Commons: Petronius Maximus – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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