„Pater patriae“ – Versionsunterschied

[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
griechisch, zwei Bilder
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Sachsen 1805 1815 pg476 Rückkehr Friedrich Augusts aus der Gefangenschaft 7.Juni 1815.jpg|mini|Rückkehr des sächsischen König [[Friedrich August I. (Sachsen)|Friedrich Augusts]] aus der Gefangenschaft am 7. Juni 1815, Empfang in Dresden durch die am Pirnaischen Tore aufgebaute [[Ehrenpforte]] mit dem Schriftzug ''[[Salve]] Pater patriae'']]

'''Pater patriae''' („Vater des Vaterlandes“; [[Plural]] '''Patres patriae'''), auch ''parens patriae'' (wörtlich „Elternteil des Vaterlandes“), war ursprünglich ein [[Römisches Reich|römischer]] Ehrentitel.
'''Pater patriae''' („Vater des Vaterlandes“; [[Plural]] '''Patres patriae'''), auch ''parens patriae'' (wörtlich „Elternteil des Vaterlandes“), war ursprünglich ein [[Römisches Reich|römischer]] Ehrentitel.


==Römischer Ehrentitel==
Der Titel ''pater patriae'' wurde vom [[Römischer Senat|Senat]] verliehen. Bereits [[Marcus Furius Camillus]] und [[Quintus Fabius Maximus Verrucosus|Quintus Fabius Maximus Cunctator]] wurden aufgrund ihrer Verdienste als ''parentes'' bezeichnet. [[Gaius Marius|Marius]] und [[Lucius Cornelius Sulla Felix|Sulla]] erhielten ebenfalls den Titel ''parens'' bzw. ''pater ob cives servatos'' („Vater aufgrund der Rettung der Bürgerschaft“). Der Redner und Politiker [[Marcus Tullius Cicero]] wurde für die Aufdeckung der [[Catilinarische Verschwörung|Verschwörung des Catilina]] während seines [[Consulat|Konsulats]] im Jahr 63 v. Chr. mit diesem Titel geehrt.
Der Titel ''pater patriae'' wurde vom [[Römischer Senat|Senat]] verliehen. Bereits [[Marcus Furius Camillus]] und [[Quintus Fabius Maximus Verrucosus|Quintus Fabius Maximus Cunctator]] wurden aufgrund ihrer Verdienste als ''parentes'' bezeichnet. [[Gaius Marius|Marius]] und [[Lucius Cornelius Sulla Felix|Sulla]] erhielten ebenfalls den Titel ''parens'' bzw. ''pater ob cives servatos'' („Vater aufgrund der Rettung der Bürgerschaft“). Der Redner und Politiker [[Marcus Tullius Cicero]] wurde für die Aufdeckung der [[Catilinarische Verschwörung|Verschwörung des Catilina]] während seines [[Consulat|Konsulats]] im Jahr 63 v. Chr. mit diesem Titel geehrt.


Zeile 11: Zeile 10:
Der Senat verlieh den Titel zahlreichen [[Liste der römischen Kaiser der Antike|römischen Kaisern]], oft erst nach vielen Jahren der Herrschaft, manchmal aber auch bald nach Regierungsantritt, wenn der neue Kaiser die besondere Achtung des Senats genoss (wie etwa [[Nerva]]). Folglich trugen viele der kurzlebigen Herrscher diesen Titel nicht. Die Verleihung war an die Zustimmung des zu Ehrenden gebunden, der den Titel auch ablehnen konnte. So ließ sich Kaiser [[Tiberius]] den Ehrentitel nicht verleihen; auch [[Nero]] schlug das erste Angebot im ersten Jahr seiner Herrschaft aufgrund seiner Jugend aus. Als letzter Kaiser bezeichnete sich [[Anastasios I.|Anastasius I.]] in einem Brief aus dem Jahr 516 an den römischen Senat als ''pater patriae''.
Der Senat verlieh den Titel zahlreichen [[Liste der römischen Kaiser der Antike|römischen Kaisern]], oft erst nach vielen Jahren der Herrschaft, manchmal aber auch bald nach Regierungsantritt, wenn der neue Kaiser die besondere Achtung des Senats genoss (wie etwa [[Nerva]]). Folglich trugen viele der kurzlebigen Herrscher diesen Titel nicht. Die Verleihung war an die Zustimmung des zu Ehrenden gebunden, der den Titel auch ablehnen konnte. So ließ sich Kaiser [[Tiberius]] den Ehrentitel nicht verleihen; auch [[Nero]] schlug das erste Angebot im ersten Jahr seiner Herrschaft aufgrund seiner Jugend aus. Als letzter Kaiser bezeichnete sich [[Anastasios I.|Anastasius I.]] in einem Brief aus dem Jahr 516 an den römischen Senat als ''pater patriae''.


===Träger des Titels (Beispiele)===
== Römische Patres patriae ==
{{Mehrere Bilder
{{Mehrere Bilder
| Richtung = vertical
| Richtung = vertical
Zeile 49: Zeile 48:


== Spätere Patres patriae ==
== Spätere Patres patriae ==
[[Datei:Sachsen 1805 1815 pg476 Rückkehr Friedrich Augusts aus der Gefangenschaft 7.Juni 1815.jpg|mini|Rückkehr des sächsischen König [[Friedrich August I. (Sachsen)|Friedrich Augusts]] aus der Gefangenschaft am 7. Juni 1815, Empfang in Dresden durch die am Pirnaischen Tore aufgebaute [[Ehrenpforte]] mit dem Schriftzug ''[[Salve]] Pater patriae'']]
Die Bezeichnung wurde später auch für nichtrömische Personen verwendet.
Die Bezeichnung wurde später auch für nichtrömische Personen verwendet.

===Träger des Titels (Beispiele)===
* [[Otto I. (HRR)]], genannt der Große, nach seinem Sieg auf dem [[Schlacht auf dem Lechfeld]].
* [[Otto I. (HRR)]], genannt der Große, nach seinem Sieg auf dem [[Schlacht auf dem Lechfeld]].
*[[Wilhelm I. (Provence)|Wilhelm I.]], [[Graf von Provence]], genannt ''der Befreier'', der die [[Sarazenen]] in der [[Schlacht von Tourtour]] schlug.
*[[Wilhelm I. (Provence)|Wilhelm I.]], [[Graf von Provence]], genannt ''der Befreier'', der die [[Sarazenen]] in der [[Schlacht von Tourtour]] schlug.

Version vom 7. Dezember 2023, 01:10 Uhr

Pater patriae („Vater des Vaterlandes“; Plural Patres patriae), auch parens patriae (wörtlich „Elternteil des Vaterlandes“), war ursprünglich ein römischer Ehrentitel.

Römischer Ehrentitel

Der Titel pater patriae wurde vom Senat verliehen. Bereits Marcus Furius Camillus und Quintus Fabius Maximus Cunctator wurden aufgrund ihrer Verdienste als parentes bezeichnet. Marius und Sulla erhielten ebenfalls den Titel parens bzw. pater ob cives servatos („Vater aufgrund der Rettung der Bürgerschaft“). Der Redner und Politiker Marcus Tullius Cicero wurde für die Aufdeckung der Verschwörung des Catilina während seines Konsulats im Jahr 63 v. Chr. mit diesem Titel geehrt.

Die nächsten Titelträger waren Gaius Iulius Caesar und Augustus (2 v. Chr.), dem der Titel vom Senat, den Equites und dem römischen Volk verliehen wurde. Da der Titel pater patriae für die Legitimität des Herrschers nicht wesentlich war – anders als die Titel Imperator, Caesar, Augustus, Pontifex maximus oder die Tribunicia potestas – wurde er nicht Bestandteil der kaiserlichen Ehren; erst seit der Verleihung an Pertinax 193 zählte er zur festen kaiserlichen Titulatur. Andererseits wurde er aber auch als πατὴρ τῆς πατρίδος patēr tēs patridos oder πατὴρ πατρίδος patēr patridos ins Griechische übersetzt und beispielsweise auf Münzen geprägt, die im griechisch geprägten östlichen Teil des Römischen Reichs kursierten.

Ebenso resultierte aus dem Titel keinerlei juristische Macht, vielmehr war die Verleihung ein Zeichen der Würde wie auch eine Verdeutlichung der Pflichten des Trägers gegenüber der Bürgerschaft. Wie der Pater familias einer Familie vorstand, war auch der Geehrte mit dem Schutz des Staates betraut. Dasselbe gilt für die weibliche Form. Der Titel einer mater patriae ist, nach Ansätzen bei Livia, zum ersten Mal bei Julia Domna belegt.

Der Senat verlieh den Titel zahlreichen römischen Kaisern, oft erst nach vielen Jahren der Herrschaft, manchmal aber auch bald nach Regierungsantritt, wenn der neue Kaiser die besondere Achtung des Senats genoss (wie etwa Nerva). Folglich trugen viele der kurzlebigen Herrscher diesen Titel nicht. Die Verleihung war an die Zustimmung des zu Ehrenden gebunden, der den Titel auch ablehnen konnte. So ließ sich Kaiser Tiberius den Ehrentitel nicht verleihen; auch Nero schlug das erste Angebot im ersten Jahr seiner Herrschaft aufgrund seiner Jugend aus. Als letzter Kaiser bezeichnete sich Anastasius I. in einem Brief aus dem Jahr 516 an den römischen Senat als pater patriae.

Träger des Titels (Beispiele)

Eine Billon­tetra­drachme für Hadrian
Revers mit der Beschriftung ΠΑΤΗΡ ΠΑΤΡΙΔΟϹ PATER PATRIDOS
Avers der Münze mit Hadrian im Profil

Spätere Patres patriae

Rückkehr des sächsischen König Friedrich Augusts aus der Gefangenschaft am 7. Juni 1815, Empfang in Dresden durch die am Pirnaischen Tore aufgebaute Ehrenpforte mit dem Schriftzug Salve Pater patriae

Die Bezeichnung wurde später auch für nichtrömische Personen verwendet.

Träger des Titels (Beispiele)

Wiktionary: pater patriae – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Literatur

  • Andreas Alföldi: Der Vater des Vaterlandes im römischen Denken (= Reihe Libelli. 261). Nachdruck. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1971, ISBN 3-534-04653-6.

Einzelnachweise

  1. Holm Sundhaussen: Kroatien (Mittelalter, Neuzeit). In: Konrad Clewing, Holm Sundhaussen (Hrsg.): Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Böhlau, Wien u. a. 2016, ISBN 978-3-205-78667-2, S. 546.