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[[Datei:Paolo uccello, studio di vaso in prospettiva 02.jpg|mini|250px|[[Wire-frame model|Wireframe Darstellung]]<ref name="ColomboDel Bimbo2005"/> einer Vase<ref name="ColomboDel Bimbo2005">{{cite journal |last1=Colombo |first1=C. |last2=Del Bimbo |first2=A. |last3=Pernici |first3=F. |title=Metric 3D reconstruction and texture acquisition of surfaces of revolution from a single uncalibrated view |journal=IEEE Transactions on Pattern Analysis and Machine Intelligence |volume=27 |issue=1 |year=2005 |pages=99–114 |doi=10.1109/TPAMI.2005.14|pmid=15628272 }}</ref> von Paolo Uccello. 15tes Jahrhundert]]
'''Paolo di Dono''', besser bekannt als '''Paolo Uccello''', (* [[1397]] in [[Florenz]]; † [[10. Dezember]] [[1475]] in Florenz) war ein italienischer [[Malerei|Maler]] und [[Mosaik]]<nowiki />künstler.
'''Paolo di Dono''', besser bekannt als '''Paolo Uccello''', (* [[1397]] in [[Florenz]]; † [[10. Dezember]] [[1475]] in Florenz) war ein italienischer [[Malerei|Maler]] und [[Mosaik]]<nowiki />künstler.


Uccello gilt als Vater der perspektivischen Malerei in Italien.
Uccello gilt als Vater der perspektivischen Malerei in Italien und war ein experimentierfreudiger und auch etwas exzentrischer Zeitgenosse.
In Werken wie ''Der Kampf bei San Romano'' (um [[1456]]) schafft seine Verwendung der [[Perspektive]] und des [[Fluchtpunkt]]s neue Wege der räumlichen Darstellung und galt als experimentierfreudiger und exzentrischer Zeitgenosse.
In Werken wie ''Die Schlacht bei San Romano'' (um 1440) schafft seine Verwendung der [[Perspektive]] und des [[Fluchtpunkt]]s neue Wege der räumlichen Darstellung.


== Leben und Werk ==
== Leben und Werk ==
1407 trat er in die Bildhauerwerkstatt [[Lorenzo Ghiberti]]s als Gehilfe ein, wo er die Bildhauerei erlernte; er verließ Ghiberti 1415, um sich der reichen Zunft der Ärzte und Apotheker (''Arte dei Medici e speziali'') anzuschließen (Künstler durften in Florenz damals keine eigene Zunft bilden) und sich der Malerei zuzuwenden. Von 1427 an wirkte Uccello zwei Jahre lang in Venedig, wo er Mosaiken für die Kirche San Marco schuf, und kehrte 1431 nach Florenz zurück. 1436 schuf er im dortigen Dom das Fresko des ''Sir John Hawkwood'', mit dem er den Typus eines [[Reiterstandbild|Reiterstandbilds]] <ref>{{Internetquelle|url=http://www.zeno.org/nid/20004340779|titel=Gemaltes Reiterstandbild des Giovanni Acuto (John Hawkwood)|autor=|hrsg=|werk=|datum=1436-00-00|sprache=|zugriff=2017-02-22}}</ref> erfand, der später noch vielfach aufgegriffen werden sollte <ref>James H. Beck: ''Malerei der italienischen Renaissance'', Könemann Verlag, Köln, 1999, S. 84–91. </ref>. Wegen der vielen Vögel und anderer Tiere in seinen Gemälden erhielt er von seinen Zeitgenossen den Namen „Uccello“ – Vogel. Sein Haus war voller gemalter Vögel, Katzen, Hunde und aller möglichen fremdartigen Tiere, von denen er sich Abbildungen verschaffen konnte,
1407 trat er in die Bildhauerwerkstatt [[Lorenzo Ghiberti]]s als Gehilfe ein, wo er die Bildhauerei erlernte; er verließ Ghiberti 1415, um sich der reichen Zunft der Ärzte und Apotheker (''Arte dei Medici e Speziali'') anzuschließen (Künstler durften in Florenz damals keine eigene Zunft bilden) und sich der Malerei zuzuwenden. Von 1427 an wirkte Uccello zwei Jahre lang in Venedig, wo er Mosaiken für die Kirche San Marco schuf, und kehrte 1431 nach Florenz zurück. 1436 schuf er im dortigen Dom das Fresko des ''Sir John Hawkwood'', mit dem er den Typus eines [[Reiterstandbild]]s<ref>[http://www.zeno.org/nid/20004340779 ''Gemaltes Reiterstandbild des Giovanni Acuto (John Hawkwood)''.] 1436</ref> erfand, der später noch vielfach aufgegriffen werden sollte.<ref>James H. Beck: ''Malerei der italienischen Renaissance'', Könemann Verlag, Köln, 1999, S. 84–91.</ref> Wegen der vielen Vögel und anderer Tiere in seinen Gemälden erhielt er von seinen Zeitgenossen den Namen „Uccello“ – Vogel. Sein Haus war voller gemalter Vögel, Katzen, Hunde und aller möglichen fremdartigen Tiere, von denen er sich Abbildungen verschaffen konnte, ähnlich wie bei ''Die Jagd'' (um 1460), wo er sich bemühte, die Hunde dreidimensional wirken zu lassen, genau wissend, dass der räumliche Anblick entscheidend für den Eindruck auf den Betrachter ist.
ähnlich wie bei ''Die Jagd'' (um 1460), wo er sich bemüht, die Hunde dreidimensional wirken zu lassen, genau wissend, dass der räumliche Anblick entscheidend für den Eindruck auf den Betrachter ist.


Er hatte in der mächtigen [[Florenz|Florentiner]] Bankiers-Familie der [[Medici]] seine Gönner. 1456-60 fertigte er für den Medicipalast mehrere Schlachtenbilder <ref>{{Literatur|Autor=James H. Beck|Titel=Malerei der italienischen Renaissance|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=Könemann Verlag|Ort=Köln|Datum=1999|Seiten=88-89|ISBN=3-8290-0485-0}}</ref> (''"Die Schlacht von San Romano, 1440"'') an, die bestechen durch ihre Figurenfülle in klarer perspektivischer Bildstruktur. 1467-69 weilte er am Hof von Urbino und malte dort für die Corpus-Domini-Bruderschaft die Predella ''"Die Schändung der Hostie"'' von 1467/8, auch bekannt als "'''Pala del Corpus Domini'''", heute in der Galleria Nationale delle Marche, Urbino. Diese Szenen der Heiligenlegende, gefertigt als sechs "Sockelbilder" sollten das Hauptwerk von dem flämischen Maler ''[[Justus van Gent|Justus van Ghent]]'' am Hauptaltar, die ''"Kommunion der Apostel''" von 1473/4 unterstreichen.
Er fand in der mächtigen [[Florenz|Florentiner]] Bankiers-Familie der [[Medici]] seine Gönner. Um 1440 fertigte er für die Familie der [[Bartolini Salimbeni]] drei Schlachtenbilder über einen unbedeutenden Sieg der Florentiner über die Sienesen 1432 (''Die Schlacht von San Romano, um 1440'')<ref>{{Literatur |Autor=James H. Beck |Hrsg= |Titel=Malerei der italienischen Renaissance |Auflage= |Verlag=Könemann Verlag |Ort=Köln |Datum=1999 |ISBN=3-8290-0485-0 |Seiten=88-89}}</ref> an; diese bestechen durch ihre Figurenfülle in klarer perspektivischer Bildstruktur. Die Bilder zierten das Schlafzimmer [[Lorenzo de’ Medici]]s und befinden sich heute in der [[National Gallery (London)|National Gallery]] in London, in den [[Uffizien]] in Florenz und im [[Louvre]] in Paris.<ref>Norbert Schneider: Historienmalerei. Vom Spätmittelalter bis zum 19. Jahrhundert. Köln u.&nbsp;a. 2010. S. 86.</ref>


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Paolo Uccello ist bekannt für seine wissenschaftlichen Studien. Wenn ihn schwierige, scheinbar unlösbare Probleme der Perspektive beschäftigten, pflegte er sich für Wochen oder Monate in seinem Hause einzuschließen und nicht zum Vorschein zu kommen. Zu seinen Freunden gehörte der Mathematiker Manetti, mit dem er gern über [[Euklid]] diskutierte. Der ebenfalls mit ihm befreundete [[Donato di Niccolò di Betto Bardi|Donatello]] behauptete, Uccello vergeude seine Zeit mit dem Zeichnen von ''mazzocchi'' – der eigenartig geformten Kopfbedeckung der Männer im [[Quattrocento]] – und mit dem Projizieren von Punkten und Kugeln mit 72 Facetten, alles perspektivisch und unter verschiedenen Winkeln gesehen. „Der verrückte Paolo“, wie ihn seine Zeitgenossen nannten, war besessen von der Geometrie, die sich in den Formen verbirgt. Laut [[Giorgio Vasari|Vasari]] „...einsam, exzentrisch, melancholisch und arm, wurde er immer von den schwierigsten Dingen in der Kunst angezogen.“ Die Wirklichkeit lag für ihn in der geometrischen Form, nicht in der Farbe. Um dies auszudrücken, malte er zu Vasaris Entsetzen „die Felder blau, die Städte rot, die Gebäude in verschiedenen, seiner Fantasie entsprechenden Schattierungen.“ Stilistisch stand er dem Mittelalter noch nahe, er bevorzugte eher dekorative und schematische Effekte, als dass er die humanistische "Reinheit der Linie" anstrebte.<ref> Paul Johnson: ''Die Renaissance'', Berlin, 2002 </ref>
San Romano Battle (Paolo Uccello, London) 01.jpg|''Die Schlacht von San Romano'', [[National Gallery (London)|National Gallery]], London
Uccello Battle of San Romano Uffizi.jpg|''Die Schlacht von San Romano'', [[Uffizien]], Florenz
Paolo Uccello 016.jpg|''Die Schlacht von San Romano'', [[Louvre]], Paris
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1467–69 weilte er am Hof von Urbino und malte dort für die Corpus-Domini-Bruderschaft die Predella ''Die Schändung der Hostie'' von 1467/8, auch bekannt als '''Pala del Corpus Domini''', heute in der [[Galleria Nationale delle Marche]], Urbino. Diese Szenen der Heiligenlegende, gefertigt als sechs ''Sockelbilder'', sollten das Hauptwerk des flämischen Malers ''[[Justus van Gent|Justus van Ghent]]'' am Hauptaltar, die ''Kommunion der Apostel'' von 1473/74, unterstreichen.

Paolo Uccello ist bekannt für seine wissenschaftlichen Studien. Wenn ihn schwierige, scheinbar unlösbare Probleme der Perspektive beschäftigten, pflegte er sich für Wochen oder Monate in seinem Hause einzuschließen und nicht zum Vorschein zu kommen. Zu seinen Freunden gehörte der Mathematiker Manetti, mit dem er gern über [[Euklid]] diskutierte. Der ebenfalls mit ihm befreundete [[Donatello]] behauptete, Uccello vergeude seine Zeit mit dem Zeichnen von ''mazzocchi'' –&nbsp;der eigenartig geformten Kopfbedeckung der Männer im [[Quattrocento]]&nbsp;– und mit dem Projizieren von Punkten und Kugeln mit 72 Facetten, alles perspektivisch und unter verschiedenen Winkeln gesehen. „Der verrückte Paolo“, wie ihn seine Zeitgenossen nannten, war besessen von der Geometrie, die sich in den Formen verbirgt. Laut [[Giorgio Vasari|Vasari]] „…&nbsp;einsam, exzentrisch, melancholisch und arm, wurde er immer von den schwierigsten Dingen in der Kunst angezogen.“ Die Wirklichkeit lag für ihn in der geometrischen Form, nicht in der Farbe. Um dies auszudrücken, malte er zu Vasaris Entsetzen „die Felder blau, die Städte rot, die Gebäude in verschiedenen, seiner Fantasie entsprechenden Schattierungen.“ Stilistisch stand er dem Mittelalter noch nahe, er bevorzugte eher dekorative und schematische Effekte, als dass er die humanistische „Reinheit der Linie“ anstrebte.<ref>Paul Johnson: ''Die Renaissance''. Berlin 2002</ref>


Im Alter war Uccello so wunderlich, dass er keine Aufträge mehr erhielt, völlig hilflos wurde und schließlich den Staat um Steuernachlass bitten musste.
Im Alter war Uccello so wunderlich, dass er keine Aufträge mehr erhielt, völlig hilflos wurde und schließlich den Staat um Steuernachlass bitten musste.


Nichts desto trotz zählt Paolo Uccello zu den vielseitigsten Malerpersönlichkeiten der Florentiner Frührenaissance nach [[Masaccio]] und gilt aus heutiger Sicht als unmittelbarer Vorgänger der wichtigsten italienischen Meister.
Dennoch zählt Paolo Uccello zu den vielseitigsten Malerpersönlichkeiten der Florentiner Frührenaissance nach [[Masaccio]] und gilt aus heutiger Sicht als unmittelbarer Vorgänger der wichtigsten italienischen Meister.

== Rezeption ==
Sein Fresko ''Die Sintflut'' von 1439/40 verwendete [[Bill Viola]] für die Präsentation seiner Video- und Soundinstallation ''The Deluge'' (2002) in der Ausstellung ''Electronic Renaissance'' im [[Palazzo Strozzi]] in Florenz.<ref>Gabi Czöppan: Als die Bilder leiden lernten. Der Videokünstler Bill Viola weckt mit seinen digitalen Inszenierungen tiefe Emotionen, in: Focus Nr. 12, 18. März 2017, S. 90–94, hier S. 92.</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* Paolo d'Ancona: ''Paolo Uccello''. Verlag Anton Schroll, Wien/München 1960.
* [[Paolo D’Ancona]]: ''Paolo Uccello''. Verlag Anton Schroll, Wien/München 1960.
* [[Wilhelm Boeck]]: ''Paolo Uccello. Der Florentiner Meister und sein Werk'', Grote, Berlin 1939.
* [[Wilhelm Boeck]]: ''Paolo Uccello. Der Florentiner Meister und sein Werk''. Grote, Berlin 1939.
* Claus Pelling, Die Città ideale der Berliner Gemäldegalerie. Ein Gemälde von Paolo Uccello?, Rahden 2020.

== Einzelnachweise ==
<references />


== Weblinks ==
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* [http://www.britannica.com/EBchecked/topic/612366/Paolo-Uccello Biografie mit weiterführenden Links] bei Encyclopædia Britannica Online (engl.)
* [http://www.britannica.com/EBchecked/topic/612366/Paolo-Uccello Biografie mit weiterführenden Links] bei ''Encyclopædia Britannica Online'' (englisch)
* [http://arts-graphiques.louvre.fr/fo/visite?srv=mtr&quicksearchinput=UCCELLO+PAOLO Werkauswahl] in der Grafischen Sammlung des Louvre, Paris (franz.)
* {{Internetquelle | zugriff= 2018-03-06 | url=http://arts-graphiques.louvre.fr/fo/visite?srv=mtr&quicksearchinput=UCCELLO+PAOLO | titel= Werkauswahl | archiv-url= http://archive.is/20130412182010/http://arts-graphiques.louvre.fr/fo/visite?srv=mtr&quicksearchinput=UCCELLO+PAOLO | archiv-datum= 2013-04-12 }} in der Grafischen Sammlung des Louvre, Paris (französisch)

== Einzelnachweise ==
<references />


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Aktuelle Version vom 1. März 2024, 16:02 Uhr

Porträt von Paolo Uccello (unbekannter Künstler)
Der hl. Georg und der Drache
Jagd bei Nacht, Detail
Episoden aus dem eremitischen Leben
Paolo Uccello, Anbetung der Könige, 1435
Wireframe Darstellung[1] einer Vase[1] von Paolo Uccello. 15tes Jahrhundert

Paolo di Dono, besser bekannt als Paolo Uccello, (* 1397 in Florenz; † 10. Dezember 1475 in Florenz) war ein italienischer Maler und Mosaikkünstler.

Uccello gilt als Vater der perspektivischen Malerei in Italien und war ein experimentierfreudiger und auch etwas exzentrischer Zeitgenosse. In Werken wie Die Schlacht bei San Romano (um 1440) schafft seine Verwendung der Perspektive und des Fluchtpunkts neue Wege der räumlichen Darstellung.

Leben und Werk

1407 trat er in die Bildhauerwerkstatt Lorenzo Ghibertis als Gehilfe ein, wo er die Bildhauerei erlernte; er verließ Ghiberti 1415, um sich der reichen Zunft der Ärzte und Apotheker (Arte dei Medici e Speziali) anzuschließen (Künstler durften in Florenz damals keine eigene Zunft bilden) und sich der Malerei zuzuwenden. Von 1427 an wirkte Uccello zwei Jahre lang in Venedig, wo er Mosaiken für die Kirche San Marco schuf, und kehrte 1431 nach Florenz zurück. 1436 schuf er im dortigen Dom das Fresko des Sir John Hawkwood, mit dem er den Typus eines Reiterstandbilds[2] erfand, der später noch vielfach aufgegriffen werden sollte.[3] Wegen der vielen Vögel und anderer Tiere in seinen Gemälden erhielt er von seinen Zeitgenossen den Namen „Uccello“ – Vogel. Sein Haus war voller gemalter Vögel, Katzen, Hunde und aller möglichen fremdartigen Tiere, von denen er sich Abbildungen verschaffen konnte, ähnlich wie bei Die Jagd (um 1460), wo er sich bemühte, die Hunde dreidimensional wirken zu lassen, genau wissend, dass der räumliche Anblick entscheidend für den Eindruck auf den Betrachter ist.

Er fand in der mächtigen Florentiner Bankiers-Familie der Medici seine Gönner. Um 1440 fertigte er für die Familie der Bartolini Salimbeni drei Schlachtenbilder über einen unbedeutenden Sieg der Florentiner über die Sienesen 1432 (Die Schlacht von San Romano, um 1440)[4] an; diese bestechen durch ihre Figurenfülle in klarer perspektivischer Bildstruktur. Die Bilder zierten das Schlafzimmer Lorenzo de’ Medicis und befinden sich heute in der National Gallery in London, in den Uffizien in Florenz und im Louvre in Paris.[5]

1467–69 weilte er am Hof von Urbino und malte dort für die Corpus-Domini-Bruderschaft die Predella Die Schändung der Hostie von 1467/8, auch bekannt als Pala del Corpus Domini, heute in der Galleria Nationale delle Marche, Urbino. Diese Szenen der Heiligenlegende, gefertigt als sechs Sockelbilder, sollten das Hauptwerk des flämischen Malers Justus van Ghent am Hauptaltar, die Kommunion der Apostel von 1473/74, unterstreichen.

Paolo Uccello ist bekannt für seine wissenschaftlichen Studien. Wenn ihn schwierige, scheinbar unlösbare Probleme der Perspektive beschäftigten, pflegte er sich für Wochen oder Monate in seinem Hause einzuschließen und nicht zum Vorschein zu kommen. Zu seinen Freunden gehörte der Mathematiker Manetti, mit dem er gern über Euklid diskutierte. Der ebenfalls mit ihm befreundete Donatello behauptete, Uccello vergeude seine Zeit mit dem Zeichnen von mazzocchi – der eigenartig geformten Kopfbedeckung der Männer im Quattrocento – und mit dem Projizieren von Punkten und Kugeln mit 72 Facetten, alles perspektivisch und unter verschiedenen Winkeln gesehen. „Der verrückte Paolo“, wie ihn seine Zeitgenossen nannten, war besessen von der Geometrie, die sich in den Formen verbirgt. Laut Vasari „… einsam, exzentrisch, melancholisch und arm, wurde er immer von den schwierigsten Dingen in der Kunst angezogen.“ Die Wirklichkeit lag für ihn in der geometrischen Form, nicht in der Farbe. Um dies auszudrücken, malte er zu Vasaris Entsetzen „die Felder blau, die Städte rot, die Gebäude in verschiedenen, seiner Fantasie entsprechenden Schattierungen.“ Stilistisch stand er dem Mittelalter noch nahe, er bevorzugte eher dekorative und schematische Effekte, als dass er die humanistische „Reinheit der Linie“ anstrebte.[6]

Im Alter war Uccello so wunderlich, dass er keine Aufträge mehr erhielt, völlig hilflos wurde und schließlich den Staat um Steuernachlass bitten musste.

Dennoch zählt Paolo Uccello zu den vielseitigsten Malerpersönlichkeiten der Florentiner Frührenaissance nach Masaccio und gilt aus heutiger Sicht als unmittelbarer Vorgänger der wichtigsten italienischen Meister.

Rezeption

Sein Fresko Die Sintflut von 1439/40 verwendete Bill Viola für die Präsentation seiner Video- und Soundinstallation The Deluge (2002) in der Ausstellung Electronic Renaissance im Palazzo Strozzi in Florenz.[7]

Literatur

  • Paolo D’Ancona: Paolo Uccello. Verlag Anton Schroll, Wien/München 1960.
  • Wilhelm Boeck: Paolo Uccello. Der Florentiner Meister und sein Werk. Grote, Berlin 1939.
  • Claus Pelling, Die Città ideale der Berliner Gemäldegalerie. Ein Gemälde von Paolo Uccello?, Rahden 2020.
Commons: Paolo Uccello – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b C. Colombo, A. Del Bimbo, F. Pernici: Metric 3D reconstruction and texture acquisition of surfaces of revolution from a single uncalibrated view. In: IEEE Transactions on Pattern Analysis and Machine Intelligence. 27. Jahrgang, Nr. 1, 2005, S. 99–114, doi:10.1109/TPAMI.2005.14, PMID 15628272.
  2. Gemaltes Reiterstandbild des Giovanni Acuto (John Hawkwood). 1436
  3. James H. Beck: Malerei der italienischen Renaissance, Könemann Verlag, Köln, 1999, S. 84–91.
  4. James H. Beck: Malerei der italienischen Renaissance. Könemann Verlag, Köln 1999, ISBN 3-8290-0485-0, S. 88–89.
  5. Norbert Schneider: Historienmalerei. Vom Spätmittelalter bis zum 19. Jahrhundert. Köln u. a. 2010. S. 86.
  6. Paul Johnson: Die Renaissance. Berlin 2002
  7. Gabi Czöppan: Als die Bilder leiden lernten. Der Videokünstler Bill Viola weckt mit seinen digitalen Inszenierungen tiefe Emotionen, in: Focus Nr. 12, 18. März 2017, S. 90–94, hier S. 92.