Opal (Programmiersprache)

OPAL (OPtimized Applicative Language) ist eine funktionale Programmiersprache, die 1986 an der TU Berlin entwickelt wurde. Die Sprache diente dort vor allem als Testumgebung. Anfangs ging es zunächst darum, die Sprache effizient zu implementieren. Später wurde das komplette Feld funktionaler Konzepte mit einbezogen. Dazu gehören insbesondere:

Im Gegensatz zu anderen funktionalen Sprachen wie Haskell ist OPAL nicht standardisiert. Das erlaubt den Entwicklern, viel mit diversen Merkmalen, die sie für interessant erachten, zu experimentieren.

Der grobe Aufbau eines OPAL-Programms

OPAL-Programme (Strukturen, siehe auch Algebraische Struktur) bestehen aus einem Signaturteil (Dateiendung .sign) und einem Implementationsteil (Dateiendung .impl). Im Signaturteil werden die Sorten sowie die Definitions- und Wertebereiche aller Funktionen beschrieben. Hierzu wird das Schlüsselwort "FUN" gebraucht:

"FUN f: nat ** nat -> nat" deklariert beispielsweise eine Funktion "f", deren Definitionsbereich ein Tupel aus zwei Werten vom Typ "nat" (für natürliche Zahlen) und deren Wertebereich ebenfalls die Sorte "nat" darstellt. Das Schlüsselwort "FUN" darf auch im Implementationsteil stehen, solche Funktionen können dann aber nur in der jeweiligen Struktur verwendet werden.

In der Implementation werden die Funktionen mit dem Schlüsselwort "DEF" implementiert (siehe Beispiele). Ebenfalls in der Implementation wird mit dem Wort "DATA" ein selbstdefinierter Datentyp beschrieben, dessen Signatur in der .sign-Datei mittels "TYPE" auch global bekanntgegeben werden kann.

Beispiele

Fibonacci

Ein Beispiel für eine Implementierung der Fibonaccifunktion unter Verwendung einer Lambda-Abstraktion:

DEF fibo == \\n.
  IF n = 0 THEN 0
  IF n = 1 THEN 1
  IF n >= 2 THEN fibo(n-1)+fibo(n-2) FI

Eine effizientere Implementierung der obigen Folge unter Verwendung von Dijkstra-IF sowie Overloading.

FUN fib: nat -> nat
DEF fib(x) ==
  IF x=0 THEN 0
  IF x=1 THEN 1
  IF x>1 THEN fib(2, 1, 1, x)
  FI
FUN fib: nat ** nat ** nat ** nat -> nat
-- idx : momentaner Index
-- p1  : fib(idx)
-- p2  : fib(idx-1)
-- max : der Index des zu berechnenden Folgengliedes
-- Beispiel: fib(6) -> fib(2, 1, 1, 6) -> fib(3, 2, 1, 6) -> fib(4, 3, 2, 6) ->
-- fib(5, 5, 3, 6) -> fib(6, 8, 5, 6) => 8
DEF fib(idx, p1, p2, max) ==
  IF idx<max THEN fib(idx+1, p1+p2, p1, max)
  IF idx=max THEN p1
  FI

Quicksort

Ein Beispiel für eine Implementierung des Quicksortalgorithmus:

DEF sort(<>) == <>
DEF sort(a :: R) ==
  LET
    Small == (_ < a) | R
    Medium == a :: (_ = a) | R
    Large == (_ > a) | R
  IN
    sort(Small)++Medium++sort(Large)

Selectionsort

Ein Beispiel für eine Implementierung des Selectionsortalgorithmus:

FUN ssort: seq[nat] -> seq[nat]
DEF ssort(<>) == <>
DEF ssort(liste) == 
  LET
    minimum == min(liste)
    restliste == cut(minimum,liste)
  IN
    minimum :: ssort(restliste)
FUN cut: nat ** seq[nat] -> seq[nat]
DEF cut(x,a::A) == 
  IF a = x THEN A
  ELSE a :: cut(x,A) FI
FUN min: seq[nat] -> nat
DEF min(a::A) == minHelp(a,A)
FUN minHelp: nat ** seq[nat] -> nat
DEF minHelp(a,<>) == a
DEF minHelp(a,A) == 
  IF a < ft(A) THEN minHelp(a,rt(A))
  ELSE minHelp(ft(A),rt(A)) FI

Insertionsort

Ein Beispiel für eine Implementierung des Insertionsortalgorithmus:

FUN isort: seq[nat] -> seq[nat]
DEF isort(<>) == <>
DEF isort(a::A) == a insert isort (A)
FUN insert: nat ** seq[nat] -> seq[nat]
DEF x insert <> == x :: <>
DEF x insert (a::A) == 
  IF x <= a THEN x::(a::A)
  ELSE a::(x insert A)
  FI

Mergesort

Ein Beispiel für eine Implementierung des Mergesortalgorithmus:

FUN msort: seq[nat] -> seq[nat]
DEF msort(<>) == <>
DEF msort(a::<>) == a::<>
DEF msort(liste) == 
  LET
    i == #liste/2
    (links, rechts) == split(i,liste)
  IN
    msort(links) merge msort(rechts)
FUN merge: seq[nat] ** seq[nat] -> seq[nat]
DEF <> merge <> == <>
DEF a merge <> == a
DEF <> merge a == a
DEF (a::A) merge (b::B) == 
  IF a <= b THEN a::( A merge (b::B) )
  ELSE b::( B merge (a::A) )
  FI

Beispiele für Datentypen

Während in der Theorie zwischen verschiedenen Formen von Datentypen unterschieden wird, hat OPAL nur ein Konstrukt, um eigene Typen zu definieren.

Ein Beispiel für eine Implementierung eines Produkttypen

DATA point3D == point3D(x:real, y:real, z:real)

... eines Summentypen

DATA object3D == cube(widht: real, height: real, length: real, location: point3D)
                 cylinder(height: real, radius: real, location: point3D)
                 sphere(radius: real, location: point3D)

... eines Aufzählungstypen

DATA traffic_light == red
                      yellow
                      green

Datentypdeklarationen (TYPE) ersetzt der OPAL-Compiler intern durch die sogenannte "induzierte Signatur". Das Schlüsselwort "DATA" fügt auch Implementierungen der Funktionen hinzu, die dem Programmierer dann die Möglichkeit geben, Werte der selbstdefinierten Sorte zu erzeugen, auf die einzelnen Elemente der Datenstruktur zuzugreifen und zwischen Varianten zu unterscheiden:

Z.B. die induzierte Signatur für den Summentyp

-- Sorte
 SORT object3D
-- Konstruktorfunktionen
 FUN cube: real ** real ** real ** point3D -> object3D
 FUN cylinder: real ** real ** point3D -> object3D
 FUN sphere: real ** point3D -> object3D
-- Selektorfunktionen
 FUN width height length radius: object3D -> real
 FUN location: object3D -> real
-- Diskrimitatorfunktionen
 FUN cube?: object3D -> bool
 FUN cylinder?: object3D -> bool
 FUN sphere?: object3D -> bool

Literatur

  • Pepper, Peter: Funktionale Programmierung in OPAL, ML, HASKELL und GOFER, 1999, Springer-Verlag, ISBN 3-540-64541-1