„MANTIS (Flugabwehrsystem)“ – Versionsunterschied

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'''Bedien- und Feuerleitzentrale (BFZ)'''
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Die BFZ ist ausgeführt als Container und ist im Schicht-Betrieb Rund-um-die-Uhr (24/7) jeweils mit 4 Soldaten besetzt, wobei drei Soldaten für die Überwachung Luftraumlage sowie zur Waffen- und Sensorbedienung eingesetzt sind und dabei von einem Kommandanten geführt werden.
Die BFZ ist ausgeführt als Container und ist im [[Schichtarbeit|Schicht-Betrieb]] Rund-um-die-Uhr (24/7) jeweils mit 4 [[Soldat|Soldaten]] besetzt, wobei drei Soldaten für die Überwachung Luftraumlage sowie zur Waffen- und Sensorbedienung eingesetzt sind und dabei von einem Kommandanten geführt werden.
Die Bedienung des Systems erfolgt in weiten Teilen automatisiert.
Die Bedienung des Systems erfolgt in weiten Teilen automatisiert.
Aufgrund gesetzlicher Vorgaben - [[ROE (Rules_of_Engagement_(NATO)|Rules of Engagement]]) – ist eine vollautomatische Bekämpfung von Zielen nicht vorgesehen - die manuelle Bedienung durch den Mensch ist aus Sicherheitsgründen unverzichtbar.
Aufgrund gesetzlicher Vorgaben - [[ROE (Rules_of_Engagement_(NATO)|Rules of Engagement]]) – ist eine vollautomatische Bekämpfung von Zielen nicht vorgesehen - die manuelle Bedienung durch den Mensch ist aus Sicherheitsgründen unverzichtbar.

Version vom 27. November 2010, 22:55 Uhr

MANTIS (Flugabwehrsystem)
GDF 020 Geschütz Vorlage:Infobox/Wartung/Bild

Das System MANTIS (ehemals „Nächstbereichschutzsystem C-RAM (NBS C-RAM)“) ist ein stationäres Luft-Nahbereichs-Flugabwehrsystem (Short Range Air Defense, kurz SHORAD), welches neben den klassischen Zielen der Flugabwehr, wie Flugzeuge und Hubschrauber auch gegen kleine Ziele wie Drohnen/UAVs sowie Lenkwaffen als auch gegen sogenannte RAM-Ziele (Raketen, Artilleriegeschosse und Mörser) eingesetzt wird. C-RAM ist dabei die international gebräuchliche Abkürzung für Counter-Rocket, Artillery and Mortar.

Rheinmetall Defence vermarktet das System international unter der geschützten Bezeichnung „MANTIS NBS C-RAM“.

Namensgebung

Der Name MANTIS setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben der englischsprachigen Beschreibung "Modular, Automatic and Network capable Targeting and Interception System" welches die grundlegenden Eigenschaften des Systems beschreibt.

Entwicklung

Die Bundeswehr testete das modulares Flugabwehrwaffensystem Skyshield im Dezember 2004 in Todendorf. Aufgrund guter Ergebnisse wurde daran anschließend mit der Weiterentwicklung begonnen. Im März 2007 beauftragte die Bundeswehr das Unternehmen Rheinmetall Air Defence (vormals Oerlikon Contraves) mit der Entwicklung eines Nächstbereich-Schutzsystems (NBS) gegen RAM-Ziele. Anlass waren diverse Angriffe mit Raketen und Mörsergranaten auf die Feldlager der deutschen Bundeswehr in Mazār-i Scharif und Kundus / Afghanistan. Der Auftragswert der Entwicklung betrug € 48 Millionen und wurde im April 2007 im Koblenzer Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung unterzeichnet. [1] Auf Basis des von Oerlikon Contraves bereits seit Jahrzehnten für die Fliegerabwehr genutzten 35mm Maschinenkanonenkalibers und der dafür verfügbaren AHEAD-Munition entwickelte die Rheinmetall Air Defence AG die 35mm Revolver-Kanone GDF 020, ein Feuerleitradar sowie eine Kommandozentrale.

Beschaffung

Im Mai 2009 hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages die Beschaffung von zwei NBS C-RAM Systemen zu einem Gesamtpreis von €136 Millionen für die Deutsche Bundeswehr beschlossen.[2] Die Beschaffung zweier weiterer Systeme soll im Jahr 2013 erfolgen.

Aufbau

Das FlaWaSys MANTIS ist modular auf die Größe und die Umgebung eines Schutzobjektes flexibel anpassbar und besteht im Kern aus einer Bedien- und Feuerleitzentrale (BFZ), ein oder mehreren Radar-Sensoren sowie bis zu acht angeschlossenen GDF 020 Geschützen. Die Einbindung von MANTIS in das System Flugabwehr (SysFla) ist angedacht.

Bedien- und Feuerleitzentrale (BFZ)

Die BFZ ist ausgeführt als Container und ist im Schicht-Betrieb Rund-um-die-Uhr (24/7) jeweils mit 4 Soldaten besetzt, wobei drei Soldaten für die Überwachung Luftraumlage sowie zur Waffen- und Sensorbedienung eingesetzt sind und dabei von einem Kommandanten geführt werden. Die Bedienung des Systems erfolgt in weiten Teilen automatisiert. Aufgrund gesetzlicher Vorgaben - Rules of Engagement) – ist eine vollautomatische Bekämpfung von Zielen nicht vorgesehen - die manuelle Bedienung durch den Mensch ist aus Sicherheitsgründen unverzichtbar. Die erforderlichen Reaktionszeiten zur Bekämpfung von RAM-Zielen stellen dabei die eigentliche Herausforderung für die Besatzung der BFZ dar.

Die BFZ kann mit verschiedenartigen Daten- und Kommunikationsverbünde vernetzt werden um das Situationsbewusstsein zu verbessern und anfliegenden Luftkriegsmittel vor einer erfolgreichen Bekämpfung rechtzeitig erkennen, verfolgen, vermessen und bekämpfen zu können. Die Bundeswehr plant deshalb ergänzend zum MANTIS-Sensor ein Mittel-/Weitbereichsradar an die BFZ anzubinden.

Sensoreinheit NBS

Für eine erfolgreiche RAM-Bekämpfung ist MANTIS an mindestens einen Radarsensor angeschlossen welcher vor allem optimiert ist Ziele zu detektieren und zu verfolgen deren Radarquerschnitt (RCS/Radar Cross Section) sehr klein ist. Das MANTIS-Radar soll in der Lage sein Ziele mit einem RCS deutlich unter 0,01m² auf Entfernungen bis zu ca. 20km erfassen zu können. Ein oder mehrere weitere Sensoren dienen lediglich als Redundanz oder zum Schließen von Lücken in der Radarabdeckung (Radarschatten) oder zur Steigerung der Erfassungsreichweite.

35mm Geschütz GDF 020

Die GDF 020 Revolver-Kanone ist ein einläufiges unbemanntes Flugabwehrgeschütz im Kaliber 35mm. Das Geschütz steht auf einer Plattform im Container/Paletten Standard ISO 1D mit einer Bodenaufstandsfläche von 2.988x2.435mm und kann als solches auf geeigneten Fahrzeugen verlastet werden. Das Geschütz ist gesamt 5.526mm lang, 2.435mm breit und 2.088mm hoch. Die Masse beträgt 5.350kg bzw. 5.800kg inkl. Munition. Der Schwenkbereich horizontal beträgt 360°, die Rohrerhöhung –15° bis +85°. Die Kadenz beträgt 1.000 Schuss/Min. Als C-RAM System wird das Geschütz mit AHEAD-Munition geladen. Mündungsgeschwindigkeit der AHEAD-Munition beträgt dabei mehr als 1000 m/s. Die maximale Reichweite des Geschützes liegt bei 5km gegen große Ziele und ca. 3km gegen RAM-Ziele.

Das GDF 020 Geschütz ist mit einer Rohrschutzhülle ausgestattet um einer Verformung des Geschützrohres durch Witterungseinflüsse (z.B. Sonneneinstrahlung) vorzubeugen. Die Rohrtemperatur kann darüber hinaus durch eine Heiz- und Kühleinrichtung beeinflusst werden. Dies ist notwendig um die notwendige Präzision zu erzielen welche benötigt wird um Kleinziele in mehreren Kilometern Entfernung treffen zu können.

Eine Zielbekämpfung erfolgt immer durch zwei Geschütze. Wobei grundsätzlich ein Geschütz ausreichend ist und das zweite lediglich als Redundanz feuert. Jedes Geschütz feuert in Salven zu je 24 Schuss.

Unmittelbar vor dem Verlassen des Rohres wird die Geschossgeschwindigkeit gemessen und der Zeitzünder im Boden des AHEAD-Geschoßes programmiert. Missionsspezifisch 10-30m vor dem Zielobjekt gibt jedes AHEAD-Geschoß eine große Anzahl schwerer Wolfram-Projektile frei, wodurch sich durch die Drall-Stabilisierung des Geschosses eine kleine Wolke formt, welche das Zielobjekt passiert und so zerstört bzw. zum Absturz gebracht wird.

Einsatz

Das erste System soll bis Ende 2010 an die Deutsche Bundeswehr ausgeliefert werden. Das System verbleibt vorerst in Deutschland zur Ausbildung der Techniker und Systembediener.[3] Das zweite System soll im ersten Halbjahr 2011 ausgeliefert werden. Der Einsatz in Afghanistan soll Mitte 2011 beginnen.[4]

System Flugabwehr (SysFla)

Mit dem geplanten System Flugabwehr (SysFla) soll die Bundeswehr ein hochmodernes Flugabwehrsystem erhalten, das einen umfassenden Schutz der Soldaten im Einsatz gegen Bedrohungen aus der Luft gewährleistet. Das durch dieses System abgedeckte Spektrum reicht von kleinen Zielen bis hin zu großkalibrigen Raketen und Flugkörpern sowie klassischen Zielen wie Hubschrauber und Kampfflugzeuge. Im Rahmen von SysFla sollen die Elemente von MANTIS in dieses integriert bzw. erweitert werden. Die Basiskonfiguration SysFla übernimmt das GDF 020 Geschütz, die Sensoreinheit NBS und auch die BFZ, wobei letztere eine Erweiterung zur Anbindung des Lenkflugkörper Neue Generation (LFK NG) sowie des Infrarot-Sensors FIRST erfährt.

Einzelnachweise

  1. Rheinmetall-Flugabwehrsystem soll Feldlager der Bundeswehr vor Angriffen schützen. Rheinmetall-Pressemitteilung vom 3. April 2007.
  2. [1] Neue Qualität für Feldlagerschutz
  3. Helmut Michelis: Neuer Raketenschutz kommt aus Düsseldorf. In: „Rheinische Post“ vom 19. Mai 2009.
  4. Mit High-Tech gegen Raketenangriffe: Rheinmetall liefert Schutzsysteme an die Bundeswehr. Rheinmetall-Pressemitteilung vom 19. Mai 2009.