„Kunstpfeifer“ – Versionsunterschied

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'''Kunstpfeifer''' sind Menschen, die zu einer möglichst komplexen [[Melodie]] in verschiedenen Tonlagen ohne technische Hilfsmittel [[pfeifen]] können.
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Bis ins 19. Jahrhundert wurden in einigen Regionen Europas als Kunstpfeifer Musikanten bezeichnet, die von einer Stadt angestellt und in einer Zunft organisiert waren. In gleicher Bedeutung wurden die Begriffe [[Stadtpfeifer]], Stadtmusikus und Stadtmusikant verwandt.<ref>{{Deutsches Wörterbuch |Titel=Stadtpfeifer |Band=17 |Sp= |lemid=}} In Friedrich Schillers Schauspiel [[Kabale und Liebe]] wird im Personenverzeichnis eine der Personen als „Miller, Stadtmusikant, oder wie man sie an einigen Orten nennt, Kunstpfeifer“ beschrieben.</ref>
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'''Kunstpfeifer''' sind Menschen, die zu einer möglichst komplexen [[Melodie]] in verschiedenen Tonlagen ohne technische Hilfsmittel [[pfeifen]] können. Das [[Pfeifen#Kunstpfeifen|Kunstpfeifen]] entstand im 19.&nbsp;Jahrhundert in der österreichischen [[Oberschicht]]. Es ist noch heute dort verbreitet.


Kunstpfeifer waren in der Zeit der Brüder Schrammel sehr beliebt. Diese traten in den Wiener Varietés, Cabarets und Volksbühnen auf.<ref>{{Internetquelle |autor=Ernst Weber |url=https://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_K/Kunstpfeifer.xml |titel=Kunstpfeifer |werk=Österreichisches Musiklexikon |hrsg=Österreichische Akademie der Wissenschaften |datum=2018-02-26 |abruf=2020-10-27}}</ref> Ihr Pfeifen erinnerte an [[Vogelgesang]]. Der bekannteste Kunstpfeifer Wiens trat mit den Brüdern [[Josef Schrammel]] und [[Johann Schrammel]] unter dem Namen [[Baron Jean]] (eig. Johann Tranquillini (1855–1895)).<ref>[http://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_B/Baron_Jean.xml musiklexikon.ac.at: ''Baron Jean''], abgerufen am 13. November 2017</ref> Sein bürgerlicher Beruf war [[Fiaker]]. Er trat auch vor Kronprinz [[Rudolf von Österreich-Ungarn|Rudolf]] auf.
Bis ins 19. Jahrhundert wurden als Kunstpfeifer Musikanten bezeichnet, die von einer Stadt angestellt und in einer Zunft organisiert waren. In gleicher Bedeutung wurden die Begriffe [[Stadtpfeifer]], Stadtmusikus und Stadtmusikant verwandt.<ref>Siehe [http://woerterbuchnetz.de/DWB/ Grimms Wörterbuch]. In Friedrich Schillers Schauspiel [[Kabale und Liebe]] wird im Personenverzeichnis eine der Personen als „Miller, Stadtmusikant, oder wie man sie an einigen Orten nennt, Kunstpfeifer“ beschrieben.</ref>


In Deutschland war [[Guido Gialdini]] in den Jahren von 1900 bis 1933 ein populärer Kunstpfeifer, in den 1940er-Jahren war [[Ilse Werner]] eine sehr bekannte Kunstpfeiferin. Auch der belgische Sänger, Gitarrist und Parodist [[Bobbejaan]] (auch „Bobby Jaan“) war ein bekannter Kunstpfeifer. Als Folge eines chirurgischen Eingriffs verlor er seine virtuose Begabung.
Kunstpfeifer waren in der Zeit der Brüder Schrammel sehr beliebt. Sie traten in den Wiener Varietés, Cabarets und Volksbühnen auf. Ihr Pfeifen erinnerte an [[Vogelgesang]]. Der bekannteste Kunstpfeifer Wiens trat mit den Brüdern [[Josef Schrammel]] und [[Johann Schrammel]] auf und wurde [[Baron Jean]] genannt. Sein bürgerlicher Beruf war [[Fiaker]]. Er trat auch vor Kronprinz [[Rudolf von Österreich-Ungarn|Rudolf]] auf.


[[Jeanette Baroness Lips von Lipstrill|Lips von Lipstrill]] ist im Jahr 2005 verstorben, Hans Hofmann (1946 geb.) hat sich auf Jazz und Klassik spezialisiert. Der 1987 geborene [[Nikolaus Habjan]] ist momentan der jüngste Kunstpfeifer Österreichs. Sein Spezialgebiet ist die Opernliteratur.
In [[Deutschland]] ist das Kunstpfeifen eher unbekannt, obwohl Deutschland mit [[Ilse Werner]] eine zeitweise sehr bekannte Kunstpfeiferin hatte. Auch der belgische Sänger, Gitarrist und Parodist [[Bobbejaan]] (auch „Bobby Jaan“) war ein bekannter Kunstpfeifer. Als Folge eines chirurgischen Eingriffs verlor er seine virtuose Begabung.


Von einem nicht so geschickten Kunstpfeifer erzählt [[Loriot]]s ''Der Kunstpfeifer''.
[[Jeanette Baroness Lips von Lipstrill|Lips von Lipstrill]] ist im Jahr 2005 verstorben, Hans Hofmann (1946 geb.) hat sich auf Jazz und Klassik spezialisiert. Der 1987 geborene [[Nikolaus Habjan]] ist momentan der jüngste Kunstpfeifer Österreichs. Sein Spezialgebiet ist die Opernliteratur.


== Terminologie ==
Von einem nicht so geschickten Kunstpfeifer erzählt [[Loriot]]s „Der Kunstpfeifer“.
Die Internationale Philharmonische Gesellschaft für Pfeifkunst distinguiert die Pfeifkunst vom Kunstpfeifen und ordnet das Kunstpfeifen technisch der Familie der [[Flöte]] zu.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.artwhistling.org/terminologie.html |wayback=20110418225848 |text=www.artwhistling.org |archiv-bot=2022-03-11 10:35:55 InternetArchiveBot }} Internationale Philharmonische Gesellschaft für Pfeifkunst – Terminologie. Aufgerufen am 25. September 2011.</ref>


== World Whistlers Convention ==
==Terminologie==
Es findet eine Internationale Weltmeisterschaft im Kunstpfeifen unter dem Namen ''World Whistlers Convention'' statt. Sie wurde von 1973 bis 2013 jährlich in North Carolina durchgeführt, ab 2016 ist der Austragungsort alle zwei Jahre in Japan. Der Holländer [[Geert Chatrou]] hat die Meisterschaft drei Mal gewonnen und sitzt inzwischen in der Jury dieser Veranstaltung.<ref>[http://reportagen.sueddeutsche.de/pfeifwm '' In höchsten Tönen. In Tokio messen sich die besten Pfeifer der Welt. Klingt lustig – ist aber eine sehr ernste Angelegenheit''], reportagen.sueddeutsche.de vom 15. August 2016 (abgerufen am 13. November 2017, 5. Januar 2021)</ref> 2020 fiel die World Whistlers Convention aufgrund der Corona-Pandemie aus<ref>{{Internetquelle |autor=Japan Whistling Confederation (JWC) |url=http://whistling.jp/en/wwc2020/2020event-outline |titel=Event Outline : The World Whistlers Convention 2020 (WWC2020) |werk= |hrsg= |datum=2020-03-17 |abruf=2021-01-05 |sprache=en}}</ref>.
Die Internationale Philharmonische Gesellschaft für Pfeifkunst distinguiert die Pfeifkunst vom Kunstpfeifen und ordnet das Kunstpfeifen technisch der Familie der [[Flöte]] zu.<ref>[http://www.artwhistling.org/terminologie.html www.artwhistling.org] Internationale Philharmonische Gesellschaft für Pfeifkunst – Terminologie. Aufgerufen am 25. September 2011.</ref>


== Bekannte Kunstpfeifer ==
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* [[Geert Chatrou]]
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* [[Ilse Werner]]
* [[Roger Whittaker]]
* [[Johann Georg Waltzen]]
* [[Ilse Werner]] (1921–2005)
* [[Roger Whittaker]] (1936–2023)
* [[Hans Hofmann (Kunstpfeifer)|Hans Hofmann]]
* [[Hans Hofmann (Kunstpfeifer)|Hans Hofmann]]
* [[Hans Martin Werner]]
* [[Oliver Zelinski]]
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== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
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== Literatur ==
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* Curt Sachs: ''Die Stadtpfeiferei''. In: ''Musikgeschichte der Stadt Berlin bis zum Jahre 1800'' '': Stadtpfeifer, Kantoren und Organisten an den Kirchen städtischen Patronats, nebst Beiträgen zur allgemeinen Musikgeschichte Berlins''. Gebrüder Paetel, Berlin 1908, S. 22ff. Online: [https://archive.org/details/bub_gb_h5wxAAAAMAAJ]


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.phonomuseum.at/includes/content/connectingmemories/musik/weber/Tramer_950x.mp3 MP3-Audiodatei]: [[Georg Tramer]] pfeift [[Die Csárdásfürstin]] (Ausschnitt), aufgenommen 1902.
* [http://www.phonomuseum.at/includes/content/connectingmemories/musik/weber/Tramer_950x.mp3 MP3-Audiodatei]: [[Georg Tramer]] pfeift [[Die Csárdásfürstin]] (Ausschnitt), aufgenommen 1902.
*[http://www.wvlw.at/archiv/f-wienerlied.html Das Wienerlied und seine wichtigsten Erscheinungsformen vom Bänkelsang bis zu den Schrammeln]
* [http://www.wvlw.at/archiv/f-wienerlied.html Das Wienerlied und seine wichtigsten Erscheinungsformen vom Bänkelsang bis zu den Schrammeln]


==Einzelnachweise==
== Einzelnachweise ==
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[[Kategorie:Kunstpfeifer|!]]
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Aktuelle Version vom 7. Juni 2024, 13:49 Uhr

Kunstpfeifer sind Menschen, die zu einer möglichst komplexen Melodie in verschiedenen Tonlagen ohne technische Hilfsmittel pfeifen können. Bis ins 19. Jahrhundert wurden in einigen Regionen Europas als Kunstpfeifer Musikanten bezeichnet, die von einer Stadt angestellt und in einer Zunft organisiert waren. In gleicher Bedeutung wurden die Begriffe Stadtpfeifer, Stadtmusikus und Stadtmusikant verwandt.[1]

Kunstpfeifer waren in der Zeit der Brüder Schrammel sehr beliebt. Diese traten in den Wiener Varietés, Cabarets und Volksbühnen auf.[2] Ihr Pfeifen erinnerte an Vogelgesang. Der bekannteste Kunstpfeifer Wiens trat mit den Brüdern Josef Schrammel und Johann Schrammel unter dem Namen Baron Jean (eig. Johann Tranquillini (1855–1895)).[3] Sein bürgerlicher Beruf war Fiaker. Er trat auch vor Kronprinz Rudolf auf.

In Deutschland war Guido Gialdini in den Jahren von 1900 bis 1933 ein populärer Kunstpfeifer, in den 1940er-Jahren war Ilse Werner eine sehr bekannte Kunstpfeiferin. Auch der belgische Sänger, Gitarrist und Parodist Bobbejaan (auch „Bobby Jaan“) war ein bekannter Kunstpfeifer. Als Folge eines chirurgischen Eingriffs verlor er seine virtuose Begabung.

Lips von Lipstrill ist im Jahr 2005 verstorben, Hans Hofmann (1946 geb.) hat sich auf Jazz und Klassik spezialisiert. Der 1987 geborene Nikolaus Habjan ist momentan der jüngste Kunstpfeifer Österreichs. Sein Spezialgebiet ist die Opernliteratur.

Von einem nicht so geschickten Kunstpfeifer erzählt Loriots Der Kunstpfeifer.

Terminologie

Die Internationale Philharmonische Gesellschaft für Pfeifkunst distinguiert die Pfeifkunst vom Kunstpfeifen und ordnet das Kunstpfeifen technisch der Familie der Flöte zu.[4]

World Whistlers Convention

Es findet eine Internationale Weltmeisterschaft im Kunstpfeifen unter dem Namen World Whistlers Convention statt. Sie wurde von 1973 bis 2013 jährlich in North Carolina durchgeführt, ab 2016 ist der Austragungsort alle zwei Jahre in Japan. Der Holländer Geert Chatrou hat die Meisterschaft drei Mal gewonnen und sitzt inzwischen in der Jury dieser Veranstaltung.[5] 2020 fiel die World Whistlers Convention aufgrund der Corona-Pandemie aus[6].

Bekannte Kunstpfeifer

Siehe auch

Literatur

  • Ernst Weber: Kunstpfeifer. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 3, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2004, ISBN 3-7001-3045-7.
  • Curt Sachs: Die Stadtpfeiferei. In: Musikgeschichte der Stadt Berlin bis zum Jahre 1800 : Stadtpfeifer, Kantoren und Organisten an den Kirchen städtischen Patronats, nebst Beiträgen zur allgemeinen Musikgeschichte Berlins. Gebrüder Paetel, Berlin 1908, S. 22ff. Online: [1]

Einzelnachweise

  1. Stadtpfeifer. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 17: Sprecher–Stehuhr – (X, 2. Abteilung, Teil 1). S. Hirzel, Leipzig 1919 (woerterbuchnetz.de). In Friedrich Schillers Schauspiel Kabale und Liebe wird im Personenverzeichnis eine der Personen als „Miller, Stadtmusikant, oder wie man sie an einigen Orten nennt, Kunstpfeifer“ beschrieben.
  2. Ernst Weber: Kunstpfeifer. In: Österreichisches Musiklexikon. Österreichische Akademie der Wissenschaften, 26. Februar 2018, abgerufen am 27. Oktober 2020.
  3. musiklexikon.ac.at: Baron Jean, abgerufen am 13. November 2017
  4. www.artwhistling.org (Memento des Originals vom 18. April 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.artwhistling.org Internationale Philharmonische Gesellschaft für Pfeifkunst – Terminologie. Aufgerufen am 25. September 2011.
  5. In höchsten Tönen. In Tokio messen sich die besten Pfeifer der Welt. Klingt lustig – ist aber eine sehr ernste Angelegenheit, reportagen.sueddeutsche.de vom 15. August 2016 (abgerufen am 13. November 2017, 5. Januar 2021)
  6. Japan Whistling Confederation (JWC): Event Outline : The World Whistlers Convention 2020 (WWC2020). 17. März 2020, abgerufen am 5. Januar 2021 (englisch).