„Kraftwerk Union“ – Versionsunterschied

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Version vom 22. Mai 2015, 20:24 Uhr

Kraftwerk Union AG

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RechtsformAktiengesellschaft
Gründung1969
SitzMülheim an der Ruhr, Deutschland
BrancheKraftwerksbau

Die Kraftwerk Union AG (KWU) war ein gemeinsames Tochterunternehmen von Siemens und AEG. Es betrieb den Bau von Kraftwerken, insbesondere Kernkraftwerken. Standorte waren Mülheim an der Ruhr, Erlangen, Berlin, Karlstein am Main und Offenbach am Main. Die KWU stand später synonym für das Kraftwerksgeschäft von Siemens.

Geschichte

  • Nachdem die Kernkraftwerksbereiche von Siemens und der AEG ab 1968 kooperierten, wurde 1969 die Kraftwerk Union AG mit Sitz in Mülheim[1] aus den Kraftwerksabteilungen von AEG und Siemens gegründet. Am Standort Mülheim wurden Dampfturbinen und Generatoren, in Berlin Gasturbinen hergestellt. Entwicklung und Planung fanden an den Standorten Erlangen und Offenbach statt. Im selben Jahr wurde außerdem die Transformatoren Union (TU) von den Konzernen gegründet. AEG hatte bis zu diesem Zeitpunkt nur Siedewasserreaktoren basierend auf der Technik des US-Konzerns General Electric gebaut, während Siemens Druckwasserreaktoren in Lizenz von Westinghouse gebaut hatte. Aber auch das nicht nukleare Kraftwerksgeschäft von Siemens wurde in die KWU integriert. Fünf Jahre später wurde die AEG-Kernkraftsparte von der KWU übernommen. Eine weitere Sparte bildete die KWU-Umwelttechnik GmbH, die beispielsweise in Kooperation mit der MAN-Gutehoffnungshütte GmbH Schwelbrennanlagen anbot.
  • 1977 wurde Siemens Alleinaktionär der KWU AG.
  • 1978 verkaufte AEG auch Teile an der Transformatoren Union an die KWU. Am 1. Oktober 1987 wurde die Übernahme von KWU und TU vollständig vollzogen.
  • In den 1980er Jahren erlebte die KWU ihre erfolgreichste Zeit mit dem Bau der sogenannten Konvoi-Reaktorlinie. Im Ausland ist die KWU unter anderem beim Bau des Kernkraftwerks Gösgen in der Schweiz, ab 1974 bei dem durch irakische Luftangriffe zerstörten Kraftwerk bei Buschehr (Iran), den Schwerwasserreaktoren Atucha I und II in Argentinien, sowie dem Kernkraftwerk Angra 2 und 3 (für Block 3 wurden nur fast alle Teile geliefert, hing zu KWU-Zeiten aber nicht in Bau) in Brasilien engagiert. Das einzige kommerzielle Kernkraftwerk in Österreich, das Kernkraftwerk Zwentendorf, ging nach der Errichtung durch die KWU nie in Betrieb. In Deutschland war sie über Beteiligungen auch an der Errichtung verschiedener fortgeschrittener Reaktoren beteiligt, so beispielsweise am Schnellen Brüter in Kalkar, dem Forschungsreaktor KNK II in Karlsruhe und den Forschungsreaktoren FRM und FRM2 in München.
  • SIEMENS SNP und PG: Der Nuklearbereich der KWU wurde im Juli 2000 unter dem Namen Siemens Nuclear Power GmbH ausgegliedert, der konventionelle Kraftwerks- und Turbinenbereich wurde in Power Generation umbenannt.
  • Ab Anfang der 1990er Jahre begann die französische Framatome zusammen mit der Kernkrafttochter von Siemens mit der Entwicklung des European Pressurized Water Reactor ("Europäischer Druckwasserreaktor"). Die deutsche Seite war vor allem für die sicherheitstechnischen Aspekte (Werkstoffprüfung und andere) zuständig. Auch die Leittechnik (Siemens Teleperm M) wurde in Deutschland entwickelt.
  • Die politische und öffentliche Haltung zur Kernkraft in Deutschland sowie die schlechte Auftragslage –  die Kernkraftsparte von Siemens war fast nur noch im Wartungs- und Brennstoffgeschäft tätig – führten zu der Entscheidung der Siemens-Konzernspitze, die Kernkraftgeschäfte erneut auszugliedern und die Mehrheitsanteile zu verkaufen.
  • Framatome ANP - Siemens und Framatome, ein Tochterunternehmen des französischen Konzerns AREVA, bildeten 2001 ein Gemeinschaftsunternehmen: Siemens SNP wurde in Framatome ANP eingegliedert – die Siemens AG erhielt eine Beteiligung von 34 Prozent an Framatome ANP. Im März 2006 erfolgte die Umbenennung in Areva NP.
  • Power Generation (PG) und Power Transmission and Distribution (PTD) blieben als Geschäftsbereiche weiterhin zu 100 Prozent im Siemens-Konzern integriert.
  • Am 18. März 2011 verkaufte Siemens seine gesamten Anteile an Framatome ANP für 1,62 Milliarden Euro an den Mutterkonzern Areva. Dadurch sind wieder 100 % der Anteile von Areva NP im Besitz des französischen Konzerns Areva.[2]

Kernkraftwerke (kommerzielle Leistungsreaktoren)

Die folgenden Kernkraftwerke bzw. Reaktorblöcke wurden von der Kraftwerk Union hergestellt.[3]

Siedewasserreaktoren (SWR)

ReaktorblockBezeich-
nung
LandStatusBetreiber
KKW WürgassenKWWDeutschlandIm Rückbau (bis 2014)E.ON Kernkraft
KKW BrunsbüttelKKBDeutschlandAußer BetriebVattenfall
KKW Zwentendorf/TullnerfeldGKTÖsterreichnicht in Betrieb genommen
KKW Philippsburg 1KKP-1DeutschlandAußer BetriebEnBW
KKW Isar 1KKI-1DeutschlandAußer BetriebE.ON Kernkraft
KKW KrümmelKKKDeutschlandAußer BetriebVattenfall
KKW Gundremmingen BKRB-BDeutschlandBetriebsführungRWE
KKW Gundremmingen CKRB-CDeutschlandBetriebsführungRWE

Druckwasserreaktoren (DWR)

ReaktorblockBezeich-
nung
LandStatusBetreiber
KKW ObrigheimKWODeutschlandIm Rückbau (bis 2020)EnBW
KKW StadeKKSDeutschlandIm Rückbau (bis 2015)E.ON Kernkraft
KKW BorsseleKCBNiederlandeBetriebsführungEPZ
KKW Biblis AKWB-ADeutschlandAußer BetriebRWE
KKW Biblis BKWB-BDeutschlandAußer BetriebRWE
KKW Neckar(westheim) 1GKN-1DeutschlandAußer BetriebEnBW
KKW Neckar(westheim) 2GKN-2DeutschlandBetriebsführungEnBW
KKW UnterweserKKUDeutschlandAußer BetriebE.ON Kernkraft
KKW Trillo 1CNT1SpanienBetriebsführungENDESA
KKW Trillo 2CNT2Spanien1981/82 bestellt, nicht errichtet[4]
KKW RegodolaCTSpanien1981/82 bestellt, nicht errichtet[4]
KKW GösgenGOSSchweizBetriebsführungGösgen-Däniken AG
KKW BrokdorfKBRDeutschlandBetriebsführungE.ON Kernkraft
KKW GrohndeKWGDeutschlandBetriebsführungE.ON Kernkraft
KKW Philippsburg 2KKP-2DeutschlandBetriebsführungEnBW
KKW GrafenrheinfeldKKGDeutschlandBetriebsführungE.ON Kernkraft
KKW EmslandKKEDeutschlandBetriebsführungRWE
KKW Isar 2KKI-2DeutschlandBetriebsführungE.ON Kernkraft
KKW Angra 2ANGBrasilienBetriebsführungEletrobrás
KKW Buschehr 1IranBetriebsführung, modifiziert zu WWER-1000
KKW Buschehr 2Irannicht fertiggestellt

Weitere ehemals für Deutschland geplante Anlagen vom Typ Konvoi waren das Kernkraftwerk Wyhl, das Kernkraftwerk Hamm, das Kernkraftwerk Pfaffenhofen und der Kernreaktor Biblis C.

Kernkraftwerk Buschehr 1 wurde durch Atomstroiexport fertiggestellt und entspricht im technischen Aufbau nun der russischen Baulinie WWER-1000, nicht den KWU-Druckwasserreaktoren.

Schwerwasserreaktoren

ReaktorblockBezeich-
nung
LandStatusBetreiber
KKW NiederaichbachKKNDeutschlandrückgebaut → grüne Wiese
KKW Atucha 1CNA1ArgentinienBetriebsführungNucleoeléctrica Argentina S.A
KKW Atucha 2CNA2ArgentinienBetriebsführungNucleoeléctrica Argentina S.A

Forschungsreaktoren

Weiterhin betrieb die Kraftwerk Union in den 1960er und 1970er Jahren in Karlstein am Main zwei Forschungsreaktoren, den AEG-Prüfreaktor (PR-10) und den AEG-Nullenergiereaktor (TKA), die von der AEG übernommen wurden.

Quellen

  1. Handelsregistereintrag HRB 499, Amtsgericht Mülheim/Ruhr
  2. www.welt.de: Siemens steigt aus französischem Atomkonzern aus Abgerufen am 31. Mai 2011.
  3. Übereinkommen über nukleare Sicherheit (PDF-Datei; 3,79 MB), Bericht der Regierung der Bundesrepublik Deutschland für die Vierte Überprüfungstagung im April 2008
  4. a b Roland Kollert: Die Politik der latenten Proliferation: militärische Nutzung "friedlicher" Kerntechnik in Westeuropa. In: DUV, 1994 ISBN 382444156X