Kemna Bau

Kemna Bau Andreae GmbH & Co. KG

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Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1867
Sitz Pinneberg
Mitarbeiterzahl 2136
Umsatz 596 Mio. Euro[1]
Branche Verkehrswegebau, Asphaltproduktion, Rohstoffgewinnung
Website www.kemna.de
Stand: 17. Januar 2022

Die Kemna Bau Andreae GmbH & Co. KG (Eigenschreibweise KEMNA BAU) ist eine deutsche Unternehmensgruppe der Bau- und Baustoffindustrie mit Sitz in Pinneberg. Sie ist mit mehr als 2100 Mitarbeitern in den Sektoren Verkehrswegebau, Asphaltproduktion und Rohstoffgewinnung tätig und gehört zu den 25 größten Bauunternehmen Deutschlands[2]. Das Unternehmen wurde 1867 unter der Firma J. Kemna – Breslau als eine Dampfmaschinen-, Dampftraktoren-, Lokomobilen-, Dampfpflug-, Straßenwalzen- und Traktorenfabrik in Breslau gegründet.

Geschichte

J. Kemna – Breslau

Julius Kemna

Der Unternehmensgründer Julius Kemna stammte ursprünglich aus Barmen, wo er 1837 in großbürgerliche Kreise hinein geboren wurde.[3] 1867 gründete er in Breslau sein Unternehmen, welches zunächst Landmaschinen herstellte. Bald entstand auch eine Eisengießerei welche unter anderem Glas-, Medaillen- und Tonformen produzierte.[4][5] Zeitweise kooperierte Kemna mit Fowler, beschloss aber schon bald, eigene Lokomobile und Dampfpflüge zu bauen. Nach dem Vorbild Fowlers baute Kemna auch Einzylinder-Sattdampfmaschinen, erkannte aber bald die Vorteile der Hochdruckdampftechnologie mit Heißdampf und der Compound- oder Verbund-Bauweise, welche bei geringerem Verbrauch an Heizmaterial und Wasser zu wesentlich höheren Leistungen imstande ist.[6] Mit Gespür für kommende Entwicklungen hatte Kemna erkannt, dass die Dampfmaschine nicht nur für die Industrie revolutionierend war, sondern auch in der Landwirtschaft und im Straßenbau.[7] Im Jahr 1898 starb Kemna und vererbte seinen Angestellten 30 Mark für jedes Jahr der Anstellung – für viele genug Geld, um ein Haus zu bauen.[8] 1908 präsentierte Kemna Bau eine Weiterentwicklung des Compound-Systems: eine Heißdampf-Pfluglokomotive mit überspanntem Dampf und zwei Hochdruckzylindern.

20. Jahrhundert

Kemna-Lokomotiven und -Pflüge (ungefähr 1900)

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Unternehmen Julius Kemna das „führende Dampfpflug-Unternehmen auf dem europäischen Kontinent und drang auf dem Weltmarkt in die Monopolstellung englischer Firmen ein“.[3] Das Unternehmen entwickelte sich zum industriellen Großbetrieb um die Jahrhundertwende. Aufgrund von Kapazitätserweiterungen wurden 1905 ungefähr 900 Arbeitnehmer auf einem 52.000 m² großen Industriegelände angestellt.[3]

Der Erste Weltkrieg führte zur Forderung der Heeresleitung, so dass Zugmaschinen herstellerübergreifend vereinheitlicht werden mussten, um das Ersatzteilproblem in den Griff zu bekommen.[9] Kemna stellte daraufhin die Straßenlokomotive EM (Einheitsmaschine) vor, die bald von verschiedenen Herstellern im Deutschen Reich nachgebaut wurde. Viele dieser Maschinen wurden als Reparationsleistung nach dem Ersten Weltkrieg nach ganz Europa geliefert. 1919 warb Kemna mit seinen Dampf-Lastzügen, Straßenlokomotiven mit zwei Anhängern, die imstande waren „300 bis 400 Zentner zu transportieren bei einer Reichweite von bis zu 30 Kilometern mit einer Geschwindigkeit von 5 bis 10 km/h“. Das Dampfpflügen mit zwei Lokomobilen, zwischen denen der Pflug hin- und hergezogen wurde, ist in den 1920er Jahren allmählich durch den von Kohle und Wasser unabhängigen Traktor abgelöst worden. Durch Produktionsverlagerung stellte sich das Unternehmen auf diese Marktlage ein. Kemnas Unternehmen brachte im Jahr 1923 als erstes in Deutschland eine Straßenwalze mit einem Rohölmotor (Deutz-Diesel-Motor) auf den Markt.[10]

Unter der Marke Wratislawia wurden von Kemna Dreschmaschinen und andere Geräte angeboten. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden auch Traktoren mit Verbrennungsmotor hergestellt. Ferner wurden Dampf-Straßenwalzen produziert, die nach dem Ersten Weltkrieg schon bald mit Verbrennungsmotor ausgerüstet wurden. Straßenwalzen von Kemna waren in ganz Europa bekannt. Nach dem Eintritt des Sohnes Erich Kemna (1908) wandte sich das Unternehmen verstärkt dem Bereich Straßenbau zu. Bereits 1910 wurde hierfür ein Asphalt-Gemisch angeboten.

Die Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre traf auch Kemna hart. In der Folge wurde im Jahr 1931 der Straßenbaubetrieb ausgegliedert und in die Straßenbaugesellschaft Kemna-Lenz GmbH eingebracht. 1941 trat Dr. Karl Andreae in das Unternehmen ein. Dr. Andreae führte eine gesellschaftliche Neuordnung durch. Als Betriebsgesellschaft wurde die Straßenbaugesellschaft E. Kemna & Co. KG, Berlin, gegründet.[11][12] Erich Kemna und Dr. Karl Andreae waren Geschäftsführende Gesellschafter. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Werk in Breslau völlig zerstört[13]; aufgrund der Gebietsabtretung Schlesiens an Polen wurde das Werk J. Kemna im Jahr 1945 geschlossen. In Polen wurden unter der Firma Fadroma Wrocław nach 1945 weiter Baumaschinen, Lader und Walzen hergestellt.

Drei Maschinen von Kemna können in Museen in Sinsheim und Berlin sowie im polnischen Nationalmuseum der Landwirtschaft bei Posen besichtigt werden, eine weitere steht frei zugänglich im Dorf Veitsch in der Steiermark (Österreich). Auch vor der heutigen KEMNA-Hauptverwaltung in Pinneberg ist eine Walze ausgestellt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Lübeck-Travemünde im Hatra-Werk Kemna-Walzen weitergebaut, doch der Namenszug Kemna verschwand bald von den Maschinen, damit endete der Fahrzeugbau unter dem Namen Kemna für immer.

Der Straßenbaubereich von Kemna in Berlin stand unter der Kontrolle der Siegermächte, deshalb wurde in Hamburg aus einer zuvor eher unbedeutenden Zweigniederlassung heraus die Kemna Baugesellschaft mbH von Dr. Karl Andreae gegründet.[12] Nach dem Wegfall der alliierten Kontrolle wurde der Berliner Betrieb wieder eingegliedert. Es wurde wieder Gussasphalt angeboten, zudem wurden Verfahrensweisen zur Rationalisierung des Straßenbaus entwickelt. Werke wurden hinzugekauft und das Unternehmen wuchs stetig. Unter der Firma KEMNA BAU Andreae GmbH & Co. KG existiert der Name Kemna bis heute.[14]

Kemna Bau Andreae

Ein Kemna-Werk in Hannover

In der heutigen Kemna Bau Andreae GmbH & Co. KG und ihren Tochterunternehmen waren 2020 insgesamt 2136 Mitarbeiter beschäftigt. Der Jahresumsatz betrug 2020 596 Mio. €. Das Unternehmen gehört zu den 25 größten deutschen Bauunternehmen.[2]

Kemna Bau Andreae GmbH & Co. KG ist ein Unternehmen mit vertikaler Struktur. Neben vielen Zweigniederlassungen gehören zu den Tochterunternehmen und Beteiligungsgesellschaften unter anderem Gehrken Straßen- und Tiefbau GmbH & Co. KG, VSB infra GmbH & Co. KG, Guss-Asphalt Wilfried Ceh GmbH, Vereinigte Asphalt Mischwerke GmbH & Co Kommanditgesellschaft, ASPA GmbH, Nordharz Asphalt-Mischwerke GmbH & Co. KG, DAM Delitzscher Asphaltmischwerk GmbH, Mitteldeutsche Baustoffe GmbH, Amiro GmbH sowie Ancandra Trans S. R. L, Malkus GmbH, Erdtrans Hamburg GmbH & Co. KG, BiB Bauen im Bestand GmbH und ServiTra GmbH & Co. KG.[15]

Kemna-Rohstoffgewinnung

In fünf Steinbrüchen und zehn Kieswerken werden Mineralstoffe entweder direkt von Kemna oder über eine Mehrheitsbeteiligung produziert. In 13 konzerneigenen Asphaltsplitt-Werken und 26 Betrieben von 8 Beteiligungsgesellschaften produziert die Kemna Bau Andreae GmbH & Co. KG Mischgut für den Asphaltstraßenbau und wickelt alle Leistungen um den Verkehrswegebau einschließlich einiger spezifischer und Nebenarbeiten auf dem Gebiet der Flächenbefestigung in neun Baubetrieben und vier Beteiligungsgesellschaften ab.[14]@1@2Vorlage:Toter Link/www.kemna.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2020. Suche in Webarchiven)

Umweltschutz

Das Unternehmen setzt sich nach eigenen Angaben für die Renaturierung von Abbauflächen, die Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene und die Wiederverwendung von Ausbauasphalt und Ausbaustoffen ein.[8]

Literatur

Commons: Kemna-Fahrzeuge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Kemna Bau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bundesanzeiger: Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2020 bis zum 31.12.2020, abgerufen am 17.01.2021
  2. a b Übersicht Bauunternehmen - Die Deutsche Bauindustrie. Abgerufen am 17. Januar 2022.
  3. a b c Hans-Henning Zabel: Kemna, Julius. In: Deutsche Biographie. Abgerufen am 18. Juli 2020.
  4. Deutschlands Glasindustrie: Adressbuch der deutschen Glashütten ; die Glasraffinerie-Anstalten, die Glas-Großhandlungen. Bezugsquellenliste, Band 25. Verlag Die Glashütte, 1899, S. 20.
  5. Tonindustrie-Zeitung und Keramische Rundschau (Hrsg.): Tonindustrie-Zeitung und Keramische Rundschau: Zentralblatt für das Gesamtgebiete der Steinen und Erden. Band 51, 1927, S. 48,286.
  6. Bibliographischer Zentral-Verlag: Fortschritte der Technik: Jahrbuch des Internationalen Institutes für Techno-Bibliographie, Band 2,Ausgaben 1-3. Hrsg.: Bibliographischer Zentral-Verlag. 1910, S. 325.
  7. Colin Tyler, John Haining: Ploughing by Steam: A History of Steam Cultivation Over the Years. Hrsg.: Model and Allied Publications. 1970, S. 123, 256.
  8. a b Unser Unternehmen. Abgerufen am 5. Januar 2021.
  9. Rudolph Gaertner: Zeitschrift der Vereines Deutscher Ingenieure. 1918, S. 598.
  10. Walter Krumme: Klingelnberg-Palloid-Spiralkegelräder: Berechnung, Herstellung und Einbau. Springer-Verlag, Heidelberg 1950, S. 102–104.
  11. Volk und Reich Verlag (Hrsg.): Strassenbau-jahrbuch. 1939, S. 45.
  12. a b 150 Jahre KEMNA - Jubiläumsbroschüre. KEMNA BAU Andreae GmbH & Co. KG, 2017, abgerufen am 10. März 2022.
  13. Hoppenstedt & Company (Hrsg.): Die Maschinen-Industrie im Deutschen Reich. 1944, S. 144.
  14. a b KEMNA BAU, die Organisation des Unternehmens. Abgerufen am 9. März 2020.
  15. KEMNA BAU, Standorte der KEMNA-Gruppe. Abgerufen am 17. Januar 2022.