„Jan-Hendrik Olbertz“ – Versionsunterschied

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== Debatte um Olbertz' Dissertation und Habilitation ==
== Debatte um Olbertz' Dissertation und Habilitation ==


Neuerdings wird dem designierten Präsidenten der Humboldt-Universität „eine allzu angepasste Haltung zu Zeiten der DDR“ vorgeworfen.<ref>Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 26. Mai 2010, S. 4; vgl. auch [http://www.pnn.de/wissen/294470/ Potsdamer Neueste Nachrichten: ''Propaganda und Pädogogik Streit um Jan-Hendrik Olbertz’ Rolle in der DDR'' vom 28. Mai 2010], abgerufen am 28. Mai 2010, und [http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2010/0528/meinung/0062/index.html Berliner Zeitung: ''Verteidigung für den HU-Präsidenten'' vom 28. Mai 2010], abgerufen am 30. Mai 2010.</ref> Der als Historiker in der Forschungsabteilung der Birthler-Behörde tätige [[Ilko-Sascha Kowalczuk]], ehemaliges Mitglied in der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, will festgestellt haben, dass sowohl die Habilitationsschrift als auch die Dissertation, die „von der ersten bis zur letzten Seite dem Marxismus-Leninismus verpflichtet sei“, „ideologische Einpeitscherparolen“ enthielten, „die einzig und allein der Stützung und Stabilisierung der SED-Herrschaft‘ gedient hätten“.<ref>Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 26. Mai 2010. Der vollständige Text von Kowalczuk sowie ein Dossier mit weiterem Material steht online auf der [http://www.havemann-gesellschaft.de/index.php?id=30 Webseite] der [[Robert-Havemann-Gesellschaft]].</ref>. Olbertz spricht von einem „peinlichem“ Text<ref>[http://www.faz.net/s/Rub5A6DAB001EA2420BAC082C25414D2760/Doc~E7F0AC8D0EC5E4E45A8971931F51328C4~ATpl~Ecommon~Scontent.html Frankfurter Allgemeine Zeitung: ''Zweierlei Qualm'' vom 25. Mai 2010], abgerufen am 30. Mai 2010.</ref> und von „verbale(n) Zugeständnisse(n)“, die er habe machen müssen, um sich bestimmte Freiräume zu sichern. Der Findungskommission gegenüber, die laut ihrem Vorsitzenden Rolf Emmermann die Qualifikationsarbeiten des Kandidaten nicht gelesen hat, soll er erklärt haben, „dass er manche Passagen bestimmt nicht mehr so formulieren würde“.<ref>[http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2010/0526/feuilleton/0006/index.html Berliner Zeitung: ''„Ich wollte Freiräume gewinnen“'' vom 26. Mai 2010], abgerufen am 29. Mai 2010.</ref>
Neuerdings wird dem designierten Präsidenten der Humboldt-Universität „eine allzu angepasste Haltung zu Zeiten der DDR“ vorgeworfen.<ref>Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 26. Mai 2010, S. 4; vgl. auch [http://www.pnn.de/wissen/294470/ Potsdamer Neueste Nachrichten: ''Propaganda und Pädogogik Streit um Jan-Hendrik Olbertz’ Rolle in der DDR'' vom 28. Mai 2010], abgerufen am 28. Mai 2010, und [http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2010/0528/meinung/0062/index.html Berliner Zeitung: ''Verteidigung für den HU-Präsidenten'' vom 28. Mai 2010], abgerufen am 30. Mai 2010.</ref> Der als Historiker in der Forschungsabteilung der Birthler-Behörde tätige [[Ilko-Sascha Kowalczuk]], ehemaliges Mitglied in der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, will festgestellt haben, dass sowohl die Habilitationsschrift als auch die Dissertation, die „von der ersten bis zur letzten Seite dem Marxismus-Leninismus verpflichtet sei“, „ideologische Einpeitscherparolen“ enthielten, „die einzig und allein der Stützung und Stabilisierung der SED-Herrschaft‘ gedient hätten“.<ref>Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 26. Mai 2010. Der vollständige Text von Kowalczuk sowie ein Dossier mit weiterem Material steht online auf der [http://www.havemann-gesellschaft.de/index.php?id=30 Webseite] der [[Robert-Havemann-Gesellschaft]].</ref>. Olbertz spricht von einem „peinlichem“ Text<ref>[http://www.faz.net/s/Rub5A6DAB001EA2420BAC082C25414D2760/Doc~E7F0AC8D0EC5E4E45A8971931F51328C4~ATpl~Ecommon~Scontent.html Frankfurter Allgemeine Zeitung: ''Zweierlei Qualm'' vom 25. Mai 2010], abgerufen am 30. Mai 2010.</ref> und von „verbale(n) Zugeständnisse(n)“, die er habe machen müssen, um sich bestimmte Freiräume zu sichern. Der Findungskommission gegenüber, die laut ihrem Vorsitzenden Rolf Emmermann die Qualifikationsarbeiten des Kandidaten nicht gelesen hat, soll er erklärt haben, „dass er manche Passagen bestimmt nicht mehr so formulieren würde“.<ref>[http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2010/0526/feuilleton/0006/index.html Berliner Zeitung: ''„Ich wollte Freiräume gewinnen“'' vom 26. Mai 2010], abgerufen am 29. Mai 2010.</ref> Dagegen beharrt Kowalczuk darauf, „dass es schon in Olbertz’ Dissertation von Zitaten kommunistischer Funktionäre nur so wimmle".<ref>F.A.Z. vom 28.05.2010.</ref> In diesem Zusammenhang ist auch ein Forschungsaufenthalt von 1983 bis 1984 an der Staatlichen Universität Leningrad (St. Petersburg), der auf der Website des Bundesrates erwähnt, im Lebenslauf auf der Website des Kultusministeriums von Sachsen-Anhalt jedoch verschwiegen wird,<ref>Vgl. [http://www.bundesrat.de/nn_42880/SharedDocs/Personen/DE/laender/st/Olbertz-Jan-Hendrik.html?__nnn=true] und [http://www.sachsen-anhalt.de/LPSA/index.php?id=3698 Lebenslauf beim Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt]</ref> zu berücksichtigen. Kowalczuk jedenfalls glaubt, hier einen Beleg für „,die Verdrängungsallianz und das Schweigekartell‘ im ostdeutschen Wissenschaftsbetrieb"<ref>F.A.Z. vom 25. 05.2010, S. 4.</ref> konstatieren zu müssen. Dagegen sieht Rolf Emmermann „keinen Anlass, die Wahlentscheidung zu revidieren", da „man mit Olbertz ausführlich über seine DDR-Zeit gesprochen" habe. „Entscheidend sei für die Findungskommission gewesen, dass Olbertz weder SED-Mitglied noch bei der Stasi" gewesen sei.<ref>Ebd. Zur Diskussion vgl. den Kommentar in Der tagesspiegel vom 25.05.2010 ([http://www.tagesspiegel.de/wissen/honeckers-langer-schatten/1845432.html Tagesspiegel vom 25.05.2010 sowie [http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wissen_und_bildung/aktuell/2701202_Historiker-ueber-neuen-HU-Praesidenten.html vom 31. 05. 2010 Interview mit Hubertus Knabe])</ref>


Der Historiker und Spezialist für DDR-Geschichte [[Hubertus Knabe]], Mitglied im Fachbeirat der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, legt in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau vom 31. Mai 2010 der Humboldt-Universität nahe, die Personalentscheidung zu überdenken. Im Hinblick auf das Kriterium der charakterlichen Eignung erheben sich für Knabe erhebliche Bedenken: „Wenn man für die Erziehung Tausender junger Menschen Verantwortung übernehmen will, kommt es aber auch auf die charakterlichen Fähigkeiten an.“ Knabe gelangt daher zu dem Schluss: „Die Humboldt-Uni wäre gut beraten, ihre Entscheidung im Licht der neuen Erkenntnisse zu überdenken.<ref>[http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wissen_und_bildung/aktuell/2701202_Historiker-ueber-neuen-HU-Praesidenten.html Frankfurter Rundschau: ''Interview: Historiker über neuen HU-Präsidenten''] vom 31. Mai 2010, abgerufen am 31. Mai 2010.</ref>
Der Historiker und Spezialist für DDR-Geschichte [[Hubertus Knabe]], Mitglied im Fachbeirat der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, legt in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau vom 31. Mai 2010 der Humboldt-Universität nahe, die Personalentscheidung zu überdenken: „Jeder hat das Recht, Fehler zu machen. Entscheidend ist, ob man sich anschließend kritisch mit seinem Verhalten auseinandersetzt. Das kann ich bei Herrn Olbertz leider nicht erkennen. Im Gegenteil: Er stilisiert sich in der Öffentlichkeit als eine Art heimlicher Widerstandskämpfer, dem Freiheit und Moral immer besonders am Herzen gelegen hätten. Gleichzeitig rechtfertigt er seinen eigenen Opportunismus. Das ist kein gutes Vorbild für die mehr als 40000 Studenten, für deren Ausbildung er zuständig werden soll."Im Hinblick auf das Kriterium der charakterlichen Eignung erheben sich für Knabe erhebliche Bedenken: „Wenn man für die Erziehung Tausender junger Menschen Verantwortung übernehmen will, kommt es aber auch auf die charakterlichen Fähigkeiten an.“ Knabe betont jedoch auch die Bedeutung der wissenschaftlichen Qualifikation für das Amt, die er allerdings im Falle von Olbertz als fragwürdig ansieht: „Da Herr Olbertz mit seinem neuen Amt zugleich den Anspruch auf eine Professur erwirbt, muss er auch wissenschaftlich qualifiziert sein. Wenn man sich seine Habilitationsschrift anschaut, muss man Letzteres leider bezweifeln." Knabe gelangt daher zu dem Schluss: „Die Humboldt-Uni wäre gut beraten, ihre Entscheidung im Licht der neuen Erkenntnisse zu überdenken. Als ehemalige Vorzeige-Universität der SED muss sie besonders daran interessiert sein, zu demonstrieren, dass sie mit der DDR-Vergangenheit gebrochen hat. Ich würde den Verantwortlichen empfehlen, ihre Personalentscheidung nicht auch noch öffentlich zu verteidigen, sondern selbst die Aufklärung in die Hand zu nehmen - etwa durch die Einsetzung einer unabhängigen Kommission, die die Qualifikation von Herrn Olbertz überprüft."<ref>Alle Zitate aus FR-online.de [http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wissen_und_bildung/aktuell/2701202_Historiker-ueber-neuen-HU-Praesidenten.html vom 31. 05. 2010]; Frankfurter Rundschau: ''Interview: Historiker über neuen HU-Präsidenten''] vom 31. Mai 2010, abgerufen am 31. Mai 2010.</ref>
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Böhmer verteidigt seinen ehemaligen Kultusminister. Er sagte in einem am Montag vorab veröffentlichten Interview der Zeitschrift Super Illu unter anderem, 'dass man im Bereich der Erziehungswissenschaften zu DDR-Zeiten zumindest verbale Zugeständnisse ans SED-Regime machen musste, ist unbestritten'.<ref>[http://www.dradio.de/kulturnachrichten/201005311400/2 Deutschlandradio Kultur: ''Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Böhmer verteidigt Olbertz gegen Kritik''] vom 31. Mai 2010, angerufen am 1. Juni 2010.</ref>


== Öffentliche Ämter ==
== Öffentliche Ämter ==

Version vom 1. Juni 2010, 14:05 Uhr

Jan-Hendrik Olbertz (* 2. Oktober 1954 in Berlin) ist ein deutscher Erziehungswissenschaftler und Politiker (parteilos).

Er ist seit 2002 Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt für die CDU und wird ab Oktober 2010 Präsident der Humboldt-Universität zu Berlin sein[1].

Leben und Beruf

Olbertz absolvierte von 1974 bis 1978 ein Lehramtsstudium der Fächer Deutsch und Musik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Dem folgte ein Forschungsstudium der Erziehungswissenschaft, das er 1981 mit der Promotion zum Dr. paed. mit der Arbeit „Über den Zusammenhang von Studienmoral und studentischer Selbsttätigkeit. Eine hochschulpädagogische Untersuchung“ abschloss. Anschließend war er als wissenschaftlicher Assistent bzw. seit 1985 als Oberassistent an der Universität Halle-Wittenberg tätig. 1989 habilitierte er sich mit der Arbeit „Akademisches Ethos und Hochschulpädagogik - eine Studie zu interdisziplinären theoretischen Grundlagen der moralischen Erziehung an der Hochschule“. 1990 erhielt Olbertz eine Gastprofessur an der Universität Bielefeld, 1992 wurde er durch eine Hausberufung zum Professor für Erziehungswissenschaft an der Universität Halle-Wittenberg. Von 1992 bis 1996 war er Mitglied des Akademischen Senats, von 1992 bis 2002 Mitglied des Konzils der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, von 1993 bis 2002 Mitglied des Landesschulbeirats Sachsen-Anhalts, von 1994 bis 2002 Mitglied des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE), von 1998 bis 2002 stellvertretender Vorsitzender der DGfE. Von 1996 bis 2000 war er Gründungsdirektor des Instituts für Hochschulforschung (HoF) Wittenberg. Von 2000 bis 2002 war er Direktor der Franckeschen Stiftungen zu Halle.

Seit 1995 ist Olbertz Mitglied der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt e.V. Von 1995 bis 1997 war er Mitglied der Enquete-Kommission „Schule mit Zukunft“ des Landtages von Sachsen-Anhalt, von 1995-2000 Mitglied des Ausschusses „Blaue Liste“ des Wissenschaftsrates. 1999 wurde er als Mitglied in die 11. Bundesversammlung der Bundesrepublik Deutschland berufen.

Jan-Hendrik Olbertz ist seit 1975 verheiratet und hat drei Kinder.

Debatte um Olbertz' Dissertation und Habilitation

Neuerdings wird dem designierten Präsidenten der Humboldt-Universität „eine allzu angepasste Haltung zu Zeiten der DDR“ vorgeworfen.[2] Der als Historiker in der Forschungsabteilung der Birthler-Behörde tätige Ilko-Sascha Kowalczuk, ehemaliges Mitglied in der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, will festgestellt haben, dass sowohl die Habilitationsschrift als auch die Dissertation, die „von der ersten bis zur letzten Seite dem Marxismus-Leninismus verpflichtet sei“, „ideologische Einpeitscherparolen“ enthielten, „die einzig und allein der Stützung und Stabilisierung der SED-Herrschaft‘ gedient hätten“.[3]. Olbertz spricht von einem „peinlichem“ Text[4] und von „verbale(n) Zugeständnisse(n)“, die er habe machen müssen, um sich bestimmte Freiräume zu sichern. Der Findungskommission gegenüber, die laut ihrem Vorsitzenden Rolf Emmermann die Qualifikationsarbeiten des Kandidaten nicht gelesen hat, soll er erklärt haben, „dass er manche Passagen bestimmt nicht mehr so formulieren würde“.[5] Dagegen beharrt Kowalczuk darauf, „dass es schon in Olbertz’ Dissertation von Zitaten kommunistischer Funktionäre nur so wimmle".[6] In diesem Zusammenhang ist auch ein Forschungsaufenthalt von 1983 bis 1984 an der Staatlichen Universität Leningrad (St. Petersburg), der auf der Website des Bundesrates erwähnt, im Lebenslauf auf der Website des Kultusministeriums von Sachsen-Anhalt jedoch verschwiegen wird,[7] zu berücksichtigen. Kowalczuk jedenfalls glaubt, hier einen Beleg für „,die Verdrängungsallianz und das Schweigekartell‘ im ostdeutschen Wissenschaftsbetrieb"[8] konstatieren zu müssen. Dagegen sieht Rolf Emmermann „keinen Anlass, die Wahlentscheidung zu revidieren", da „man mit Olbertz ausführlich über seine DDR-Zeit gesprochen" habe. „Entscheidend sei für die Findungskommission gewesen, dass Olbertz weder SED-Mitglied noch bei der Stasi" gewesen sei.[9]

Der Historiker und Spezialist für DDR-Geschichte Hubertus Knabe, Mitglied im Fachbeirat der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, legt in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau vom 31. Mai 2010 der Humboldt-Universität nahe, die Personalentscheidung zu überdenken: „Jeder hat das Recht, Fehler zu machen. Entscheidend ist, ob man sich anschließend kritisch mit seinem Verhalten auseinandersetzt. Das kann ich bei Herrn Olbertz leider nicht erkennen. Im Gegenteil: Er stilisiert sich in der Öffentlichkeit als eine Art heimlicher Widerstandskämpfer, dem Freiheit und Moral immer besonders am Herzen gelegen hätten. Gleichzeitig rechtfertigt er seinen eigenen Opportunismus. Das ist kein gutes Vorbild für die mehr als 40000 Studenten, für deren Ausbildung er zuständig werden soll."Im Hinblick auf das Kriterium der charakterlichen Eignung erheben sich für Knabe erhebliche Bedenken: „Wenn man für die Erziehung Tausender junger Menschen Verantwortung übernehmen will, kommt es aber auch auf die charakterlichen Fähigkeiten an.“ Knabe betont jedoch auch die Bedeutung der wissenschaftlichen Qualifikation für das Amt, die er allerdings im Falle von Olbertz als fragwürdig ansieht: „Da Herr Olbertz mit seinem neuen Amt zugleich den Anspruch auf eine Professur erwirbt, muss er auch wissenschaftlich qualifiziert sein. Wenn man sich seine Habilitationsschrift anschaut, muss man Letzteres leider bezweifeln." Knabe gelangt daher zu dem Schluss: „Die Humboldt-Uni wäre gut beraten, ihre Entscheidung im Licht der neuen Erkenntnisse zu überdenken. Als ehemalige Vorzeige-Universität der SED muss sie besonders daran interessiert sein, zu demonstrieren, dass sie mit der DDR-Vergangenheit gebrochen hat. Ich würde den Verantwortlichen empfehlen, ihre Personalentscheidung nicht auch noch öffentlich zu verteidigen, sondern selbst die Aufklärung in die Hand zu nehmen - etwa durch die Einsetzung einer unabhängigen Kommission, die die Qualifikation von Herrn Olbertz überprüft."[10] Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Böhmer verteidigt seinen ehemaligen Kultusminister. Er sagte in einem am Montag vorab veröffentlichten Interview der Zeitschrift Super Illu unter anderem, 'dass man im Bereich der Erziehungswissenschaften zu DDR-Zeiten zumindest verbale Zugeständnisse ans SED-Regime machen musste, ist unbestritten'.[11]

Öffentliche Ämter

Nach der Landtagswahl 2002 wurde der parteilose Jan-Hendrik Olbertz am 16. Mai 2002 als Kultusminister in die von Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) geführte Landesregierung von Sachsen-Anhalt berufen.

2003 war Jan-Hendrik Olbertz Schirmherr eines Projekts der Pall-Mall-Foundation, einer Stiftung des Tabak-Konzerns British American Tobacco.[12]

Seit 2005 ist er Mitglied im Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages.

Am 20. April 2010 wurde er als einziger Kandidat vom Konzil der Humboldt-Universität zu Berlin zum Präsidenten gewählt. Er wird dieses Amt von seinem Vorgänger Christoph Markschies am 18. Oktober 2010 übernehmen.

Einzelnachweise

  1. Pressemitteilug der HU Berlin vom 20. April 2010: Jan-Hendrik Olbertz zum neuen Präsidenten der HU gewählt, abgerufen am 20. April 2010.
  2. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 26. Mai 2010, S. 4; vgl. auch Potsdamer Neueste Nachrichten: Propaganda und Pädogogik Streit um Jan-Hendrik Olbertz’ Rolle in der DDR vom 28. Mai 2010, abgerufen am 28. Mai 2010, und Berliner Zeitung: Verteidigung für den HU-Präsidenten vom 28. Mai 2010, abgerufen am 30. Mai 2010.
  3. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 26. Mai 2010. Der vollständige Text von Kowalczuk sowie ein Dossier mit weiterem Material steht online auf der Webseite der Robert-Havemann-Gesellschaft.
  4. Frankfurter Allgemeine Zeitung: Zweierlei Qualm vom 25. Mai 2010, abgerufen am 30. Mai 2010.
  5. Berliner Zeitung: „Ich wollte Freiräume gewinnen“ vom 26. Mai 2010, abgerufen am 29. Mai 2010.
  6. F.A.Z. vom 28.05.2010.
  7. Vgl. [1] und Lebenslauf beim Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt
  8. F.A.Z. vom 25. 05.2010, S. 4.
  9. Ebd. Zur Diskussion vgl. den Kommentar in Der tagesspiegel vom 25.05.2010 (Tagesspiegel vom 25.05.2010 sowie [http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wissen_und_bildung/aktuell/2701202_Historiker-ueber-neuen-HU-Praesidenten.html vom 31. 05. 2010 Interview mit Hubertus Knabe)
  10. Alle Zitate aus FR-online.de vom 31. 05. 2010; Frankfurter Rundschau: Interview: Historiker über neuen HU-Präsidenten] vom 31. Mai 2010, abgerufen am 31. Mai 2010.
  11. Deutschlandradio Kultur: Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Böhmer verteidigt Olbertz gegen Kritik vom 31. Mai 2010, angerufen am 1. Juni 2010.
  12. Eine vergessene Schirmherrschaft brachte dem Kultusminister Ärger mit Rauchgegnern ein – Nichtraucher Olbertz als Tabakwerber? Abgerufen am 7. Januar 2010.

Schriften

  • Über den Zusammenhang von Studienmoral und studentischer Selbsttätigkeit. Eine hochschulpädagogische Untersuchung. Halle 1982 (Dissertation)
  • Akademisches Ethos und Hochschulpädagogik. Eine Studie zu interdisziplinären theoretischen Grundlagen der moralischen Erziehung an der Hochschule. Halle 1989 (Habilitation)
  • als Herausgeber: Erziehungswissenschaft. Traditionen - Themen - Perspektiven. Opladen 1997

Siehe auch