„Hochsensibilität“ – Versionsunterschied

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Zwar existiert zurzeit ein reicher subjektiver Erfahrungsschatz zum Phänomen an sich, jedoch noch keine anerkannte [[Neurophysiologie|neurophysiologische Theorie]], welche die Ursache der Hochsensibilität objektiv beschreibt. Als wahrscheinlich werden erbliche und auch entwicklungspsychologische Faktoren für die Ausbildung dieser speziellen neuronalen Konstitution diskutiert. Gelegentlich werden Vergleiche mit [[Hochbegabung]] und [[Synästhesie]] gezogen. [[Elaine Aron]] nennt als Beleg die [[Zwillingsforschung]], welche unter anderem eine signifikante familiäre Häufung der Hochsensibilität erkennen lasse. Die Vorstellung, es handele sich um eine „psychische Störung“ oder „Krankheit“, wird abgelehnt.
Zwar existiert zurzeit ein reicher subjektiver Erfahrungsschatz zum Phänomen an sich, jedoch noch keine anerkannte [[Neurophysiologie|neurophysiologische Theorie]], welche die Ursache der Hochsensibilität objektiv beschreibt. Als wahrscheinlich werden erbliche und auch entwicklungspsychologische Faktoren für die Ausbildung dieser speziellen neuronalen Konstitution diskutiert. Gelegentlich werden Vergleiche mit [[Hochbegabung]] und [[Synästhesie]] gezogen. [[Elaine Aron]] nennt als Beleg die [[Zwillingsforschung]], welche unter anderem eine signifikante familiäre Häufung der Hochsensibilität erkennen lasse. Die Vorstellung, es handele sich um eine „psychische Störung“ oder „Krankheit“, wird abgelehnt.


Erklärt wird diese von Aron ''sensory processing sensitivity'' genannte höhere Empfindlichkeit mit einer besonderen [[Konstitution]] der Reize verarbeitenden neuronalen Systeme. Dabei handelt es sich nicht um eine von Aron von Grund neu entwickelte Theorie – bereits [[Jerome Kagan]], [[Alice Miller]], [[Carl Gustav Jung]] und [[Iwan Petrowitsch Pawlow]] beschäftigten sich mit der Erscheinung der erhöhten Sensitivität innerhalb der menschlichen Spezies, ohne jedoch eine ausreichend fundierte theoretische Basis zu schaffen. Einem Erklärungsansatz zufolge stufe der [[Thalamus]] bei hochsensiblen Personen (HSP) mehr Reize als „wichtig“ ein, die dann das Bewusstsein erreichten.<ref>Klages 1991, Benham 2006.</ref>
Erklärt wird diese von Aron ''sensory processing sensitivity'' genannte höhere Empfindlichkeit mit einer besonderen [[Konstitution]] der Reize verarbeitenden neuronalen Systeme. Dabei handelt es sich nicht um eine von Aron von Grund auf neu entwickelte Theorie – bereits [[Jerome Kagan]], [[Alice Miller]], [[Carl Gustav Jung]] und [[Iwan Petrowitsch Pawlow]] beschäftigten sich mit der Erscheinung der erhöhten Sensitivität innerhalb der menschlichen Spezies, ohne jedoch eine ausreichend fundierte theoretische Basis zu schaffen. Einem Erklärungsansatz zufolge stufe der [[Thalamus]] bei hochsensiblen Personen (HSP) mehr Reize als „wichtig“ ein, die dann das Bewusstsein erreichten.<ref>Klages 1991, Benham 2006.</ref>


== Allgemeine Merkmale ==
== Allgemeine Merkmale ==

Version vom 13. Juli 2018, 15:52 Uhr

Hochsensibilität (deutsche Terminologie uneinheitlich; auch: Hochsensitivität, zuweilen auch: Hypersensibilität oder Überempfindlichkeit) bezeichnet ein psychologisches und neurophysiologisches Phänomen.

Betroffene nehmen Sinnesreize viel eingehender wahr, verarbeiten diese tiefer und reagieren auch dementsprechend stärker darauf als der Bevölkerungsdurchschnitt. Bisher gibt es jedoch keine eindeutige und allgemein anerkannte neurowissenschaftliche Definition des Phänomens Hochsensibilität. Neurowissenschaftler führen diesen Umstand darauf zurück, dass die Forschung dazu (High-Sensitivity-Forschung) noch ganz am Anfang steht.

Wissenschaftliche Erklärungsansätze

Zwar existiert zurzeit ein reicher subjektiver Erfahrungsschatz zum Phänomen an sich, jedoch noch keine anerkannte neurophysiologische Theorie, welche die Ursache der Hochsensibilität objektiv beschreibt. Als wahrscheinlich werden erbliche und auch entwicklungspsychologische Faktoren für die Ausbildung dieser speziellen neuronalen Konstitution diskutiert. Gelegentlich werden Vergleiche mit Hochbegabung und Synästhesie gezogen. Elaine Aron nennt als Beleg die Zwillingsforschung, welche unter anderem eine signifikante familiäre Häufung der Hochsensibilität erkennen lasse. Die Vorstellung, es handele sich um eine „psychische Störung“ oder „Krankheit“, wird abgelehnt.

Erklärt wird diese von Aron sensory processing sensitivity genannte höhere Empfindlichkeit mit einer besonderen Konstitution der Reize verarbeitenden neuronalen Systeme. Dabei handelt es sich nicht um eine von Aron von Grund auf neu entwickelte Theorie – bereits Jerome Kagan, Alice Miller, Carl Gustav Jung und Iwan Petrowitsch Pawlow beschäftigten sich mit der Erscheinung der erhöhten Sensitivität innerhalb der menschlichen Spezies, ohne jedoch eine ausreichend fundierte theoretische Basis zu schaffen. Einem Erklärungsansatz zufolge stufe der Thalamus bei hochsensiblen Personen (HSP) mehr Reize als „wichtig“ ein, die dann das Bewusstsein erreichten.[1]

Allgemeine Merkmale

Die Bandbreite möglicher Erscheinungsformen von Hochsensibilität wird als sehr groß dargestellt: Praktisch jeder Sinneseindruck könne stärker und damit detaillierter wahrgenommen werden; häufig wird auch von höherer Intensität des Empfindens von Stimmungen der Mitmenschen berichtet.[2] Intellektuell erfahre man sich zum Teil als intensiver und gründlicher analysierend, mit einer Neigung zur Spiritualität. Die in diesem Zusammenhang auftretende und intensiv diskutierte Frage des Verhältnisses von Hochsensibilität zu Hochbegabung ist noch ungeklärt. Dennoch lassen sich objektiv viele HS-typische Eigenschaften festlegen, welche von Elaine Aron erstmals systematisch aufgeführt wurden.

  • intensives Empfinden und Erleben

Reize werden tiefer, intensiver und detaillierter wahrgenommen und gespeichert. Oft wird diese Eigenschaft mit bloßer Nervosität und Empfindlichkeit verwechselt, jedoch ist die Ähnlichkeit rein äußerlicher Natur. Überempfindlichkeit im profanen Sinne ist meist eine persönliche unverhältnismäßig starke Reaktion auf Reize, die nicht mit erhöhter Bandbreite der Wahrnehmung einhergehen muss, was bei einer hochsensitiven Person (HSP) fast immer der Fall ist.[3] Bloße Empfindlichkeit und Reizbarkeit sind also kein Kriterium für Hochsensibilität. Die folgenden Eigenschaften treten häufig bei hochsensiblen Menschen auf:

  • ausgeprägte subtile Wahrnehmung (vielschichtige Fantasie und Gedankengänge)
  • erhöhte Schmerzempfindlichkeit
  • detailreiche Wahrnehmung
  • hohe Begeisterungsfähigkeit, sehr vielseitige Interessen
  • hohe Eigenverantwortung und Wunsch nach Unabhängigkeit [4]
  • sehr ausgeprägtes Langzeitgedächtnis
  • psychosoziale Feinwahrnehmung (Befindlichkeiten, Stimmungen und Emotionen anderer Menschen werden leichter und detaillierter erkannt)
  • stärker beeinflussbar durch Stimmungen anderer Menschen
  • ausgeprägtes intuitives Denken, häufig verbunden mit der Fähigkeit zu lateralem und multiperspektivischem Denken
  • gleichzeitige Wahrnehmung vieler Details einer Situation bei hoher Verarbeitungs- und Verknüpfungstiefe kann u. U. neue Wahrnehmungsbereiche und ungewöhnliche Zusammenhänge oder Sichtweisen erschließen
  • langer emotionaler „Nachklang“ des Erlebten
  • Denken in größeren Zusammenhängen
  • ausgeprägter Altruismus, Gerechtigkeitssinn, starke Werteorientierung
  • Harmoniebedürfnis, Gewissenhaftigkeit, Verantwortungsbewusstsein
  • Intensives Erleben von Kunst und Musik
  • Neigung zu Selbstkritik und Perfektionismus
  • meist vielschichtige komplexe und stabile Persönlichkeit (Instabilitäten wie bei Borderline, bipolaren Störungen, Psychosen o. ä. sind kein Merkmal der Hochsensibilität; dennoch können solche als Folge einer psychischen Erkrankung durchaus präsent sein)[5][6]

Durch die verstärkte Reizaufnahme und ihre tiefere Verarbeitung tritt Hochsensibilität häufiger in Verbindung mit Charaktereigenschaften wie Introversion auf, oft in Verbindung mit Unsicherheiten hinsichtlich der eigenen Wahrnehmungen und Schlussfolgerungen in der Kommunikation mit anderen und intensivem Erleben zwischenmenschlicher Beziehungen. Hochsensibilität kann auch starke Reaktionen auf Medikamente, Alkohol und Koffein sowie Anfälligkeiten für Stress, Leistungsdruck und Zeitknappheit umfassen. Der häufig postulierte Zusammenhang zwischen Introversion und Hochsensibilität ist jedoch nicht eindeutig. Es gibt empirische Evidenz dafür, dass die Konzepte der sozialen Introversion, negativer Emotionalität, Gehemmtheit und Schüchternheit vom Konzept der Hochsensibilität zu trennen sind.[7] Die Korrelation dieser Konzepte ist dahingehend zu deuten, dass die Hochsensibilität bei biografisch vorbelasteten Menschen (psychische Traumata, familiäre Konflikte, schwierige Sozialisation) die Entstehung von Gehemmtheit und negativer Emotionalität begünstigt. Aron selbst weist darauf hin, dass die Unterscheidung zwischen Hochsensibilität und Introversion nur dann sinnvoll sei, wenn man Introversion immer als soziale Introversion versteht. Dieses eingeschränkte Verständnis habe sich aber durchgesetzt. Aron meint, es sei daher nicht sinnvoll, den Begriff Introversion in seiner ursprünglichen und breiteren Bedeutung zu rehabilitieren, weshalb sie stattdessen „sensitive“ (hochsensitiv) etablieren möchte.[8][9][10]

Arten von Hochsensibilität

Hochsensibilität ist kein einheitliches Merkmal, sondern kann verstärkt in unterschiedlichen Bereichen (sensorisch, emotional, kognitiv) und verschiedenen Ausprägungen auftreten. Viele hochsensible Menschen sind Mischtypen, bei denen eine erhöhte Sensibilität in mehr als einem Bereich auftritt.[6][10][11] Dabei werden oft folgende Grundtypen unterschieden:

  • Sensorisch hochsensible Menschen besitzen eine besonders feine Sinneswahrnehmung, nehmen Sinneseindrücke außerordentlich intensiv und detailliert wahr und verarbeiten diese eingehender. Sie können sich also beispielsweise durch eine besondere akustische Feinwahrnehmung (z. B. Geräusche, Stimmen, Töne, Musik), eine ausgeprägte Wahrnehmung von Gerüchen und/oder Geschmackseindrücken, eine besondere detaillierte Wahrnehmungsfähigkeit für optische Eindrücke (Licht, Farben, Formen, Muster, feine Details, Ästhetik, periphere, multifokale oder eidetische (fotografische) Wahrnehmung, Wahrnehmen und Analysieren komplexer optischer Szenerien mit vielen Informationen ähnlich einer hochauflösenden Foto- oder Filmkamera) oder einen feinen Tastsinn auszeichnen. Häufig sollen sie auch besondere Begabungen in musischen, künstlerischen, ästhetischen Bereichen besitzen, aber auch zu besonderer Empfindlichkeit gegenüber Sinneseindrücken und zu Reizüberlastung neigen.
  • Emotional hochsensible Menschen reagieren besonders auf Feinheiten im zwischenmenschlichen Bereich und verfügen über große Empathie. Sie sind mitfühlend, hilfsbereit und oft besonders gute und genaue Zuhörer mit großer zwischenmenschlicher Intuition. Nachteile sind oft, dass sie leicht Stimmungen und Probleme ihrer Mitmenschen in sich aufnehmen und mitempfinden und von der Last ihrer Wahrnehmungen überfordert werden. Zuweilen reagieren sie in Gesprächen auf die Untertöne des Gesprächspartners (nonverbale Kommunikation) stärker als auf die ausgesprochene Botschaft.
  • Kognitiv hochsensible Menschen besitzen ein starkes, intuitives ‚Gefühl‘ für Logik und für ‚Wahr oder Falsch‘. Sie denken häufig in sehr komplexen Zusammenhängen und sind auch zu lateralem und multiperspektivischem Denken fähig. Oftmals sollen sie besondere Begabungen auf wissenschaftlichem oder technischem Gebiet besitzen und zu Perfektionismus neigen, wie auch leicht Probleme bei der Vermittlung ihrer vielschichtigen Gedanken bekommen, wenn ihr komplexes Denken und die Vermittlung ihrer Schlussfolgerungen die Kommunikation im Alltag erschwert.[5][6][11]

Hochsensibilitäts-Test

Elaine Aron hat einen Hochsensibilitäts-Test ausgearbeitet, der heute in der Psychologie zur empirischen Erfassung der Hochsensibilität Verwendung findet. Spätere Forschung konnte die Validität des Konstrukts bestätigen und deutet dabei auf drei verschiedene Komponenten hin:[12]

  • Die erste ist charakterisiert durch schnelles Überfordertsein von inneren und äußeren Anforderungen.
  • Die zweite Komponente beschreibt Sensitivität gegenüber ästhetischen Reizen.
  • Die dritte Komponente drückt sich aus in einer als unangenehm empfundenen sensorischen Erregung auf äußere Reize.

Die jeweiligen Komponenten sind dabei unterschiedlich mit verschiedenen Persönlichkeitsmerkmalen assoziiert. Die ästhetische Sensitivität steht vor allem mit Offenheit für neue Erfahrung in Verbindung, während die anderen beiden mit Neurotizismus korrelieren. Ohne eine abgeschlossene neurowissenschaftliche Theorie bleiben jedoch viele methodische Unklarheiten.

Weitere Zusammenhänge

Ein Teil der sich als hochsensibel wahrnehmenden Menschen erlebt bei Kontakt mit dem Konzept ein Gefühl der starken Erleichterung (ähnlich der „Doppelenttäuschung“ nach C. G. Jung.[13]) Auch ist zu hören, „ein Stein falle vom Herzen“ („Gebirgsketteneffekt“)[14], da man erstmals nicht mehr das Empfinden habe, „von einem anderen Stern“ zu sein.[15] Als Quelle der wahrgenommenen Andersartigkeit wird maßgeblich die Unverträglichkeit der eigenen Belastungsgrenzen mit dem für Zeitgenossen typischen Lebensstil genannt.

Neuerdings wird ein Zusammenhang zwischen Hochsensibilität und der Diagnose ADHS gesehen.[16][17] Offenbar gibt es bei ADHS-Betroffenen häufig Merkmale, die auch auf hochsensible Menschen zutreffen.[18] Daraus lässt sich aber nicht schließen, dass hochsensible Menschen automatisch an ADHS leiden. So kommt es mitunter zu Fehldiagnosen. Hochsensible Menschen profitieren häufiger als Menschen mit ADHS von einer reizarmen Umgebung und leiden dann weniger unter Konzentrationsschwierigkeiten oder Aufmerksamkeitsdefiziten.[19] Der Verein Informations- und Forschungsverbund Hochsensibilität (IFHS) ist der Meinung, dass veraltete Vorstellungen die korrekte HS-Erkennung und empirische Datenerhebung erschweren, und sieht Aufklärungsbedarf.[20]

Sozialisation und Gesellschaft

Hochsensible Menschen messen oft selbst scheinbar unbedeutenden Sachen große Bedeutung bei. Der Hang zur Gewissenhaftigkeit und Detailverliebtheit, sowie die Wertschätzung der sozialen Kommunikation erfordern Zeit, Sorgfalt und eine ruhige Atmosphäre, die nicht immer gegeben ist.[9] Bei Leistungsdruck und Tätigkeiten, die schnelle Entscheidungen erfordern, sind hochsensible Menschen häufig überfordert, aufgrund der Schwierigkeit der geistigen Reduktion auf nur eine Aufgabe oder einen Wahrnehmungsbereich und durch ihre größere Behutsamkeit und Besonnenheit beim Analysieren, Abwägen und Urteilen.[21] Gemessen am Ideal der Leistungsgesellschaft ist dies mitunter ein Nachteil, auch dadurch bedingt, dass hochsensible Menschen oft typische Querdenker sind und in ihren Problemlösungsstrategien nicht den gesellschaftlichen Standards entsprechen, welche sie oft für zu grob, undifferenziert oder ungerecht halten.[5] Deshalb ist für viele Hochsensible das Finden des für sie richtigen Berufs und Arbeitsplatzes, bei dem ihre spezifischen Fähigkeiten zum Tragen kommen und geschätzt werden, aber auch ihr Wunsch nach Harmonie, Sinn und Werteorientierung in einer von Wettbewerb geprägten Gesellschaft befriedigt wird, eine besondere Herausforderung und es dauert oft lange, bis sie eine Tätigkeit finden, die ihnen entspricht, oder den Sprung in die berufliche Selbständigkeit wagen.[6][22]

Aber auch im privaten Bereich ist Hochsensibilität nicht unbedingt nur ein Vorteil. Zwar ermöglicht Hochsensibilität sehr enge zwischenmenschliche Beziehungen und mitunter größere Intimität, Harmonie und tieferes Verständnis in gelingenden Partnerschaften, andererseits stoßen hochsensible Menschen bei Nicht-Hochsensiblen leicht auf Unverständnis, wohl auch, weil sie häufig verschiedene Wahrnehmungen von und unterschiedliche Bedürfnisse in bestimmten Situationen (z. B. Aktivitäts- oder Reizverminderung oder Zeiten des Alleinseins) haben als diese.[23] Zwar gibt es Hinweise, dass insbesondere Partnerschaften zwischen zwei hochsensiblen Menschen besonders harmonisch, intim und tragfähig sind, aber auch Partnerschaften zwischen einem hochsensiblen und einem nicht-hochsensiblen Menschen können im positiven Sinne von den besonderen Qualitäten beider Partner profitieren, wenn diese Unterschiede als Bereicherung der Partnerschaft (Ergänzung, von einander lernen, miteinander wachsen) wahrgenommen und verbunden werden können.[24][25][26] Oft neigen Hochsensible dazu, dem „gedankenlosen“ oder „unsensiblen“ Verhalten anderer eine höhere Bedeutung beizumessen als Nicht-Hochsensible und daraus mitunter weitreichendere Schlüsse zu ziehen.[21][27] Dennoch korreliert Hochsensibilität durchaus mit hohem Einfühlungsvermögen (Empathie).

Literatur

  • Elaine Aron: The Highly Sensitive Person’s Workbook. Broadway Books, 1999, ISBN 978-0-7679-0337-0.
  • Elaine N. Aron, Arthur Aron, K. M. Davies: Adult Shyness: The Interaction of Temperamental Sensitivity and an Adverse Childhood Environment. In: Personality and Social Psychology Bulletin, 31, 2005, S. 181–197.
  • G. Benham: The highly sensitive person: Stress and physical symptom reports. In: Personality and Individual Differences, 40, 2006, S. 1433–1440.
  • A. Evers, J. Rasche, M. J. Schabracq: High sensory-processing sensitivity at work. In: International Journal of Stress Management, 15, 2008, S. 189–198.
  • S. G. Hofmann, S. Bitran: Sensory-processing sensitivity in social anxiety disorder: Relationship to harm avoidance and diagnostic subtypes. In: Journal of Anxiety Disorders, 21, 2007, S. 944–954.
  • E. M. Jerome, M. Liss: Relationships between sensory processing style, adult attachment, and coping. In: Personality and Individual Differences, 38, 2005, S. 1341–1352.
  • D. S. Kemler Sensitivity to Sensoriprocessing, Self-Discrepancy, and Emotional Reactivity of Collegiate Athletes. In: Perceptual and Motor Skills, 102, 2006, S. 747–759.
  • W. Klages: Der sensible Mensch. Psychologie, Psychopathologie, Therapie. Enke Ferdinand Verlag, 1991.
  • M. Liss, L. Timmel, K. Baxley, P. Killingsworth: Sensory processing sensitivity and its relation to parental bonding, anxiety, and depression. In: Personality and Individual Differences, 39, 2005, S. 1429–1439.
  • B. Meyer, M. Ajchenbrenner, D. P. Bowles: Sensory sensitivity, attachment experiences, and rejection responses among adults with borderline and avoidant features. In: Journal of Personality Disorders, 19, 2005, S. 641–658.
  • J. A. Neal, R. J. Edelmann, M. Glachan: Behavioural inhibition and symptoms of anxiety and depression: Is there a specific relationship with social phobia? In: British Journal of Clinical Psychology, 41, 2002, S. 361–374.
  • L. Rohleder: Die Berufung für Hochsensible: Die Gratwanderung zwischen Genialität und Zusammenbruch. 2015, ISBN 3-9815711-4-2.
  • K. A. Smolewska, S. B. McCabe, E. Z. Woody: A psychometric evaluation of the Highly Sensitive Person Scale: The components of sensory-processing sensitivity and their relation to the BIS/BAS and „Big Five“. In: Personality and Individual Differences, 40, 2006, S. 1269–1279.
  • J. Kagan: Galens Prophecy; Temperament in human nature. New York Basic Books, 1994.
  • Uta Reimann-Höhn: Ist unser Sohn hochsensibel? Herder Verlag, 2017.

Einzelnachweise

  1. Klages 1991, Benham 2006.
  2. Hochsensibilität – Was ist das? Informations- und Forschungsverbund Hochsensibilität e.V., Bochum., abgerufen am 30. August 2017 (dt).
  3. siehe „Thalamische Affizierbarkeit“ Klages 1991.
  4. vgl. Tissot, Sandra: Hochsensibilität und die berufliche Selbstständigkeit, dielus edition 2017, S. 91 f.
  5. a b c Parlow, Georg.: Zart besaitet : Selbstverständnis, Selbstachtung und Selbsthilfe für hochsensible Menschen. 4. neu überarbeitete Auflage. Festland-Verlag, Wien 2015, ISBN 978-3-9501765-8-2.
  6. a b c d Sylvia Harke: Hochsensibel ist mehr als zartbesaitet. Die 100 häufigsten Fragen und Antworten. 2. Aufl. (30. März 2016). Verlag Via Nova, Petersberg, Kr. Fulda, ISBN 978-3-86616-356-0.
  7. siehe Aron 1997.
  8. siehe Aron: The Clinical Implications of Jung’s Concept of Sensitiveness (Memento des Originals vom 17. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.junginstitute.org (PDF; 250 kB), 2006.
  9. a b Elaine N. Aron: Sind Sie hochsensibel? : wie Sie Ihre Empfindsamkeit erkennen, verstehen und nutzen. 9. Auflage. MVG Verlag, München 2011, ISBN 978-3-636-06246-8.
  10. a b Elaine N. Aron: Sind Sie hochsensibel? : Ein praktisches Handbuch für hochsensible Menschen. Das Arbeitsbuch. mvg Verlag, 2014, ISBN 978-3-86882-507-7.
  11. a b Grundlegendes zum besseren Verständnis hochsensitiver Menschen. „Zart besaitet“ Verein zur Förderung und Pflege der Belange hochempfindlicher Menschen, abgerufen am 29. August 2017.
  12. Kathy A. Smolewska u. a.: A psychometric evaluation of the Highly Sensitive Person Scale: The components of sensory-processing sensitivity and their relation to the BIS/BAS and Big Five. In: Personality and Individual Differences. Series B: Biological Sciences. Bd. 40, 2006, S. 1269–1279, doi:10.1016/j.paid.2005.09.022.
  13. vgl. Spiegelberg, Frederic: Die lebenden Weltreligionen, Suhrkamp 1997, S. 22 f.
  14. Jasmin Fischer: Die Seele ohne Filter. In: WAZ Online. 2. Mai 2007, zuletzt abgerufen 7. Januar 2017.
  15. Raffaela Römer: „Wie von einem anderen Stern“. Bochumer Student gründete Gesprächskreis zu Hochsensibilität. In: Rubens, 1. Februar 2006.
  16. Corinne Huber: ADHS und Hochsensibilität/Hochsensitivität (PDF; 273 kB). In: Elpost, Nr. 42, Herbst 2010, S. 26–30.
  17. Vgl. J.M. Bloemsma u. a.: Comorbid anxiety and neurocognitive dysfunctions in children with ADHD. In: Eur Child Adolesc Psychiatry, April 2013, 22. Jg., Nr. 4, PMID 23086381, S. 225–234.
  18. Helga Simchen: ADHS/ADS. Das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom ohne Hyperaktivität und seine Besonderheiten bei der Diagnostik und Therapie. ADHS Deutschland e.V., abgerufen am 20. Januar 2014.
  19. Barbara Stelzer: Hochsensible Menschen haben ihre Begabungen. In: Salzburger Nachrichten. 2. Januar 2014, abgerufen am 20. Januar 2014.
  20. Hochsensibilität – Kurzinformation für VertreterInnen von Heilberufen (Somato-Pathologie), Informations- und Forschungsverbund Hochsensibilität e.V., 27. Oktober 2013, abgerufen 11. Januar 2016. (PDF; 95 kB).
  21. a b Hana Hahne, HP f. Psychotherapie: Kriterien der Hochsensibilität nach Elaine Aron. Abgerufen am 28. August 2017.
  22. Rohleder, Luca.: Die Berufung für Hochsensible : die Gratwanderung zwischen Genialität und Zusammenbruch. 2. Auflage. Dielus ed, Leipzig 2015, ISBN 978-3-9815711-4-1.
  23. Schorr, Brigitte: Hochsensible in der Partnerschaft. 1. Auflage. SCM Hänssler, Holzgerlingen 2015, ISBN 978-3-7751-5572-4.
  24. Guido F. Gebauer, Dipl.-Psych.: Hochsensibilität: Umfrage-Ergebnis und Test. Abgerufen am 28. August 2017 (dt).
  25. Guido F. Gebauer: Hochsensibilitätstest (HSP-Test). Abgerufen am 28. August 2017 (dt).
  26. Guido F. Gebauer, Dipl.-Psych.: Hochsensible Liebe: Ringen um Verständnis und Abgrenzung – Was Betroffene sagen. Abgerufen am 28. August 2017.
  27. Elaine N. Aron (Autor): Hochsensibilität in der Liebe wie Ihre Empfindsamkeit die Partnerschaft bereichern kann. 6. Aufl., erw. Neuausg. Mvg-Verl, München 2015, ISBN 978-3-86882-557-2.